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gloriosus) die Grosssprecherei seines Herrn durch sein ständiges Beistimmen nährt.

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Meines Wissens zum erstenmale findet sich bei Sulzer (Theorie d. Sch. K. 1793) III, S. 704b, über die Asinaria die. Mitteilung: Im Deutschen hat Joh. Burmeister, Lüneburg 1625, 8o, eine sonderbare, auf die Geschichte von den Vorhäuten der Philister gegründete Nachahmung davon gegeben." Diese Notiz wiederholt wörtlich Wilhelm David Fuhrmann in seinem „Handbuch der klassischen Litteratur" oder Anleitung zur Kenntnis der griechischen und römischen klassischen Schriftsteller. Rudolstadt 1809. III. Bd., S. 40. - Alle meine Bemühungen um das, wie es scheint, äusserst seltene Buch waren erfolglos. (Vgl. S. 214).

Wohl die letzte Bearbeitung des plautinischen Stückes ist die von Reinhold Lenz (S. 100) in dem Lustspiele „Das Väterchen".1)

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I. Akt. (1.) Herr Negoziant Schlinge ist ein guter Mann und schlechter Pädagog. Er ist nicht von der gewöhnlichen Art Väter". Darauf ist er stolz, und es freut ihn, dass sein Diener Johann seinem Sohne Ludwig bei allen seinen Streichen so behilflich ist. ,Wollte Gott," meint er, alle Väter dächten, wie ich, so würden sie mit ihren Kindern nicht anders umgehen, als mit ihren guten Freunden. Das ist mein einziger Ehrgeiz, hör' mal, mein seliger Vater hat mir's ebenso gemacht. Es ist kein Schelmstück gewesen, WO er mir nicht mit Rat und That an die Hand ging, wenn ich's ihm entdeckte. Damit gewann er mir denn das Herz ab; ich hätte mich vierteln für ihn lassen, und das möcht' ich von meinem Sohn auch gern." Nun braucht der Junge Geld. Er soll der Jungfer Klärchen, vielmehr ihrer alten Mutter, zweihundert Gulden Hauszins schaffen, „und wenn er ihr das Geld nicht schaffen kann, soll er ihr den Fuss nicht mehr ins Haus setzen." Die Mutter aber hält den Jungen zu streng; er selber kann nichts machen; denn um die Aussteuer seiner Frau also auch einer uxor dotalis hat er seine Hosen verkauft. Johann soll nun um jeden Preis das Geld schaffen. (2.) In der zweiten Szene werden wir Zeugen eines heftigen Streites zwischen Ludwig und Klärchens Mutter, Frau Gervas. Sie hat ihm die Thür gewiesen, „diese Pest der jungen Leute. Das Meer ist nicht so falsch," klagt er mit

1) Im zweiten Bande, S. 3-37 von „Gesammelte Schriften von J. M. R. Lenz". Herausgegeben von Ludwig Tieck. Berlin 1828 Gedruckt und verlegt bei G. Reimer.

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Argurippus (V. 134), wie ihr; jenes hat meinem Vater Geld gebracht, ihr habt's verschlungen. Aber ich will dich mit Hunger dressieren, wilde Bestie," droht er Frau Gervas, die sich in ihrer ganzen Niedrigkeit zeigt und sich endlich mit dreihundert Gulden begnügen und auf die Bedingung eingehen will, dass ein Jahr lang keine andere Mannsperson über ihre Schwelle komme. Ludwig will das Geld, und sei es um neun und neunzig Prozent, sich verschaffen.

II. Akt. (1.) Johann, der den Auftrag seines Herrn übernommen hat, hat sich mittlerweile verschlafen. Zu ihm kömmt (2.) der zweite Diener Bertrand, mit dem er sich nun bespricht. Die Hilfe kömmt unerwartet rasch. Der Haushofmeister der Frau Schlinge, Herr Koller, hat an den Amtmann aus Dillhoten ein Reitpferd verkauft, und nun ist ein Bauer da, der dem Herrn das Geld aushändigen soll. Herrn Schlinge kennt er wohl, nicht aber den Haushofmeister. Da nun Herr Schlinge alles im vornhinein gestattet hat, so gilt es, den Bauer zu prellen. (3.) Der Bauer wird von Johann empfangen; auf seine Frage, wie Herr Koller aussehe, schildert ihn Johann: „Er hat rotes Haar, eingefallene Backen, boshafte Augen, eine niedrige. Stirn." Der Bauer erinnert sich, ihn bereits gesehen zu haben. (4.) Unter heftigem Schimpfen tritt Bertrand als Haushofmeister ein; der misstrauische Bauer jedoch zahlt ihm das Geld nicht aus, sodass ihn Bertrand zu Herrn Schlinge führen muss.

III. Akt. (1.) Frau Gervas ist mit ihrer Tochter Klärchen Ludwigs halber in bösen Konflikt geraten. „Heut Abend um sieben, das ist der letzte Termin, da Herr Reich versprochen, zu mir zu kommen, wenn dein Ludwig nicht eher bei der Hand ist," so lautet ihr letztes Wort. (2.) Unterdessen hat der alte Herr Schlinge mit Freuden die dreihundert Gulden von dem Bauer in Empfang genommen und sofort seinem Sohne geschickt; jedoch nicht so ganz bedingungslos. „Ich soll ihm (Ludwig) sagen," erzählt Bertrand seinem Kollegen Johann, dass der Alte sich dafür heute Abend mit seiner Liebsten was zu gute thun will." (3.) Klärchen kann sich trotz des Gebotes ihrer Mutter von Ludwig nicht trennen. Endlich liefern unter allerlei Scherzen die Bedienten Ludwig das Geld aus. Auch die Konkurrenz seines Vaters nimmt Ludwig ruhig hin. „Er ist doch besser als Reich," tröstet er sich.

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IV. Akt. Der vierte Akt umfasst nur drei Seiten. Herr Reich setzt mit einem Bakkalaureus einen Kontrakt auf, demzufolge er an Frau Gervas dreihundert Gulden zahlen wolle, wogegen sie und ihre Tochter eine Reihe anderer Bedingungen, vor allem seine alleinigen Rechte auf Klärchen, einzugehen haben.

V. Akt. (1.) Zu seinem grossen Verdrusse hat Herr Reich von Herrn Schlinges Einmischung erfahren. Seine Frau soll nun alles wissen, und der Bakkalaureus übernimmt es, sie mit den Vorgängen vertraut zu machen. (2.) Bei Frau Gervas findet eine kleine „Kollation" statt, an welcher Herr Schlinge, Ludwig und Klärchen teilnehmen. Während bei derselben Vater und Sohn bereits auf einander eifersüchtig werden und fast an einander geraten, erfährt (3.) Frau Schlinge durch den Bakkalaureus die Streiche ihres Gatten. Sie sieht, an der Thüre des Hauses der Frau Gervas stehend, wie er's an die Brust drückt," hört, wie er zu Klärchen sagt: „Ich könnte meiner Frau mit guter Manier das neue Mäntelchen stehlen, das ich ihr habe machen lassen, das neue, atlassene, mit Gold durchwirkt;" sie ist Zeugin, wie er sie küsst und ausruft: „O was das für ein süsser Atem ist gegen meiner Frau ihrem!" Endlich wird es Frau Schlinge zu bunt; sie fährt unter die erschreckte Gesellschaft und führt ihren Mann nach Hause, der ihr mit den Worten folgt: "Weh, welch ein Souper wird das geben."

Ob das Lustspiel trotz genauen Anschlusses an Plautus und der völligen Modernisierung im stande wäre, auf unsrer Bühne sich zu halten, erscheint mehr als zweifelhaft.

Ins Deutsche übersetzte die Asinaria A. C. Borheck1) (Köln 1803).

III. Aulularia.2) (Querolus.)

Unglücklicherweise ist die Aulularia, „eines der ausgezeichnetsten Stücke des Plautus, nach Anlage wie Ausführung" 3) nicht vollständig auf uns gekommen. Gerade die Lösung Die alten argumenta deuten zwar darauf hin, wie dieselbe stattgefunden haben mag:

fehlt.

sagt das eine;

Laetusque natam collocat Lyconidi

Ab eo donatur auro, uxore, et filio

1) Gödeke. III, 217.

2) Ausgaben: Göller (Köln 1825); E. J. Richter (Nürnberg 1833); Deenik (Leiden 1835); J. Hildyard (London 1839); Thom. Vallauri (Turin 1853); W. Wagner (Cambridge 1876); E. Benoist (Paris 1878); C. M. Francken (Groningen 1877). — Hier ist zitiert nach Plauti Comoediae, ed. Carol. Herm. Weise, Quedlinburg 1837. Bd. I, S. 91–129. Vgl. C. M. Francken, Het origineel van Pl. Aulul., Versl. en Mededeel. d. Konigl. Akadem. II. 1882.

3) Teuffel (G. d. r. L.), S. 147.

das andere. Demgemäss hat Antonius Codrus Urceus, Professor zu Bologna, der unter den Kaisern Sigismund und Friedrich III. lebte, das Stück ergänzt (s. bei Danz); allein Lessing sagt (Beiträge 48): seine und des Plautus, Arbeit unterscheiden sich allzusehr." Kürzer ist das Supplement von P. Pareus. Auch M. Rapp (Die pl. L., S. 902-909) hat einen Schluss zu dem Stücke gedichtet, ist aber (S. 827) der Meinung, dass man denselben nicht besonders plautinisch", sondern ,,einigermassen modern" finden wird.

Die Aulularia (Topfgeschichte), so genannt von dem Geldtopfe olladen Euklio auffindet, ist von jeher als eines der hervorragenderen Stücke des Plautus angesehen worden. Schlegel sagt: „der Schatz des Euklio sei wie ein unsichtbarer böser Geist, der das Ganze beherrscht und den Zuschauer in fortwährender Spannung erhält."

Der Hausgott (Lar familiaris) eröffnet das Stück mit einem Prologe. Diesen (sowie den zum Rudens) möchte Teuffel „von dem Verdammungsurteile ausgenommen" wissen. Diese beiden und der von Ritschl schon als echt verteidigte zum Trinummus haben die positive Eigentümlichkeit mit einander gemein, dass sie alle einem göttlichen Wesen in den Mund gelegt werden: beim Trinummus der Luxuria und Inopia, beim Rudens dem Arcturus und in der Aulularia dem Lar familiaris". Auch bestehen sonst keine direkten Verdachtgründe. Der Hausgott sagt, er beschütze dieses Haus schon viele Jahre (V. 3):

Hanc domum

Iam multos annos est quum possideo et colo.

Der Grossvater habe ihm einmal einen Schatz in Gold (auri thesaurum, V. 7) übergeben, den, unter dem Herde vergraben, dieser seither bewachte. Sein Geiz hielt ihn ab, seinem Sohne hiervon Mitteilung zu machen; um den Hausgott aber kümmerte sich der Sohn wenig und ebenso wenig der Enkel, des Hauses dermaliger Besitzer. Die Tochter aber dieses Mannes ehrte ihn reichlich mit Opfern und ihr zuliebe (eius honoris gratia, V. 25) fügte es der Lar so, dass Euklio den Schatz entdeckte. Noch giebt er einige Andeutungen über den Fortgang der Handlung.

Im ersten Akte schmäht Euklio seine Magd, die alte Staphyla, die „circumspectatrix cum oculis emissitiis“ (V. 41), die alles auszuspionieren suche. Er fürchtet, sie möchte von dem Schatze erfahren, dessen Entdeckung er niemand anvertraut, den er vielmehr vergraben hat. Während er, wie öfter in dem Stücke,

1) Studien und Charakteristiken u. s. w., S. 256.

auf einige Augenblicke die Bühne verlässt, um nach seinem Geldtopfe zu sehen (V. 65):

Nunc ibo, ut uisam, estne ita aurum, ut condidi,
Quod me sollicitat plurimis miserum modis,

erzählt uns Staphyla von ihrer Verlegenheit. Euklios Tochter, Phädra, ist daran, jeden Augenblick niederzukommen (V. 75): propinqua partitudo quoi appetit.

Der Alte kömmt beruhigt zurück, da er alles in Ordnung fand (V. 79):

Nunc defaecato demum animo egredior domo,
Postquam perspexi salua esse intus omnia.

Er wiederholt seine Warnungen, ja niemand einzulassen, selbst die Göttin Fortuna nicht (V. 100):

Si Bona Fortuna ueniat, ne intromiseris

und schickt seine Dienerin ins Haus. Aus seinem Selbstgespräche erfahren wir, dass er zum „magister curiae" (V. 107) gehe, um bei der Geldverteilung sich einen Sesterz zu holen, damit ja niemand in ihm einen vermöglichen Mann vermute.

Im zweiten Akte tritt der alte Megadorus mit seiner Schwester Eunomia auf. Er vertraut ihr, dass er willens sei, Euklios Tochter, die er liebgewonnen habe, zu freien. Eunomia verspricht ihm, obwohl sie über die Weiber im allgemeinen nicht eben günstig urteilt, 1) ihre Beihilfe. Euklio kömmt eben des Weges, um nach Hause zu eilen, wo sein Herz weilt (V. 180): ,,nam egomet sum hic, animus domi est."

Da eröffnet ihm Megadorus seinen Wunsch. Euklio aber vermutet, Megadorus wisse um den gefundenen Schatz (V. 215): „aurum huic olet"

und werbe nur deshalb um seine Tochter. Er hält ihm seine Armut entgegen; als aber endlich Megadorus erklärt, er wolle das Mädchen ohne jede Mitgift heiraten, wodurch Euklios Einwurf (V. 237):

At nil est dotis quod dem

1) V. 123. Quamquam haud falsa sum, nos odiosas haberi.
Nam multum loquaces merito omnes habemur:
Nec mutam profecto repertam ullam esse
Hodie mulierem dicunt ullo in saeclo.

V. 136.

Decet equidem uera proloqui.

Nam optima nulla potest eligi; alia alia peior, frater, est.

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