Geschichte der socialen Bewegung in Frankreich: von 1789 bis auf unsere Tage, Volume 3

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O. Wigand, 1850 - Communism
 

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Page 114 - Die Freiheit ist erst eine wirkliche in dem, der die Bedingungen derselben, die materiellen und geistigen Güter als die Voraussetzungen der Selbstbestimmung, besitzt. Diese Bedingungen sind im allgemeinen in der besitzenden Klasse vorhanden. In der industriellen Gesellschaft sind sie erfüllt in den Besitzern des Kapitals und angestrebt in den nach dem Kapitale ringenden Unternehmern. Die Erfüllung der Idee der Freiheit besteht in der freien Selbstbestimmung der Gemeinschaft; und die besitzende...
Page 219 - Gestalt ist bereits angedeutet in dem Losungsworte der sozialen Demokratie. Noch ist der Inhalt dieser Idee unklar. Wenn sie nicht aus ihrer Unklarheit heraustritt, wird sie verschwinden. Wenn sie aus derselben heraustreten will, muß sie zur Lehre von der Gesellschaft werden. Dann wird ihr die Zukunft gehören.
Page 9 - Von allen Instituten des germanischen Staatslebens ist das Königtum das älteste und allgemeinste, und dennoch zugleich dasjenige, welches sich allein in allem Wandel erhalten hat. Wir haben neue Reiche entstehen, alte untergehen, andere ihre Verfassungen ändern, noch andere mit starrer Zähigkeit an ältester Macht vergeblich festhalten sehen; wir sehen, wie die gewaltigsten Revolutionen die Völker durchwühlten und wie sie wiederum andererseits unter langer, fast tödlicher Ruhe schmachteten.
Page 14 - Ordnung eine Ordnung der Unfreiheit. Herrscht sie allein, so ist die Unfreiheit des Volkes absolut und allgemein. Die Gesellschaft kann und wird daher nie aus sich selber heraus die Freiheit erzeugen; sie ist stets die Herrschaft der einen Klasse über die andere. Darum gibt es neben und zum Teil über der Gesellschaft eine zweite Form der menschlichen Gemeinschaft, deren Prinzip die Freiheit ist. Diese Form ist der Staat. Das Wesen des Staats beruht auf dem Satze, daß das höchste Maß der persönlichen...
Page 49 - Alles Königtum wird fortan entweder ein leerer Schatten, oder eine Despotie werden, oder untergehen in Republik, wenn es nicht den hohen sittlichen Mut hat, ein Königtum der sozialen Reform zu werden.
Page 46 - ... Schutzherrn und Helfer wendet. Da auf der andern Seite das Königtum, in seiner Stellung als Vertreter des Staats, erst in der Erhebung der bisher unterworfenen, armen und mittellosen Klasse die Entwicklung der Staatsidee in ihrem ganzen Umfange erkennt, so ist es gleichfalls natürlich, daß das Königtum, der besitzenden Klasse ihre eigene Ausbildung überlassend, Arbeit und Kraft seiner hohen Stellung wesentlich der Wohlfahrt dieser Klassen zuwendet, die in sich selber nicht die Mittel haben,...
Page 219 - Klasse in dem Maße mehr gleichgültig gegen die Form der Verfassung sein, in welchem die Interessen derselben mehr gefördert werden. Es sind bei dieser Verwaltung Königtum, Diktatur, Aristokratie und Demokratie gleichmäßig möglich, und zwar darum, weil der erworbene Besitz die Unfreiheit doch am Ende unmöglich macht, und weil damit die Förderung des Erwerbs zur Förderung der Freiheit wird. Wenn daher endlich das, was man die Demokratie nennt, die Verfassung zur Hauptsache macht, so ist sie...
Page 47 - Königtum eben selbsttätig, gegen den Willen und die natürliche Tendenz der herrschenden Klasse, für die Hebung der niederen, bisher gesellschaftlich und staatlich unterworfenen Klasse auftreten, und die ihm anvertraute höchste Staatsgewalt in diesem Sinne gebrauchen soll. Keine höhere und göttlichere Mission auf Erden gibt es, keine freilich, die schwerer zu vollziehen ist, aber auch keine, die des inneren Segens und der äußeren Vorteile reicher und gewisser wäre.
Page 48 - ... wahrhaft göttlichen Bestimmung in seinem Volke entspricht, eine doppelte Krone tragen! Aber auch die höhere Klasse wird es dem Königtum Dank wissen, daß es ohne Sonderinteresse der Staatsgewalt, die beständig in die Hände der Sonderinteressen zu fallen droht, jene volkstümliche Richtung gibt. Denn nicht nur hebt es dadurch den Streit unter den verschiedenen Abteilungen der höheren Klasse über den Besitz der Staatsgewalt auf, sondern es wird ihm alsdann sogar leicht werden, in gegebener...
Page 14 - Dieser Besitz erzeugt die Abhängigkeit der Nichtbesitzenden von Besitzenden; die Verwaltung des Besitzes ordnet diese Abhängigkeit, der Erwerb durch den Besitz befestigt sie. Das Interesse des Besitzes geht deshalb in allen Formen der Gesellschaft dahin, diese organisch gegliederte Abhängigkeit zu sichern, und zwar zunächst gegen ihren inneren Feind, die nichtbesitzende Klasse, die nach dem Besitze strebt. Diese Sicherung gibt nur die Staatsgewalt.

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