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praktischer Arzt in Altenburg schrieb er einige Aufsätze in Pierer's Medicinische Annalen, dann Briefe über die Astrologie, er gab ferner Biblioteca castellana portugues à provençal und auch einen Roman heraus. Dann ging er, um Bergwissenschaften zu studiren, nach Freiberg, und veröffentlichte hier den ersten Band eines naturphilosophischen Werkes'. Die literarischen und Kunst - Schätze zogen ihn nach Dresden wo er Vorlesungen hielt, aus denen ein zweites, sehr viel gelesenes, Werk ward. Gleichzeitig erschien eine kleinere Schrift die als Ergänzung des zuerst genannten Werkes angesehn werden kann. Vom Jahre 1809 bis 16 war er Director des Real-Instituts in Nürnberg. In dieser Zeit verkehrte er u. A. viel mit Kanne, und Wagner in seinem aufgeklärten Pantheismus nennt ihn stets unter denen, die Jenen zum Pietismus gebracht hätten. Während seines Nürnberger Aufenthalts erschienen ausser der Uebersetzung von St. Martin's Geist und Wesen der Dinge und einigen Handbüchern, mehrere Schriften deren Inhalt dem der,, Ansichten" verwandt ist. Nachdem er drei Jahre in Ludwigslust als Lehrer der Kinder des Erbgrossherzogs von Meklenburg-Schwerin gewirkt hatte, kam er als Professor der Naturgeschichte nach Erlangen. Hier erschienen seine grössern naturwissenschaftlichen Werke. Er ging von da nach München, wo er als Mitglied der Akademie und Professor der Naturgeschichte noch wirkt, von Allen verehrt die mit dem liebenswürdigen Mann je in Berührung kamen. Ausser den oben genannten Schriften sind noch mehrere andre, die Naturwissenschaft und besonders die Psychologie betreffend herausgekommen. (Sein anziehendes Wanderbüchlein [1825] und seine Reisebeschreibungen durch das südliche Frankreich 1827-31 und ins Morgenland 1838-39 gehören

1) G. H. Schubert Ahndungen einer allgemeinen Geschichte des Lebens. Leipz. 1806. 20 Bdes ir Th. 1807. 2r Th. 1821.

2) Dess. Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. 1808. 4te Aufl. 1840.

Dresden

3) Dess. Ueber Grössenverhältnisse und Excentricitäten des Weltalls. Dresden 1808.

4) Dess. Handbuch der Naturgeschichte. Nürnberg 1813.
Dess. Die Symbolik des Traumes. Bamberg 1814.

Dess. Altes und Neues aus dem Gebiete der innern Seelenkunde. 1r Bd. Leipz. 1817, (Nachher noch 4 Bde bis 1844.)

5) Dess. Allgemeine Naturgeschichte. Erlangen 1826. Später amgear beitet a. d. T.

Dess. Geschichte der Natur. 3 Bde. 1835-37.

6) Dess. Die Urwelt und die Fixsterne. Dresd. 1823. 2le Aufl. 1839.
Dess. Die Geschichte der Seele. Tübingen 1830. 4te Aufl. 1847.
Dess. Ueber die Einheit im Bauplane der Erdveste. München 1835. 4°
Dess. Lehrbuch der Menschen- und Seelenkunde. München 1838. ●
Dess. Die Krankheiten und Störungen der menschlichen Seele. Stuttg. 1845

nicht hierher, so wie auch die kleinern Handbücher übergangen sind.)

19. Bei einem von Schelling Angeregten, dem zugleich Winterl der,, Plato unter den Chemikern" ist, war es begreiflich dass er den Grundsatz aufstellte, alles Leben bethatige sich nur in Gegensätzen. Man kann diesen Satz das Thema nennen, welches im ersten Theil der „,Ahndungen“ durchgeführt wird. Schubert will aber, dass der Gegensatz anders gefasst werde, als bisher. Nicht die egoistische Tendenz sich zu ergänzen führt zur Vereinigung der Entgegengesetzten, des Männlichen und Weiblichen, sondern vielmehr der Trieb schöpferisch zu seyn; da aber Schaffen = Leben, das Leben aber nur Eines, das des Alls oder Kosmos, ist, so geht jene Tendenz darauf das Ganze darzustellen und die Momente der Ausgleichung des Gegensatzes können kosmische Momente genannt werden. Eben darum sind auch die Entgegengesetzten gleicher Natur, nur verschieden entwickelt. Aur zwischen verschiedenen Entwicklungsstufen findet Gegensatz Statt, und das höher stehende Männliche begeistet and erhebt das Weibliche zu, der seinen gleicher, Schöpferthatigkeit, denn das was selbstständig, was Bild des Ganzen und hiedurch vollkommnes Organ des allmächtigen Geistes alles Lebens ist, das ist das Positive im Elektrischen, das Saare im Chemischen, das Sensible im Organischen, das Männliche als Geschlecht. In der Vereinigung wird das Weibhche dem Männlichen gleich, und beide stehen im Schaffen dem Elemente des Lebens, dem Ganzen, specieller dem Erd- zanzen, gleich. Im Gegensatz also werden die Dinge, die

Modificationen der einen Substanz sind, schöpferisch und darum ihr gleich. Die Umkehrung der Gegensätze des lebenden Organismus gibt den Tod, mit dessen Betrachtung der zweite Theil der Ahndungen beginnt, welcher die kosmischen Verhältnisse des Lebens betrachtet, während der erste den allgemeinen Grund desselben zum Object gehabt hatte. Zunächst kommt hier die Analogie der Verwesung I und Zeugung zur Sprache, jene als das Zurückfallen in die prima materia und die alles beseelende Luft, diese als das Heraussetzen aus beiden. Mit Anknüpfung an einige Experimente von Ritter wird das Gesetz aufgestellt, dass in der ganzen Natur der Basis ein Vermögen gegeben ist, bei eem gewissen Grade des Erregtseyns durch das Positive (Mannliche), auf dieses selbst positiv zu reagiren. Dieses Gesetz, welches unter andern auch den Schlaf und den Tod, diese Rückwirkungen des bisher Untergeordneten, erklärt, stein allgemeines Weltgesetz, deswegen muss es sich im Grüssten wie im Kleinsten nachweisen lassen, und Schubert wendet es nun an, wo er nachweisen will, dass die Kepler'

schen Gesetze in allem organischen Leben gültig sind. (Er gesteht dabei ausdrücklich, aus Schelling's Vorträgen dies geschöpft zu haben.) Der Umstand dass, wenn die Entfernung der Planeten nach Sonnenhalbmessern, und wenn sie nach den Durchmessern der einzelnen Planeten gemessen wird, die beiden Exponentenreihen ein bestimmtes mathematisches Verhältniss haben (wie a2 2 a3), bringt ihn dahin, ein Verhältniss zwischen Masse und Entfernung zu setzen; die letztere wird nach der bekannten Wurm-Bode'schen Formel (4, 43, 4 + 2.3, 4 + 4.3 u. s. w.) bestimmt, und die Planetenreihe dann zugleich als eine dynamische gefasst, in welcher der je folgende Planet in einem bestimmten Verhältniss zum vorhergehenden, als das ihn Begeistende steht; diese Reihe zerfällt in zwei, deren Mitte durch die Asteroiden gebildet wird. Da nach dem Gesetz der Welten auch unser Leib gebaut ist, so werden die einzelnen Planeten den Hauptorganen parallel gesetzt (die Sonne dem Gehirn, die Erde der Zunge u. s. w.), und umgekehrt die Momente des organischen Lebens Schlummer, Tod u. s. w. eben so im Universum wieder erkannt, denn ,,Alles Leben ist aus Einem". Daher auch überall die Herrschaft gewisser Zahlen und Zahlenverhältnisse. Die letztere Behauptung wurde zunächst nur an den kritischen Tagen erhärtet. Eine ausgedehntere Betrachtung desselben Gegenstandes sollte in dem folgenden Theile folgen. Dieser aber ist so viel später erschienen, dass während der Zeit Schubert von Vielem zurückgekommen seyn mochte, was er in den ersten Bänden behauptet hatte; wenigstens muss man dies aus der bestimmten Versicherung in der Vorrede schliessen, dass von den beiden ersten Theilen nie eine neue Auflage erscheinen werde. Auch der Special-Titel des dritten Bandes: Zahlen und Zeiten der Natur und Schrift weisen auf eine Richtung hin, die im Jahre 1806 noch nicht die Schubert's war. Eben darum wird passend hier zu dem Werk übergegangen, welches gleichzeitig mit jenen ersten Bänden erschien, welches die ,Nachtseite der Naturwissenschaft" darstellt, d. h. besonders die Erscheinungen betrachtet, welche Zusammenhänge mit dem Universum zeigen, deren unklare Erkenntniss füglich mit dem Dämmerungslicht verglichen werden kann, welches der von der Sonne abgewandten Planetenhälfte Gestirne und eignes Phosphoresciren verleiht. Uebrigens tadeln spätere Auflagen dieses Werks, dass in den frühern über dem Spiegel (der Natur) oft das Antlitz (Gott) vergessen sey. Die kosmischen Verhältnisse werden in der Weise erörtert wie in den ,,Ahndungen". Im Geologischen folgt er besonders Werner. Ausführlich wird der thierische Magnetismus behandelt ; viel besonnener als Eschenmayer stellt Schubert ihn mit andern

krankhaften Erscheinungen, ferner mit Erscheinungen welche den Tod begleiten zusammen, obgleich es damit nicht recht stimmen will, dass er ihn als Steigerung des Wachens bezeichnet. Die einzelnen Classen von magnetischen Erscheinungen, Rapport, Vorahndungen u. s. w. werden betrachtet immer mit der Tendenz zu zeigen, dass sie nicht isolirt stehn. So sey es eigentlich eine Vorahndung zu nennen, wenn in der Structur niedrer Thiere Rudimente von Organen vorkommen, die erst beim höhern nöthig sind u. s. w. Die religiöse Tendenz tritt bei den spätern Ausgaben viel mehr in den Vordergrund, als in der ersten. Die Beobachtung des Magnetismus verbunden mit dem von Kanne angeregten Gedanken, dass die ursprüngliche Sprache eigentliche signatura rerum gewesen, erzeugten Schubert's Symbolik des Traums, welche auf der Voraussetzung beruht, dass es gewisse Weisen gebe, in denen sich die Traumgefühle objectiviren müssen, weil es die naturgemässen Hieroglyphen der ahndenden Seele sind. Die Urwelt und die Fixsterne enthält, ausser einer geistvollen Beschreibung des Kosmos, Untersuchungen die sich an den, im Jahr vorher erschienenen, dritten Band der Ahndungen anschliessen, dessen Inhalt in dem vorhin angeführten besondern Titel angegeben ist. Besonders interessant sind hier die Untersuchungen über die Wichtigkeit, welche die Zahl 432 schon im Alterthum gehabt habe, und über die kosmische und historische Bedeutung, die ihr zukommt. Der Nachweis dass die Gesetze der Schwere und des Falles in der Lebens- und Entwicklungsgeschichte des menschlichen Leibes wiedererkannt werden können, schliesst sich an das, was im ersten Bande über die Kepler'schen Gesetze gesagt war. Den gleichen Grundgedanken, dass die Analogie das ganze Universum als aus Einem Plane hervorgegangen ansehn lasse, hat Schubert in seiner Rede über die Einheit im Bauplane der Erdveste anziehend und populär auseinander gesetzt. An seine naturwissenschaftlichen Arbeiten schliesst sich seine Psychologie, die er in seinem vielgelesenen Werke, die Geschichte der Seele, so wie in kleineren Schriften, dargestellt hat. Um diesen Zusammenhang hervortreten zu lassen, wird im ersten Abschnitt die äussere Natur abgehandelt und in den folgenden sechs der Leib, die Seele, der Geist, dann dieser Reihenfolge entsprechend die Herrschaft des Leibes, der Seele, des Geistes. Die poetische Darstellung, welche dem. geistreichen Werke eine noch grössere Zahl von Lesern zuführte, als es ohnedies gehabt hätte, hat auf der andern Seite der genauen Begriffsbestimmung Abbruch gethan. Schon was unter Seele zu verstehn ist, wird in dem ganzen Werke nicht mit bestimmten Worten gesagt, sondern nur,

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schen Gesetze in allem organischen Leben gültig sind. (Er gesteht dabei ausdrücklich, aus Schelling's Vorträgen dies geschöpft zu haben.) Der Umstand dass, wenn die Entfernung der Planeten nach Sonnenhalbmessern, und wenn sie nach den Durchmessern der einzelnen Planeten gemessen wird, die beiden Exponentenreihen ein bestimmtes mathematisches Verhältniss haben (wie a2 2 a3), bringt ihn dahin, ein Verhältniss zwischen Masse und Entfernung zu setzen; die letztere wird nach der bekannten Wurm-Bode'schen Formel (4, 43, 4+2.3, 4 + 4.3 u. s. w.) bestimmt, und die Planetenreihe dann zugleich als eine dynamische gefasst, in welcher der je folgende Planet in einem bestimmten Verhältniss zum vorhergehenden, als das ihn Begeistende steht; diese Reihe zerfällt in zwei, deren Mitte durch die Asteroiden gebildet wird., Da nach dem Gesetz der Welten auch unser Leib gebaut ist, so werden die einzelnen Planeten den Hauptorganen parallel gesetzt (die Sonne dem Gehirn, die Erde der Zunge u. s. w.), und umgekehrt die Momente des organischen Lebens Schlummer, Tod u. s. w. eben so im Universum wieder erkannt, denn Alles Leben ist aus Einem". Daher auch überall die Herrschaft gewisser Zahlen und Zahlenverhältnisse. Die letztere Behauptung wurde zunächst nur an den kritischen Tagen erhärtet. Eine ausgedehntere Betrachtung desselben Gegenstandes sollte in dem folgenden Theile folgen. Dieser aber ist so viel später erschienen, dass während der Zeit Schubert von Vielem zurückgekommen seyn mochte, was er in den ersten Bänden behauptet hatte; wenigstens muss man dies aus der bestimmten Versicherung in der Vorrede schliessen, dass von den beiden ersten Theilen nie eine neue Auflage erscheinen werde. Auch der Special - Titel des dritten Bandes: Zahlen und Zeiten der Natur und Schrift weisen auf eine Richtung hin, die im Jahre 1806 noch nicht die Schubert's war. Eben darum wird passend hier zu dem Werk übergegangen, welches gleichzeitig mit jenen ersten Bänden erschien, welches die ,,Nachtseite der Naturwissenschaft" darstellt, d. h. besonders die Erscheinungen betrachtet, welche Zusammenhänge mit dem Universum zeigen, deren unklare Erkenntniss füglich mit dem Dämmerungslicht verglichen werden kann, welches der von der Sonne abgewandten Planetenhälfte Gestirne und eignes Phosphoresciren verleiht. Uebrigens tadeln spätere Auflagen dieses Werks, dass in den frühern über dem Spiegel (der Natur) oft das Antlitz (Gott) vergessen sey. Die kosmischen Verhältnisse werden in der Weise erörtert wie in den ,,Ahndungen". Im Geologischen folgt er besonders Werner Ausführlich wird der thierische Magnetismus behandelt; viel besonnener als Eschenmayer stellt Schubert ihn mit andern

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