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ject muß daher auch erkennen, daß es nur dann wirklich denkt, wenn es von sich, als diesem Einzelnen abstrahirt und den allgemeinen, dem Denken an sich inwohnenden Gesezen gehorsamt.

Der Geist verhält sich wesentlich denkend; allein daß er denkt, und daß er, was das Denken ist, bedenkt, kommt ihm selbst erst durch seine Bildung zum Begriff. Die verschiedenen Standpuncte, welche der subjective Geist durchläuft, sind daher eben so viel verschiedene Standpuncte für die Entwicklung der Logik. Wir können den Begriff dieser Momente des subjectiven Geistes aus der Psychologie hier voraussehen und der Kürze wegen als das Gefühl, als das Bewußtsein und das Denken selbst bezeichnen.

Das Fühlen, dem das Denken noch_begrifflos_inwohnt, kann keine besondere Logik haben, nur einen Instinct der Wahrheit und Gewißheit, einen Glauben an die Realität des Empfundenen.

Das Bewußtsein unterscheidet das Subject von dem Object oder vielmehr, was wir Bewußtsein nennen, ist dies Unterscheiden. Dem Subject erscheint das Object zuerst als ein gegebenes, äußerliches. Das Erkennen befreiet aber das Subject von dem Schein, als wenn das ihm erscheinende Sein, worauf es sich bezieht, ein ihm fremdes oder gar undurchdringliches wäre.

Das Denken hebt den Unterschied des Subjects von dem Object zur Einheit beider auf. Das Bewußtsein selbst, als vernünftiges, weiß schon, daß an und für

sich die Vernunft gleich sehr dem Sein als dem Denken angehört. Aber das Denken erfüllt sich als freie unendliche Form nur mit seinem eigenen Inhalt als seiner Nothwendigkeit. Um der freie Begriff seiner selbst zu sein, muß es sich von der Vermischung und Verwicklung mit andern Formen der Intelligenz ablösen. Nicht nur von dem Gefühl und Bewußtsein, auch von der Anschauung und Vorstellung muß es sich unterscheiden. Das Denken für sich erreicht die vollkommene Einigung der Gewißheit mit der Wahrheit, des Gedankens mit dem Sein, des Begriffs mit der Realität, nur durch die Frkenntniß seiner selbst als eines Momentes der Idee, welche die Einheit des Begriffs und seiner Realität ist.

Erstes Capitel.

Die anthropologische Fogik.

Der Anfang der subjectiven Logik ist die Immanenz des Denkens in der Empfindung, so daß es consequent zu gar keiner besonderen Gestaltung der Logik kommt, denn die Logik will die Erkenntniß durch die Form des Begriffs, Urtheils und Schlusses vermitteln, die Empfindung aber, welches auch ihre Vermittelung sei, will nur als unmittelbare gelten. Dieser Standpunct ist daher für die subjective Seite der Entwicklung der Logik ganz daffelbe, was der pragmatische für die objective. Was in legte

rem die Dinge und ihre realen Verhältnisse selber, das sind in ersterem die Empfindungen. Sie, als der Eindruck, welchen die Dinge auf das empfindliche Subject machen, sollen nicht nur der Stoff alles Erkennens, sondern auch der Grund sein, welshalb die Realität von etwas angenommen wird.

Richtiger als die Benamsung anthropologisch, die seit Fries und Troxler gang und gäbe geworden, würde die Benennung ästhetisch für diesen Standpunct sein, wie die Epikuräer sie auch ursprünglich so ge= braucht haben. Noch Kant betitelte in seiner Vernunftkritik die Ableitung der Apriorität des Raum- und Zeitbegriffs Ästhetik und Herbart gab dem Wort eine praktische Wendung, indem nach ihm das ursprüngliche von aller Reflerion unabhängliche Wohlgefallen oder Mißfallen über eine Handlung das sittliche Urtheil begründen sollte. Allein außerhalb seiner Schule ist diese Terminologie nicht weiter aufgekommen und der Ausdruck: ästhetisch immer mehr für das Gebiet des Schönen und der Kunst angewendet worden, für welches der Wolfianer Baumgarten ihn zuerst im vorigen Jahrhundert in Beschlag nahm. Einige haben statt des Namens Ästhetik für die Wissenschaft des Schönen und der Kunst Kalologie gesagt, allein auch dieser Versuch ist gegen die schon habituell gewordene Bedeutung des Wortes Ästhetik ohne Erfolg geblieben, der so weitläufige, vielumfassende Ausdruck: anthropologisch dagegen für den Begriff der unmittelbaren Subjectivität und Alles

was damit zusammenhängt, in Aufnahme gekommen. Trorler, von dem Bedürfniß seiner Mystik getrieben, hat die Variation: Anthroposophisch, erfunden.

Die Alten waren consequent und die Epikuräer, welche die Empfindung zum Erkenntnißprincip machten, hatten auch keine Logik. Die Hauptstellen aus den Alten hierüber finden sich gesammelt in Ritter's und Preller's: Historia philosophiae Graeco-Romanae ex fontium locis contexta, Hamburgi 1838, p. 340 bis 43. Nur der Anfang dieser Sammlung möge zur näheren Veranschaulichung hier seinen Plaz finden: Diogenes L. X, 31: Την διαλεκτικὴν ὡς παρέλκουσαν ἀποδοκιμάζουσιν· ἀρκεῖν γὰρ τοὺς φυσικοὺς χωρεῖν κατὰ τοὺς τῶν πραγμάτων φθόγγους. (His tollitur omnis de notionibus quaestio ad certam rationem artemque instituenda. Οἱ τῶν πραγμά των φθόγγοι Kuehnio interprete significant orationem non a regulis logicis, sed a natura factam, quae pro norma habet id, quod res ipsae sensusque testes dictitant; quam profitebantur Epicuraei se in omnibus cum maxime sequi studere. Simili significatione povaí ab Epicuro dicuntur ap. Diog, L. X. 36; et dóyyat, ib. 37, 38. Totum praeceptum eo tendit, ut quid quaeque vox primitus significet, quaerendum esse moneatur. Physicos haec dicit observare debere, quia logicam nil nisi accessionem physicae esse volebat. Cic. de Fin. I, 7: Jam in altera philosophiae parte, quae est

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Cic.

Ἐν τοίνυν

quaerendi ac disserendi, quae λoyen dicitur, iste vester (sc. Epicurus) plane, ut mihi quidem videtur, inermis ac nudus est. Tollit definitiones; nihil de dividendo ac partiendo docet; non quo modo efficiatur concludaturque ratio tradit; non qua via captiosa solvantur, ambigua distinguantur, ostendit; judicia rerum in sensibus ponit. Ac. pr. II, 30; de Nat. D. I, 25.) τῷ Κανόνι λέγει ὁ Ἐπίκουρος κριτήρια τῆς ἀληθείας εἶναι τὰς αισθήσεις και προλήψεις καὶ τὰ πάθη, οἱ Ἐπικούρειοι καὶ τὰς φανταστικὰς ἐπιβολὴς τῆς διανοίας. [λέγει δὲ καὶ ἐν τῇ πρὸς Ἡρόδοτον ἐπιτομῇ καὶ ἐν ταῖς κυρίαις δόξαις.] Πάσα γάρ, φησίν, ἄισθη σις ἄλογός ἐστι καὶ μνήμης οὐδεμιᾶς δεκτική· ἔιτε γὰρ ὑφ ̓ αυτῆς ἔιτε ὑφ ̓ ἑτέρου κινηθεῖσα ἀδυνατεῖ τι προσθεῖναι ἢ ἀφελεῖν. Ουδ' ἔστι τὸ δυνάμενον αυτὰς διελέγξαι· ουτε γὰρ ἡ ὁμοιογενής αισθησις τὴν ὁμοιογενῆ διὰ τὴν ἰσοςθένειαν. δυθ ̓ ἡ ἀνομοιογενής τὴν ἀνομοιογενῆ, οὐ γὰρ τῶν αὐτῶν εἰσὶ κριτικαί· ἄνθ ̓ ἡ ἑτέρα τὴν ἑτέραν, πάσαις γὰρ προσ-ἐχομεν. ουτε μὴν λόγος, πᾶς γὰρ λόγος ἀπὸ τῶν αἰσθήσων ἤρτηται.

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Neuere Philosophen, welche ebenfalls das Gefühl als Princip annahmen, haben die formale Logik oft ge= nug beibehalten. Wenn aber ein Gefühl des Wahren, ein sensus communis, ein Wahrheitsinstinct, oder gar, wie bei Malebranche, unser Gewissen die lezte Instanz für die Bestimmung des Wahren sein soll, so ist in der That die logische Form überflüssig. Das

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