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Inhalt haben kann, daß sie ihn aber nicht in der Weise der Nothwendigkeit hat. Das Einzelne hat also an dem Allgemeinen nicht bloß Theil, wie in der Platonischen μedékis, sondern ist es selbst und vermag daher für sich wieder nach seiner Eigenthümlichkeit Bestimmungen zu haben, welche Aristoteles nády nennt.

Weil nun das Beweisen auf einfache und ursprüngliche Bestimmungen führt, so nennt er sie ópropor, De= finitionen, welche nach ihm weder eigentliche Schlüffe noch Beweise sind. Sie geben nicht an, daß und ob und warum etwas ist, sondern was etwas ist und daher wiederholt Aristoteles hier zum Theil die sonstigen Auseinandersegungen der oboía und лotóτys; ja, weil die Bestimmung des Wesens auf die Principien geht, so unterscheidet er in dieser Hinsicht nach seinen vier metaphysischen Principien die Definitionen als wesentliche, als materielle, als formelle oder causale und alz Final- oder Zweckdefinition. Indem die Definition auf affirmative Weise den Artbegriff des Subjects in seinem Verhältniß zu dem nächsten Gattungsbegriff angibt, entsteht die Eintheilung, diaípeois, die allerdings in den Schluß eingreift. Die Glieder der Eintheilung, và dinpýueva, sind in ihrer Entgegensezung unter einander in Einer Gattung als dvτidiypýμeva ver= einigt. Aus der Theilung der Gattung von verschiedenen Gesichtspuncten entsteht die ouvdiaípsos. Mithin kommt es bei der Definition und der aus ihr sich entwickelnden Einleithung 1) auf die wesentlichen Bestimmungen, im

Unterschied von den accidentellen, auf die diapopaí, auf das tó tɩ Hv sivaɩ an; 2) auf die gehörige Folge der= selben; 3) darauf, daß keine der wesentlichen Bestimmungen übergangen werde, damit die Eintheilung in ihrer Auszweigung das Was erschöpfe und auch nach dieser Seite bis zum Untheilbaren, dem ddiaíperov, vordringe.

Da nun endlich der Schlußsag an sich, sofern er selbst noch nicht bewiesen ist, das Problema ausmacht, so ist für die Bestimmung desselben die richtige Mitte sehr wichtig. Man muß von dem Unterbegriff des Problems ausgehen, für diesen die Vermittelung des nächsten Gattungsbegriffs wählen und so zu dem Begriff aufsteigen, von welchem kein anderer die Vermittelung bildet. So wird der wiffentschaftliche Syllogismus überall auf die allgemeinen Ursachen übergeführt, deren Entwicklung der Inhalt der Metaphysik ist. In dieser ist die Teleologie allerdings die Spize des Ganzen. Wenn nur ein Progreß in's Unendliche von Ursach und Wirkung eristirte, so würde auch der Begriff des Zweckes nicht eristiren, weil in diesem nämlich liegt, daß Anfang, Mitte und Ende in der Form des Schlusses identisch sind und die Bewegung mithin eine in sich zurückkehrende, eine kreisförmige ist. Das Ab= solute, als der unendliche, sich ewig in jedem Moment erreichende Endzweck ist aber immateriell d. h. es ist Denken. Als Denken denkt es das Universum als sich selbst, indem es activer Nus ist. Zugleich, da es voyois tys voŋows ist, unterscheidet es sich als das

Denkende vom Gedachten und bleibt daher in der Veränderung des Universums sich selbst gleich. Sein Denken ist productives Denken, so daß es im Sezen des Seins sich seiner als Begriff desselben gewiß bleibt. Dies ewige und wissende Wesen ist nach Aristoteles Gott.

Wir haben an diese metaphysische Seite des Ariftoteles hier ausführlicher erinnern wollen, um nachzuweisen, daß auch die höchste Stufe der Bildung der Logik, die metaphysische, ihm nicht fremd war und daß ihm daher Unrecht geschieht, wenn man ihn nur als den Urheber der formalen Logik auffaßt. Was ihm mangelte, war die Systematik. Diese suchten die Neuplatoniker in ihren Triaden zu erreichen und für unseren Gegen= stand ist noch kürzlich des Plotinos zu erwähnen. Er nennt die Dialektik nicht nur die Wissenschaft, welche das, was ist, zu bestimmen lehre, sondern er nennt sie auch die Wissenschaft von den Seienden und Nichtseienden; von ihrer Anzahl und endlich von dem Begriff des Absoluten, des äɣadov selbst. Zwischen das Ev und die púxy toũ xoqμoʊ stellt er den vous in die Mitte, so daß derselbe progressiv die Entäußerung des Einen, wahrhaft Seienden zur Welt, regressiv die Entäußerung der Welt zum Einen vermittelt. Das ὀντῶς εἶναι υπό δαβ ζωτικῶς εἶναι habent δαβ νοερῶς siva zu ihrer gleichmäßigen Mitte, durch welche der an sich zeitlose Proceß sich auch zeitlich in einem bestimmten Stufengange realisirt. Daher nennt Plotinos den vous

auch Bhexos, auch to povoyevès av und sagt Enneasen, V. 4, 2; ἔστι μεν οὖν καὶ αυτας νοητόν ἄλλα καὶ νοῶν νοῦς δὴ καὶ ἄν ταυτὸν οὐ γὰρ τῶν πραγμάτων ὁ νοῦς, ὥσπερ ἡ αἴθησις τῶν αἰσθήτων προόντων, ἄλλ' αυτός νοῦς τα πράγματα.“ε D. h. Plotin meint, daß der Begriff selbst das Wirkliche ist, welches sich gleich bleibt und erhält, während seine wechselnde Erscheinung stets im Entstehen und Vergehen begriffen ist. Das Gefühl ist mit dem Gefühlten nur als Erscheinung identisch. Das Fühlen ist eben sowohl das, was gefühlt wird, als ich, der Fühlende. Der Begriff aber ist die Sache selbst, denn er hängt nicht von einem unmittelbar Gegebenen ab, wie das Gefühl der Glätte von einem Glatten u. f. f. Die Möglichkeit kann nur nach dem, was an und für sich wirklich ist, beurtheilt werden. Die Wirklichkeit der erscheinenden Wirklichkeit ist nach Plotinos der xócμos vontós, die intelligible Welt. Die Wirklichkeit des Einen ist allerdings an sich ideell, die der Weltseele reell, die der Vernunft soll der Uebergang vom Ide= ellen in's Reelle sein.

II. Das Verhältniß der modernen Philosophie zur absoluten Logik.

Die objective Modification der Logik fällt, ihrem wahren Gehalt nach, in den Begriff der Gestaltung des Realen selber; die subjective fällt, ihrer Wahrheit nach, in die Psychologie, in den Begriff des subjectiven Geis

ftes; die absolute Logik aber gehört als theosophische der rationalen Theologie, als transcendentale den Uebergangsformen des philosophirendeu Geistes aus dem Dogmatismus, Skepticismus und Kriticismus zur speculativen Dialektik an, welche die Halbheit ihrer künftlichen Eklektik und Neutralität durch den Ernst der Entzweiung wie ihrer Versöhnung aufhebt. So resultirt denn durch die Entwicklung aller aus dem Begriff des Denkens selber ableitbaren Metamorphosen der Logik die reine Gestalt derselben, welche mit der Bestimmtheit der Begriffe als solcher 1) den Begriff der Immanenz der logischen Bestimmungen in allem Realen, Objectiven, 2) den Begriff des reinen, für sich seienden Selbstbewußtseins; 3) endlich den Begriff der Einheit des Unendlichen und Endlichen in allen Stadien des dialektischen Processes der Idee vereinigt. Die reine Vernunft, als die absolute Form, sezt sich in sich selbst sowohl negativ in die Ertreme des Seins und Denkens auseinander, als sie dieselben auch zu den Prämissen ihrer selbst macht, welche sie positiv in sich als organische Totalität zusammenschließt.

Diesen Standpunct nimmt Hegel's Logik ein. Daß ihr derselbe vielfach bestritten wird, liegt in folgenden Mängeln ihrer Ausführung.

Erstlich schwankt ihre Gesammttheilung zwischen einer Dichotomie, nämlich der objectiven und subjec tiven Logik, und einer Trichotomie, nämlich der Lehre vom Sein, Wesen und Begriff. Die erstere Thei

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