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Plato's und Göthe's Kunst in Darstellung von Persönlichkeiten nachgewiesen an einigen Beispielen von G. F. Zimmermann. Programm des Gymnasiums zu Clausthal. 1863. Das Programm beschäftigt sich hauptsächlich mit Plato und zwar mit der Person des Sokrates, dessen Prozess ausführlich besprochen wird, und der Diotima. Von Götheschen Gestalten werden die „schöne Seele,“ Mignon, Dorothea, erwähnt und an ihnen kurz nachgewiesen, dass der Dichter bald die Wirklichkeit idealisirt, bald sie nur wiederzugeben habe; für die genauere Kenntniss Göthes bietet die Schrift nichts Neues.

Ueber Götter, Helden und Wieland von Göthe. Beitrag zur Geschichte der komischen Literatur. Von Dr. H. Köpert. Programm des Gymnasiums zu Eisleben. 1864.

Nachdem der Verfasser im Allgemeinen den satirischen Zug in Göthe's Komik nachgewiesen hat, gibt er den Inhalt der Euripideischen Alceste an, dann des Wielandschen Singspiels Alceste und weist die Schwächen des Gedichts nach. Dann erzählt er die Veranlassung der Entstehung der Götheschen Farce und erklärt sich einverstanden mit dem Götheschen Urtheile über Wielands Gedicht, dass namlich darin eine falsche Sentimentalität herrsche, Wieland dem Euripides, wo er von ihm abweiche, Unrecht gethan habe, endlich überhaupt kein Dramatiker sei. Er theilt schliesslich Wielands besonnene Recension über das Göthesche Product mit und spricht sich anerkennend über Wielands Benehmen aus. Der Verfasser hat die einschlägige Literatur fleissig benutzt; Referent macht noch aufmerksam auf die Farce Menschen, Thiere und Göthe" 1775. worüber zu vgl. Allg. deutsche Bibl. Anhang Bd. 25 36. S. 771., die Allg. deutsche Bibl. 26, 203., Zelters Briefwechsel mit Göthe 5, 55., Düntzer's Frauenbilder S. 212., Rosenkranz über Göthe S. 207 fgg.

Schillers metaphysische Anschauung vom Menschen, entwickelt aus seinen ästhetischen Abhandlungen. Von Dr. Th. Weber. Programm des Gymnasiums zu Sagan. 1864. „Die zwei verschiedenen Kräfte, Vernunft und Sinnlichkeit, welche in dem einen Menschen liegen, beide einander entgegengesetzt, gehören, sagt Schiller, demselben Wesen an, dem menschlichen Geiste; denn, so behauptet er, wären sie das nicht, so wäre nicht Erfahrung oder Einheit der Erkenntniss möglich. Aber grade hier lässt es Schiller an einem Beweise fehlen, und es lässt sich auch ein solcher nicht beibringen. Die Sinnlichkeit ist ihm das leidende Vermögen des Geistes, diejenige Kraft, mittelst deren er die Einwirkungen äusserer Gegenstände empfängt. Die Vernunft aber ist ihm ein rein actives, blos aus sich selber wirkendes Vermögen, die Kraft eines unendlichen Wesens; darum ist sie ewig, darum der Geist selber als das der Vernunft zu Grunde liegende Wesen ewig und göttlich. Die Sinnlichkeit hemmt zwar den Menschen, sie ruft immer die Abstraction in die Grenzen der Gegenwart zurück, aber die Intelligenz des Menschen ist eine ewige, der Mensch selber wird rücksichtlich seiner Vernunft wenigstens dem Range nach unter die Götter versetzt. Die Entstehung des einzelnen Menschen kann daher nur als eine durch blosse Entwickelung oder Individuali

sirung eines allgemeinen Wesens effectuierte gedacht werden. In derselben Weise also wie die Naturproducte tritt danach der Mensch ins Leben; daher Schiller auch die Natur als die eigentliche Schöpferin des Menschen bezeichnet. Das Christenthum war dem Dichter nur ein Gegenstand ästhetischer Schätzung. Die Weltwerdung war ihm nur der Act, durch welchen Gott aus seiner Vereinsamung heraustrat und sein eigenstes Bedürfniss befriedigte. Alle schönen Stellen in Schillers Meisterwerken dürfen uns nicht verführen, der Ansicht Daumer's beizustimmen, dass Schiller seiner innersten Neigung und Beistimmung nach Christ und Katholik gewesen sei."

Ueber die Lehrbarkeit und die formalbildende Kraft der Aussprache des Englischen. Von Dr. Rud. Sonnenberg. Programm der Realschule zu St. Petri und Pauli in Danzig. 1865.

Der formalbildende Einfluss der lateinischen Sprache ist bekannt genug und deshalb ist sie als der wichtigste Unterrichtsgegenstand so allgemein bevorzugt. Worin aber besteht, frägt der Verfasser, das Formalbildende überhaupt? Darin, dass das Erkennen gebildet werde. Weil grade wegen der scharf ausgeprägten Formen die lateinische Sprache im Elementarunterrichte am meisten nöthigt Schlüsse zu machen, bildet sie so sehr. Unter allen Formen des Erkennens hat der Schluss der Analogie die weiteste Anwendung. Der lateinische Unterricht macht von ihm den umfassendsten Gebrauch. Die höchst ärmlichen und spärlichen Flexionsendungen im Englischen dagegen machen es unmöglich, dass daran der Schüler sein Denkvermögen besonders übe. Es muss daher der Lehrer, der darauf Bedacht zu nehmen hat, den Stoff des Unterrichts so zu gestalten, dass er zu einer für den Geist des Schülers zu assimilierenden Nahrung werde, nachsehen, ob sich nicht aus der Lehre von der Aussprache, die in der gewöhnlichen Grammatik als so regellos und schwierig erscheint, bildende Momente gewinnen lassen. Die zweite Function des Denkvermögens ist die Induction, die für den Schüler wichtigste, die dritte und schwierigste der Syllogismus. Der Verfasser bemüht sich nun, nach der Erklärung des Begriffes formalbildend, in die Lehre von der Aussprache des Englischen Ordnung zu bringen, um sowohl Uebung in den Functionen des Denkvermögens zu erreichen, als die Erlernung der Aussprache zu erleichtern und rascher zu fördern. Er will nachweisen, dass in dem ganzen Mechanismus der englischen Orthographie und Aussprache eine bei weitem grössere Regelmässigkeit herrsche als im Deutschen, durch welchen Nachweis die Lehre von der Aussprache eine solche Begründung erfahre, dass der Lernende eine vollkommen klare Einsicht in das Warum? erfahre. Die nun von ihm aufgestellten Regeln sind sehr einfach, und der Verfasser hat Recht, dass die Behauptung grundlos sei, es herrsche zwischen der schriftlichen Darstellung der englischen Laute und deren Aussprache keine Uebereinstimmung. Die Lehrer des Englischen mögen die Abhandlung der Beachtung nicht unwerth achten.

Hölscher.

Eichsfeldische Gebräuche und Sagen, zusammengestellt von dem Oberlehrer Heinrich Waldmann. Programm des Katholischen Gymnasiums zu Heiligenstadt. Michaelis 1864. Der Verfasser, schon seit längerer Zeit ein fleissiger Sammler volksthümlicher Gebräuche, Ideen, Namen udgl., würde seine Sammlung vell

ständiger gemacht und zu einem grösseren Werke verarbeitet haben, wenn ihn nicht ein schweres Augenleiden mehrere Jahre unterbrochen und an der Verwirklichung seines Planes verhindert hätte. Er hat deswegen auch begreiflicher Weise auf die neueste dahin einschlagende Literatur nicht vollstandig Rücksicht nehmen können. Aber auch so werden Forscher und Freunde der deutschen Mythologie Manches finden, was ihre Kenntnisse fördern, ihre Ansichten befestigen oder erweitern kann, da die bedeutendsten Werke, wie die von Grimm, Simrock, Wolf, Panzer u. a. überall benutzt and citirt sind. Die verschiedenen Materien, die in längeren oder kürzeren Artikeln behandelt werden, sind folgende: 1) Ein Nothfeuer in neuerer Zeit. 2) Osterfeuer. 3) Der Schossmeier. 4) Eier, Eier, Eier, Eier, ein ganz Nest voll. 5) Das Lecken. 6) Das Nisteln. 7) Der fette Donnerstag. 8) Der alte Tod. 9) Der Martinstag. 10) Der Sauzahn. 11) Die Alte oder Letzte geben. 12) Stäpchen. 13) Schwarzes Huhn und heilige Kuh. 14) Der Johanneskranz. 15) Gegen den Tod. 16) Etzelsbach. 17) Litthauischer Aberglaube. 18) Gründonnerstagseier. 19) Das Fröuwechen von Engeland. 20) Altvaters Loch. 21) Die weisse Jungfrau auf der Egelsburg. 22) Ueber den Hülfensberg und den angeblichen Gott Stuffo. 23) Die Bonifaciussteine oder Zehntsteine. 24) Glocken. 25) Der Butzemann. 26) Lebendige Etymologie. 27) Der Heimenstein.

Berlin.

Dr. Sachse.

Miscelle.

Nachträgliches zu Tennyson's Northern Farmer.
S. Archiv XXXVI, 4. p. 476.

Zu Nro. 2. Im Original lauten die ersten drei Verse wie folgt:
Doctors, they knaws nowt, for a says what's naw ways true:
Naw soort o'koind o'use to saäy the things that a do.

I've 'ed my point o'yaäle ivry noight sin' I beän 'ere.

Nachdem ich meinen Uebersetzungsversuch eingeschickt, ist die Mundart, in welcher das Gedicht geschrieben, Gegenstand der Erörterung im Reader gewesen. „A Louth Man" hat ihr den nordöstlichen Bezirk von Lincolnshire als eigentliche Heimath angewiesen. Das Pronomen a anlangend, so sagt er, es könne für he oder I gebraucht werden; nicht aber für they Ein früherer Correspondent hatte nämlich behauptet. Tennyson habe es so gebraucht. Ich selbst liess mich durch den Plural Doctors und das darauf bezügliche they dazu verleiten, das a im ersten Verse ebenfalls für they zu lesen, was sich nun als unrichtig herausstellt. Das vorangehende they und der consequente Gebrauch desselben im ganzen Gedichte hätte mich übrigens vor diesem Irrthum schützen sollen. Statt: for they say muss es demnach entschieden for he says heissen. Dass he does in meiner Umsetzung für a do im zweiten Verse richtig war, erhellt aus dem Vorangeschickten, und wird durch das unflectirte do nicht widerlegt, da wir auch Nro. 12 Do godamoighty knaw im Original finden. Irrthümlich hingegen habe ich since I am here für obiges sin' I beän 'ere gesetzt: es muss naturlich since I (have) been here heissen.

Soweit also sage ich peccavi Die Folgenden aber sind Druckfehler:
Nro. 5. statt Sully lies: Sally.

Nro. 10. statt down seed lies: down in seed.

Nro. 17. statt teatotaler lies: teetotaler.

Letzterer ist um so verdriesslicher, als Ausländer, welche die Entstehung des Wortes nicht kennen, in der Regel diesen Schnitzer sich zu Schulden kommen lassen. Den Lesern des Archivs braucht es nicht gesagt zu wer den, dass es aus Temperance total, zu T. total abbrevirt, nachher in Teetotal corrumpirt, entstanden ist.

Leipzig.

Dr. D. Asher.

Bibliographischer Anzeiger.

Literatur.

20 Sgr.

Ph. Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied. 9. Liefrg. (Leipzig, Teubner.) 0. F. Gruppe. Leben und Wirken deutscher Dichter. 2. Bd. 3. & 4. Lfrg. (München, Bruckmann.) à 161⁄2 Sgr.

E. Köpke, Studien zu Lessing's Nathan. (Brandenburg, Müller.) 10 Sgr. K. Richter, Schiller und seine Räuber in der französischen Revolution. (Grünberg, Levysohn.)

71/2 Sgr. A Levysohn, Jüngstdeutsche Lyrik und ihre hervorragendsten Charaktere. Randzeichnungen zur Literaturgeschichte. (Grünberg, Levysohn.) 5 Sgr. A. Mussafia, Ueber die Quelle des altfranzösischen Dolopathos. (Wien, Gerold.) 4 Sgr.

J. Scherr, Geschichte der englischen Literatur. 2. Aufl. (Leipzig, O. Wigand.) 1/2 Thlr.

Shakspere's Dramen 1. Bd. deutsch von E. Ortlepp (Romeo & Julie). (Leipzig, Reclam.)

Shakspere's Werke herausgeg. von Delius; Neue Ausgabe, Schlussband. (Elberfeld, Friderichs.)

2 Sgr.

2 Thlr.

Lexicographie.

J. & W. Grimm, deutsches wörterbuch. Fortgesetzt von Dr. Rud. Hildebrand und Dr. Karl Weigand. 5. Bd. 2. Lfrg. (Leipzig, Hirzel.) 20 Sgr. D. Sanders, Wörterbuch der deutschen Sprache. 32. Lfrg. (Leipzig, O. Wigand.)

20 Sgr.

C. Ploetz, Französisch-deutsches und deutsch-französisches Handwörterbuch mit Bezeichnung der Aussprache in den von den Regeln abweichenden Fällen. (Berlin, Herbig.)

18 Sgr.

Fr. Valentini, Taschen- Wörterbuch der italienischen und deutschen Sprache. 5. Aufl. (Leipzig, Brockhaus.)

Hilfsbücher.

2's Thlr.

J. Kehrein, Entwürfe zu deutschen Aufsätzen und Reden nebst einer Einleitung enthaltend das Wichtigste aus der Stylistik und Rhetorik. (Paderborn, Schoeningh.)

24 Sgr.

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