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Dagegen übersetzte Baron (1704) die Andria und (1705) die Adelphi des Terenz. 1)

Dass Palaprat bei seiner Bearbeitung des Eunuchus (S.109) den Charakter des Thraso beibehielt, ist natürlich. Wie aber Fuhrmann2) von Destouches behaupten konnte: „Die feinere. Art der Prahlerei hat der Verfasser des Glorieux sehr lächerlich gemacht und also Beziehungen zwischen dem Miles und Destouches Glorieux herstellen will, muss jedem unklar bleiben, der den Glorieux dieses Dichters gelesen hat.

Die herrlichsten Gestalten haben sich bekanntlich in England aus dem plautinischen „Miles" ergeben. Dort wurde er jederzeit mit besonderer Liebe bearbeitet und zählt zu den gelungensten dramatischen Figuren.

Eine sehr frühe, allerdings selbständige Spielart des Miles gloriosus findet sich in dem Interlude Thersytes, 3) das, einer Stelle des Epilogs nach zu schliessen, im Jahre 1537 aufgeführt wurde.4) Thersites ist der prahlerische Krieger des an sich armseligen Spieles.) Er führt sich mit einer Erzählung seiner Grossthaten ein und ist eben auf dem Wege zu dem Schmied Mulciber, der ihm seiner würdige Waffen schmieden soll. Vorerst bestellt er einen Helm „a sallet", den Mulciber sofort macht. Thersites nimmt ihn und rühmt sich:

Hercules in comparison to me was but a boye

When the bandogge Cerberus from hell he bare awaye.
When he killed the lyons, hydra and the bere so wylde,
Compare him to me and he was but a chylde

u. S. W. Doch bedarf er noch weiterer Waffen, die ihm Muleiber herzustellen verspricht. Thersites .fährt fort in seiner Selbstbewunderung.

When I consider my shoulders, that so brode be
When the other partes of my bodye I do beholde
I verily think that none in chrystente
With me to medele dare be so bolde...

1) Allerdings bemerkt Beauchamps (a. a. O.): On croit que cette pièce et la précédente sont du père de la Ruë.

2) Handbuch. III, 53.

3) A new Enterlude called | Thersytes | Thys Enterlude Folowynge | Dothe Declare howe that the greatest boesters are not the greatest doers. Es findet sich auf S. 49-89 der von F. J. Child herausgegebenen „Four Old Plays". (Cambridge 1848) und bei Haslewood, 1820. (S. 186.)

4) Unter Elisabeth wurde es wohl wieder gespielt und von John Tysdale gedruckt, dessen typographische Arbeiten nicht vor 1561 (in Alhallow's Church-yard) begannen. (Haslewood's Preface.)

5) Child (Introd. XV). The play does not require particular notice. Its lively absurdity could not have failed to be entertaining to an easy audience, and is not tiresome now. Thersytes indulges plentifully in one of the privileges of the old Vice that of talking incoherent nonsense.

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u.

König Arthur und die Tafelrunde, Gawyn, Lancelot a. ruft er zum Kampfe auf:

For I thinke verely

That none in heauen so hye

Nor yet in hell so lowe

Whyle I haue this clubbe in my hande

Can be able me to withstande

Or me to ouer throwe

Nun kömmt seine Mutter, Mater. Sie will von dem kriegerischen Sinne ihres Sohnes nichts wissen; doch ihre Vorstellungen sind umsonst.

Mother thou spendest thy winde but in wast.

The goddes of battayle hyr fury on me hath cast

I am fullye fyxed battayle for to taste

O how many to deth I shall dryve in haste...

Bald aber wird sein Mut auf eine schwere Probe gestellt. Ein Ungeheuer, a snaile, ') (eine Schnecke) zieht gegen ihn und alsdann der Miles.

O mother, mother, I pray the me hyde

Throw some thinge ouer me and couer me euery syde,

ruft er verzagend, und erst auf die Versicherung der Mutter:

Come foorth my sonne, your enemy is gone,
Be not afrayde for hurte thou canst haue none,

wagt er sich vor.

Später macht sich der Miles wieder an ihn, and Thersytes must runne awaye and leaue his clubbe & sworde behynde." „Miles" spricht in den letzten Worten die Moral des Stückes:

Nowe thys is a sure carde, nowe I maye well saye
That a cowarde crakinge here I dyd fynde.
Maysters ye maye see by this playe in sighte
That great barking dogges do not most byte

And oft it is sene that the best men in the hoost

Be not suche, that vse to bragge most.

Der

Alsdann begegnen wir dem berühmten2) Roister Doister des Nicholas Udall (1504—1556), der vor 1553 geschrieben

1) S. über snail bei Child, S. 266.

2) Collier, History of Dram. Poetry. 1830. II, 445-460. Klein. XIII, 210.

wurde.) Ralph Roister Doister ist der Pyrgopolinices des Plautus. 2) Der Dichter beruft sich in seinem Prologue selbst auf die Alten:

Suche to write neither Plautus nor Terence dyd spare,
Whiche among the learned at this day beares the bell:
These with such other there in dyd excell.

Our Comedy or Enterlude which we intende to play

Is named Royster Doyster in deede.

Which against the vayne glorious doth inuey,

Whose humour the roysting sort continually doth feede.

Der prächtige Parasit Mathewe Merygreek) mit seinem trefflichen Grundsatze:

As long lyueth the mery man (they say)

As doth the sory man, and longer by a day,

schildert uns den Helden Roister Doister, ganz, wie er bei Plautus steht. Er ist zunächst stets mit seinen

thaten beschäftigt,

In these twentie townes, and seke them throughout,

Is not the like stocke, whereon to graffe a loute.
All the day long is he facing and craking

Of his great actes in fighting and fraymaking;

Helden

dann aber von der Einbildung geplagt, dass jedes Weib in ihn verliebt sein muss:

If any woman smyle or cast on hym an eye,

Vp is he to the harde eares in loue by and by,
And in all the hotte haste must she be hys wife.

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1) Erste Ausgabe 1566? in 4to. 33 folios. 2. Ausg. Ralph Royster Doyster. A Comedy. London. Reprinted in the year 1818, in 30 Abzügen. 3. Ausg. Ralph Royster Doyster. London 1821. 4. Ausg. In The Old English Drama. A series of plays at 6 d. each, printed and published by Thomas White. London 1830. 5. Ausg. In der Shakespeare Society. 1847 (mit dem Gorboduc). 6. Ausg. English Reprints by Edward Arber. London 1869. 88 S. (S. dort S. 8 näheres zur Bibliographie.)

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2) Rapp, Studien, S. 125: „Roister Doister ist der Hauptcharakter; der antike Miles gloriosus. Die erste Szene ist fast ganz aus Plautus, Roister ist der Miles und Merigreek sein Parasit. Der Dichter hat sich vorgesetzt, aus dem plautinischen Miles und dem terentianischen,Thraso ein Lustspiel zu kombinieren, wie es nach ihm Holberg in seinem Jacob von Tyboe' versuchte." W. De Cooper, Intro. Memoir., pag. XVI, giebt die Vermutung, dass das Stück von den Schülern des Eton College gespielt wurde. M. Koch, Shakespeare, S. 227.

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3) M. Koch, Shakespeare, S. 227: „Dagegen ist Mathewe Merygreeke, der Diener des auf Freiersfüssen stolzierenden Helden, unverkennbar dem altenglischen Vice verwandt und keinem römischen Sklaven."

Seine Liebe macht ihn melancholisch; der Parasit aber muss, seines Vorteiles halber, ihm stets in allen Dingen, wie Artotrogus, Recht geben.

Merygreek spricht darum so, wie es Roister Doister gerne hört. Die Schilderung des Artotrogus, wie sich alle Damen um ihn kümmern, ist auch ins englische Lustspiel übergetragen worden. (V. 61):

Rogitabant:,,hicine Achilles est?“ inquit mihi.

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Immo eius frater" inquam „,est". ibi illarum altera ,,Ergo mecastor pulcer est," inquit mihi

,Et liberalis: uide caesaries quam decet:

Ne illae sunt fortunatae quae cum isto cubant."

And ye will not beleue what they say in the streete,

When your mashyp passeth by all such as I meete,

That sometimes I can scarce finde what auns were to make.

Who is this (sayth one) sir Launcelot du lake?

Who is this, greate Guy of Warwike, sayth an other?
No (say I) it is the thirtenth Hercules brother.

Who is this? noble Hector of Troy, sayth the thirde?
No, but of the same nest (say I) it is a birde.

Who is this? greate Goliah, Sampson, or Colbrande?
No (say I) but it is a brute of the Alie lande.

Who is this? greate Alexander? or Charle le Maigne?
No, it is the tenth Worthie, say I to them agayne.

,,Nimiast miseria nimis pulcrum esse hominem," bestätigt Pyrgopolinices. But I perceyue thou doste me throughly knowe, ist Roister Doisters Bekräftigung.

Einen Teil der Heldenthaten Roister Doisters erzählt hier (I, 4) Mere greek der staunenden Margerie Mumblecrust; so auch die Geschichte mit dem Elephanten in etwas anderer Fassung:

Yea and the last Elephant, that euer he sawe,

As the beast passed by, he start out of a buske,

And een with pure strength of armes pluckt out his great tuske.

Auch Roister Doister hat seine musitians (1, 2), wie Tyboe, und wie sie sonst öfter dem Capitano zur Seite stehen. So bei Scala, Teatro im 29. Stücke, S. 86: „Il fido amico." Capitano Spavento viene con li musici per far una mattinata a Isabella.

Roister Doister in seinen missglückten Liebeshändeln steht noch vielfach auf dem Boden seiner Vorbilder. Völlig neue Capitani aber entstehen unter Shakespeares Feder, und die Krone aller bleibt der unsterbliche Falstaff.

Von mancher Seite wird indes Falstaff durchaus nicht in die Kategorie des Miles gloriosus und seiner Nachfolger gesetzt. Ohne gerade soweit zu gehen, wie der alte Maurice

H

Morgann, 1) der ihn zum Helden stempeln will, glaubt auch Paul Stapfer, 2) er sei kein type de poltronnerie", kein „type de Miles gloriosus".

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Er urteilt hierüber: „Il est clair que si Shakespeare avait voulu faire de Falstaff un type de Miles gloriosus, c'est-à-dire de vantardise et de lâcheté, il aurait dû le représenter dans la fleur et la force de l'âge; un vieil infirme qui fuit n'est point ridicule. Mais Falstaff n'est pas un soldat fanfaron, il ne se vante d'avance d'exploits qu'il n'accomplit point; ses rodomontades ne viennent qu'après l'action et sont une libre et joyeuse invention de l'humour brodant sur des faits particuliers."

Betrachten wir Falstaff ein wenig!

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Man darf sich über diese Gestalt wohl kurz fassen. Wie im Aussehen, so hat sich auch in seinem Charakter der Capitan mannigfach geändert, als er zum Falstaff wurde. Wenige seiner Worte charakterisieren ihn zur Genüge. Die Ehre ist ihm ein Wort Luft.3) (King Henry IV., I. T., V, 1.) What is honour? A word. What is in that word honour? what is that honour? air. “ Sein Grundsatz ist der, dass der Gründling naturgemäss der Köder des Hechts ist. (K. Henry IV., II. T., III, 2): „If the young dace be a bait for the old pike, I see no reason in the law of nature but I may snap at him." Von seiner Tapferkeit giebt er Proben, als der Prinz und Poins den fingierten Angriff machen (I. T., II, 2); von seiner Ruhmredigkeit, wo er eben diese Erlebnisse erzählt und die „zwei steifleinenen Kerle", die ihn anpackten, zu elf heran wachsen lässt Lügen, die so gross sind, wie ihr Vater, meint der Prinz (ib. II, 4). These lies are like their father that begets them; gross as a mountain, open, palpable." Seine ganze Erbärmlichkeit zeigt er bei den Aushebungen, wo er nach eigenem Geständnisse den königlichen Aushebungsbefehl schändlich missbraucht. (Ib. IV, 2): I have misused the king's press damnably." Englands Gesetze stehen ihm zu Gebote (II. T., V, 3): „,The laws of England are at my commandment." Im Kriege hält er übereinstimmend mit Thraso die Vorsicht für den besseren Teil der Tapferkeit (I. T., V, 4): The better part of valour is discretion,

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1) Essai on the dramatic character of Falstaff.

Shakespeare et l'Antiquité (Paris 1879). II, 510.

Wie Molières Sganarelle" in der gleichnamigen Komödie

(1660) dieselben Grundsätze vertritt (I, 17):

Quand j'aurai fait le brave, et qu'un fer, pour ma peine,
M'aura d'un vilain coup transpercé la bedaine

Que par la ville ira le bruit de mon trépas,

Dites-moi, mon honneur, en serez-vous plus gras?

hat schon Dr. Scheffler (Herrigs Archiv, 61. Bd., S. 314) bemerkt.

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