Ernst Morih Arndt. (Geschichte der deutschen National-Litteratur § 64.) Es zog aus Berlin ein tapferer Held, Auch zogen mit Reitern und Rossen im So zieht der tapfre, der mutige Schill, Ihn sendet kein Kaiser, kein König aus, Bei Dodendorf färbten die Männer gut Drauf stürmten sie Dömiz, das feste Haus, Und jagten die Schelmenfranzosen heraus, Dann zogen sie lustig ins Pommerland ein, Da soll kein Franzose sein Kiwi! mehr schrein. *) Karl Gube, Erläuterungen deutscher Dichtungen. Erste Reihe, 9. Aufl. Leipzig 1893. Zweite Reihe, 10. Aufl. 1897. Dritte Reihe, 9. Aufl. 1897. Vierte Reihe, 7. Aufl. 1892. Arndts Lied vom Schill erläutert IV. 59. Auf Stralsund stürmet der reisige Zug Franzosen, verständet ihr Vogelflug! wüchsen euch Federn und Flügel geschwind! Es nahet der Schill, und er reitet wie Wind. Er reitet wie Wetter hinein in die Stadt, Die der Wallenstein weiland belagert hat, Wo der zwölfte Karolus im Thore schlief. Jezt liegen ihre Mauern und Türme tief. Omeh euch, Franzosen! jezt seid ihr tot, Jhr färbet die Säbel der Reiter rot, Die Reiter, sie fühlen das deutsche Blut, Franzosen zu säbeln, das däucht ihnen gut. O Schill! o Schill! du tapferer Held! Was sind dir für bübische Neze gestellt! Viele ziehen zu Lande, es schleichet vom Meer Der Däne, die tückische Schlange, daher. Schill! o Schill! du tapferer Held! Was sprengst du nicht mit den Reitern ins Feld? Was schließest in Mauern die Tapferkeit ein? In Stralsund da sollst du begraben sein. O Stralsund, du trauriges Stralesund! In dir geht das tapferste Herz zu Grund, Eine Kugel durchbohret das treueste Herz, Und Buben sie treiben mit Helden Scherz. Sie schnitten den Kopf von dem Rumpf ihm ab Und warfen den Leib in ein schlechtes Grab, Da schläft er nun bis an den jüngsten Tag, Wo Gott ihn zu Freuden erwecken mag. Da schläft der fromme, der tapfere Held, Ihm ward kein Stein zum Gedächtnis gestellt; Doch hat er auch keinen Ehrenstein, Denn zäumet ein Reiter sein schnelles Pferd, So rufet er immer: „Herr Schill! Herr \ Vaterlandslied. *) Der Gott, der Eisen wachsen ließ, Der wollte keine Knechte, Drum gab er Säbel, Schwert und Spieß Dem Mann in seine Rechte, Drum gab er ihm den kühnen Mut, Den Zorn der freien Rede, Daß er bestände bis aufs Blut, Bis in den Tod die Fehde. So wollen wir, was Gott gewollt, Mit rechter Treue halten Und nimmer in Tyrannensold Die Menschenschädel spalten; Doch wer für Tand und Schande ficht, Den hauen wir zu Scherben, Der soll im deutschen Lande nicht Mit deutschen Männern erben. Deutschland, heil'ges Vaterland! Dem Buben und dem Knecht die Acht! Last brausen, was nur brausen kann, Und ruset alle Mann für Mann: *) August Lüben und Karl Nade, Einführung in die deutsche Litteratur, 3 Bände, 10. Aufl. vermehrt und verbessert von H. Huth. Leipzig 1894. (Arndts Vaterlandslied erläutert III, 204 ff) läuterungen IV, 41. Aus deutschen Lesebüchern II, 653. - Gude, Erz Laßt klingen, was nur klingen kann, Mit Henkerblut, Franzosenblut - Des Deutschen Was ist des Deutschen Vaterland? Sein Vaterland muß größer sein. Was ist des Deutschen Vaterland? Sein Vaterland muß größer sein. Was ist des Deutschen Vaterland? It's Pommerland? Westfalenland? Ist's, wo der Sand der Dünen weht? Jst's, wo die Donau brausend geht? Onein, nein, nein! Sein Vaterland muß größer sein. Was ist des Deutschen Vaterland? Sein Vaterland muß größer sein. Was ist des Deutschen Vaterland? So nenne mir das große Land! Gewiß, es ist das Desterreich, Buduct's song Laßt wehen, was nur wehen kann, Vaterland.*) 1813. An Ehren und an Siegen reich? Sein Vaterland muß größer sein. Was ist des Deutschen Vaterland? Das ist des Deutschen Vaterland, Das ganze Deutschland soll es sein! Das Lied vom Feldmarschall.**) 1813. n Was blasen die Trompeten? Husaren, heraus! Es reitet der Feldmarschall im fliegenden Er reitet so freudig sein mutiges Pferd, *) Lüben und Nade III, 198. Reichardt († 1884). taliane the schauet, wie ihm leuchten die Augen schauet, wie ihm wallet sein schneeweißes So frisch blüht sein Alter, wie greisender Wein, Aus deutschen Lesebüchern II, 632. -- Komponist des Liedes ist Gustav **) K. Gude, Erläuterungen IV, 44. Der Mann ist er gewesen, als alles versant, Der mutig auf gen Himmel den Degen noch schwang, Da schwur er beim Eisen gar zornig und hart, Den Welschen zu weisen die preußische Art. Den Schwur hat er gehalten. Als Kriegswlute ruf erklang, Hei! wie der weiße Jüngling in 'n Sattel sich schwang. Da ist er's gewesen, der Kehraus gemacht, Mit eisernem Besen das Land rein gemacht. Bei Lügen auf der Aue da hielt er solchen Strauß, Daß vielen tausend Welschen der Atem ging aus, Daß tausende liefen dort hasigen Lauf, Zehntausend entschliefen, die nimmer wachen toute panach auf. Am Wasser der Kazbach 'er's auch hat bewährt, Da hat er die Franzosen das Schwimmen gelehrt: Fahrt wohl, ihr Franzosen, zur Ostsee hinab, Und nehmt, Ohnehosen, den Walfisch zum Grab! Bei Wartburg an der Elbe, wie fuhr er hindurch!, Da schirmte die Franzosen nicht Schanze noch Burg, Da mußten sie springen wie Hasen übers Feld, Hinterdrein ließ erklingen sein Hussa! der Held. Bei Leipzig auf dem Plane, o herrliche Schlacht! Da brach er den Franzosen das Glück und die Macht, Da lagen sie sicher nach blutigem Fall, Da ward der Herr Blücher ein Feldmarschall. Drum blaset, ihr Trompeten! Husaren heraus! Du reite, Herr Feldmarschall, wie Winde im Saus! Dem Siege entgegen, zum Rhein, übern Rhein! Du tapferer Degen, in Frankreich hinein! Die Leipziger Schlacht.*) 1813. Wo kommst du her in dem roten Kleid Und färbst das Gras auf dem grünen Plan?" Ich komm' aus blutigem Männerstreit, Ich komme rot von der Ehrenbahn. Wir haben die deutsche Schlacht geschlagen, Drob müssen die Mütter und Bräute klagen, Da ward ich so rot. „Sag' an, Gesell, und verkünde mir, Wie heißt das Land, wo ihr schlugt die Schlacht?" Bei Leipzig trauert das Mordrevier, ,,Wem ward der Sieg in dem harten Streit? Wem ward der Preis mit der Eisenhand?" Die Welschen hat Gott wie die Spreu zerstreut, Die Welschen hat Gott verweht wie den Sand; Viel Tausende decken den grünen Rasen, Die übrig geblieben, entflohen wie Hasen, Napoleon mit. „Nimm Gottes Lohn! Habe Dank, Gesell! Das war wie Klang, der das Herz erfreut! Das klang wie himmlische Cymbeln hell, Habe Dank der Mär von dem blutigen Streit! Laß Witwen und Bräute die Toten klagen, Wir singen noch fröhlich in spätesten Tagen Die Leipziger Schlacht. Leipzig, freundliche Lindenstadt, Dir ward ein leuchtendes Ehrenmal: So lange rollet der Jahre Rad, So lange scheinet der Sonnenstrahl, So lange die Ströme zum Meere reisen, Wird noch der späteste Enkel preisen Die Leipziger Schlacht." |