Er stieg zu hohen Ehren, Feldmarschall ward er gar, Es mocht' ihn wenig kehren, Daß einst er Schneider war; Nur, fand er einen Spötter, Verstund er keinen Spaß, Und brummte: „Für Hundsfötter Sigt hier mein Ellenmaß!“
Krank lag in seinem Schlosse Der greise Feldmarschall, Rein's seiner Lieblingsrosse Kam wiehernd aus dem Stall;
Er sprach: Als alter Schneider Weiß ich seit langer Zeit, Man wechselt seine Kleider, Auch hab' ich des nicht leid."
„Es fehlt der alten Hülle In Breite schon und Läng'; Der Geist tritt in die Fülle, Der Leib wird ihm zu eng; Gesegnet sei dein Wille, Herr Gott in letter Not!" Er sprachs' und wurde stille, Der alte Held war tot.
Dem Feind die Stirne bieten
Thät er die Hundert Mal'; Sie haben's all' erfahren,
Wie er die Pelze wusch Mit seinen Leibhusaren, Der Zieten aus dem Busch.
Hei, wie den Feind sie bläuten Bei Hennersdorf und Prag, Bei Liegnig und bei Leuthen, Und weiter Schlag auf Schlag; Bei Torgau, Tag der Ehre, Ritt selbst der Friß nach Haus, Doch Zieten sprach:,,ich tehre Erst noch mein Schlachtfeld aus.“
Sie kamen nie alleine, Der Zieten und der Friß, Der Donner war der eine, Der and're war der Blitz; Es wies sich keiner träge, D'rum schlug's auch immer ein, Ob warm', ob kalte Schläge, Sie pflegten gut zu sein.
Archibald Douglas,
„Ich hab' es getragen sieben Jahr, Und ich kann es nicht tragen mehr, Wo immer die Welt am schönsten war, Da war sie öd' und leer.
„Ich will hintreten vor sein Gesicht In dieser Knechtsgestalt,
Er kann meine Bitte versagen nicht, Ich bin ja worden alt.
*) Aus deutschen Lesebüchern II, 222.
Der Friede war geschlossen. Doch Krieges Lust und Qual, Die alten Schlachtgenossen Durchlebten's noch einmal; Wie Marschall Daun gezaudert, Und Friß und Zieten nie, Es ward jezt durchgeplaudert Bei Tisch, in Sanssouci.
Einst mocht' es ihm nicht schmecken, Und sieh', der Zieten schlief; Ein Höfling will ihn wecken, Der König aber rief:
„Laßt schlafen mir den Alten, Er hat in mancher Nacht Für uns sich wach gehalten, Der hat genug gewacht."
Und als die Zeit erfüllet Des alten Helden war, Lag einst, schlicht eingehüllet, Hans Zieten der Husar; Wie selber er genommen Die Feinde stets im Husch, So war der Tod gekommen Wie Zieten aus dem Busch.
der Verbannte.
„Und trüg' er noch den alten Groll, Frisch wie am ersten Tag,
So komme, was da kommen soll, Und komme, was da mag."
Graf Douglas spricht's. Am Weg ein Stein Lud ihn zu harter Ruh',
Er sah in Wald und Feld hinein,
Die Augen fielen ihm zu.
Da horch, vom Waldrand scholl es her Wie von Hörnern und Jagdgeleit.
Und Kies und Staub aufwirbelte dicht, Herjagte Meut' und Mann, Und eh' der Graf sich aufgericht't, Waren Roß und Reiter heran.
König Jakob saß auf hohem Roß, Graf Douglas grüßte tief,
Dem König das Blut in die Wangen schoß, Der Douglas aber rief:
„König Jakob, schaue mich gnädig an Und höre mich in Geduld,
Was meine Brüder dir angethan, Es war nicht meine Schuld.
„Denk' nicht an den alten Douglas-Neid, Der trohig dich bekriegt,
Dent' lieber an die Kinderzeit, Wo ich dich auf den Knieen gewiegt.
„Denk' lieber zurück an Stirling Schloß, Wo ich Spielzeug dir geschnißt, Dich gehoben auf deines Vaters Roß Und Pfeile dir zugespist.
„Denk' lieber zurück an Linlithgow, An den See und den Vogelherd, Wo ich dich fischen und jagen froh Und schwimmen und springen gelehrt.
„O denk an alles, was einsten war, Und sänftige deinen Sinn, Ich hab' es gebüßet sieben Jahr, Daß ich ein Douglas bin."
Ich seh dich nicht, Graf Archibald, Ich hör' deine Stimme nicht, Mir ist, als ob ein Rauschen im Wald Von alten Zeiten spricht.
König Jakob gab seinem Roß den Sporn, Bergan jest ging sein Ritt,
Graf Douglas faßte den Zügel vorn Und hielt mit dem Könige Schritt.
Der Weg war steil und die Sonne stach, Und sein Panzerhemd war schwer, Doch ob er schier zusammenbrach, Er lief doch nebenher.
König Jakob, ich war dein Seneschall, Ich will es nicht fürder sein, Ich will nur tränken dein Roß im Stall Und ihm schütten die Körner ein.
"Ich will ihm machen selber die Streu Und es tränken mit eigner Hand, Nur laß mich atmen wieder aufs neu Die Luft im Vaterland.
„Und willst du nicht, so hab' einen Mut Und ich will es danken dir,
Und zieh' dein Schwert und triff mich gut Und laß mich sterben hier."
König Jakob sprang herab vom Pferd, Hell leuchtete sein Gesicht,
Aus der Scheide zog er sein breites Schwert, Aber fallen ließ er es nicht.
‚Nimm's hin, nimm's hin und trag' es neu, Und bewache mir meine Ruh',
Der ist in tiefster Seele treu, Wer die Heimat liebt wie du.
„Zu Roß wir reiten nach Linlithgow, Und du reitest an meiner Seit', Da wollen wir fischen und jagen froh Als wie in alter Zeit.""
Friedrich Baron de la Motte Fouqué.
(Geschichte der deutschen National-Litteratur § 61.)
Der König hat gesprochen: Wo sind meine Jäger nun? Da sind wir aufgebrochen, Ein wack'res Werk zu thun. Wir woll'n ein Heil erbauen Für all' das deutsche Land, Im frohen Gottvertrauen Mit rüstig starker Hand.
Schlaft ruhig nun ihr Lieben, Am väterlichen Herd, Derweil mit Feindeshieben Wir ringen, keck bewehrt. O Wonne, die zu schüßen, Die uns die Liebsten sind. Hei! laßt Kanonen bligen! Ein frommer Mut gewinnt.
Die mehrsten zieh'n einst wieder Zurück in Sieger-Reih'n; Dann tönen Jubellieder, Das wird 'ne Freude sein! Wie glüh'n davon die Herzen So froh und stark und weich! Wer fällt, der kann's verschmerzen, Der hat das Himmelreich.
Ins Feld, ins Feld gezogen, Zu Roß und auch zu Fuß! Gott ist uns wohl gewogen, Schickt manchen hohen Gruß, Ihr Jäger all' zusammen Dringt lustig in den Feind, Die Freudenfeuer flammen, Die Lebenssonne scheint.
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