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Wesen in der Bilderwelt spielt, die jedes Seyn ausschliesst ' and dass daher Gott nicht in die Wissenschaftslehre fällt 2. Bis dahin reicht die WL. nicht und wenn sie Wahrheit will, sesucht sie nicht sowol dasSeyn, als das dem Seyn an nächsten legende Bild. Sie ist daher nicht Wissenschaft vom Seyn,

dern von der Erscheinung, Phänomenologie. Sie lässt daher Gert ganz bei Seite, für ihren Behuf ist das Absolute Bildwesen, nicht das Seyn sondern das Daseyn ist für sie s. Es ist leicht zu zeigen dass Fichte durch das Hineinbringen des absoluten Seyns in ein System das sich zuerst so spröde dagegen verhalten hatte, sich solchen Systemen annähert, ge

die er am Meisten polemisirt hatte. Wo er den Gegensatz der WL. gegen den Dogmatismus und seinen würdigsten Reprisentanten Spinoza entwickelt (§. 25. p. 619) hatte er der Formel bedient, dass bei diesem das Wissen (Ich) Accidens am Seyn werde. Zu dieser selben Ansicht aber ist Fichte jetzt selbst gekommen (er hat, wie Herbart pistreich sagt, eine idealistische Uebersetzung von Spica's Pantheismus gegeben), indem er ausdrücklich von der Erscheinung sagt, sie sey an dem Seyn und dabei selbst den Ausdruck Accidens Gottes nicht vermeidet 6. valliges Eingeständniss dass seine Lehre, soweit sie das beyn betrifft, mit der Spinozistischen völlig übereinstimme, ss man darin finden, dass er dem Spinoza das Zeugniss bt, derselbe habe das Seyn ganz richtig gefasst, und nur darin gefehlt, dass er Prädicate die bloss der Erscheinung zuSammen, dem Seyn beigelegt habe. Nicht nur dem Spinoza aber nahert sich Fichte's spätere Lehre an, sondern ebenso dem System in welchem wir mit ihm eine (freilich verklärte) zweite Erscheinung des Spinozismus sehn: dem Identitssystem, wobei es ganz gleichgültig ist, ob diese Verwandtschaft sich auf wirkliches Entlehnen gründet oder nicht. So herbe nämlich Fichte den Schelling'schen Begriff der Indifferenz des Subjectiven und Objectiven tadelt, weil es ein negativer durch Abstraction gewonnener Begriff sey, in welchen nachher die wichtigste Differenz eingeschwärzt werde, so ist am Ende sein eignes,, Seyn" gar nichts Anderes als eine solche negative Indifferenz. Ausdrücklich wird nämlich gesagt, dass erst in der in sich zurückgekehrten Erscheinung dem Verstande sich der Gegensatz von Subjeet und Object zeige, und dass daher aller Gegensatz nur in Verstande sich finde, woraus unmittelbar folgt, dass

1 Transse. Log. p. 207. 2) WL. 1812. p. 342. 4) Syst. der Sittenl. 1812. p. 40 ff.

3) Ebend. p. 5) Thats. des Bew. 1-13. p. 561 ff. 6) Thats. des Bew. 1813. Nachgel. WW. I. p. 540. WL 1812. p. 336. 8) Zum Identitätssysem. Nachgel: WW. II. p. 381.

Trasse. Log. p. 145.

das Absolute durch keinen Gegensatz tangirt wird. We ter sind alle Prädicate, welche dem Absoluten beigele werden nur negative. Zwar wird es das Seyn genannt, d bei aber ausdrücklich davor gewarnt es als das todte Se zu fassen 1. Will man, um dieser Warnung nachzukomm es als Bewegung, Leben, Werden fassen, so treten ga ähnliche Warnungen dem entgegen: Es soll das Seyn d Negation aller Aeusserung seyn 2, völliges In sich geschloss seyn, während alle Mannigfaltigkeit, und aller Wandel un der Form der Subject-Objectivität stehe, es soll nur desweg nothwendig seyn weil es alle Genesis ausschliesst 3 u. s. kurz, es wird das todte Seyn, es wird das Nichtseyn, es wi endlich das Werden und Leben des Absoluten negirt, dass ein bloss negativer Begriff übrig bleibt, dessen Unte schied von jener Indifferenz schwer anzugeben seyn möch So bitter darum Fichte wird, wenn er u. A. in den Red an die deutsche Nation 7. Rede p. 377., von Schelling fo dert, er solle die Zweiheit nicht durch einen Machtspru setzen, sondern aus der Einheit ableiten, so ist er sell mit solcher Ableitung nicht vorgegangen sondern behaupt sie, als das der Philosophie Unzugängliche. Mit der Ei führung dieses neuen, zur frühern Lehre nicht passend Begriffs, ist nothwendig eine formelle Veränderung d Systems verbunden. Solange die WL. gar nichts ausser de Wissen Liegendes statuirte, war sie die ganze Philosophi von dem absoluten Ich als Princip ward ausgegangen, u bei dem absoluten Ich als Idee, d. h. der höchsten sittlich Aufgabe schloss sich der Kreis. Jetzt ändert sich das. geht jetzt dem absoluten Ich das Seyn voraus, und dah wird die Philosophie nicht mehr nur (aufsteigend) in d Thatsachen des Bewusstseyns das zu Grunde liegende rei Ich nachzuweisen, oder (absteigend) aus diesem jene abz leiten haben, sondern sie wird immer wieder auf jenen ti fern Grund der Ichheit selbst hinweisen. Daher bekom bei Fichte die Wissenschaftslehre immer mehr den Chara ter nur eines Theils der Philosophie und man kann sich kau wundern wenn Fichte in seinen Reden an die deutsche N tion ausdrücklich zum Namen Philosophie zurückkehrt, die Deutschen sich den Namen der Wissenschaftslehre nic hätten aneignen wollen, eine Resignation zu der er früh nicht kommen konnte. Jetzt ist sie erklärlich, denn es wirklich später die WL. zu einer wissenschaftlichen Ei leitung in die Philosophie geworden. Zwar unterscheidet die einleitenden Vorlesungen (über die Logik, über

1) WL. 1812. p. 364. 2) Transsc. Log. p. 156. 3) WL. 18 p. 392. 331.

Thatsachen des Bewusstseyns) ausdrücklich von denen über de Wissenschaftslehre selbst, und nennt jene unwissenschaftlich, allein bei genauerer Ansicht findet man, dass sie - ur in etwas freierer Weise - alles das enthalten was in der WL. selbst abgehandelt wird. In immer neuen Wenen treten dieselben Gedanken hervor, nur dass einmal ir das Verhältniss des Seyns zum absoluten Ich, das adre Mal das des letztern zum empirischen Ich und seinen Verhaltungsweisen hervortritt. Immer aber wird bis an die Geze nicht nur des empirischen Bewusstseyns sondern des The überhaupt geführt, und jenseits desselben auf die tliche Wahrheit hingewiesen. So a parte ante. Noch ! meir aber zeigt sich diese Aenderung a parte post. Es die nothwendige Consequenz der ursprünglichen WL, jenseits der sittlichen Aufgabe nichts statuirt wurde. De Hochte war das Sollen, das Gesetz, und das System

deswegen mit der Sittenlehre, welche die von der Moralitat nicht unterschiedene Religion betrachtete. Jetzt dert sich dies. War nämlich das absolute Ich des Anfges zu einem Bilde des Absoluten geworden, so folgt selbst dass das Ich-Ich des Endes, die moralische Weltdung, auch die göttliche Dignität einbüsst, und zu einem Bilde der Gottheit wird. Ausdrücklich wird gesagt, dass

Philosophie welche nichts Höheres kenne als Sittlichkeit, icht zu Ende gekommen sey, weil die Sittenlehre, wie sie die Rechtslehre unter sich, so die Religions- oder Gotteslehre über babe. Auf jenem unvollendeten und untergeordneten dpunkt habe nun Kant gestanden, auch Fichte selbst sich in seiner frühern Rechts- und Sittenlehre auf ihn t, ohne ihn aber für den höchsten zu halten 2. [Der Zusatz ist aus einer Selbsttäuschung hervorgegangen.] Leber diesen Standpunkt soll nun hinausgehn der Standst der Religion, welcher in den Grundzügen der gegenwärtigen Zeit, besonders aber in der Anweisung zum seligen Leben geschildert wird. Im Gegenzregen den Standpunkt des blossen Moralismus wird die Region als der Zustand bezeichnet, wo an die Stelle der ersten Pflicht die Lust und der Genuss getreten ist, und der in sofern die grösste Analogie mit dem Kunstgenuss

So kräftig die Philosophie des kategorischen Imperatis auch ist, so reicht sie doch nicht aus; in der Werkte der Philosophie ist weiter gearbeitet und ein Standpakt erobert, der sich zu dem der reinen Sittlichkeit verbilt wie das Seyn zum Sollen, auf dem der Mensch durch

fal. v. 1812. p. §. 8. 25. 2) Sel. Leb. Vorl. 5. 3) Grundz. Iwers. Z. p. 57.

die Sittlichkeit hindurchgegangen nicht nach der Seligke strebt, sondern selig ist; die Religion ist kein Thun, sonder ein Seyn1 u. s. w. Man darf von der Religion nicht ein mal sagen dass sie praktisch ist. Nur in einer sehr ver dorbnen Gesellschaft kann sie Antrieb zum Handeln werde Normaler Weise ist sie nur Erkenntniss in welcher der Mensc sich selbst klar wird 2. Noch mehr aber wird der Gegen satz zwischen dem Standpunkt Kant's (und Fichte's) un dem religiösen hervorgehoben, wenn jener als ein Stoicism bezeichnet wird, der nur durch eine Inconsequenz zur A nahme eines Gottes komme, und der im Grunde nichts Höher kenne als die Apathie 3. Schon der Standpunkt der höher Sittlichkeit, der in poetischer Begeisterung das Schöne ober an stelle, wie dies durch Plato und manchmal durch Jaco geschehe, gehe über jenen nur gesetzlichen hinaus, noch vi mehr aber der wahre wissenschaftliche, welcher sich vom r ligiösen, auf dem Gott erlebt wird, nur dadurch unterscheid dass er neben dem Dass auch das Wie erfasse *. Dies stimme nun vollkommen überein mit der nicht rationalistis verflachten Lehre des Christenthums, wie dieselbe namen lich von Johannes gefasst werde. Dieser lehre, ganz w Fichte, dass im Anfange Gott war, dass der Logos d. h. d Erscheinung, der Verstand war, nicht etwa Gott ihn schu dass dieser Fleisch d. h. Ich wird u. s. w. Das gegenwä tige Zeitalter will freilich wenig davon hören, denn da die Zeitalter der Unschuld und der beginnenden Sündhaftigke hinter sich, die der angehenden und vollendeten Rechtfert gung vor sich hat, so steht es selbst in der vollendet Sundhaftigkeit, wo der Verstand, d. h. die individuel Klugheit allein gilt, und daher das wahrhaft Weltlich (die Menschheit) das Abstractum, das völlig Nichtige (d empirische Ich) als das allein Wahre erscheint. Eine solch Zeit kann natürlich nicht begreifen dass man sich selber ve gessen müsse, dass man sein Leben an die Gattung setze dass man sich vom Christenthum durchdringen lassen soll Alles dies heisst jetzt Mysticismus, während es Religi heissen sollte. Religion besteht darin dass wir die Liel Gottes in uns walten lassen, mit der Gott sich selbst liel die eben deswegen den übrigen Menschen gegenüber nic als ein sogenanntes Gut-seyn sich äussert, sondern wo de Andere jene Liebe nicht in sich walten lässt, als ein Affe der Missbilligung, indem Jeder geplagt seyn soll bis er

1) Grundz. d. gegenw. Z. p. 430 F. 245. 2) Waton WW. VII. p. 299. 3) Sel. Leben Voci. 7. 5) Ebend. Vori. 6. p. 4-1 E 7) Sol. Leb. Vort. 2. p. 425.

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fatteinkehrt. Diese unerschütterliche Liebe die Eins ist mit dem Erkennen ist die Seligkeit, unselig macht nur der Zadel. Wo, wie in Jesu, die Religion zu einem un

baren Selbstbewusstseyn geworden ist, ist er natürBranz ausgeschlossen. Wenn es gleich oberflächlich reilt wäre, wollte man weil Fichte sich ganz in Spi

Worten ausdrückt, den grossen Unterschied verkendass nach Spinoza der Mensch Modification der Subcar des Seyns, ist, nach Fichte dagegen im selbstthätigen Hingeben zu einem Accidens macht, und zwar zu einem Sardens der Erscheinung des Seyns, so ist doch andrer

eben so wenig zu leugnen, dass die eben dargestellte Monslehre unvereinbar ist mit seiner früheren. Die Reliin des Recht thuns ist verschwunden, er sagt jetzt selbst,

der Stoicismus wie er in seiner Sittenlehre entwickelt st. atheistisch sey; was er als mystischen Irrthum verworhatte, dass das Hingegebenseyn an Gott als Zustand gedacht werde und nicht als blosses Streben, das behaup

jetzt selbst, u. s. w. Man kann allerdings mit einem Pen Recht schon die frühere Fichte'sche Lehre einen thischen Pantheismus nennen, weil er das Individuum nur als Mittel des Sittengesetzes ansieht. Man wird aber dann sagen

dass jetzt, wo das Gesetz nicht mehr das Höchste ist ☐ Stelle des ethischen mehr ein mystischer Pantheismus ten sey, der das Schwelgen in der Vereinigung an die Se des Erstrebens und Erarbeitens derselben setzt. Hieit hängt es nun zusammen, dass in seiner spätern Religionsdie persönliche Unsterblichkeit viel mehr den Characgossener Seligkeit bekommt als früher. Auf dem urinlichen Standpunkt bestand das Leben des Ich nur in Leberwinden des Nicht- Ich. Eben darum durfte das Uberwindende (d. h. das Unvernünftige, Sinnliche) gar fort gedacht werden, ohne dass sich sogleich der Gedanke der Unthätigkeit d. h. der Langenweile ergab. Jetzt vid dies anders. Da das Sollen nicht mehr das Höchste ist, kann es auch nicht als das Letzte und als das Ziel gedacht erden. Vielmehr soll nur in dieser Welt die Ueberwindung des Sinnlichen die Aufgabe seyn. Die sie gelöst habe, and nur diese, gehn in die folgende Welt hinüber, die

be Welt ist hinweggefallen, und hinfort gibt es nur guten Willen. In dieser folgenden Welt wird es Line Sinnlichkeit mehr geben. Eben so wird dort der Wille insichtlich des Sittengesetzes nicht mehr frei seyn, weil er nicht von ihm lassen kann *. (Wie es bei seinen An

1) Sel Leb. Vorl. 10. p. 540 ff. 546. 2) Ebend. p. 547 ff. 1, Lend. Anbang. 4) Thatsachen des Bew. 1810. p. 676 ff.

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