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Auch mit Proserpinens Gatten,
Mit dem schwarzen Fürst der Schatten
Flechten wir den ew'gen Bund;
Und er läßt auf schwankem Steige
Eingeh'n uns in seine Reiche,
In des Todes grausen Schlund.
Doch der Weg ist uns geöffnet
Wieder auf zum gold'nen Licht,
Und wir steigen aus der Tiefe,
Denn der Gott behält uns nicht.

Durch der Stollen weite Länge,
Durch das Labyrinth der Gänge
Wandern wir den sichern Weg.
Ueber nie erforschte Gründe,
Ueber dunkle Höllenschlünde
Leitet schwankend uns der Steg;
Ohne Grauen, ohne Zaudern
Dringen wir ins düst're Reich,
Führen auf metall'ne Wände
Jauchzend den gewalt'gen Streich.

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Harras, der kühne Springer.

Noch harrte im heimlichen Dämmerlicht
Die Welt dem Morgen entgegen,
Noch erwachte die Erde vom Schlummer
nicht,

Da begann sich's im Thale zu regen.
Und es klingt herauf wie Stimmengewirr,
Wie flüchtiger Hufschlag und Waffengeklirr,
Und tief aus dem Wald zum Gefechte
Sprengt ein Fähnlein gewappneter Knechte.

Und vorbei mit wildem Ruf fliegt der
Troß,

Wie Brausen des Sturms und Gewitter,
Und voran auf feurig schnaubendem Roß
Der Harras, der mutige Ritter.

Sie jagen, als gält' es den Kampf um die
Welt,

Auf heimlichen Wegen durch Flur und Feld,
Den Gegner noch heut' zu erreichen
Und die feindliche Burg zu besteigen.

So stürmen sie fort in des Waldes Nacht
Durch den fröhlich aufglühenden Morgen;
Doch mit ihm ist auch das Verderben erwacht,
Es lauert nicht länger verborgen:
Denn plöglich bricht aus dem Hinterhalt
Der Feind mit doppelt stärk'rer Gewalt,
Das Histhorn ruft furchtbar zum Streite,
Und die Schwerter entfliegen der Scheide.

Wie der Wald dumpf donnernd wider-
flingt
Von ihren gewaltigen Streichen!
Die Schwerter klingen, der Helmbusch winkt,
Und die schnaubenden Rosse steigen.
Aus tausend Wunden strömt schon das
Blut,

Sie achten's nicht in des Kampfes Glut,
Und keiner will sich ergeben,
Denn Freiheit gilt's oder Leben.

Doch dem Häuflein des Ritters wankt
endlich die Kraft,

Der Uebermacht muß es erliegen;
Das Schwert hat die meisten hinweggerafft,
Die Feinde, die mächtigen, siegen.
Unbezwingbar nur, eine Felsenburg,
Kämpft Harras noch und schlägt sich durch,
Und sein Roß trägt den mutigen Streiter
Durch die Schwerter der feindlichen Reiter.

Und er jagt zurück in des Weldes Nacht, Jagt irrend durch Flur und Gehege; Denn flüchtig hat er des Weges nicht acht, Er verfehlt die kundigen Stege.

Da hört er die Feinde dicht hinter sich drein, Schnell lenkt er tief in den Forst hinein, Und zwischen den Zweigen wird's helle, Und er sprengt zu der lichteren Stelle.

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Vor Rauchs Büste der Königin Luise. 1811.

Du schläfst so sanft! Die stillen Züge hauchen
Noch deines Lebens schöne Träume wieder;
Der Schlummer nur senkt seine Flügel nieder,
Und heil'ger Friede schließt die klaren Augen.

So schlumm're fort, bis deines Volkes Brüder,
Wenn Flammenzeichen von den Bergen rauchen,
Mit Gott versöhnt, die rost'gen Schwerter brauchen,
Das Leben opfernd für die höchsten Güter.

Tief führt der Herr durch Nacht und durch Verderben;
So sollen wir im Kampf das Heil erwerben,
Daß uns're Enkel freie Männer sterben.

Kommt dann der Tag der Freiheit und der Rache:
Dann ruft dein Volk; dann, Deutsche Frau! erwache,
Ein guter Engel für die gute Sache!

Auf dem Schlachtfelde von Aspern.

Schlachtfeld, wo der Todesengel würgte,
Wo der Deutsche seine Kraft verbürgte,

Heil'ger Boden! dich grüßt mein Gesang;
Frankreichs stolze Adler sahst du zittern,
Sahst des Wütrichs Eisenkraft zersplittern,

1812.

Die sich frech die halbe Welt bezwang. Euch! ihr Manen der gefall'nen Helden, Deren Blick im Siegesdonner brach, Ruf' ich in den Frühling eurer Welten Meines Herzens ganzen Jubel nach!

Daß ich damals nicht bei euch gestanden! Daß, wo Brüder Sieg und Freiheit fanden, Jch, trok Kraft und Jugend, doch gefehlt! Glückliche, die ihr den Tag erfochten! Ew'ge Lorbeern habt ihr euch geflochten, Zum Triumph des Vaterlands erwählt. — Schwarz und traurig, wie auf Grabestrümmern,

Wälzt auf Deutschland sich des Schicksals Macht;

Doch begeisternd, wie mit Sternesschimmern,
Bricht der eine Tag durch uns're Nacht.

Sonnenhauch in düstern Nebeljahren!
Deine Strahlen laß uns treu bewahren,
Als Vermächtnis einer stolzen Zeit!
Ueberall im großen Vaterlande,
Von der Ostsee bis zum Donaustrande,
Macht dein Name alle Herzen weit.
Aspern klingt's, und Karl klingt's sieges-
trunken,

Wo nur deutsch die Lippe lallen kann.
Nein! Germanien ist nicht gesunken,
Hat noch einen Tag und einen Mann.

Und so lange deutsche Ströme sausen,
Und so lange deutsche Lieder brausen,

Gelten diese Namen ihren Klang;
Was die Tage auch zerschmettert haben,
Karl und Aspern ist ins Herz gegraben,
Karl und Aspern donnert im Gesang.
Mag der Staub gefall'ner Helden modern,
Die dem großen Tode sich geweiht:
Jhres Ruhmes Flammenzüge lodern

In dem Tempel der Unsterblichkeit.

Aber nicht, wie sie die Nachwelt richte,
Nicht die ew'ge Stimme der Geschichte
Reißt der Mitwelt große Schuld entzwei.
Ihre Todesweihe lebt im Liede;
Doch umsonst such' ich die Pyramide,

Die der Denkstein ihrer Größe sei.
Auf dem Wahlplay heiligten die Ahnen
Ihrer Eichen stolze Riesenpracht,
Und die Irmensäule der Germanen
Sprach von der geschlag'nen Römer-
schlacht.

In dem blut'gen Thal der Thermopylen, Wo der Griechen freie Scharen fielen, Grub in Marmor ihrer Brüder Dank: Wand'rer! sag's den kinderlosen Eltern, Daß fürs Vaterland auf diesen Feldern

Spartas kühne Heldenjugend sank!“ Und Jahrtausende sind Staub geworden, Jenes Marmors heil'ge Säule brach; Doch in triumphierenden Accorden Riefen's die Jahrhunderte sich nach

Und erzählten, troß dem Sturmgetöse
Jhrer Zeit, von der Heroen-Größe

Der Gefall'nen und von Spartas Dank —Groß war Griechenland durch seine Helden, Aber größer noch durch sein Vergelten,

Wenn der Bürger für die Freiheit sank. Jenseits lohnt ein Gott mit ew'gen Strahlen;

Doch das Leben will auch seinen Glanz; Nur mit Jrd'schem kann die Erde zahlen,

Und der Delzweig windet sich zum Kranz.

Drum soll es die Nachwelt laut erfahren, Wie auch deutsche Bürger dankbar waren,

Wie wir der Gefall’nen That erkannt. Daß ihr Tod uns Lebende ermutet, Daß sie für Unwürd'ge nicht geblutet!

Das beweise, deutsches Vaterland! Deine Sänger laß in Liedern stürmen, Und zum Steine füge kühn den Stein, Und die Pyramide laß sich türmen,

Der gefall'nen Brüder wert zu sein!

Nur glaub' nie, du schmücktest ihre Krone, Wenn du deine gold'nen Pantheone

Ueber ihre Grabeshügel wölbst. Stolzes Volk! denkst du mit Marmorhaufen Deines Dankes Schuldbrief abzukaufen?

Deine Kuppeln ehren nur dich selbst. Nur das Ew'ge kann das Ew'ge schmücken; Erdenglanz welft zur Vergessenheit: Was die Zeiten brechen und erdrücken, Ist gemein für die Unsterblichkeit.

Aber, Deutschland, um dich selbst zu ehren,
Nicht den eig'nen Tempel zu zerstören,

Den die angeerbte Kraft gebaut,
Zeig' dich wert der großen Todesweihe,
Dich, Germania, in alter Treue,

Männerstolze, kühne Heldenbraut! Friedlich Volk, brich aus den kalten Schranken Warm und frei, wie dich die Vorwelt kennt! Auf den Feldern, wo die Adler sanken, Türme deines Ruhmes Monument!

Sieh' umher bei fremden Nationen,
Wie sie dort ein mutig Werk belohnen,

Wie der Marmor in den Tempeln glänzt;

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Es ist kein Krieg, von dem die Kronen wissen;

Es ist ein Kreuzzug, 's ist ein heil'ger Krieg!
Recht, Sitte, Tugend, Glauben und Gewissen
Hat der Tyrann aus deiner Brust gerissen;

Errette sie mit deiner Freiheit Sieg!
Das Winseln deiner Greise ruft: „Erwache!"

Der Hütte Schutt verflucht die Räuberbrut,
Die Schande deiner Töchter schreit um Rache,
Der Meuchelmord der Söhne schreit nach Blut.

Zerbrich die Pflugschar, laß den Meißel fallen,
Die Leier still, den Webstuhl ruhig steh'n;
Verlasse deine Höfe, deine Hallen!
Vor dessen Antlig deine Fahnen wallen,
Er will sein Volk in Waffenrüstung seh'n.
Denn einen großen Altar sollst du bauen
In seiner Freiheit ew'gem Morgenrot,
Mit deinem Schwert sollst du die Steine hauen,
Der Tempel gründe sich auf Heldentod.

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