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sie in der Wissenschaftslehre gegeben wird, als das Wesen liche angegeben zu finden (s. oben §. 26. p. 619) was mehr a Locke und die spätern Materialisten zu passen scheint a auf Spinoza. Dies ist erklärlich. Fichte sah ganz richti dass Spinoza indem er dem Ich alle Substanzialität abspra am weitesten von der Wissenschaftslehre abstand, er erkann ferner eben so richtig dass sie Idealismus sey, und muss also dem Spinozismus das Prädicat des dogmatische Realismus, der Locke und den Materialisten zukomm geben. Er konnte dies um so eher da (vgl. Sigcart der Sp nozismus und Erdmann Vermischte Aufsätze p. 160) wirkli bei Spinoza sich mitunter eine grössere Vorliebe für die r als für die ideae zeigt. Je mehr sich nun Fichte des di metralen Gegensatzes gegen Spinoza bewusst war, um des mehr muss er erkennen dass nur der Spinozismus eine co sequente Weltanschauung gibt, die ausser der Wissenschaft lehre, und ihr gegenüber steht. Nur zu ihr, nicht zu i consequenten Zwittern, wird er daher flüchten können, wer er einmal erfahren sollte dass die Principien der Wisse schaftslehre nicht ausreichen. Diese Erfahrungen nu wurden Fichte in der mannigfachsten Weise nahe gele während seines Berliner Lebens. Schon der persönliche Un gang mit Friedrich Schlegel und Schleiermacher musste ih der zu ihrer Zuspitzung des Subjectivismus nicht fortgegang war, hinsichtlich der Prämissen zu jenem Standpunkt irre m chen. Dazu kam dass er, wie nach seinem Tode herausg kommene Papiere beweisen, gerade in dieser Zeit sich viel m Schelling's Schriften beschäftigte, der sich rasch immer mel von Fichte entfernte. Schon zu Schelling's transscendentale Ideali-mus macht er in Randglossen die Bemerkung, de seile habe einen andern Begriff daven als er. Fichte, un esses eigentlich unmöglich dass sie sich gegenseitig „packten er behauptet ferner es könne aus der Natur das Ich nicht al geleitet werden. Doch aber äussert er schon in demselbe Jahre, 5. Oct. 1500, brieflich gegen Scheling wer habe noc

nicht dazu kommen können, sein System der intelligiM.

Welt aufrestelen. In diesem werde die Wissenschaftsdebi den vereinigenden Mittelpunkt billen zwischen zwei Turchan extpones pesetzten Theilen der Phänophie deren eine di bara, gizle als Noumen, der andere das latestechie als 1 Cur buerant:e.“ Noch berber pulomisirt Enter bergoi keter Weise gegen die soûtere Darstebung des Schell, no arken Syetemis în der Zeitschrift für speculative Physi đanh mór zrichieht ihm was bei der Pòems gereg ́er wetlane Causequenz gewöhnlich zu gescheòm pfert, er zi all nuttig immer mehr nach und nibert sich einem Skamčiaa)İ dor wenn auch nicht der Schelling seke, so dich eben so wen

Geser der ursprüngliche der Wissenschaftslehre ist. Indich aber möchte nicht ausser Acht zu lassen seyn, dass seine Liten hinsichtlich des Praktischen eine Aenderung erfuhImm, de nothwendig auf das Fundament zurückwirken muss1. as welchem er seine frühern Lehren entwickelt hatte. Et ifter darauf aufmerksam gemacht worden, dass für

Wissenschaftslehre characteristich sey der Naturhass v dem sie erfullt ist. Eine Befreundung mit der Natur, die bientais, dass das Natur-Element eine wesentliche Bemagung habe, wird - mag sie sonst ihren Ursprung haben,

sie wolle, - zu Modificationen der Grundprincipien Gire missen. Indem die traurige Lage Deutschlands in Frite das National gefühl stärker als bisher hervortreten,

Nachdenken darüber ihn finden lässt, welche Bedeutung Smalunterschiede, welche Wichtigkeit der Nationalsinn hube, muss er allmählig von einer Lehre sich entfernen, die, men sie die Natur gar nicht respectirt, sie auch hier nicht aten kann und darum consequenter Weise zu einem anti

ale Kosmopolitismus führen musste, welchen auch Fette's Jugend-Schrift über die französische Revolution inch athmet. Alle die erwähnten Umstände vereinigen , um Fichte zu einer Modification seiner Lehre zu brin. die er in seinen spätern Schriften entwickelt hat. en Cebermenschliches verlangen, wollte man im fendern dass seine veränderte Lehre dieselbe systemafee Vollendung, und prägnante Form habe wie die ur

che Wissenschaftslehre. Was allen Philosophen vor int mach ihm geschehen ist, und höchst wahrscheinlich immer

wird, erfährt auch er: Er ist nicht im Stande den Standpunkt streng wissenschaftlich durchzuführen, un tragt er seine Lehren oratorisch und mystisch vor, oder schliesst sich auch an Autoritäten an, und gibt so Gedirte anstatt Speculation. Wie Kant nur deswegen so Geleistete, weil er nicht im Stande war der Wissenwift--hre zu folgen, so Fichte so Gewaltiges, weil er te Matitatssystem nicht zu fassen vermochte. Das Unblarn aber was ein so scharfer Denker, wie Fichte, empinden musste, wenn er seine Gedanken nur bald in Endern, bald in Bibelsprüchen zu gestalten vermochte, macht Be natürlich (ganz abgesehn von allen sonstigen persönBen Gründen) bitter gegen den welcher während der Zeit betet, nicht durch mystische Anschauung sondern in engwissenschaftlichem Gange den einseitigen Idealismus Wissenschaftslehre überwunden zu haben, und der es racht, den höheren Standpunkt so präcis darzustellen wie Fichte es nur hinsichtlich der ersten Gestalt der Wissenschaftslehre vermocht hatte. Auf der andern Seite ist es er

klärlich wenn Schelling, der es sieht dass alle Modificatione die Fichte vornimmt, nur Annäherungen an seinen Stand punkt sind, Vieles als Plagiat ansieht, was dies gar nic ist. Die Vorwürfe die er Fichten in dieser Hinsich gemacht hat sind zum Theil ungerecht, man vergesse ab nicht, dass er durch die Polemik Fichte's gegen die Natur philosophie (in seinen Grundzügen der gegenwärtigen Zeit gerade so afficirt werden musste, wie Kant's bekannte E klärung gegen Fichte diesen afficirt hatte.

I. Fichte's veränderte Lehre.

4. Fichte's eigener Behauptung, seine spätern Lehre stünden im vollkommenen Einklang mit der ursprüngliche Wissenschaftslehre und wer dies nicht zugestehe, habe di letztere nicht richtig verstanden, dieser Behauptung ist öfte von Andern beigestimmt worden. So behaupten, um nu Zwei zu nennen, der jüngere Fichte und Harms diese Ein heit nur mit dem Unterschiede dass der Erstere mehr di ursprüngliche Form gegen die spätere zurücktreten lässt während umgekehrt der Letztere den Pantheismus schon i der primitiven Wissenschaftslehre findet, und daher di spätere Lehre auf die frühere zurückführt. Dass Ficht selbst zu dieser irrigen Ansicht kam, dies kann Keine befremden. Niemand bemerkt oder gesteht es leicht, das er seine Weltanschauung geändert habe, am wenigsten wen dieselbe, wie Fichte dies immer urgirt hatte, eng mit der Ge sinnung verschmolzen ist, und also mit einem solchen Geständ niss eine Gesinnungsänderung eingestanden wird. Dazu abe kam bei Fichte noch etwas Anderes. Die weitere Entwick lung seiner Lehre ist zum Theil veranlasst durch die An griffe, welche sie erfuhr. Obgleich nun die Vorwürfe wel che der Wissenschaftslehre von Solchen gemacht wurden, di über dieselbe hinausgingen (z. B. von Schelling und Hegel zum grössern Theil ganz berechtigt sind, so waren sie an drerseits mit Worten ausgesprochen mit welchen Ficht . einen andern Sinn verband als seine Gegner. So entstand das seltsame Verhältniss, dass wo Jene ihn mit Recht an griffen, er fortwährend und gleichfalls mit einem gewissen Recht behauptete es würden ihm Lehren aufgebürdet, welche die Wissenschaftslehre von jeher geleugnet habe. Was aber ihm, und was auch in der Folge seinem Sohn welcher den Vater vor den Vorwürfen der Späteren zu schützen versucht, sich verbirgt, ist dies: Während Fichte in immer neuen Wendungen sich gegen den Vorwurf einer Einseitigkeit vertheidigt, an welcher die ursprüngliche Wissenschaftslehre wirklich nicht gelitten hatte, und sich immer

bewusst ist, in diesem Punkte die alte und nicht eine andere WL zu vertheidigen, geschieht es ihm in einem ganz ander Punkte als von dem gesprochen wird, über den frühern Stalgenkt hinauszugehn. Beides muss zur richtigen Wür

seiner spätern Lehren hervorgehoben werden, sowol win diese ganz mit der früheren übereinstimmen, als wo wirklich darüber hinausgehn.

å Schelling selbst hatte es öfter hingeworfen, dann te Hegel in einer eignen Schrift es durchgeführt, dass Wissenschaftslehre ein einseitig subjectiver Idealismus Gegen diesen Vorwurf der damals und heute von vieSeiten wiederholt wird, sucht nun Fichte in seinen späSchriften, und sucht sein Sohn durch Berufung auf ben, die ursprüngliche Wissenschaftslehre zu schützen nachzuweisen dass dieselbe sich von jeher über den Satz des Subjectiven und Objectiven gestellt habe. In er Vertheidigung haben beide völlig Recht wenn man Wort Subjectiv und Objectiv so nimmt wie Fichte sie hile braucht. Nämlich dieser Gegensatz entsteht erst, wenn de ursprünglichen Ausdrücke Fichte's festhalten, auf Standpunkt „, des theilbaren Ichs" (s. §. 25. p. 617). Est das ich dem,,Etwas", d. h. ein Theil des Nicht-Ich ibersteht, und das eben darum selbst,, Etwas“ ist, Subject, wie andrerseits nur das ihm gegenüberstehende Object ist. Beides entsteht durch die productive Einbingskraft mit einander (s. §. 26. p. 629). Wenn also Beite unter dem Subject nur das endliche empirische Ich

. d. h. das Individuum, welches er gleich am Anag seiner schriftstellerischen Laufbahn auf das Bestimm(gl. ebend. p. 613) vom (absoluten) Ich unterschiehatte. so war es ganz erklärlich dass er es für ein erständniss seiner Lehre erklärte, wenn man derselben murde, sie mache das Subject zum Absoluten. Ebenso ist es erklärlich, wenn er den Versuch eine Philosophie aufstellen, welche diese Einseitigkeit durch objective Feuer des Absoluten vermeiden wollte, für einen neuen Degations erklärte. Ihm war Object nur ein vom Subject endingiges Ding. Daher seine Polemik gegen die Naturphilosophie, die sich als Objectivismus angekündigt hatte. ese beiden Aufgaben: Vertheidigung der WL. gegen den Torwurf des blossen Subjectivismus und Bestreitung jeder Pphie die derselben einen Objectivismus entgegenstellt, bechtigen Fichte mehr oder minder in allen Vorlesungen Beer seit seinem Abgange von Jena gehalten. Bei der Löng derselben stellt er sich noch ganz auf den Standpunkt arsprünglichen Wissenschaftslehre, nur dass er von der Ternegie abgeht und fast bei jeder neuen Darstellung

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eine neue anwendet. Hier muss nun zuerst seine Darste lung der Wissenschaftslehre vom Jahre 1801 erwähnt werden. Diese stellt sich zunächst die Aufga in dem Zuhörer und Leser den Anblick des absoluten Wi sens zn bewirken. Da in diesem Blick" die Wisse schaftslehre besteht so verlangt er dass man dieselbe nic etwa sich aneigne, sondern zu ihr werde 2. Dieses a solute Wissen, welches von allem relativen Wissen oder de Wissen von Etwas unterschieden ist, zugleich aber die For alles relativen Wissens bildet, dieses 3, welches im gewöh lichen Bewusstseyn nicht vorkommt, wohl aber das Bewuss seyn erst möglich macht, dieses soll gedacht werden. findet sich dabei, dass es nur zu denken ist in der For des für-sich-Seyns, welches die WL. mit dem Worte Ic heit bezeichnet; darunter ist nur zu verstehn die blosse For des sich Durchdringens, oder dass das Wissen reines Se he ist; es ist nicht als ein sehendes Ding zu fassen und wi darum oft als das reine Für bezeichnet. Dieses rei absolute Ich, dessen Construction das wahre Band zwische Subjectivem und Objectivem gibt, während das Identität system mit seiner Indifferenz das Wissen vernichtet, und Nu litätssystem ist, dieses ist das, was wegen seiner Ursprün lichkeit schlechthin Gott, oder als Zustand Gefühl, Abhär gigkeitsgefühl, genannt werden kann. Da ausser dem al soluten Wissen kein Seyn existirt, indem ja das Seyn ebens wie das ihm gegenüberstehende (relative) Wissen nur Häl ten sind, da ferner auf dem absoluten Wissen als dem G sammtwissen das individuelle Wissen und also auch d Summe von Ichen ruht, da endlich die Intelligenz als e System von Vernunftwesen existirt, deren Jedes nur dur Bewusstseyn des Andern zum Bewusstseyn seiner selb kommt, so kann man sagen dass das wirkliche Seyn nu der Concentrationspunkt aller wirklichen Individuen ist ebenso dass nicht eigentlich Ich handle sondern das Unive sum in mir. Da das Seyn nur ist die vom Wissen g setzte Negation und Grenze desselben, die nur im reine Moralismus eine positive Bedeutung bekommt, so ist es irr mit der Naturphilosophie in dem Sinnlichen das Vernünftig zu finden. Eigentlich enthält der Ausdruck Sinnen welt eine Widerspruch, da Welt ein vernünftiges System und daru eine sittliche Idee bezeichnet. Nur eine sittliche We ist gut, und anstatt von der Sinnenwelt als von der beste zu sprechen müsste man sie vielmehr die schlechteste nenner da sie nur dazu da ist, damit man sich über sie erhebe d. 1

1) Werke Bd. II. p. 1–163. 19 T. 36. 5) p. 66. 61. 68.

2) p. 9. 3) p. 13. 14.
6) p. 143. 113. 7) p. 130.

4) p. 1:

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