Wüstenkönig ist der Löwe; will er sein Gebiet durchfliegen, Abends, wenn die hellen Feuer glüh'n im Hottentottenkrale, Nicht mehr glänzen, wenn der Kaffer einsam schweift durch die Karroo, Sieh', dann schreitet majestätisch durch die Wüste die Giraffe. Plöglich regt es sich im Rohre; mit Gebrüll auf ihren Nacken Als das bunte Fell des Renners, den der Tiere Fürst bestiegen? In die Muskeln des Genickes schlägt er gierig seine Zähne; Mit dem dumpfen Schrei des Schmerzes springt es auf und flieht gepeinigt; Sieh', die mondbestrahlte Fläche schlägt es mit den leichten Füßen! Ihrem Zuge folgt der Geier; krächzend schwirrt er durch die Lüfte; Zagend auf lebend'gem Throne seh'n sie den Gebieter sizen, Taumelnd an der Wüste Saume stürzt sie hin und röchelt leise. Tot, bedeckt mit Staub und Schaume, wird das Roß des Reiters Speise. Ueber Madagaskar, fern im Osten, sieht man Frühlicht glänzen; So durchsprengt der Tiere König nächtlich seines Reiches Grenzen. ,,Wär' ich im Bann von Mekkas Thoren." 1836. Wär' ich im Bann von Mekkas Thoren, Wär' ich auf Yemens glüh'ndem Sand, Wär' ich am Sinai geboren, Dann führt' ein Schwert wohl diese Hand. Dann zög' ich wohl mit flücht'gen Pferden Dann abends wohl vor meinem Stamme, Dann wohl an meinen Lippen hinge Nomaden sind ja meine Hörer, Die all'zeit auf den Rossen hängen, Die nachts, als nimmermüde Späher, Die oft ein Murmeln noch vernehmen Die durch den Riß oft des Gesteines O Land der Zelte, der Geschosse! O Volk der Wüste, kühn und schlicht! Beduin, du selbst auf deinem Rosse Bist ein phantastisches Gedicht! Ich irr' auf mitternächt'ger Küste; Gesicht des Reisenden. *) Mitten in der Wüste war es, wo wir nachts am Boden ruhten; In der Ferne lag das Mondlicht auf der Nilgebirge Jochen; Schlaflos lag ich; statt des Pfühles diente mir mein leichter Sattel, Tiefe Stille, nur zweilen knistert das gefunk'ne Feuer; Da auf einmal bebt die Erde; auf den Mondschein folgen trüber Dämm'rung Schatten; Wüstentiere jagen aufgeschreckt vorüber. Schnaubend bäumen sich die Pferde; unser Führer greift zur Fahne; Sie entsinkt ihm, und er murmelt: Herr, die Geisterkarawane! Ja, sie kommt! vor den Kamelen schweben die gespenst'schen Treiber, Mehr noch! nimmt der Zug kein Ende? sausend sprengen sie nach Mekka. Weh', auch die zerstreuten Knochen werden wieder zu Kamelen, Und der braune Sand, der wirbelnd sich erhebt in dunkeln Massen, Denn dies ist die Nacht, wo alle, die das Sandmeer schon verschlungen, Deren sturmverwehte Asche heut' vielleicht an unsern Zungen Klebte, deren mürbe Schädel uns'rer Rosse Huf zertreten, Sich erheben und sich scharen, in der heil'gen Stadt zu beten. Immer mehr! - noch sind die lezten nicht an uns vorbeigezogen, Haltet aus, die Rosse schlagen! jeder Mann zu seinem Pferde! Harret, bis im Morgenwinde eure Turbanfedern flattern! *) Gude II, 298. Leimbach I, 220. Aus deutschen Lesebüchern III, 526. Der Mohrenfürst. *) Sein Heer durchwogte das Palmenthal, Er wand um die Locken den Purpurshawl, Er hing um die Schultern die Löwenhaut, Kriegerisch klirrte der Becken Laut. Wie Termiten wogte der wilde Schwarm. Den goldumreiften, den schwarzen Arm Schlang er um die Geliebte fest: „Schmücke dich, Mädchen, zum Siegesfest! Sieh', glänzende Perlen bring' ich dir dar! Sie flicht durch dein krauses, schwarzes Haar! Wo Persias Meerflut Korallen umzischt, Da haben sie triefende Taucher gefischt. Sieh', Federn vom Strauße! laß sie dich schmücken, Weiß auf dein Antlig, das dunkle, nicken! Schmücke das Zelt, bereite das Mahl! Fülle, bekränze den Siegespokal!" Aus dem schimmernden weißen Zelte hervor Tritt der schlachtgerüstete fürstliche Mohr; So tritt aus schimmernder Wolken Thor Der Mond, der verfinsterte, dunkle, hervor. Da grüßt ihn jubelnd der Seinen Ruf, Da grüßt ihn stampfend der Rosse Huf. Ihm rollt der Neger treues Blut Und des Nigers rätselhafte Flut. „So führ' uns zum Siege, so führ' uns zur Schlacht!" Sie stritten vom Morgen bis tief in die Nacht. Des Elefanten gehöhlter Zahn**) Feuerte schmetternd die Kämpfer an. Es fleucht der Leu, es flieh'n die Schlangen Vor dem Rasseln der Trommel, mit Schädeln behangen, Auf der Messe, da zieht es, da stürmt es hinan Zum Circus, zum glatten, geebneten Plan. Es schmettern Trompeten, das Becken klingt, Dumpft wirbelt die Trommel, Bajazzo springt. Herbei, herbei! - das tobt und drängt; Die Reiter fliegen, die Bahn durchsprengt Der Türkenrapp' und der Brittenfuchs; Die Weiber zeigen den üppigen Wuchs. *) Leimbach I, 228. **) Die Trompete der Neger. 1. 2. Hoch weht die Fahne, verkündend Tod: Das Gelb der Wüste färbt sich rot. So tobt der Kampf im Palmenthal. Sie aber bereitet daheim das Mahl; Sie füllt den Becher mit Palmensaft, Umwindet mit Blumen der Zeltstäbe Schaft. Mit Perlen, die Persias Flut gebar, Durchflicht sie das krause, schwarze Haar, Schmückt dieStirne mit wallenden Federn und Den Hals und die Arme mit Muscheln bunt. Sie seht sich vor des Geliebten Zelt; Sie lauscht, wie ferne das Kriegshorn gellt. Der Mittag brennt und die Sonne sticht: Die Kränze welken, sie achtet's nicht. Die Sonne sinkt, und der Abend siegt; Der Nachttau rauscht und derGlühwurmfliegt. Aus dem lauen Strom blickt das Krokodil, Als ob es der Kühle genießen will. Es regt sich der Leu und brüllt nach Raub, Elefantenrudel durchrauschen das Laub. Die Giraffe sucht des Lagers Ruh', Augen und Blumen schließen sich zu. Ihr Busen schwillt vor Angst empor. Da naht ein flüchtiger blutender Mohr: „Verloren die Hoffnung, verloren die Schlacht! Dein Buhle gefangen, gen Westen gebracht! An's Meer, den blanken Menschen ver kauft!" Da stürzt sie zur Erde, das Haar zerrauft, Die Perlen zerdrückt sie mit zitternder Hand, Birgt die glühende Wange im glühenden Sand. Und an der Reitbahn verschleiertem Steht ernst ein grausgelockter Mohr, Er sieht nicht der Reiter zierlichen Schwung, Spring' an, mein Wüstenroß aus Alexandria! Destlichen Ländern sich in Fürstensätteln wiegt; Wo donnert durch den Sand ein solcher Huf? wo fliegt Wie es geschrieben steht, so ist dein Wiehern: Ha! Der Wind; dein Auge blizt und deine Flanke schäumt: Und mit Franzosenwiß geschulet! Der trabt bedächtig durch die Bahn am Leitzaum nur, Für diesen feinen saubern Alten. Er weiß, daß eitler Mut ihm weder ziemt noch frommt; *) Leimbach I, 205. |