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Systematische Durchführung seiner Gedanken gegeben, hatte er nicht, wie geschehen, nur beiläufig mit Schlegel razen abgehandelt werden dürfen, sondern seine Stelle wire ter neben der veränderten Fichte'schen Lehre ihm

en, so aber dass in beiden die je verschiednen Elema bervortraten. Jetzt dagegen muss als der Hauptreprentant der Stufe zwischen Wissenschaftslehre und Iden-stem, der Mann genannt werden, welcher, eben wie Nus, durch seinen religiösen und sittlichen Ernst den Subjectivismus adelt, und in dem die beiden einander -tehenden Momente mehr sich durchdringen als in randerten Fichtianismus und bei Novalis, der dabei raze System des Wissens überschaut und seine Gliein exacter Durchführung gegeben hat, dies ist:

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"Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher wurde am Nr. 1765 als der Sohn eines reformirten Feldpredigers , und erhielt den ersten Unterricht im elterlichen ase besonders von seiner Mutter, einer gebornen Stuben. Es folgten darauf einige Jahre in der Friedrichse. wo der ziemlich unmethodische Unterricht dem Knareine innere Unruhe, keine gründliche Bildung gab. izer wurde für ihn, dass seine Eltern mit ihm nach in Oberschlesien zogen, wo er vom 12-14 Jahr den ericht eines Ernestischen Schülers genoss. Entscheidend

Leben ward, dass er im J. 1783 in die herrnhutiErziehungsanstalt nach Niesky in der Oberlausitz gebris ward, wo neben dem bessern Unterricht ihn und ainen leidenschaftlich geliebten Freund (Alberti) die zwar medische aber eifrige Lectüre griechischer Dichter, und iter des hebräischen Textes des A. T. sehr förderten. Lanen bezogen beide im J. 1785 das Seminar zu Barby, oder begannen autodidactische, philosophische und reliDie Untersuchungen, welche den Zwiespalt den Schleiermacher bereits früher gefühlt hatte, so steigerten, dass er es rie Pflicht hielt aus der Gemeinde zu treten. Er bezog

in Frühjahr 1786 die Universität Halle;,, exegetische Tazen, so sagt er selbst in einem handschriftlichen st-atz, wurden gar nicht, philosophische nur besucht um

efur eigne Reflexionen zu haben, mit Eifer dagegen de das Studium der menschlichen Meinungen in ihren eilen Zweigen betrieben, und schon einige Quellen derben genauer angesehn." Nach zweijährigem Studium beich Schleiermacher zu einem Ŏheim, der Landprein der Neumark war und trat nach einem Jahr eine

Hauslehrerstelle beim Grafen Dohna in Schlobitten án. drittehalb, im Ganzen glücklich verlebten und bildende Jahren löste sich das Verhältniss wegen divergirender päd gogischer Ansichten. Im Herbst 1793, bald nach seiner A kunft in Berlin, ward er Mitglied des königlichen Semina für gelehrte Schulen, das unter Gedike stand, und zuglei wurde ihm ein Theil der Lehrstunden auf dem Kornmesse schen Waisenhause übertragen. Hier blieb er bis ein V wandter, Prediger in Landsberg an der Warte, ihn si zum Vertreter im Amte erbat, welche Stelle er im Frühja 1794 antrat. Nur bis zum Jahre 1796 blieb er daselbst, da kam er als Prediger an die Charité in Berlin. Während dieses Amt bekleidete, erschienen die im Frühjahr 1799 | schriebenen Reden über die Religion, deren W kung ungeheuer war. Schleiermacher hatte sich währe seines Aufenthalts in Berlin enge mit Fr. Schlegel v bunden, für dessen Athenäum Einiges kritische geliefer und mit ihm eine gemeinschaftliche Uebersetzung des Pl verabredet, welche er später allein unternahm. Im J. It erschienen seine Vertrauten Briefe über die Lucin eine Rechtfertigung der Ansicht von der Liebe, wel Schlegel in seinem Roman entwickelt hatte. Wahrsche lich wegen seiner amtlichen Stellung nannte sich Schlei macher nie öffentlich als Verfasser dieser Briefe, von der übrigens einige von der Frau des Predigers Grunow geschr ben sind, mit der Schleiermacher in jener Zeit sehr befreun war. Kurz vorher wurden die Monologen 3 veröffentlic Im J. 1802 ging Schleiermacher als Hofprediger nach Stol und hier ward die Kritik der Sittenlehre geschr ben. Die durch rein persönliche Verhältnisse hervorge fenen inneren Stürme unter welchen diese Arbeit geschrieb wurde, haben vielleicht mit dazu beigetragen, dass die für die Ethik epochemachende Werk die wünschenswer Klarheit und Durchsichtigkeit nicht erhalten hat, welche aus einer gewissen Heiterkeit des Geistes hervorgeht. Da hat vielleicht das gleichzeitige Uebersetzen der Platonisc Schriften die Folge gehabt, dass auch das eben genan Werk von Gräcismen wimmelt. Der Aufenthalt in Sto dauerte nur zwei Jahr. Im Jahre 1804 ward er, nachd

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1) Berlin Reimer 1799. 1806. 1821. 1831 ferner in: Sämmtl. W Erste Abth. I. Berl. 1843. 2) Veber Garve's letzte Schriften Bd 3. 1., über Engel's Philosophen für die Welt und Fichte's Bestimmung des M schen. Alle 3 in: Sämmtl. WW. Abth. 3. Th. 1. 3) Beide Schriften den sich in den Sämmtlichen Werken Abth. 3. Th. 1. 4) Grundlinien el Kritik der bisherigen Sittenlehre Berlin 1803. 2te Aufl. 1834. Sämmtl. W Abth. 3. Th. 1. 5) Platon's Werke von F. Schleiermacher Berlin 1804.

an Ruf nach Würzburg abgelehnt hatte, Professor und versitätsprediger in Halle. Hier las er neben seinen theoChesten Vorlesungen auch über Geschichte der Griechischen Philochie und über Ethik, und es waren wie aus einem ademattenen Brouillon hervorgeht', die Grundzüge seines Sms damals schon völlig fixirt. Nach der unglücklichen tastrophe, welche die meisten Professoren von Halle ver

burb Schleiermacher noch eine Zeitlang dort, mit chaftlichen Arbeiten beschäftigt. Es erschien nicht nur iebliche Weihnachtsfeier 2, sondern auch seine Abdung über den ersten Brief an den Timotheus 3. ing darauf nach Berlin, hielt öffentliche Vorlesungen virieb seine Abhandlung über Universitäten, und aber den Heraklit. Schon im Jahr 1809 war er Prediger ader Dreifaltigkeitskirche, 1810 ordentlicher Professor und ad mit beiden Stellen einige Jahre lang die eines Raths Enterrichtsministerio. Seit 1811 Mitglied der Akademie, von 1814 bis zu seinem Tode als beständiger Secretair passophischen Classe sehr viele Abhandlungen geliefert. er diesen Arbeiten und den vielen theologischen und

hischen Vorlesungen (er las über Geschichte der wie, Dialektik, Psychologie, Ethik, Politik, Pädapek, Aesthetik) ausser seinen vielen Amtsgeschäften er als der gefeiertste Kanzelredner Berlins und Liebling gebildetsten Publicums hatte, war er fortwährend mit liteschen Arbeiten beschäftigt. Im J. 1811 erschien seine the oIngebe Encyclopädie, im J. 1822 seine Glaubens

. Gegen das Ende seines Lebens war er mit einer fete Druck bestimmten Redaction seiner Dialektik beset, von der er aber nur einige §§ vollendet hat. den ersten Tagen des Februars 1834 an einer Lungenentnining erkrankt, starb er am 12ten Februar, mit ihm die pragte-te Individualität des gelehrten Berlins. Was einer solchen machte, und was die ganze Stadt bei jen erstaunenswerthen Leichenbegängniss anerkennen liess,

Physiognomie Berlins ihren sprechendsten Zug verbabe war dies, dass sich in Schleiermacher die manisten Seiten zu einer wirklichen Einheit banden. Die - Kritik und die innigste Frömmigkeit, das gründfete Studium und die bewundernde Liebe zu seinem Ge

a. Zur Philos. V. 2) WW. Nachlass zur Theol. I. 3) Ebend. Gelegentliche Gedanken über Universitäten im deutschen Sinn Berl. 5. Herakleites der Dunkle (im Museum der Alterth. Wiss. v. Buttmi Wolf). WW. Zur Philos. II. 6) Ihr vollständiges VerzeichIniet nen WW. Zar Philos. I. Vorr. 7) Kurze Darstellung des theegorbes heat cas Berlin 1811. 8) Der christliche Glaube nach den Contacten der evangel. Kirche (2te ungearb. Aufl. 1830).

genstande schlossen sich bei ihm eben so wenig aus, als sein glühender Patriotismus ihm verbot, erkannte Uebelstände im Vaterlande zu rügen. Es war aber nur seine Subjectivität die dies Alles einigte, daher Solche die keine Individualität zu begreifen vermögen, irre an seiner Ehrlichkeit wurden, Solche denen das Subject ganz unbedeutend erscheint gegen die objectiven Interessen, seine Bedeutung nicht genug erkannten. So weit es überhaupt möglich ist, Individuen zu parallelisiren, kann Schleiermacher nicht mit Plato wie man dies gethan hat, sondern mit Sokrates verglichen werden, eine Aehnlichkeit die bei dem Missverhältniss der geistigen Grösse und der leiblichen Erscheinung beginnt, durch die Macht der Selbstbeherrschung im Genuss hindurchgeht, und in dem erhabnen Sterben endigt. Was Schleiermacher so oft ausgesprochen hat, dass er weder den Willen noch die Macht habe, eine Schule zu gründen, hat eben in dieser sokratischen Natur seinen Grund, welche es erklärlich macht, dass Aristippische und Antisthenes-Naturen von ihm gewonnen wurden und ihm ihre erste Anregung verdankten; freilich wird gerade eine solche Persönlichkeit ihren Melitus und Anytus auch nicht entgehn und auch Schleiermacher hat sie gefunden. Es ist nun zu den Lehren Schleiermacher's überzugehn, so weit sie nicht ausschliesslich theologisch sind.

1) Ausser den bereits genannten Werken Schleiermacher's, ausser den akademischen Abhandlungen desselben so wie den Predigten, müssen noch folgende als bedeutend genannt werden:

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Zwei unvorgreifliche Gutachten in Sachen des protestantischen Kirchenwesens. 1804.

Glückwünschungsschreiben an die hochwürdigen Mitglieder der zur Aufstellung
neuer liturgischer Formen ernannten Commission. Berlin 1814.
Pacificus Sincerus. Ueber das liturgische Recht evangelischer Landesfürsten.
Gött. 1824.

Unter seinem eignen Namen erschien:

Ueber die Schriften des Lukas, ein kritischer Versuch. 1817.

Ueber die Lehre von der Erwählung. 1819 (in der theolog. Zeitschr.)

Ueber den Gegensatz der Sabellianischen und Athanasianischen Vorstellung von der Trinität (ebend. 3tes Heft). 1822.

Leber seine Glaubensl. an Lücke

1829.

(Alle diese Schr. in WW. Zur Theol. II.)

Ferner seine Streitschriften:

Fr. Schleiermacher an den Geheimenrath Schmalz, Berl. 1815.

An den Oberhofprediger Ammon über seine Prüfung der Harmsischen Sätze. Berl. 1818.

Zugabe zu meinem Schreiben an Ammon. Berlin 1818.

10. Man pflegt die ersten Werke Schleiermacher's (die Reden und die Monologen) als verschiedenen Standpunkten angehörig anzusehn, namentlich aber die Briefe über die Lucinde als einen Beweis anzuführen dass ihr Verfasser seine Ansichten sehr schnell geändert habe. Diese Trennung, bei der seltsamer Weise der Umstand ignorirt wird, dass die Briefe später geschrieben sind als jene beiden Werke, ist ungehörig, und jene drei Werke gehören wesentlich zusammen. Allen dreien ist gemeinschaftlich dass sie den Besitz' der Wahrheit als einen Zustand des Subjectes schildern, sie sind darum alle drei eigentlich Monologen, die nur in den Briefen und auch dort mehr formell einem Zwiegespräch mit der Schwester, der Schüterin und der Geliebten Platz machen. In den Reden stellt der Religiöse seinen Zustand dar, oder um Schleiermacher's eignen Ausdruck zu brauchen, er stimmt die Musik seiner Religion an, in den Monologen betrachtet und beschreibt der wahrhaft Sittliche sich, die Briefe endlich sind eine SelbstDarstellung des Erotikers, dieses Wort in dem Sinne genommen, den es bei den Platonikern hat. Ein Zweites worin alle drei Werke mit einander übereinstimmen, ist dass es nur das geniale, gebildete Subject ist, welches geschildert wird. Darum der Versuch in den Reden zu zeigen dass der Gebildete die Religion nicht verachten dürfe, darum in den Monologen die herbe Klage über die Barbarei der Platten und Gemeinen und die Hoffnung dass die Bildung sich entwickeln werde, darum endlich in den Briefen die Zueignung an die Unverständigen mit ihren beschränkten bürgerlichen Ansichten über Liebe und Ehe. Der Begriff des Gebildeten wird aber von Schleiermacher ganz so gefasst wie von Fr. Schlegel, wenn man nicht am Ende sich umgekehrt ausdrücken muss. Wenn man nämlich sieht wie Vieles, was in Schleiermacher's Reden vorkommt, sogleich von Fr. Schlegel adoptirt wurde, wenn man bedenkt dass, als die Lucinde erschien, beide täglich zusammen waren, so muss darauf verzichtet werden zu trennen, was Jedem gehört. Was zuerst Fr. Schlegel in der ersten Anzeige der Reden in Uebereinstimmung mit einer eigenen Aeusserung ihres Verfassers sagt, was dann von Hegel und Andern wiederholt worden ist, dass in denselben ein religiöser Virtuos sich darstelle, dies gilt ganz eben so von den andern Werken. Im Gegensatz gegen die Stümper schildern die Monologen den Tugendvirtuosen und die Briefe verlangen Virtuosität in der Liebe, und entschuldigen oder verlangen darum consequenter Weise Alles, was zu dieser führt, z. B. Uebung. Es ist also nicht das Subject als solches, sondern das bevorzugte, geniale Subject das ge

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