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„Napoleon gefangen!" Schwirrt's nicht so
Unsichern Fluges noch durch alle Gassen?
Noch kann kein Herz so recht die Botschaft fassen,
Vor lauter Staunen glänzt kein Auge froh.

O was ist Leipzig, was ist Waterloo?
Man muß das Herz erst zu sich kommen lassen.
Den Marktplay füllen immer dicht're Massen;
Mit hast'gem Schritt ich selbst dem Haus entfloh.

Noch hat kein Aug' die Botschaft selbst gesehen;
Doch auf dem Rathaus schon die Fahnen wehen.
Da zweifelt keiner mehr. Jeßt liest noch gar

Der Bürgermeister zündend vom Altane
Des Königs Brief, drauf schwenkt er eine Fahne.
Du heil'ger Gott, was das ein Jubel war!

Da horch, wie braust durchs Land jezt frohe Kunde!
Die weiße Fahne weht auf Straßburgs Zinnen!
Kein blut'ger Sturm mußt' erst es uns gewinnen.
„O Straßburg unser!" fliegt's von Mund zu Munde.

Osei gesegnet uns, Erlösungsstunde!
Nun flog die Zeit der Todesangst von hinnen.
Durchduldet tief in feuchten Kellern drinnen.
Nun steigt ans Licht mit eurer Herzenswunde!

Glaubt uns, daß ihren Brand wir mit euch fühlen! Oweinet, weint! Wer möcht' euch Thränen wehren? Laßt Zorn und Haß euch noch das Herz durchwühlen!

Oglaubt uns, daß wir's zu begreifen wissen. Und dennoch, wie auch euern Schmerz wir ehren, Wir können nicht, wir dürfen nicht euch missen.

Und wieder sind es nahezu vier Wochen, Daß Straßburgs Thor sich uns erschlossen hat. Und du, o Mez, lothring'sche Schwesterstadt, Du stehst in starrem Troß noch ungebrochen?

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Was frommt's? Das Urteil ist auch dir gesprochen Auf tausendfach mit Blut beschriebnem Blatt. Wardst du bei Noisseville nicht troßesmatt? Will immer noch so heiß das Blut dir kochen?

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Wie jest Begeistrungsbrand die Stadt durchlief! ,, Meg ist über!" brennt es lichterloh. Doch ist es auch kein Feuer nur von Stroh?

Ich glaube keinem, als des Königs Brief.

Doch horch, wie's jezt schon durch die Gassen rief!

Wie flattert Fahn' an Fahne siegesfroh!
Der König schrieb's, Gottlob, 's ist wirklich so! -
Herz, mein Herz, nun atme frei und tief!

Für unsere Soldaten atm' ich auf.
Gott Dank, erlöst von dieses Lagers Schrecken,
Und vorwärts nun zu neuem Siegeslauf!

O Schauspiel, wie die Welt noch keines sah,
Wird jezt Bazaines Armee die Waffen strecken!
Und mitten drinnen steh' im Geist ich da.

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Und horch, o horch, wie's jezt die Welt durchzieht Nach all' dem Wintersturm wie Frühlingsahnen! Auf den Pariser Forts weh'n deutsche Fahnen!

Doch kann's denn möglich sein?

Oheil'ge Wonnen!

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Wie heißt der in der deutschen Fürsten Zahl,
Der Macht und Ruhm dir reicher noch vermehrt?
Der reiner je die Ehrfurcht dich gelehrt,
Als deutschen Kriegsherrn hehres Ideal? -

Zieh', Kaiser, heim mit dem erhabnem Sohne,

Mit unserm tiefsten Dank und Herzenssegen!

Das Kriegswerk, kaiserlich hast du's vollbracht!

Nun ruh' dich aus auf deinem Friedensthrone Und sei uns drauf mit gleichem Siegerdegen Des Rechts und Völkerheiles Kaiserwacht!

Zieht heim, ihr Helden alle, kranzumschlungen, Wie harrt auf euch voll Sehnsucht Haus um Haus! Ihr Städte, rüstet euch und schmückt euch aus! Besinnt euch auf der Heimkehr Huldigungen!

Zieht heim, das Herz von heil'gem Stolz durchklungen,
So wohlverdient in diesem Völkerstrauß!

Nach all' der Monde wildem Schlachtgebraus
Zieht heim, von uns'rer Herzen Dank umsungen!

Umarmet eure Eltern, eure Frauen!

Ans Herz die langentbehrten Kinder preßt!
Oküßt euch satt, laßt füße Thränen tauen!

Die grimme Winterszeit im welschen Kriege
In unserm deutschen Frühling jezt vergeßt!
Doch bis ans Grab gedenket eurer Siege!

Und hörst auch du jeßt uns're Jubellieder,
Des Lied vom Deutschen Reich ich fertig sang?
Du, einst von unsrer Einheit Sehnsuchtsdrang
Verkörperter Gedanke schaue nieder!

Der Frühling naht, zu knospen drängt's den Flieder,
Ins Blau sich schon die erste Lerche schwang.
Doch uns des Völkerfrühlings Rose sprang;
In sonn'gen Lüften rauscht des Aars Gefieder.

Gesprengt, gelichtet ist der Felsenschacht!
Des Deutschen Reichs versunk'ne Märchenpracht
Stieg draus hervor in lenziger Enthüllung!

Du Lüzowjäger mit dem Heldensohn,
Nun lausche deines eignen Liedes Ton,
Und sei're mit das Ostern der Erfüllung!

Nun glättet euch, durchstürmte Lebensfluten, Und fließt befruchtend in den alten Kreisen! Pflugschar und Handwerkszeug sei jezt das Eisen, Mit dem sich fürder Bürgerfleiß mag sputen!

all' ihr kriegsentflammten Geistesgluten,

Nun wollt dem Frieden dienstbar euch erweisen!
In hoher Kunst und Wissenschaft Geleisen

Ringt nach dem Sieg des Schönen, Wahren, Guten!

Gewerb' und Handel, hebet nun die Flügel! Vertrauen, steig' aufs Roß mit goldnem Bügel, Als Herold reit' einher in unsern Landen!

Und allwärts ruse, schwingend Palmenreiser:

„Heil, deutsches Volt! - Heil dir, erhabner Kaiser! Des Friedens neues Reich ist uns erstanden!“

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