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William Drummond, der erste schottis sche Dichter, der sich durch Verse in reinem Engs lisch berühmt gemacht hat, verdient einen der ersten Pläße unter den lyrischen Dichtern vom zweiten Range. Am Höfe Jakob's I. stand er in Unsehen 1). Seine Sonette und Madrigale sind vielleicht die vor züglichsten aus diesem Zeitraume 8).

Ferner gehören hierher mehrere Lieder und lyris sche Kleinigkeiten von Josuah Sylvestre, Geors ge Wither, Thomas Randolph, und vielen Andern, deren Nahmen man in den Sammlungen findet. George Wither, der im Jahre 1667 starb, machte

Having a thousand tongues t'allure him,
And but one to bid him go.
When lips invite,

And eyes delight,

And checks as fresh as rofe in June,

Perfuade delay

What boots to fay,

Ferego me now, come to me foon?

f) Siehe die Works of Drummond in Anderson's Sammlung, Vol. IV.

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Hier ist eine Sonett von Drummond,

I know that all beneath the moon decays,'
And what by mortals in this world is brought
In Time's great periods fhall return to nought,
That faireft ftates have fatal nights and days.
I know that all the mufes heavenly lays,
With toil of fp'rit, which are fo dearly bought,
As idle founds, of few, or none are fought,
That there is nothing lighter than vain praise.
I know frail beauty like the purple flower,
To which one morn oft birth and death affords,
That love a jarring is of minds accords,
Where fenfe and will bring under Reason's power:
Know what I lift, all this cannot me move,
But that, alas! I both must write and love,

machte zur Abwechselung auch noch rhomboidale Verse, das ist, solche, die einen Rhombus oder eine` Doppelte Pyramide bilden ").

Aber es ist Zeit, bei den Dichtern von uns tergeordnetem Geist und Verdienste nicht länger zu verweilen. Von merkwürdigeren Männern, deren poetische Werke den Uebergang von dieser Periode der englischen Poesie zu der fol genden am deutlichsten beurkunden, muß vor- dem Beschlusse dieses Capitels ausführlichere Nachricht gegeben werden.

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h) Wer diese Art von altmodischen Raritäten noch nicht kennt, mag sich an der folgenden Doppelpyramide aus eis nem Liede von Wither ergdßen.

I die!

For, oh! I feel

Death's horrors drawing nigh,

And all this frame of nature reel. My hopeless heart, despairing of `relief, Sinks underneath the heavy weight of faddeft grief, Which hath fo ruthleís torn, so rac'd, fo torturk'd every vein. All comfort comes too late to have it ever cur'd again. My fwimming head begins to dance death's giddy round, Afhuddering chilnefs doth each fenfe confound, Benumb'd is my cold fweaty brow,

A dimnefs fhuts my eye,

And now, oh now

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Baller.

Edmund Waller, der eleganteste der englis schen Dichter vor den lehten Decennien des siebs zehnten Jahrhunderts, war im Jahre 1605 zu Cols: bill in Hertfordshire geboren. Seine größte Cele britår fällt aber erst in die Zeiten des bürgerlichen Krieges und der Regierung Carl's 11. Er erbte noch in der Wiege von seinem Vater ein jährliches Ein• kommen von drei tausend fünf hundert Pfund Sters ling, eine Summe, die damals ungefähr so viel werth war, als zehn tausend Pfund in unsern Zeis ten. Im Besitze dieses Reichthums, gelangte er schon in seinem achtzehnten Lebensjahre zu einer Stelle im Parlemente. Um Hofe Jatob's I. lernte er, sich zum Weltmanne bilden. Von dieser Zeit an bis zu dem hohen Alter, das er erreichte, ers scheint er auch immer als ein abgeschliffener Welt: maun, der sich mit schlauer Gewandtheit in alle Umstände fügte, durch seine Talente Aufsehen ers regte, aber sich nie auf eine Art betrug, die ihm moralische Achtung hätte erwerben können. In seis nem achtzehnten Jahre empfahl er sich auch schon dem Hofe und einem Theile des Publicums durch ein Gelegenheitsgedicht auf die Rettung des Prins zen Carl, der bei St. Ander in Gefahr gewesen war, sein Leben in einem Schiffbruche zu verlieren. Man bewunderte schon bei dieser ersten öffentlichen Probe, die Waller von seinen poetischen Talenten gab, die ungemeine Politur feiner Diction und die Weichs heit und Harmonie seiner Verse. Nach der Uebers setzung des Tasso von Fairfax soll er seine Versis fication gebildet haben. Auf dieses Gelegenheits: gedicht ließ er bald andere folgen. Seine Galans

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terie gegen die Damen wußte er mit der Sorge für die Vergrößerung seines schon so ansehnlichen Vermegens und zugleich mit seiner Poesie in Ver bindung zu bringen. In anmuthigen Gedichtchen schmeichelte er dem reichen Fräulein, das unter dem, eben nicht poetischen, Nahmen Sacharissa oder die Zuckersüße durch Waller bekannt geworden ist. · Als dieses Fräulein seine Heirathsanträge zurück wies, wußte er sich bald durch eine andre Verbindung schadlos zu halten. Nach einigen Nachrichten hat er zu seiner Zerstreuung auch eine Seereise nach Westindien gemacht. Bis zu dem Ausbruche des bürgerlichen Krieges zeigte er sich als ein warmer Anhänger des Hofes. Als sich das Glück auf die Seite der Rebellen wandte, nahm er mit so vies lem Anstande, als möglich, ihre Partei wenigstens. in so fern, daß er im Parlemente gegen die Bischöfe forach, die den Puritanern ein ergerniß waren. Bei dem Könige selbst soll er um die Erlaubniß nachgesucht haben, sich von den Geschäften zurück zu ziehen, als die Rebellen schon von der Aufhebung der königlichen Würde sprachen. Bald darauf wurs de er von dem rebellischen Parlemente gebraucht, mit dem Könige zu unterhandeln. Sein zweideus tiges Betragen verwickelte ihn in eine Verschwds rung, die ihm beinahe den Kopf gekoster håtte, deren Geschichte aber nicht hierher gehört. Wals ler verdankte seine Rettung größten Theils der Aus: funft, die er den Puritanern über seine Mitvers schworenen gab, deren zwei vor ihren eigenen Thús ren aufgehängt wurden. Man erlaubte ihm, sich zurück zu ziehen. Er floh mit seiner Familie nach Frankreich, und lebte einige Zeit mit großem Aufs wande zu Paris. Nachdem er aber seine lehten B62

Jus

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Juweelen verkauft hatte, ging er, um sein Vers mögen zu retten, nach England zurück, schmeis chelte sich leicht bei Cromwel ein, mit dem er vers wandt war, und huldigte dem Usurpator vor der ganzen Welt durch das lange Lobgedicht, in wel chem er ihn verherrlicht hat. Mit derselben Ger wandtheit wußte er nach der Restauration den Ros yalisten zu spielen. Er verfaßte nun auch ein Lobs gedicht auf den zurückgekehrten König Carl II. Im Parlemente glänzte er wieder durch seine und treffende Beredsamkeit. So bewegte er sich mit kumer gleicher Geschicklichkeit unter Staatsangeles genheiten, Hofintriguen, und litterarischen Studien fort bis zu seinem Tode im Jahre 1687, dem zwei und achtzigsten seines Alters ).

Wäre die Lebensgeschichte dieses Dichters nicht bekannt, so dürfte man aus seinen Versen schließen, daß er entweder sich in Frankreich gebildet; oder in einer späteren Periode der englischen Litteratur ges lebt habe. Denn Waller muß in der Geschichte der ́englischen Poesie nicht wegen seines Genies hervors gehoben und über viele andere Dichter gestellt wer: Den, sondern wegen der Feinheit seines Ges schmacks. Dieser Vorzug seiner Poesie ist um so merkwürdiger, weil er sich schon in den ersten Ges legenheitsgedichten zeigt, durch welche Waller zu einer Zeit bekannt wurde, als noch Ben Jonson, Beaumont und Fletcher, und andere Dichter, die sich keinesweges durch classische Eleganz empfehlen,

am

i) Waller's Leben ist am besten erzählt von Johnson in den allgemein bekannten Biographical Prefaces, Vol. I.

Auf die ansehnliche Ausgabe der Works of Waller von Fenton, Lond. 1774. in Quart, soll noch eine von Stockdale gefolgt seyn, die ich nicht kenne.

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