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Der Misanthrop.

Erst sitt er eine Weile
Die Stirn von Wolken frei;
Auf einmal kommt in Eile
Sein ganz Gesicht der Eule
Verzerrtem Ernste bei.
Ihr fraget, was das sei?
Lieb' oder Langeweile?

Ach, sie sind's alle zwei!

Liebe wider Willen.

Ich weiß es wohl und spotte viel:
Ihr Mädchen seyd voll Wankelmuth!
Ihr liebet, wie im Kartenspiel,
Den David und den Alexander;
Sie sind ja Forcen miteinander,
Und die sind miteinander gut.

Doch bin ich elend wie zuvor,
Mit misanthropischem Gesicht,
Der Liebe Sklav, ein armer Thor!

Wie gern wär' ich sie los die Schmerzen,
Allein es sitt zu tief im Herzen,

Und Spott vertreibt die Liebe nicht.

Wahrer Genuß.

Umsonst daß du, ein Herz zu lenken,
Des Mädchens Schooß mit Golde füllst;
Der Liebe Freuden laß dir schenken,
Wenn du sie wahr empfinden willst.
Gold kauft die Stimme großer Haufen,
Kein einzig Herz erwirbt es dir:
Doch willst du dir ein Mädchen kaufen,
So geh' und gieb dich selbst dafür.

Soll dich kein heilig Band umgeben,
Jüngling, schränke selbst dich ein!
Man kann in wahrer Freiheit leben
Und doch nicht ungebunden seyn.
Laß nur für Eine dich entzünden;
Und ist ihr Herz von Liebe voll,
So laß die Zärtlichkeit dich binden,
Wenn dich die Pflicht nicht binden soll.

Empfinde, Jüngling! und dann wähle
Ein Mädchen dir, sie wähle dich,
Von Körper schön und schön von Seele,
Und dann bist du beglückt, wie ich).
3d, der ich diese Kunst verstehe,
Ich habe mir ein Kind gewählt,
Daß uns zum Glück der schönsten Ehe
Allein des Priesters Segen fehlt.

Für nichts besorgt als meine Freude,
Für mich nur schön zu sehn bemüht,
Wollüftig nur an meiner Seite,

Und sittsam wenn die Welt sie sieht;
Daß unsrer Gluth die Zeit nicht schade,
Räumt sie kein Recht aus Schwachheit ein,
Und ihre Gunst bleibt immer Gnade,
Und ich muß immer dankbar seyn.

Ich bin genügsam und genieße
Echon da, wenn sie mir zärtlich lacht,
Wenn sie bei Tisch des Liebsten Füße
Zum Schemel ihrer Füße macht,
Den Apfel den sie angebissen,

Das Glas woraus sie trank, mir reicht,
Und mir bei halb geraubten Küssen
Den sonst verdeckten Busen zeigt.

Und wenn in stillgesell'ger Stunde
Sie einst mit mir von Liebe spricht,
Wünsch' ich nur Worte von dem Munde,
Nur Worte, Küsse wünsch' ich nicht.
Welch ein Verstand der sie beseelet,
Mit immer neuem Reiz umgiebt!
Sie ist vollkommen, und sie fehlet
Darin allein daß sie mich liebt.

Die Ehrfurcht wirft mich ihr zu Füßen,
Die Sehnsucht mich an ihre Brust.
Sieh, Jüngling! dieses heißt genießen,
Sey klug und suche diese Lust.
Der Tod führt einst von ihrer Seite

Dich auf zum englischen Gesang,

Dich zu des Paradieses Freude,

Und du fühlst keinen Uebergang.

Der Schäfer.

Es war ein fauler Schäfer,
Ein rechter Siebenschläfer,

Ihn kümmerte kein Schaf.

Ein Mädchen konnt' ihn fassen: Da war der Tropf verlassen, Fort Appetit und Schlaf!

Es trieb ihn in die Ferne,
Des Nachts zählt er die Sterne,
Er klagt und härmt sich brav.

Nun da sie ihn genommen,
Ist alles wieder kommen,
Durst, Appetit und Schlaf.

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