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Ich schnitt es gern' in alle Rinden ein
Ich grüb' es gern in jeden Kieselstein,
Ich möcht' es sä'n auf jedes frische Beet
Mit Kressensamen, der es schnell verrät,
Auf jeden weißen Zettel möcht' ich's schreiben:
Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben.

Ich möcht' mir ziehen einen jungen Star,
Bis daß er spräch' die Worte rein und klar,
Bis er sie spräch' mit meines Mundes Klang,
Mit meines Herzens vollem, heißem Drang;
Dann säng' er hell durch ihre Fensterscheiben:
Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben.

Den Morgenwinden möcht' ich's hauchen ein,
Ich möcht' es säufeln durch den regen Hain;
O, leuchtet' es aus jedem Blumenstern!
Trüg' es der Duft zu ihr von nah und fern!
Ihr Wogen, könnt' ihr nichts als Räder treiben?
Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben.

Ich meint', es müßt' in meinen Augen steh'n,
Auf meinen Wangen müßt' man's brennen seh'n,
Zu lesen wär's auf meinem stummen Mund,
Ein jeder Atemzug gäb's laut ihr kund,
Und sie merkt nichts von all' dem bangen Treiben:
Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben!

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Und der Schiffer, der den Zauberschimmer Einmal sah im hellen Morgenrot, Nach derselben Stelle schifft er immer, Ob auch ringsumher die Klippe droht.

Aus des Herzens tiefem, tiefem Grunde Klingt es mir wie Glocken, dumpf und matt, Ach, sie geben wunderbare Kunde Von der Liebe, die geliebt es hat.

Eine schöne Welt ist da versunken, Ihre Trümmer blieben unten steh'n, Lassen sich, als goldne Himmelsfunken Oft im Spiegel meiner Träume seh'n.

Und dann möcht' ich tauchen in die Tiefen, Mich versenken in den Widerschein, Und mir ist, als ob mich Engel riefen In die alte Wunderstadt herein.

Der Glockenguß zu Breslau. *)

War einst ein Glockengießer Zu Breslau in der Stadt, Ein ehrenwerter Meister, Gewandt in Rat und That.

Er hatte schon gegossen Viel Glocken, gelb und weiß, Für Kirchen und Kapellen, Zu Gottes Lob und Preis.

Und seine Glocken klangen
So voll, so hell, so rein;
Er goß auch Lieb' und Glauben
Mit in die Form hinein.

Doch aller Glocken Krone,
Die er gegossen hat,
Das ist die Sünderglocke
Zu Breslau in der Stadt.

Jm Magdalenenturme
Da hängt das Meisterstück,
Rief schon manch' starres Herze
Zu seinem Gott zurück.

Wie hat der gute Meister So treu das Werk bedacht! Wie hat er seine Hände Gerührt bei Tag und Nacht!

Und als die Stunde kommen,

Daß alles fertig war,
Die Form ist eingemauert,
Die Speise gut und gar;

Da ruft er seinen Buben
Zur Feuerwacht herein:
„Ich laß auf kurze Weile
Beim Kessel dich allein,

*) Gude IV, 140. büchern II, 392.

Will mich mit einem Trunke Noch stärken zu dem Guß, Das giebt der zähen Speise Erst einen vollen Fluß;

Doch hüte dich und rühre Den Hahn mir nimmer an, Sonst wär' es um dein Leben, Fürwißiger, gethan!"

Der Bube steht am Kessel, Schaut in die Glut hinein; Das wogt und wallt und wirbelt Und will entfesselt sein,

Und zischt ihm in die Ohren,
Und zuckt ihm durch den Sinn,
Und zieht an allen Fingern
Ihn nach dem Hahne hin.

Er fühlt ihn in den Händen,
Er hat ihn umgedreht;
Da wird ihm angst und bange,
Er weiß nicht, was er thät.

Und läuft hinaus zum Meister
Die Schuld ihm zu gesteh'n,
Will seine Knie' umfassen
Und ihn um Gnade fleh'n.

Doch wie der nur vernommen
Des Knaben erstes Wort,
Da reißt die kluge Rechte
Der jähe Zorn ihm fort.

Er stößt sein scharfes Messer
Dem Buben in die Brust,
Dann stürzt er nach dem Kessel,
Sein selber nicht bewußt;

Leimbach III, 243.

Lüben und Nade III, 436.

Aus deutschen Lese

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