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Lond. 1688.

Bachmann, der dies seltene Buch vor sich gehabt hat, gibt in seinem System der Logik einen Auszug S. 118 ff. woraus wir nur Folgendes entnehmen wollen: „Die Logik zerfällt nach ihm in fünf Ab

schnitte, von dem Nomen, von dem Sahe, von dem Schlusse, von den möglichen Irrthümern in Ansehung dieser Momente, und von der wahren Methode. Das Hauptmoment der lezteren ist, daß man die dunklen Vorstellungen in flare, die, verworrenen in deutliche und die falschen in wahre zu verwandeln und die wahren in der rechten Ordnung sucht. Alle unsere Vorstellungen sind durch einen innern Mechanismus nothwendig verkettet. In unserem Bewußtsein aber ist ursprünglich und mit demselben erzeugt die Idee des vollkommensten Wesens d. i Gottes; und diese ist wahr, und unter allen die vortrefflichste und vollkommenste; daher kann sie zur Norm dienen u. f. w."

3) Die dialektische Logik.

Die dialektische Methode als die Einheit der analytischen und synthetischen kommt bei Aristoteles und Hegel Bei Kant findet theils eine getrennte Anwendung der analytischen und der synthetischen Methode statt, jedoch durch die Beschaffenheit des Stoffes bedingt, wie er z. B. die Naturwissenschaften synthetisch behandeln zu müssen glaubte; theils läßt er auf die Analytik die Dialektik folgen. Bei Krause, findet eine Nebeneinanderstellung der analytischen und synthetischen Methode statt. Bei

Aristoteles ist die Dialektik der Methode nicht besonders herausgehoben, weil er nicht künstlerisch verfährt; fie liegt aber bei ihm darin, daß der Zusammenhang der δύναμις, ἐνέργεια unb ἐντελέχεια mefentlid staleftifd ist und alle seine Darstellung innerlich beherrscht. Die vornehmsten Aeußerungen des Aristoteles über die Methode hat Biese zusammengestellt a. a. O. I. 170. Außerdem ist zu vergleichen der dritte Abschnitt von Glaser: die Metaphysik des Aristoteles nach Composition, Inhalt u. Methode dargestellt. Berlin 1841, S. 211 ff. Die Hegelsche Gestaltung der Logik, welche mit dem Begriff der absoluten Methode schließt, ist bekannt genug. Doch ist es ein großer, im Publicum weitverbreiteter Irrthum, der freilich auch das Dogma gar vieler Hegelianer zu sein scheint, als unterschiede sich die Hegelsche Philosophie von anderen durch nichts, denn die Methode und als besäße sie nicht ein eigenthümliches Princip, nämlich den Begriff des Geistes, durch welches ihre

Methode erst gesezt wird.

Die Vertheidigung der Hegel'schen Methode als der Einheit der analytischen und synthetischen hat am besten geführt Schaller: Die Philosophie unserer Zeit, Leipzig 1837, G. 133

170.

Eine Confrontation des Aristoteles und Hegel in diefer Beziehung hat angefangen Karl Heyder: Kritische Darstellung und Vergleichung der Aristotelischen und Hegelschen Dialektik, I. 1. Erlangen 1840.

Anhang über die Indische Logik.

Die Orientalische Philosophie tritt immer heller aus dem Dunkel hervor, welches sie lange umhüllte. Colebrooke verdanken wir für Indien den Anfang der ge= naueren Bekanntschaft, aber Pauthier hat sich schon genöthigt gesehen, der Uebersehung der Abhandlungen des legteren zahlreiche und weitläufige Ergänzungen und Anmerkungen hinzufügen: Essais sur la philosophie des Hindous par Mr. Colebrooke, traduits de l'Anglais et augmentés de textes sanskrits ect. Paris 1834. Besonders hat Pauthier auch auf die Vergleichungen mit den Griechischen Philosophen Rücksicht genommen. Jüliens tiefgelehrte Erläuterungen der Schrift des Laotseu vom Tugendwege und Bürnouf's geiftvolle Introduction à l'histoire du Buddhisme Indien haben uns die Perspective in ganz neue, coloffale speculative Arbeiten des Orients eröffnet. In Deutschland sind Colebrooke's Auffassungen besonders durch v. Bohlen's Auszüge in dessen: Altem Indien, Königsberg, 1820 Thl. II. S. 309 ff. bekannt geworden. Wir sind so glücklich, in dem Folgenden die Resultate neuerer und umfassender Studien der Indischen Philosophie in Betreff der Logik mittheilen zu können, welche wir Herrn Dr. Th. Goldstücker verdanken und durch welche über Vieles ein höherer Aufschluß gegeben wird. Für den weiteren Zusammenhang dieser Mittheilungen mit der Entwicklung der Perioden der Indischen Philosophie ist auf Goldstückers Abhand

lung in meiner Ausgabe der deutschen Ueberseßung von Prabodha-Chandrodaya, Königsberg 1842, zu verweisen.

"Hegel sagt gegen das Ende seiner Kritik der Aristotelischen Logik (Gesch. d. Phil. Bd. II. p. 410):

"

„Es ist ein unsterbliches Verdienst des Aristoteles, dies Bewußtwerden über die Thätigkeiten des abstracten Verstandes, diese Formen erkannt und bestimmt zu haben, die das Denken in uns nimmt. Denn was uns sonst interessirt, ist das concrete Denken, das Denken versenkt in äußere Anschauung: jene Formen sind dann versenkt, es ist ein Nez von unendlicher Beweglichkeit; und diesen feinen, sich durch Alles hindurchziehenden Faden jene Formen zu firiren, zum Bewußtsein zu bringen, ist ein Meisterstück von Empirie, und dies Bewußtsein ist von absolutem Werth.“

Was Hegel' ein unsterbliches Verdienst, sonst auch ein bewundernswürdiges Bewußtsein das Aristoteles nennt, ift mit anderen Worten also das Interesse, welches Aristoteles an dem reinen Denken nimmt und die Weise, in welcher sein Geist die legte Befriedigung, und wenn man so sagen darf, die uneigennüßigste an dem Abstracten als solchen findet. Wie aber diese Befriedigung das höchste Kriterium ist, nach welchem das Denken des Individuums gewürdigt werden kann, so ist sie es nicht minder für das Denken eines ganzen Volkes. Die Frage nach dem Standpuncte, den die formale Logik eines Volkes einnimmt, ist, wie ich glaube, nur die andere Frage, zu welchem Grade philosophischen Bewußtseins dasselbe

gelangt sei; und auf die Indier angewandt, läßt sie um so unwillkührlicher diese Betrachtung entstehen, als es vielleicht unmöglich ist, diesem Volke auf das Gebiet seiner formalen Logik zu folgen, ohne daß man sich vorher flar gemacht hat, in welchem Verhältnisse ste zum Indischen Denken im Allgemeinen gestanden und durch welche Ursachen ihre Entwickelung und ihre Erscheinung bedingt gewesen. Gesondert von diesen Reflerionen möchte das, was wir formale Logik nennen, in Indien jenem Zauberwilde im Ramayana gleichen, das sich alsbald entzieht, wenn man es schon sicher erreicht zu haben glaubt.

Den allgemeinen Charakter der Philosophie eines Volkes zu bestimmen, ist gewöhnlich eine mißliche Aufgabe, denn das Urtheil streift nur zu bald in jene Re= gionen hinüber, in denen man das concrete philosophische Individuum nicht mehr wiederfindet. In Indien dürfen wir uns aber mit geringerer Gefahr an eine solche Aufgabe wagen, denn der Indische Volksgeist selbst hat schon alles Individuelle entfernt und das Urtheil darauf hin gewiesen, nur das Allgemeine zu berühren. Sein Stre= ben ist nämlich darin begründet, das Einzelne zu vernichten und das Allgemeine an seine Stelle zu sezen; an seine Stelle, denn es ist nicht der Proceß der Dialektik, welche das Einzelne aufhebt und in das Allgemeine erhebt, sondern es ist die eigentliche Zerstörung, welche das Allgemeine für das Einzelne substituirt, das allein Berechtigte für das durchaus Unberechtigte. Dadurch wird das ganze Indische Leben mehr Ahnung als Wirklichkeit, mehr

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