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Dr. V. Krafft, Dr. W. Schultz, Dr. O. Weininger je ein Exemplar der folgenden Ausgaben vor sich hatten und an allen Stellen, wo irgend eine, wenn auch noch so geringfügige Abweichung je einer Ausgabe von der anderen bemerkt wurde, dies feststellten, was dann der weiteren Verarbeitung zu Grunde gelegt wurde. Es waren die folgenden Ausgaben:

I. Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft von Imma-
nuel Kant. Riga, bei Johann Friedrich Hartknoch. 1786. A1.
II. Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft von Imma-
nuel Kant. Zweite Auflage. Riga, bei Johann Friedrich Hart-
knoch. 1787. A2.

III. Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft von Immanuel Kant. Dritte Auflage. Leipzig, bei Johann Friedrich

Hartknoch. 1800. A3.

IV. Kants sämtliche Werke, herausg. von Rosenkranz und Schubert. 1838-39. Bd. V, S. 303-436. R.

V. Kants sämtliche Werke, herausg. von Hartenstein. 1867-68.
Bd. IV, S. 355-462. Ha.

VI. Kants sämtliche Werke, herausg. von H. v. Kirchmann. Bd. VII, 1,
S. 171-306. K.

VII. Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft von Immanuel Kant. Neu herausgegeben mit einem Nachwort „Studien zur gegenwärtigen Philosophie der Mechanik" von Dr. Alois Höfler. Hö.

Hierzu kommen die a. a. O. (IV, 637) erwähnten, aber nicht als authentisch in Betracht zu ziehenden Nachdruck e.

Durch diese Vergleichung der Ausgaben unter einander stellte sich die sehr beträchtliche Zahl von 166 gegenseitigen Abweichungen heraus.

Mit dem Plane der Berliner Ausgabe war es aber nicht verträglich, jede dieser Abweichungen in ihr Lesartenverzeichnis aufzunehmen. Denn wo z. B. bei Ha ein offenbarer Druckfehler oder ab und zu auch eine sachliche Verschlechterung des in A vorliegenden Kanttextes unverkennbar war, hatte es für die neue, monumentale Ausgabe keinen Zweck, einen solchen Fehler Anderer auch nur durch die Erwähnung ebenfalls zu monumentalisieren. Wohl aber mag es für die Besitzer aller übrigen Ausgaben nicht ganz unwillkommen sein, auf Mängel des Druckes und der Formulierung, die sich bei jener Vergleichung herausgestellt haben, die sie aber nicht durch eine Vergleichung mit der Berliner Kantausgabe richtig stellen können, durch die folgende Nachlese aufmerksam gemacht zu werden. Natürlich war die Grenze zwischen Wesentlichem und Unwesentlichem weder nach jenem Grundsatze der Berliner Ausgabe, noch auch ist sie zu ziehen nach dem, was der einzelne Leser noch für halbwegs wesentlich halten mag. Es kann daher freilich die folgende Nachlese auch dem auf alle Fälle Unwesentlichen nicht aus dem Wege gehen.

49110

46724 ein] ihr R. || 46720 oder der] der fehlt bei Ha. K. || 4712 in] die R. 4737 metaphysische und fehlt bei Ha. || 4745 Beit.] Ha. fügt hinzu (1785). | 47610 das] daß Ha. || 47826 wohl fehlt bei K. | 48133 also fehlt bei Ha. 48421 Betrachtung] Betracht Ha. | 48528 vor so] so fehlt bei Ha. || 48725 nicht fehlt bei K. 48932 zugleich] allein K. 49029 jede A. R. welches das ist, was ist, was verlangt wurde Ha. || 4928, 9 einem und fehlt bei Ha. 49214 beiderseits Richtungen) beiderseits die Richtungen Ha. K. || 49317 als] alio Ha. || 49619 Beweglichen] A3, beweglichen A1,2. | 50123 hin fehlt bei Ha. 5053 das Zurücktreiben R. || 50519 dennoch] noch Ha. 50527 Behauptung R. 5065 fragen] sich R. Ha. K. || 50824, 25 in umgekehrtem] im umgetehrten A3. R. Ha. || 51525 abstrahiert Ha. | 5178 Grad] Grund Ha. || 51823 innerliche R. || 52126 existieren R. 52134 einander fehlt bei Ha. 5226 wirklich so gar Ha. || 52236 müsse A. R. || 5265 sie sich] sich fehlt bei Ha. || 5269 ihrer] der R. | 52924 feien] R, seyn A, find Ha. 5314,5 vollkommenen] vollkommen Ha. 53330 die] diese Ha. 53438 bestreiten Hö, sonst streiten. ||

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53828 vielen R. | 5422 Menge der] der fehlt bei R. || 54280, 81 einfache R. || 54426 Hylozoismus Ha. || 54636 Räume fehlt bei Ha. || 5472 seien] sind R. || 54917 derselben] der Ha. K. || 54924 selber] selbst R. || 55024 Materie A. R. 55235 so] welcher R. || 5555 Bewegungen Ha. || 55925 bloß in] im Ha. | 56039 Bestimmung] Bestimmungen Ha. || 56220 also fehlt bei Ha. || 5633 Antagonismus Ha. 56320 worin dem] worin in dem Ha. || 56334 er] es Ha. || 5645 innerhalb den] der R. || 5649 erfüllt haben würde Ha. || 56411 ebendenselben Gründen] ebendenselben Grunde A1,2, ebendemselben Grunde R. Ha. || 56414 erhält] enthält R. || 56422 tönne A3. R. Ha.

II. Über Ostwalds „Betrachtungen zu Kants M. A. d. N.“

Nicht im Zusammenhange mit den vorstehenden Einzelnheiten steht die folgende Bemerkung, zu der der Umstand Anlass giebt, dass in dem ersten Hefte der Annalen der Naturphilosophie (Nov. 1901) W. Ostwald einen ersten Artikel zu Kants Metaphysischen Anfangsgründen der Naturwissenschaft veröffentlicht hat, dem die versprochenen Fortsetzungen bisher noch nicht gefolgt sind. Wenngleich nämlich eine Verständigung zwischen Kant und Ostwald wohl so zu sagen a priori ausgeschlossen ist, da Ostwald ein A priori schlechthin und in keinem Sinne gelten lässt, so mag es doch mit zu den Aufgaben dieser Kantstudien gehören, an einzelnen Proben, oder, wenn nötig durchgehends, zu überprüfen, ob denn wohl durch die vernichtenden Angriffe Ostwalds auf die naturphilosophische Hauptschrift Kants auch wirklich Kantische Gedanken getroffen werden. Ein solches scheint z. B. zweifelhaft, wenn Ostwald aus dem, was sogleich im ersten Absatz von Kants M. A. d. N. über den Unterschied von Körperlehre und Seelenlehre gesagt wird, eine Reminiszenz an Decartes' substantia extensa und substantia cogitans herausliest; wogegen doch auch eine Philosophie, die völlig unabhängig von Decartes und völlig unabhängig von jedem Gedanken an Substanzen überhaupt nur an dem phänomenalen Dualismus des Physischen und Psychischen festhält, es Kant immerhin zu Dank wissen könnte, dass auch er in seiner Weise sogleich für jene deskriptive Zweiteilung der Naturerscheinungen in solche einer physischen Natur und einer psychischen Natur Zeugnis abgelegt hat.

Gegenwärtig (Nov. 1905) liegt der vierte Jahrgang der Annalen der Naturphilosophie vor (Schlussheft vom August 1905), und noch immer ist die im 1. Heft des I. Jahrganges durch den Subtitel „I. Die Vorrede in Aussicht gestellte Fortsetzung jenes Aufsatzes nicht erschienen. Wird sie erscheinen? Wann wird sie erscheinen? Sollen jene Kraftstellen des ersten Artikels [z. B. „Auf Kants Hauptfrage: Wie sind synthetische Urteile a priori möglich? antworten wir: Urteile a priori sind überhaupt nicht möglich und alles Wissen stammt aus der Erfahrung"] seitens dieser Kantstudien nur deshalb unwidersprochen und unwiderlegt bleiben, weil man uns ins Unabsehbare mit den Fortsetzungen warten und dadurch den Prozess einfach verjähren lässt? Ich versuche, an das wissenschaftliche Pflichtgefühl Ostwalds neuerdings zu appellieren, indem ich ihn hinweise auf die Abhandlungen „Zur Didaktik und Philosophie der Naturwissenschaften", wo im 2. Heft „Zur gegenwärtigen Naturphilosophie“ (S. 47—50) von meiner Seite und wo soeben im Heft 6 „Über die Erfahrungsgrundlagen unseres Wissens (§ 1. Apriorisches und empirisches Wissen)" von Seiten Meinongs an dem Beispiel der Verschiedenheit zweier Farben1) und ähn

1) In meiner Abhandlung „Zur gegenwärtigen Naturphilosophie" (Berlin, Springer 1904, S. 48) habe ich gegen Ostwald behauptet, „dass, wenn ich z. B. Blau und Grün aus der Erfahrung" kennen gelernt habe, ich keine neue Erfahrung brauche und auch in keinerlei vernünftigem Sinne brauchen kann, um zu erkennen, dass Blau von Grün verschieden ist". Einzugestehen, dass dies richtig ist oder irgendwie zu beweisen, dass dies unrichtig sei, würde ja Ostwald nur ein Wort- oder aber auch freilich seine ganze philosophische Position in dieser Sache kosten.

lichen Handgreiflichkeiten zum so und so vielten Male dargethan worden ist, in welchem primitiven Sinne es ein apriorisches Erkennen unleugbar giebt. Sollte es denn garnicht, durch keinerlei vernünftiges Zureden, möglich sein, Ostwald für eine wissenschaftliche Erörterung gleichen Stiles, wie sie innerhalb jeder anderen Wissenschaft die natürliche Form des Verkehres und Fortschrittes ist, zu gewinnen? Wollen die Naturphilosophen von heute dem übeln Beispiel der Systemphilosophen von einst auch darin folgen, dass eben jeder nur Naturphilosoph auf eigene Faust zu sein das Bedürfnis hat? . . .

Wenn einige Naturforscher und Naturlehrer von heute philosophieren wie die neugeborenen Kinder, so können füglich das doch nur sie selbst mit einer Neugeburt der Philosophie selber verwechseln.1) Die junge Philosophie muss aber vor allem, gleichviel ob sie sich mit Recht naturwissenschaftlich nennt oder nicht, wenn sie nur überhaupt wissenschaftlich sein will, ihren eigenen Behauptungen halbwegs treu bleiben. So harte Anklagen die es an Härte aber noch immer nicht denen gleichthun, mit der einige Naturwissenschaftler die gesamte Arbeit und Existenzberechtigung aller ihnen vorangegangenen Philosophie auf Null reduzieren zu können glauben - können (und müssen daher) belegt werden durch einige Sätze aus der vorliegenden Zeitschrift selbst. In dem Aufsatz von H. Kleinpeter „Kant und die naturwissenschaftliche Erkenntniskritik der Gegenwart" (KSt. VIII) lesen wir z. B. Kraftstellen wie die folgende: „Die Logik steht nicht am Ende, sondern am Beginn ihrer Entwickelung“ (S. 261). Aber schon eine Seite später (Anmerkung) lesen wir z. B. den Satz: „Aus der Feststellung eines Sachverhaltes, mag derselbe auch auf empirischem Wege erfolgt sein, folgt immer mit Notwendigkeit die Undenkbarkeit seines kontradiktorischen Gegenteiles". Die richtige Hälfte3) dieses Satzes ist aber doch nicht erst der Logik der Zukunft, sondern jener hausbackenen, ältesten zu verdanken, die Kant meint, wenn er sagt, die Logik habe seit Aristoteles keinen Schritt nach vorwärts thun können, aber auch keinen nach rückwärts thun müssen. Doch nicht weil etwa die alte Logik heute eine Vertheidigung ernstlich not hätte, hebe ich jenen auch von Kleinpeter anerkannten Schulsatz hervor, sondern um an ihm die Strenge der Beweisführung zu messen, mit der auch Kleinpeter gleich Ostwald gegen das von Kant hochgehaltene Ideal wissenschaftlicher Strenge zu Felde zieht. S. 313 wird die Unhaltbarkeit der Kantischen Position" daraus bewiesen, dass nach Kant „nur das Anspruch auf den Namen einer Wissenschaft erheben könne, was allgemein und notwendig gültig sei. Die moderne Wissenschaft hat nun den Nachweis erbracht, dass ein solches Wissen auf dem weiten Gebiete der Naturwissenschaften nirgends zu finden sei". An dieser Stelle also wird das Notwendig geleugnet, d. h. Kleinpeter hat hier schon vergessen, dass er an der früheren Stelle selbst mit Notwendigkeiten operiert hatte. Nun, diese beiden Stellen sind immerin 51 Seiten von einander entfernt. Aber sogar in der Anmerkung zu S. 313 selbst, und zwar nur 5 Zeilen nachdem alle Allgemeinheit geleugnet war, lesen wir: „Diese Konsta

"

1) Der Physiker Chwolson sagt in dem während des Druckes erschienenen Schriftchen,,Hegel, Häckel, Kossuth und das zwölfte Gebot" [dieses lautet S. 13: „Du sollst nie über etwas urteilen, was du nicht verstehst"], dass die seit etwa 15 Jahren sich vollziehende Annäherung zwischen Philosophie und Naturwissenschaft bisher nur zu einer Vertiefung des alten Antegorismus, zu,,Erbitterung, Empörung" geführt habe. Leider nur zu wahr! [Eine Anzeige des Schriftchens gebe ich demnächst in den Beiblättern zu den Annalen der Physik.]

2) Die unrichtige Hälfte besteht in der mitbehaupteten These "Was existiert, von dem ist das Gegenteil unmöglich." Übersieht Herr K. absichtlich den Unterschied zwischen bloss erfahrbaren Existenzen und als notwendig, bezw. unmöglich einzusehenden Relationen? Oder will er Hegels „Alles Wirkliche ist vernünftig" wieder zu Ehren bringen?

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tierung ist als unabänderliche Thatsache und nicht etwa als blosse Ansichtssache anzusehen, die je nach dem Standpunkte des betrachtenden Philosophen bejaht oder geleugnet werden könnte." Kann man nachdrücklicher eine Allgemeinheit behaupten und dass es nicht eine Allgemeinheit ad personam, sondern eine solche ad rem oder in re sei? Und doch lesen wir wieder eine Seite später: „Die Behauptung von der Existenz_,allgemeiner und notwendiger Wahrheiten bot ja auch früher dem Zweifel Raum; allgemein für wen?, notwendig für wen? Im absoluten Sinne hatten diese Worte ja schon früher keine Bedeutung, immer musste doch mindestens hinzugefügt werden: für den Denker." S. 315 aber lesen wir: „Die Gewissheit der unmittelbaren Erfahrung ist allerdings auf den Augenblick und das Individuum beschränkt, sie muss sorgfältig von Zuthaten subjektiver Natur geschieden werden Wie soll man mit derart oszillierenden Begriffsbestimmungen und Behauptungen noch wissenschaftlich verhandeln? Es ist so gewiss unmöglich, als man auf einem sturmgepeitschten Schiffe nur seekrank werden, nicht aber physikalische Beobachtungen machen kann, zu denen ein aus dem Fundament gemauerter Beobachtungspfeiler nötig ist.

Mögen also die Verkündiger einer neuen Logik und Erkenntnistheorie das zeitweilige Schweigen der Fachmänner weder als Zeichen der Schwäche deuten, noch als Mangel an gutem Willen zu wissenschaftlicher Verständigung in den altbewährten Formen wissenschaftlichen Verkehres, die sich ja hoffentlich auch nicht so von Grund aus ändern werden, wie Ostwald (Naturphilosophie S. 309) dies sogar unseren bewährtesten Denkformen in Aussicht stellt. Im Namen der noch nicht veränderten Formen und Vorbedingungen rein wissenschaftlicher Diskussion fordern wir endlich die Fortsetzung der Angriffe Ostwalds auf Kant, die wir nun schon vier Jahre lang bloss erwartet hatten.

Sollte aber, wie dies einem der Herausgeber dieser KSt. (nach brieflichen Äusserungen) als eine willkommene Möglichkeit vorschwebt, Ostwalds langes Schweigen als ein Zeichen inzwischen eingetretener Erkenntnis zu deuten sein, dass sein Artikel „I. Zur Vorrede" in der Polemik gegen die „Metaphysischen Anfangsgründe der Naturwissenschaft" zu weit gegangen sei, so bedürfte es umsomehr nur eines Wortes, das dies öffentlich ausspricht, und die Bahn wäre wieder frei für die Fortsetzung der Diskussion, ob und was für „Unmetaphysische Anfangsgründe" wohl noch genauer die eigentliche Absicht Kants darstellten. Meinerseits glaube ich z. B., dass es ohnedies viel weniger auf „metaphysische" als auf die gegenstandstheoretischen" Grundlagen (d. h. Grundannahmen) der mathematischen Naturwissenschaft abgesehen war. Aber wozu solche positive Fortbildungen unserer Philosophie der Physik noch an Kant anknüpfen, wenn dieser wirklich so tot ist, wie Ostwald ihn vor nun schon vier Jahren gesagt hat?!

Der II. Band der Akademie-Ausgabe.

Von E. v. Aster.

Der I. Band der Kantausgabe hatte geschlossen mit den „Neuen Anmerkungen zur Erläuterung der Theorie der Winde", der Schrift, mit der Kant die Ankündigung seiner Vorlesungen für das Sommersemester 1756 verband. Der II. Band enthält die übrigen vorkritischen Schriften, von 1757 bis 1770.

Für die Kantforschung bringen die Anmerkungen des vorliegenden Bandes, um dies gleich vorauszunehmen, ein nicht unwichtiges Resultat: die, man darf wohl sagen endgiltige Feststellung der Reihenfolge der kleinen Schriften Kants aus den Jahren 62 bis 64. Wir verdanken dieses durch sorgfältige Durchsicht des Briefwechsels und der in Betracht kommenden sonstigen Angaben gewonnene Ergebnis den Bemühungen P. Menzers.

Es handelt sich um die Schriften: „Über die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren" (auf dem Titelblatt ist 1762 als Erscheinungsjahr angegeben), „Der einzig mögliche Beweisgrund zu einer Demonstration des Daseins Gottes" (1763), „Versuch, den Begriff der negativen Grössen in die Weltweisheit einzuführen" (1763) und die auf die Preisfrage der Berliner Akademie der Wissenschaften für das Jahr 1763 eingereichte Arbeit „Untersuchung über die Deutlichkeit der Grundsätze der natürlichen Theologie und der Moral" (64). Über die Frage, in welcher Reihenfolge wir uns die Entstehung der Schriften zu denken haben, war bekanntlich seinerzeit zwischen Kuno Fischer (Geschichte der neueren Philosophie Bd. 3), Cohen (die systematischen Begriffe in Kants verkritischen Schriften 1873), Paulsen (Versuch einer Entwickelungsgeschichte der Kantischen Erkenntnistheorie 1875) und Benno Erdmann (Reflexionen zur Kritik der reinen Vernunft 1884), von denen jeder mit Rücksicht auf den Inhalt der Schriften eine andere Reihenfolge konstruierte, eine Kontroverse entstanden. Nach Menzer müssen wir das Erscheinen der „falschen Spitzfindigkeit“ zu Beginn des Wintersemesters 62 63 ansetzen (nicht, wie B. Erdmann angenommen hatte, schon zu Ende 61 oder Anfang 62). Dann folgt der einzig mögliche Beweisgrund, der in der zweiten Hälfte des Dezember 62 erschienen und daher den beiden andern, wie schon Paulsen im Gegensatz zu Fischer und Cohen angenommen hatte, voranzustellen ist. Die Preisschrift (die Cohen an die Spitze des Ganzen stellen wollte) ist zuletzt abgefasst und zwar, wie aus brieflichen und Äusserungen Kants in der Schrift selbst hervorgeht, in ziemlicher Eile ausgearbeitet, um sie noch vor Ablauf des gestellten Termins der Akademie einreichen zu können. Dies geschah Ende Dezember 63. Von der Anordnung in der Tieftrunkschen Sammlung der kleinen Schriften Kants, die auch von den bisherigen Gesamtausgaben befolgt wurde, unterscheidet sich die nunmehr festgestellte Reihenfolge durch die Voranstellung des Beweisgrundes vor den Versuch über die negativen Grössen.

Im Gegensatz zu der bisherigen Anordnung sind ausserdem die „Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen“ vor die

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