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O schönes Land, wo Blumen wieder blühen, Die Zeit und Grab hier abgepflückt!

schönes Land, in das die Herzen ziehen, Die hier der Erde Leiden wund gedrückt!

Uns allen ist ein schwerer Traum beschieden, Wir alle wachen fröhlich auf;

Wie sehn' ich mich nach deinem Götterfrieden, Du Ruheland, nach deinem Sabbath auf!

Weinlied.

Mein Lebenslauf ist Lieb' und Lust
Und lauter Liedersang;

Ein muntrer Mut in mut'ger Brust
Macht frischen Lebensgang;
Man geht bergan, man geht bergein,
Heut grad und morgen krumm;
Durch Sorgen wird's nicht anders sein,
Drum fümm'r ich mich nicht drum.

Es wird ja auch der junge Most
Gekeltert und gepreßt,

Doch braus't er auf, wird Götterkost,
Bereitet manches Fest;

Was wundr' ich mich, mir geht es just
Nicht anders wie dem Wein,

Drum braus' ich auf in Lieb' und Lust, Das wird das Beste sein.

Die Zeit ist schlecht, mit Sorgen trägt Sich mancher ohne Mut,

Doch wo ein Herz voll Freude schlägt,
Da ist die Zeit noch gut.
Herein, herein, du lieber Gast,
Du Freude, komm' zum Mahl!
Würz' uns, was du bescheret hast,
Kredenze den Pokal!

1818.

Fort Grillen, wie's in Zukunft geht,
Und wer den Scepter führt!

Das Glück auf einer Kugel steht
Und wunderbar regiert.

Die Krone nehme Bacchus hin,
Nur er soll König sein,
Und Freude sei die Königin,
Die Residenz am Rhein!

Beim großen Faß zu Heidelberg,
Da size der Senat,

Und auf dem Schloß Johannisberg
Der hochwohlweise Rat;
Der Herrn Minister Regiment
Sei beim Burgunderwein,
Der Kriegsrat und das Parlament
Soll in Champagne sein!

So sind die Rollen ausgeteilt
Und alles wohlbestellt,
So wird die franke Zeit geheilt
Und jung die alte Welt.
Es lebe hoch das neue Reich
Stoßt an und trinket aus!

Denn Freud' und Wein macht alles gleich,
Macht froh den Lebensschmaus.

Gott segne Sachsenland. 1815.

Gott segne Sachsenland, Wo fest die Treue stand In Sturm und Nacht! Ew'ge Gerechtigkeit, Hoch überm Meer der Zeit, Die jedem Sturm gebeut, Schüß uns mit Macht!

Blühe, du Rautenkranz
In schöner Tage Glanz
Freudig empor!

Heil, frommer Vater, dir!
Heil, gute Mutter, dir!
Euch, Teure, segnen wir
Liebend im Chor.

Was treue Herzen flehn, Steigt zu des Himmels Höh'n, Aus Nacht zum Licht.

Der unsre Liebe sah,

Der unsre Thränen sah,
Er ist uns hilfreich nah,
Verläßt uns nicht.

Gott segne Sachsenland,
Wo fest die Treue stand
In Sturm und Nacht!
Ew'ge Gerechtigkeit,
Hoch überm Meer der Zeit,
Die jedem Sturm gebeut,
Schüß uns mit Macht!

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In den Ruinen eines alten Bergschlosses geschrieben.
Schweigend, in der AbenddämmrungSchleier,
Ruht die Flur, das Lied der Haine stirbt;
Nur daß hier, im alternden Gemäuer,

Melancholisch noch ein Heimchen zirpt;
Stille sinkt aus unbewölkten Lüften,
Langsam zieh'n die Herden von den Triften,
Und der müde Landmann eilt zur Ruh'
Seiner väterlichen Hütte zu.

Hier auf diesen waldumkränzten Höhen,
Unter Trümmern der Vergangenheit,
Wo der Vorwelt Schauer mich umwehen,

Sei dies Lied, o Wehmut, dir geweiht!
Trauernd dent' ich, was vor grauen Jahren
Diese morschen Ueberreste waren:

Ein betürmtes Schloß, voll Majestät,
Auf des Berges Felsenstirn erhöht!

Dort, wo um des Pfeilers dunkle Trümmer
Traurig flüsternd sich der Epheu schlingt,
Und der Abendröte trüber Schimmer

Durch den öden Raum der Fenster blinkt,
Segneten vielleicht des Vaters Thränen
Einst den edelsten von Deutschlands Söhnen,
Dessen Herz, der Ehrbegierde voll,

Heiß dem nahen Kampf entgegenschwoll.

Zeuch in Frieden, sprach der greise Krieger!
Ihn umgürtend mit dem Heldenschwert;
Kehre nimmer, oder kehr als Sieger,

Sei des Namens deiner Väter wert!
Und des edlen Jünglings Auge sprühte
Todesflammen; seine Wange glühte

Gleich dem aufgeblühten Rosenhain
In der Morgenröte Purpurschein.

Friedrich Matthisson.

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Die Pappelweide zittert
Vom Abendschein durchblinkt,
Wo, von Jasmin umgittert,

Die Kinderjahre.

Die Laube traulich winkt, Und mit geflochtnem Pförtchen, Das auf den Weiher sieht, Ein ländlich stilles Gärtchen Die Halmenhütt' umblüht. Vom Opfer des Atriden,

Im goldnen Opernsaal, Eilt' ich zu deinem Frieden, Umbüschtes Rhonethal! Nach Einsamkeit nur schmachtend Wähl' ich die Gartenthür', Der Landschaft Reiz betrachtend, Zur Opernloge mir.

Dies Dach mit dunklem Moose,

Dies frische Rebengrün,
Dies Beet, wo Malv' und Rose
Und Nachtviole blüh'n;
Die unbeschorne Hecke,

Der Hopfenranke Weh'n;
Der Hof, wo Bienenstöcke
Im Fliederschatten steh'n;
Der Brunnenröhre Rauschen,

Die Scheu'r am Hajelzaun,
Wo Täubchen Küsse tauschen,
Und treue Schwalben bau'n:
Dies alles zaubert, milder
Als Abendsonnenblick,
Die rosenfarbnen Bilder
Der Kindheit mir zurück.
Du, deren goldnem Stabe
Die Nebelsäule weicht,
Die aus dem dunklen Grabe
Geschied❜ner Jahre steigt:

O Phantasie, erhelle
Der ersten Pfade Spur
Und jene Blumenstelle
Der väterlichen Flur!

Ich seh' des Dorfes Weiden,
Des Wiesenbaches Rand,
Wo ich die ersten Freuden,

Den ersten Schmerz empfand; Den Play, wo unter Maien, Auf weißbeblümtem Plan, Beim Jubel der Schalmeien,

Der Mondscheintanz begann; Den Hag, wo Nachbars Lotte Zur Veilchenlese kam, Den Teich, wo meine Flotte

Von Tannenborke schwamm; Die Au, wo ich am Bache

Mir Zweigpaläste wob, Wo der papierne Drache

Sich in die Lüft' erhob; Die Sträuche, wo die Schlinge Den Zeisig oft betrog, Wo nach dem Schmetterlinge

Mein leichter Strohhut flog; Das Rohrdach, dessen Nester

Jch ritterlich verfocht:

Die Bank, wo meine Schwester Cyanenkränze flocht;

Das Beet, wo frisch wie Hebe,

Im weißen Lenzgewand, Sie an bemalte Stäbe

Lepkoj' und Nelke band; Die Schule, dumpf und düster, Umrankt von Wintergrün, Wo uns der ernste Küster

Ein Weltgebieter schien.

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