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Aachen.

Non-recognition.

The soul is the divinity of man,

A thing to subtile for our mortal sight;
The grosser part of us our fellows scan
Pleased with the lamp and careless of the light.
The Summer with her Countenance so bright
Shines oft in vain and vainly shows her flowers
Till winter comes with his tempestuous showers,
And trailing garments darkling as the night;
So is it with the sun when in his might
He proudly marches through the noontide sky,
Few pause to view him in his raiment white,
More haste to see him, steep'd in crimson, die;
The mint smells sweetest 'neath the crusher's tread,
And grass gives little scent till it is dead.

Dr. Kovenhagen.

Graf Joseph Maistre von J. C. Glaser. (Separatabdruck aus den Jahrbüchern für Gesellschafts- und Staatswissenschaften.) Berlin 1865.

Zu den geistvollsten und gewandtesten Vertheidigern des Legitimitätsprincips und besonders des Ultramontanismus gehört Joseph de Maistre. Wie wenige seiner Gesinnungsgenossen hat er die Gefahr erkannt, welche der römisch-katholischen Kirche aus dem grossen Auflösungsprocess erwuchs, in den die romanische Staatenwelt durch den Sturz der französischen Monarchie hineingerissen wurde; wie wenige hat er mit Hintansetzung aller per sönlichen Interessen, getrieben durch eine unerschütterliche, oft abenteuerlich erscheinende Hoffnung auf Sieg für die Kirche und für die, seiner Ueber zeugung nach, allein geeignete Grundlage derselben, die legitime Monarchie gekämpft. Seitdem durch die Ereignisse der letzten Jahre jene Gefahr abermals, wie in der Zeit des ersten Napoleon, in die nächste Nähe des romschen Stuhles gerückt worden, haben die Schriften dieses Mannes wieder eine grössere Bedeutung gewonnen, da sie ganz besonders geeignet sind, einen Einblick in den innern Hergang der Verhältnisse thun zu lassen. Er leichtert und in gewissem Sinne vervollständigt wird dieser Einblick durch die Veröffentlichung der wesentlichsten Theile der politischen Correspon denz des Grafen Maistre, (1. Mémoires politiques et correspondance diplo matique de J. de Maistre, avec explications et commentaires historiques par A. Blanc. Paris 1858. 2. Correspondance diplomatique de J. de Maistre de 1811 1817, recueillie et publiée par A. Blanc. Paris 1860.), welche hauptsächlich auf Veranlassung der Begründer des italienischen Königthums nach dem folgenreichen Feldzuge des Jahres 1857 geschehen ist.

Auf Grund dieser neuen, wie auch einiger andern (Lettres et opuser'e inédits. Paris 1851. Quatre chapitres inédits du comte J. de Maist St. Pétersbourg 1858. Quatre chapitres inédits sur la Russie par comte J. de Maistre, publiés par son fils R. de Maistre. Paris 1859.) b her unbenutzten Hilfsmittel hat es der Herausgeber der Jahrbücher für Ge sellschafts- und Staatswissenschaften unternommen, eine Darstellung der p litischen und schriftstellerischen Thätigkeit des Grafen J. de Maistre r geben, um dadurch die grossen Fragen, mit deren Lösung die Gegenwa sich beschäftigt, dem allgemeinen Verständniss zugänglicher zu machen..

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In 15 Capiteln erhalten wir ein Lebensbild, welches zum grösseren Theil aus den eigenen Aufzeichnungen de Maistre's geschöpft mit entsprechender Lebhaftigkeit und Schärfe einen klaren Einblick in die diplomatischen Verhandlungen und Intriguen, deren bedeutendste Frucht die heilige Allianz, deren höchstes Ziel die Wiederherstellung der Staaten nach dem Legitimitätsprincip war, verschafft. Wir sehen in demselben, wie J. de Maistre den grossen Einfluss, den er durch gründliche wissenschaftliche Bildung, durch ausserordentliche staatsmännische Begabung und, wohl nicht zum geringeren Theile, durch seine unbedingte, entsagungsvolle, man könnte fast sagen fanatische Hingebung an die Sache, der er sich gewidmet hatte, am Petersburger Hofe ausübte, neben der Betreibung der Interessen seines Fürsten dazu benutzte, die Wiederherstellung, resp. Erweiterung der geistlichen Autorität zu bewerkstelligen. Als ein bedeutender Zug in diesem Gemälde erscheint vor vielen andern seine Bewunderung, man möchte fast sagen Verherlichung der französischen Nationalität. „Obgleich nicht Franzose von Geburt und dem französichen Staate nicht angehörig, fühlt er sich doch stolz und beglückt, durch das Band der Sprache der französischen Nation anzugehören und ihre künftige Herlichkeit verkünden zu können. Er freut sich über jeden ihrer Siege, wenn sie auch unter der Leitung eines Napoleon, oder gar eines Robespierre erfochten werden, wie ihn nichts tiefer schmerzt, als ihre Unterwerfung, wäre es auch zur Wiederherstellung der rechtmässigen Ordnung und zur Unterdrückung der ihm verhassten revolutionären Gewalten." Sowie er die Franzosen als die einzig competenten Richter seiner litterarischen Arbeiten betrachtet und bei allem ernsten Streben es oft nicht unterlassen kann, den Eindruck zu berechnen, den seine Paradoxa in der Pariser Gesellschaft machen werden, ebenso ertheilt er ihnen auch die Führerschaft in der wiederhergestellten mittelalterlichen Weltordnung, wie er sie verkündet; „es ist das der Beruf, zu dem sie Gott dadurch vorbereitet hat, dass er ihre Sprache zur Universalsprache gemacht, ihnen einen unvertilgbaren Bekehrungseifer eingepflanzt und eine unwiderstebliche Siegeskraft über die andern Völker verliehen hat." Dieser Zug tritt um so greller hervor, als im Gegensatz zu demselben nicht minder grell eine ausserordentliche, wenn man so sagen darf, italienische Antipathie, ja Erbitterung gegen Oesterreich bei jeder Gelegenheit hervorblickt, die wohl den beredtesten Ausdruck in einem Briefe J. de Maistre's an den sardinischen Gesandten bei der Eidgenossenschaft Vignet des Étoles aus dem Jahre 1794 erhält, wo eine durchaus zu Gunsten der Franzosen ausfallende Parallele zwischen diesen und den Oesterreichern gezogen wird.

Nach einem raschen Ueberblick über Erziehung und Ausbildung Maistre's folgt der Verfasser der vorliegenden Schrift demselben auf seinen ersten halb diplomatischen Posten in Lausanne, wo er nach Abtretung Savoyens an Frankreich den vertraulichen Auftrag hatte, sich den Lokalbehörden gegenüber seiner ausgewanderten Landsleute und insbesondere der jungen Leute anzunehmen, welche sich heimlich über die Alpen begaben, um in das Piemontesische Heer einzutreten. Von Lausanne aus sah er der furchtbaren Tragödie zu, welche in Frankreich durch die Schreckensherschaft aufgefuhrt wurde, unterrichtete sich durch persönlichen Verkehr mit Flüchtlingen über die Einzelheiten derselben, überblickte zugleich aus ziemlicher Nähe den Gang der Ereignisse auf dem Kriegsschauplatze und begann allmälich, die reichen Kenntnisse und Einsichten, die er durch Studium und Nachdenken gewonnen, zu schriftstellerischen Arbeiten zu benutzen und die revolutionären Bestrebungen zu bekämpfen. So entstanden endlich nach vielen kleineren Aufsätzen seine bekannten „,considérations sur la France", in denen er sich zum Kampfe gegen die ganze revolutionäre Bewegung erhob. Dieses Buch, welches den ersten vollen Ausdruck seiner Lebensanschauung giebt, wird nach Veranlassung und Inhalt im zweiten Capitel einer eingehenden Betrachtung unterworfen. Im folgenden erhalten wir Maistre's

Ansichten über den Krieg in Frankreich, die er selbst dahin zusammenfasst, dass die Herschaft der Coalition über Frankreich und die Theilung dieses Reiches eines der grössten Uebel sein würde, welche der Menschheit widerfahren könnten, eine Ansicht, die bei ihm theils aus der übergrossen Abneigung gegen Oesterreich, theils ans seiner Voreingenommenheit für den civilisatorischen Beruf Frankreichs herzuleiten ist. Capitel vier, Verhalten des sardinischen Hofes zu dem Kriege von 1796 1800, führt uns bis zu der Vereinigung Piemont's mit der Italienischen Republik (am 11. October 1802), zu deren Präsidenten sich Bonaparte schon im Januar desselben Jahres hatte ernennen lassen. Zurückgreifend bis in das Jahr 1796, dem der Thronbesteigung Karl Emanuel's IV., zeigt Capitel 5. Maistre auf der Insel Sardinien. Nachdem er durch treues Festhalten an der Sache seines Königs sein Besitzthum eingebüsst, sieht er sich mit einem Jahrgehalt von 2000 Livres belohnt, wird aber bald durch das siegreiche Vordringen der Franzosen zu neuer Flucht genöthigt, führt in Venedig mit seiner Familie ein entbehrungsreiches Leben, bis er nach der Vertreibung der Franzosen sus Turin durch Suworoff und der darauf erfolgten Wiederherstellung des Konigreichs zum Präsidenten der grossen Kanzlei mit einem Einkommen ver 20000 Livres ernannt wird. Seine neue Stellung ist eine sehr schwierige nicht nur wegen übergrosser Arbeit, sondern auch namentlich wegen des Mangels an Bildungsfähigkeit bei den Sarden, von denen er in seinen Mémoires politiques ein durchaus trauriges Bild entwirft, und die, seinem Urtheile nach, höchstens von den Englandern cultivirt werden könnten.

Im Jahre 1803 wird er zum Nachfolger des Grafen Valosa, des sardinischen Gesandten am russischen Hofe, ernannt. ohne indess einen officieller Titel zu erhalten. Wie schwierig in Folge des letzteren Umstandes seine Stellung in Petersburg war, zeigt er selbst indem er klagt: „Ein Jager auf dem Anstande, der, wenn ihm ein Wild in den Schuss kommt, erst nach. Hause schriebe, ob er abdrücken solle, wäre weniger lächerlich als ich, der, wenn sich eine Gelegenheit bietet, um einem Minister ein passendes Wort zu sagen, erst eine Instruction von Rom oder London einholen soll. Was die Wiedereinseszung seines eigenen Königshauses anbetrifft, so betrachtet er das Schicksal desselben als mit dem der französischen Bourbons eng verflochten, und wenn auch für den Augenblick durch die Errichtung des Kaiserthums jede Aussicht für dieselbe vernichtet ist, so erblickt er gerade in dieser Errichtung die Vorbereitung zur Rückkehr. Diese Ansicht wird naher begründet in einem Briefe an die Baronin de Pont in Wien, in welchem Maistre die Behauptung aufstellt, dass in der Geschichte kein Beispiel davon zu finden sei, dass ein Privatmann auf einmal bis zum höchsten Range gestiegen und eine neue Dynastie angefangen habe. „Ich halte mich also für berechtigt zu glauben, dass es der Auftrag Bonaparte's ist, die Monarchie herzustellen und die Augen zu öffnen, indem er Jacobiner und Roya listen gleichmässig erzürnt; dann wird er verschwinden, er oder sein Geschlecht." Es tritt hier der seine Schriften durchziehende, ihm eigenthumliche Glaube an eine geheime, von den allgemeinen Gesetzen der sittlichen Welt unabhängige Leitung der menschlichen Geschicke hervor. Seine Ueberzeugung aber, dass die Bourbonen zurückkehren und in Frankreich die Regierung wieder übernehmen werden, beruht auf der Annahme, dass die Verdienste des Königshauses so gross seien, dass sie durch die Fehler einiger Mitglieder desselben nicht haben verwirkt werden können; „Gott wird sie daber seiner Zeit, nachdem die Reinigung des Volkes durch Busse und Bekehrung erfolgt sein wird, wieder in ihr Reich einsetzen." In Capitel 8 (der Coalitionskrieg von 1805) sehen wir Maistre eifrig bemüht, durch ein kurz vor dem Ausbruch der Feindseligkeiten dem russischen Cabinet überreichtes Memoire auf die Wiedereinsetzung seines Königs als einen Akt polit scher Klugheit und strategischer Nothwendigkeit für den Fall einer Wieder eroberung Piemonts hinzuweisen. Zugleich bekämpft er die Idee einer Aus

dehnung der österreichischen Herrschaft in Ober-Italien. Die Mächte dahingegen, die sich an der dritten Coalition betheiligten, vereinigten sich in der Ueberzeugung, dass der Besitz der Lombardei durch Oesterreich eine' Bedingung der Sicherheit und Unabhängigkeit der europäischen Staaten sei.

Der bald erfolgende Sieg der französischen Waffen bei Austerlitz vernichtete indessen auf lange Zeit die Hoffnung des sardinischen Königs, in sein Land zurückzukehren, was Maistre jedoch nicht hindert, seine Freude über die Demüthigung Oesterreichs und den Sieg der Franzosen auszusprechen. Bei dieser Gelegenheit unterwirft er denn auch Preussen, wo der Charakter des Fürsten, die Grundsätze des Cabinets und selbst der nationale Geist ihm jede Hoffnung eines grossen Gedankens zu verbieten scheinen, einer scharfen Kritik, welche in feindselige Verkleinerung nicht nur der preussischen Monarchie im Allgemeinen, sondern auch besonders ihres grössten Regenten, Friedrichs II., ausartet.

Capitel 10 (Maistre und sein Hof) zeigt Maistre von seiner rühmenswerthesten Seite. Trotz der Schwierigkeiten seiner diplomatischen Stellung, die zu bekämpfen eine fruchtlose Arbeit war und blieb, trotz der Undankbarkeit, mit der ihm bei all seiner Aufopferung von seinem Hofe in den geringsten Dingen gelohnt wurde, lässt er doch nicht ab, immer neue Plane zu ersinnen, um dem Hause Savoyen eine seiner Grösse angemessene Herschaft wiederzuerringen. Da durch den Tilsiter Frieden die Aussicht, durch Russland auf Frankreich zu wirken, abgeschnitten war, so versuchte er es durch sich selbst und auf eigene Verantwortung mit Napoleon in Verbindung zu treten, um für seinen König zu wirken. Sein Plan scheiterte an der Weigerung des Kaisers, überhaupt wegen dieses Punktes zu verhandeln, und so hatte Maistre noch obenein von seinem Hofe die stärkste Missbilligung zu erfahren. Ein anderes Projekt, welches darauf ausging, von Oesterreich für Piemont Venedig zu erhalten, und wegen dessen er im Begriffe stand, mit dem österreichischen Gesandten in Verbindung zu treten, ist wohl von seinem Hofe nicht gebilligt worden, es geschieht desselben in der mitgetheilten Correspondenz nicht weiter Erwähnung. Eingegeben war ihm dieses Projekt durch die Ueberzeugung, dass das Haus Savoyen nie hinreichende Mittel besessen, um der Wächter der Alpen" zu sein, dass hingegen Oesterreich, welches übrigens stark Verlangen trug nach dem Besitze Piemonts, allein im Stande sei, mit grosser Heeresmacht diesen Posten einzunehmen.

Durch die Lage der Dinge zur Unthätigkeit gezwungen, wandte sich Maistre wieder mehr wissenschaftlichen Studien zu, um seinen Geist in Uebung zu erhalten, ohne jedoch dabei die politischen Ereignisse aus dem Auge zu verlieren, wie uns in Capitel 11 (Maistre's Betrachtungen über die Lage der europäischen Verhältnisse von 1809 1811) gezeigt wird.

Spanien lenkte damals aller Augen auf sich durch den Heroismus und die Einmüthigkeit, mit welcher es sich gegen den Usurpator erhob. In einem Memoire vom Oktober 1809 giebt Maistre seine den voraussichtlichen Ausgang dieses grossen Vorganges erwägenden Betrachtungen; hier zeigt er sich als richtig schauender Prophet der Zukunft, weil hier bei der spanischen Nation seine Voraussetzungen am meisten Richtigkeit enthalten; hier lässt er auch der öffentlichen Meinung ihr volles Recht widerfahren, indem er sagt: „Man kann von der Weisheit des Volkes, das in der modernen Zeit den meisten Beruf zur Gesetzgebung hat, erwarten, dass, wenn es zu weit geht, es wenigstens einem Strome gleichen wird, der über die Ufer tritt ohne die Richtung seines Bettes zu verlassen, während die Franzosen vom ersten Augenblicke an aus Rand und Band gegangen waren." 66 Wenig erfreut ist er aber über die Verbindung der Spanier mit England, namentlich darüber, dass sie sich eine der englischen nachgebildete Verfassung geben wollen; dadurch wird denn auch seine Zuversicht auf den glücklichen Ausgang des Kampfes wieder erschüttert, wie denn zu

gleicher Zeit seine Hoffnung auf Wiederherstellung der früheren Ordnung der Dinge noch weiter hinausgeschoben wird durch die Entthronung Gustav's IV. und die Erwählung Bernadotte's, den er nur als die Verlängerung ein Lieblingsausdruck Maistre's, wie er denn z. B. auch den Adel eine Verlangerung des Königthums nennt) Bonaparte's ansieht, und dessen Erhebung ihm eine Befestigung der Revolutionsgrundsätze zu sein scheint.

Zusammenfassend giebt Maistre die allgemeinen Gesichtspunkse, auf denen seine siebenjährige Correspondenz sich bewegt, in einem Memoire an den König vom Jahre 1810 ungefähr folgendermassen: „Die Revolution hat eine so grosse Ausdehnung gewonnen, dass ihre Grenzen die der Welt sind. Sie kann nicht mit einer Rückkehr zu dem alten Zustande der Dinge, sondern nur mit einer Rektifikation des Zustandes, in den Europa verfallen ist, enden. Nichts kündigt noch das Ende der Revolution an, um so weniger als man in Europa kein junges Talent bemerkt, welches sich dem Strome entgegenstellen könnte. Tausend Gründe der verschiedensten Art vereini gen sich zu der Ueberzeugung, dass nur von Frankreich die Ruhe der Welt kommen kann. Bonaparte ist nur eine unendliche Null, ein allmächtiges Nichts, er reinigt nur den Boden für die künftigen Baumeister. So lange er lebt, ist die Rückgabe der sardinischen Staaten an den König eine Unmöglichkeit; man darf sie indess nie aus den Augen verlieren. Das Haus Savoyen ist zu gross für einen kleinen Staat; nur die vortreffliche Lage und die Uebereinstimmung seiner Länder machten ihn zu einem der kostbarsten Staaten in Europa. Daher würde es für das Haus Savoyen besser sein, grössere Staaten in Italien oder selbst ausser Italien zu besitzen, als nur über einen Theil der seinigen zu gebieten; was es aber vor Allem suchen muss, ist Unabhängigkeit.“

Während durch die Entwicklung der politischen Verhältnisse die diplomatische Thätigkeit Maistre's fast ganz aufhörte, trat er in nähere Beziehung zu dem Kaiser Alexander und zu den von demselben unternommenen Reformen. (Capitel 12.) Während aber Speransky, der Sohn eines Popen und Geheimsecretair des Kaisers, einer der hauptsächlichsten Rathgeber desselben bei Durchführung dieser Umgestaltungen und deswegen Gegenstand des Hasses der altrussischen Partei wurde, stand Maistre, der Zögling der Jesuiten, mit dieser Partei in so enger Verbindung, dass er die Feder ergriff, um als Schriftsteller gegen jene Neuerungen aufzutreten, zugleich auch durch Rücksichten auf seine eigene Kirche dazu bewogen. Durch die Theilung Polens und die dadurch zu Russland gekommene ro misch-katholische Bevölkerung nämlich hatte die römisch-katholische Kirche eine Thür gefunden, durch die sie in Russland eindringen konnte und auch einzudringen begann. Einen ernsten Widerstand fand sie dabei weniger in der griechischen Kirche mit ihrem rohen, ungebildeten Priesterstande, als vielmehr in der sich zugleich ausbreitenden protestantischen Bildung and deutschen Philosophie. Diese zu bekämpfen und der Miliz seiner Kirche, den Jesuiten, einen freieren Spielraum zu verschaffen, machte sich daher Maistre zur Hauptaufgabe. Unter solchen Einflüssen und mit diesen Bestrebungen entstand der Essai sur le principe générateur des constitutions politiques, dessen Thema der Satz bildet, dass die Verfassung eines Staates und überhaupt jeder Gemeinschaft nicht aus allgemeinen Begriffen entwor fen und in einer geschriebenen Urkunde niedergelegt werden könne (für die mosaische Gesetzgebung allein wird eine Ausnahme zugegeben), sondern ein Werk sei, welches durch göttliche Kraft ins Leben gerufen und erhalten werde.

Während diese Schrift bei seinen Freunden Beifall fand, auf die Verhältnisse aber gar keinen Einfluss übte, erzielte er bei Alexander einen bedeutenden Erfolg für die katholische Kirche durch tünf Briefe über einen

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