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comédie-héroique en 3 actes et en vers libres, Paris 1732. Deutsch wurde es zuerst 1760 nach der italienischen Version gegeben, unter dem Titel „das menschliche Leben ist ein Traum," ein Schauspiel in 5 Acten und in Versen von M. J. Fr. Scharfenstein. Die französische Bearbeitung ergab zwei Uebersetzungen: „Sigismund und Sophronia" oder Grausamkeit aus Aberglauben (ungenannt), 2),,das Horoskop von Mämminger (1818). Unmittelbar aus dem Originale geschöpft sind die von 1803-1817 nach und nach erschienenen vorzüglichen Arbeiten A. W. v. Schlegel's, v. d. Málsburg's und v. Einsiedel's, nach dessen Uebertragung das Werk 1811 in Weimar aufgeführt ist. Bekannter als diese Neudichtungen alle aber ist mit Recht die Gries'sche Uebersetzung, die das Original zugleich in herrlichen Formen giebt. Nur ist dieselbe für die Bühne trotzdem nicht sprechbar, und hat sich auf den Theatern vielmehr mit Recht West-Schreyvogel's Bearbeitung des Gries eingebürgert; hierin ist der Trochäus mit dem Jambus vertauscht und die Eintönigkeit der Assonanzen beseitigt.

Bot der geistige Nerv dieser Dichtung den Gedanken: „Die Wirklichkeit spielt so wirr mit dem Menschen, dass er sie wohl für einen Traum halten kann," so zeigt dagegen das 1840 auf der Wiener Hofburg zuerst gegebene Schauspiel Franz Grillparzer's (geb. zu Wien 1790, dort noch lebend) die Kehrseite: „Ein lebhafter Traum kann uns so erfüllen, dass wir ihn für Wirklichkeit nehmen." Das deutsche Stück führt uns unter dem Titel „Der Traum ein Leben“ die Umwandlung eines Jünglings, Rustan, der sich aus dem Hause in die Ferne sehnt, vor; Rustan träumt, was er an Gefahren, Gräueln und Sünden durch Ausführung seines Entschlusses auf sich laden würde, und giebt desshalb, erwacht, den Plan, der seiner Braut Mirza und seinem Oheim Massud schon viel Kummer verursacht hat, auf, den Sclaven Zanga, der ihn fortwährend angestachelt hatte, entlassend. Das Ganze ist farbig, sprachlich hinreissend, und dramatisch tüchtig, freilich jedoch in der ethischen Perspective von einer gewissen Engbrüstigkeit nicht frei zu sprechen. Es giebt aber der noch immer hohe Werth auch dieses Stücks, dessen herrlichste Stellen probeweise angeführt wurden, Anlass, auf F. Grillparzer's ächte, lange nicht genug anerkannte Verdienste mit Begeisterung hinzuweisen, und seinen Schöpfungen (Sappho etc.) würdige Wiedereinbürgerung auf unseren Bühnen zu wünschen.

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Herr Büchmann legte sein neues Buch: Geflügelte. Worte. Der Citatenschatz des deutschen Volkes," 66 zur Ansicht vor, gab eine kurze Uebersicht des Inhalts und zeigte an einigen Beispielen, wie schwierig oft die Ermittlung der Quelle eines in aller Munde befindlichen Citates sei.

Nach einem Ueberblick über die gegenwärtige ungarische Literatur, deren Ursprung er einmal aus den Dichtungen der Deutschen in Ungarn (Lenau, Karl Beck u. s. w.), dann aus dem ungarischen Volks

liede ableitete, las Herr Pröhle, um zu zeigen, dass es der ungarischen Poesie weder an Plastik, noch an Reichthum der Erfindung, noch an Naivetät fehle, eine Anzahl von Proben aus der von E. Greguss veranstalteten Sammlung und Uebersetzung ungarischer Lieder. Herr Märker meinte, dass weder aus dem heut Vorgetragenen, noch aus den früher mitgetheilten Gedichten Petöfy's sich ein richtiges Bild ungarischer Dichtung gewinnen lasse; vor Allem müsse der eigenthümliche Rhythmus der ungarischen Volksmelodien mit in die Betrachtung gezogen werden.

Am 23. April 1864 beging die Gesellschaft Shakspeare's dreihundertjahrige Geburtstagsfeier in dem von Sr. Majestät dem Könige für diesen Zweck bewilligten Concertsaale des Königlichen Schauspielhauses nach folgendem Programm:

SHAKSPEARE-FEIER

der Berliner Gesellschaft für das Studium der neueren Sprachen. Sonnabend, den 23. April 1864.

Freundlich unterstützt durch die Königl. Hofopernsängerin Fräulein de Ahna, den Königl. Capellmeister Herrn Taubert, den Königl. Kammersänger Herrn Mantius, und den Mantius'schen GesangVerein.

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Lied, aus Heinrich VIII., gesungen von Fräulein de Ahna, neu com

ponirt von Taubert.

Ständchen, aus Cymbeline.

Gesungen von Herrn Mantius.

Schubert.

Chor aus dem Sommernachts-Traum. Ausgeführt vom Mantius'schen Gesang-Verein.

Ouverture zum Sommernachts-Traum

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Mendelssohn.

(Die Orchestermusik ausgeführt durch die Liebig'sche Capelle.)

Am 24. April folgte ein Diner, an welchem auch Damen Antheil nahmen, im Arnim'schen Saale.

Preisausschreiben.

Die Berliner Gesellschaft für das Studium der neueren Sprachen hat bei der Feier des Shakspearefestes, am 23. April dieses Jahres, folgende Preisaufgaben gestellt:

I. Shakspeare's Einfluss auf die Fortentwicklung der eng lischen Sprache.

Es wird dabei erwartet:

1) eine Darstellung des Entwicklungszustandes der poetischen Sprache Englands in der Shakspeare unmittelbar vorangehenden Literaturperiode,

2) Der Nachweis ihrer Fortentwicklung in den Dichtungen Shakspeare's,

3) Die Darlegung des Verhältnisses, in welchem die Eigenthümlichkeit der Sprachbehandlung Shakspeare's zu der seiner Zeitgenossen steht, und

4) Der Nachweis des Shakspeare'schen Einflusses auf die poetische Sprache Englands.

II. Das Thema der zweiten Preisaufgabe lautet: Geschichte der Kritik des Shakspeare'schen Drama's bei den Deutschen und bei den romanischen Völkern.

Diese Aufgaben können in deutscher, französischer oder englischer Sprache bearbeitet werden und sind bis zum 1. Juli 1865 an den Vorsitzenden der Gesellschaft, Prof. Dr. Herrig, einzuliefern. Die Verfasser haben ihren Namen in einem mit dem Motto der Arbeit versehenen, verschlossenen Briefe beizufügen. Der Preis für die beste Bearbeitung der ersten Aufgabe beträgt Fünfhundert Thaler Gold, für die der zweiten Zweihundert Thaler Gold. Am Stiftungsfeste der Gesellschaft, 26. Oct. 1865, soll die Entscheidung des zu ernennenden RichterCollegiums öffentlich proclamirt werden.

Alle Zeitschriften, welche an Kunst und Wissenschaft ein Interesse nehmen, werden um Weiterverbreitung dieses Preisausschreibens höflichst gebeten.

Berlin, den 29. April 1864.

Der Vorstand der Gesellsch. f. d. Studium der neueren Spr.

Die provençalische Liederhandschrift Plut. XLI cod. 43 der Laurenzianischen Bibliothek in Florenz

nach der von Dr. Grüzmacher genommenen Abschrift.

fol. 1 a.

Giraut de borneil.

Losaplez ab qeu soill
Chantar el bon talan
Agra eu qauia an tan
Mas car non trob ab cui
Nom deport nim desdui
Ni non sui benanans
Hai dieus qals dans
Sen seg e qal dampnatge
Qar cort e bons usatge
Aisi nienusaie failh
Nonna greu retenailh

Mas qar a mon sein nor platz
Bens e cant e solatz
Mes iau ab sos priuatz
E qant men sui loinnatz
Irase ab los iratz.

Mas destrez mi destoilb

Per qe uau re garan
Si ia sallegraran
E ges a ioi non fui
Nils plazers non mesdui
Qami plaz ades chans
E gents magans
E corts e uasallatge
Jas per gal bon lingnatge
Paire pro son mirailh
Qoi ses esperdilailh
Non ses mera barnaz
E sil pair fo lausaz
El filh se fui maluaz
Semblan tortz e peccaz
Qaiam les beretaz.

Doncs qals dreitz los acoilh
Qel fil aia autretan
De renda el prez soan
O qals razon adui

Qe miels non taing autrui
Qautreiat fo enans
Öltra mil ans
Qonors euasallatge
Donan prez e coratge
E costa e trebailh
El fil sil mieil trasailh
Non es doncs for lignaz

fol. 1 b.

Eras cum non mostraz
Vos sauis qe iuiaz
Sal pros fol don donaz
Cum er dels des presaz.

Mas na lezer sim toilh
Per cels qi falliran
De sollaz ni decan
Per fol tengatz celui
Qe si gasta e destrui
Nis uira malenans
Per nom soi qans
Cui iois par nesiage
Qe riccors ni parage
Er greo qi non oailh
Pois allegra soau failh
E nos cange uiaz
Doncs qeus uarra rictaz
Si ia non us allegraz
Qem peri e regnaz
E ses ioi paubretaz.

fol. 2 a.

Mas las dreitz cors qeu uoilh

E desir e reblan

Ma trait dira e dafan

E si ioi mi condui

Nol sabran mais dui
Los entreseing nil mans
Qe tors es granz
E sobreran follatge
Qant per neisci mesatge
Villan e da uol tailh
Escampa del guinsailh
Nis fug bonamistaz
Mas cum sui ben gardaz
Qe non sia en col paz
Quoi non es uiu ni naz
Qe anc en fos priuaz.

Els es pleitz si macoilh
Zo qe il qerrai çan
Tan remaing al seu coman
Qa gent placers redui
Qant uos port nim desdui
Las dreitz corts benestans
Nil bel semblans

Nilamoros uisatge

Qauinens es logatge

fol. 2 b.

Qant dels cor ab los oils sailh

Per qeu qi qes barailh

Ni sa pella forsaz
Miteing aben menaz
Qant los trob acordaz
Louisatge e la faz
Els dics ben enseinnaz.

Giraut de Bornell.

Ben mera bels chantars
E plaziam deportz

Mas per us uiu rics mortz
Dont mellor uist (?) afans
Non mou flors ni uer ians
Ni canz noueus
Tant non fo beus
Logens temps nil pascors
Qem fazia socors
A solaz qera mais
Migreial pena el fais

Qant uei los filz ioues doig e sennaz
El pair del sen dels fils estar iraz.

Esi non fos tant cars
Ben uolgra esser estors
Qentrels menuz el forts
Cai bon prez e bobans
Per qun cuch far ennans
Car seinnier ni capdieus
Fai tant qe leus
Qe ço qe les honors
Oblit nisuir aillors
E nos gara uerais

Qa donc se met sauuais

fol. 3 a.

Qant preng cap teing dont no amena paiz

Enom capte cels qaura am paraiz.

Uer es qe mainz afars
Saueus de so cors
Qar si uailh ni mesforz
Eu sui fols a rocans
Qar es proessa dans
E uergongnan manz leus
E uista treus

E paubrera es follors
Al sen dels ancessors

Qant auondaua iais

Non ual un ou en nais

Era qi ri ni uol auer sollatz

Noilh es grazit anç es fols apellaz.

Mas me fali cuiars

Qi mera uns graz con forts
Qentre gandas e tors
Qe sors us de senans
Enon daria us ans

Co qem toilh us iors breus
E mos a peus

Qar es a fort seingnors
Non fa mas deshonors
Qar seu clam ni mirais

E um toilh mon dreit el bais
E serez fols si ia raçom cumtaz
Lai on sabrez qa tort serez iuiaz.
fol. 3 b.

Anc pois ses dui amars
Ni poc caber en tors
Non fo lauers conors
Pois se mes en balans
Lem post el ben estans
Lomaniar sia sieus
Qanc bos morseus
Non fo faigs pois amors
Egued loserf alors
Ni per auer sa fais
Ben conuen sia iais

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