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Berichtigungen

zu der Recension von A. Höfler S. 126-129.

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20 v. u.

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Seite 126 Zeile 12 v. o. statt eine lies meine

verständlichem - verständlichen

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unangenehmer

starker

27 v. u. nach dem Wort „Psychologischen“

sind die Worte einzuschieben: (und zwar diesmal wirklich unnötigen, also „Psychologistischen")

Chamberlains,,Kant".

Von Bruno Bauch.

Der „Wunsch, einen Mann von der Bedeutung Kants nicht einer Gelehrtenkaste zum Alleinbesitze zu überlassen, sondern ihn allen Gebildeten zu einem kostbarsten Eigentum zu machen“ (3) ist so könnten wir vielleicht mit mehr Glück des Autors Methode, aus der Persönlichkeit ihr Werk zu begreifen, auf jenen selbst anwenden, als er es seinem überragenden Gegenstande gegenüber gethan

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bestimmend und normierend für das neue Buch1) über Kant gewesen. „Kant muss Gemeingut aller Gebildeten werden" (6). — Das ist das Zeichen, unter dem das ganze Werk steht. Was aber heisst dem Autor „gebildet", wie unterscheidet er den „Gebildeten" von dem Gelehrten"? Er, der so gerne sein „Laientum", seinen „Dilettantismus“ mit viel Gelehrsamkeit ausspielt, giebt darauf leider keine Antwort. Begriffe zergliedern, auflösen, trennen und scheiden liebt er nicht. Liebmanns treffliches Wort: „Richtigkeit des Denkens besteht gutenteils in der Schärfe des Unterscheidens" wäre ihm, hätte er es je vernommen, absurd erschienen. Er ist, wie wir noch sehen werden, nicht nur kein Freund, sondern sogar ein Verächter der Logik. Und doch ist er sich der Schwierigkeit seiner Aufgabe bewusst. Ehe er Kant der Gelehrtenkaste" entreissen und zum „Gemeingut aller Gebildeten" machen will, hat er gleich eingangs die Frage aufgeworfen: „Kann kritische Erkenntnistheorie gemeinverständlich dargestellt werden?" eigene Antwort heisst: „Ich glaube es nicht" (3).

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Und die

Es wird also niemand dem Verfasser des neuen Kant-Buches den Vorwurf machen können, dass er sich der Grösse seines Vorhabens nicht bewusst gewesen sei. Nur wird, wer mit der Logik

1) Immanuel Kant. Seine Persönlichkeit als Einführung in sein Werk von Houston Stewart Chamberlain. München, F. Bruckmanns Verlag 1905. -- Das Buch ist vorzüglich ausgestattet und enthält eine sehr gute Reproduktion des Döblerschen Kant-Bildes.

Kantstudien XI.

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auf etwas freundlicherem Fusse als der Autor steht, hier gleich im Anfang Verlangen tragen, zu wissen: wie etwas, das nicht gemein verständlich dargestellt werden kann, trotzdem Gemeingut aller Gebildeten werden kann und, um jetzt nicht in einen Widerspruch zu geraten, zu erfahren, welche Begriffe denn hier den Worten „gebildet“ und „gemeinverständlich" entsprechen, oder endlich zu hören, ob denn „kritische Erkenntnistheorie" am Ende gar nicht zu dem „Kant" gehöre, der „Gemeingut aller Gebildeten werden" soll. Explizite werden diese Fragen nicht entschieden, und der Leser wird in Aporieen gelassen, mancher mag vielleicht auch sagen, der Autor sei in sie verfallen.

Und so bleibt für den bescheiden Fragenden kein anderer Weg, als zuzusehen, wie nun nun praktisch und implizite das schwierige Werk in Angriff genommen wird, wie das Buch es leisten will, Kant zum Gemeingut aller Gebildeten zu machen, und was für ein „Kant" das sei, ob die kritische Erkenntnistheorie", des Philosophen Monumentalschöpfung, zu diesem „Kant“ gehöre.

Der praktisch und implizite eingeschlagene Weg, auf dem das Buch leisten soll, was es zu leisten verspricht, ist der: der Mensch, die Persönlichkeit Kant soll zum Ausgangs- und Mittelpunkt der Darstellung gemacht werden, um daraus das Werk zu verstehen. Nur so soll man das Ganze überblicken können. Es versteht sich von selbst, dass Chamberlain hier eine Einschränkung macht. Bei allem Tendieren nach dem Ganzen" (5) ist aber unter dem Ganzen" die „intellektuelle Persönlichkeit“ (7) Kants zu verstehen, und man darf Chamberlain nicht die Absurdität zutrauen, dass er aus dem „Menschlichen, Allzumenschlichen" Kants dessen übermenschliches Werk begreifen wollte. Allein trotz dieser klugen Beschränkung führt der Weg ins Irrationale.

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Gewiss! Kenne ich relativ eine Persönlichkeit und kenne ich relativ ihr Werk, so kann ich wohl verstehen, wie gerade ein solcher Mensch dazu erforderlich war, ein solches Werk zu schaffen. Ich habe die Correlation zwischen beiden und ihre gegenseitige Ergänzung. Für mein Verständnis ist die Persönlichkeit dann aber nur die condicio sine qua non dem opus gegenüber. So habe ich selbst einmal Kants Persönlichkeit behandelt. Und es gehört bekanntlich bei Kuno Fischer, dem grossen Historiker der Philosophie, mit zu den Glanzleistungen seiner künstlerischen Darstellung, den springenden Punkt für diese Correlation aufzudecken.

Etwas ganz anderes aber ist es, aus der Geistesart eines Menschen sein Werk zu begreifen und dieses aus jener als der condicio per quam construktiv zu fassen. Das eigentümliche Schicksal eines derartigen Beginnens wäre: erstens die Totalerkenntnis der intellektuellen Persönlichkeit zu postulieren; ein Postulat, das sich nie erfüllen liesse; und zweitens selbst wenn das Postulat erfüllt werden könnte, damit dem Gehalte des Werkes doch vollkommen ratlos gegenüberzustehen. Denn es kann uns erstens keine noch so tiefdringende psychologische Analyse das Ganze einer intellektuellen Persönlichkeit überhaupt, geschweige denn die eines Genies wie Kant darlegen. Das Genie ist, wie Schiller im Anschluss an Kant erklärt, immer sich selbst ein Geheimnis" geschweige denn jedem anderen, der nur den „,reinen Äther seiner dämonischen Natur ahnen" kann. Und zweitens selbst wenn wir, was unmöglich ist, restlos bis in die letzten Tiefen der genialen Denkerseele eindringen könnten, wenn alle ihre Gedanken vor uns offen lägen und keine kleinste und geheimste Falte sich unserem forschenden Blicke entzöge was wäre da für ihr Werk von uns gewonnen? Nichts! Wir würden erraten, ja vollkommen erkennen eben alle ihre Gedanken, die sie sich über Welt und Leben und alle Dinge macht; über den Gehalt, d. h. den Wahrheitswert dieser Gedanken und damit über den Wahrheitsgehalt des Werkes, in dem diese Gedanken leben, wäre uns nicht der mindeste Aufschluss vergönnt.

Der Weg, den der Autor einschlägt, ist also von vornherein ein Irrweg. Er führt in einen Chamberlain selbst wenig sympathischen bodenlosen Subjektivismus und begiebt sich jedes objektiven Kriteriums. Wenn Chamberlain nicht von der Logik so gering dächte, wäre es zu verwundern, wie er den Abgrund des Sinnwidrigen, dem seine ganze Untersuchung entgegeneilt, und der sich so offen vor dieser ausdehnt, habe übersehen können. Es kommt ihm gar kein Zweifel, dass er selbst zu einem objektiven, weil wertvollen Ziele gelange, wenn er vom Subjekt, dem individuellen Subjekt ausgehe, und es fragt sich für ihn zunächst nur, wie er das Subjekt am besten zu fassen bekomme. Persönlichkeiten, so meint er, sollen einzig und allein durch den Vergleich mit anderen geschildert werden können, als ob der Vergleich nicht schon die Objektiviertheit des zu Vergleichenden voraussetze, als ob dann durch die Kenntnis dessen, was die Individuen nicht sind, schon die Einsicht in das gewonnen wäre, was sie sind;

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