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nunft die weitere Entwicklung zunächst abgeschnitten. Das abstracte Denken, welches eben so sehr das abstracte Sein, ift in der Totalität seiner Bestimmungen das System der reinen Vernunft und als solches nicht nur der Begriff der Idee, sondern, als dieser Begriff, selbst Idee, folglich der Natur und dem Geist, als den außer ihm einzig möglichen anderen Daseinsformen der Idee in gleicher Dignität absolut coordinirt. Die gewöhnliche Schullogik entwürdigt die logische Idee zu einem bloßen Mittel für andere Zwecke, zu einem Formalismus, der, würde er nicht auf etwas Anderes bezo= gen, an sich selbst völlig werthlos sein würde. Ja fle wirft sich wohl bis zu dem Geständniß fort, daß die Logik zwar für sich nuzlos sei, da man sich auf seinen natürlichen Verstand verlassen könne, jedoch als eine Uebung des Geistes zu toleriren sei. fie wie das Spazierengehen, das zum Wenn Platon und Aristoteles die Logik ebenfalls eine Gymnastik des Geistes nannten, so waren sie doch von solch krämerhaftem Utilismus schlechthin frei. Die metaphysische Gestaltung der Logik hält die Bestimmung der Kategorien für ein eben so wichtiges Werk, als die der chemischen Stoffe, der Temperamente, der Tugenden, Staatsformen u. f. f. Das Denken ist als logische Idee sich selbst Zweck. Eine außerhalb der logischen Idee existirende Metaphysik, gleichsam ein viertes Stockwerk über der Trias von Vernunft, Natur und Geist, ist durch den Begriff des Denkens als Idee unmöglich.

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Das sogenannte Ontologische für sich, das Logische im engern Sinn für sich, find nur verschiedene Seiten der Einen logischen Idee, das Sezen des in ihr sich aufhebenden Unterschiedes des abstracten Seins und Den= kens. Die logische Idee in ihrer Idealität ist an sich weder Natur noch Geist, daher an sich sowohl Natur als Geist, ihre Indifferenz, wie man früher gesagt ha= ben würde. Ist sie daher in Bezug auf die Natur und den Geist als deren absolute Form zu fassen, so hindert dies doch nicht, sie in Ansehung ihrer selbst als ihren eigenen Inhalt zu begreifen.

Es kommt also für die absolute Logik wesentlich auf folgende Puncte an:

1) Auf die Bestimmungen des abstracten Seins, deren Inbegriff man Metaphysik nennen kann. Dies Wort hat an sich gar keinen wissenschaftlichen Sinn und ift insofern ein reines Zeichen; allein diese relative Inhaltslosigkeit des Ausdrucks ist am Ende gleichgültig. Geometrie bedeutet auch mehr als Erdmeßkunst, Aesthe= tik mehr als Gefühlswissenschaft u. s. w. Ontologie aber ist nicht wohl zu sagen, weil dieser Name für den Begriff des Seins als Qualität, Quantität und Maaß festgehalten werden muß, die Metaphyfik außer der Ontologie aber noch die Aetiologie und Teleologie in fich schließt.

2) Dem abstracten Sein steht das abstracte Denken gegenüber, welches nicht mit dem psychologischen Proceß der Bildung der Intelligenz zu verwechseln ist. Das

abstracte Denken an und für sich ist die Entwickelung des Begriffs, des Urtheils und des Schlusses nach der Nothwendigkeit ihres von aller Subjectivität unabhängigen Zusammenhanges. Diese Wissenschaft des Begriffs kann am füglichsten den Namen der Logik behalten.

3) Der Begriff der Idee ist aber der der Einheit des Begriffs und seiner Realität, der Selbstvermittelung der Einheit des Seins und des Denkens. Die Idee ist sich selbst das Princip, welches durch seine Methode sich als System auslegt. Die Wissenschaft des Begriffs der Idee, worin sowohl das metaphysische, als das logische Element die Factoren ausmachen, kann Dialektik genannt werden; denn die wahrhafte Dialektik ist das vollendete Gegentheil der Sophistik eben dadurch, daß sie die Abstraction des Seins vom Denken nicht weniger, als die des Denkens vom Sein zerstört. Princip, Methode und System sind deshalb die Grundbestimmungen der wahren Dialektik.

In dieser Weise wird es möglich, nach Ausschei dung des psychologischen Elementes, welches besonders Locke und Wolff in die Logik einschleppten, die Resultate der Geschichte der Logik innerhalb ihrer Fortbildung zu bewahren. Metaphysik, Logik und Dialektik werden zu den Momenten der reinen Vernunft, der løgischen Idee überhaupt.

Es sei erlaubt, auch für diesen Standpunet den historischen Nachweis anzudeuten.

Das Verhältniß der antiken Philosophie zur

metaphysischen Logik.

Bei den Alten stehen Platon, Aristoteles und Plotinos auf dem Standpunct der Absolutheit der logischen Idee, jedoch auf verschiedene Weise.

Platon hat noch am meisten mit dem Verarbeiten derjenigen Standpuncte zu thun, welche für den absolu= ten als Bedingungen seines Hervorganges in die Eristenz von ihm selber in seiner geschichtlichen Genesis vorausgeschickt werden. Wir treffen bei ihm sowohl das prag= matische Element der Herakliteischen und Eleatischen Weltanschauung, als die nähere Bestimmung der Gegensäge durch Pythagoräische Arithmetik. Denn den fließen`den Unterschied des Großen und Kleinen sezt er als das Charakteristische der Erscheinung und nennt die Bestimmungen, welche in die gleichgültige Grenze des. Mehr und Weniger fallen, symbletische Zahlen; insofern aber die Gattungen, die Ideen in diesem Wechsel sich gleich bleiben und ihre Qualität durch Mischung nicht ändern, nennt er dieselben asymbletische Zahlen. Daß er die sprachliche Seite des Denkens tief durchdrang, be=" weist sein Kratylos. Und wir müssen ihm daher wohl zugestehen, daß er die Haupmomente der von uns fogenannten objectiven Logik kritisch reproducirte. Allein auch die der subjectiven finden wir bei ihn, namentlich im Theätetos und in vielen Stellen des Staates. Platon hat den Stufengang des Erkennens, die Unter

scheidung des Meinens, des Verstandes und der Vernunft sehr sorgfältig gezeichnet. Den absoluten Standpunct der Logik erreichte er in dem Begriff der Dialektik als der Wissenschaft, welche zeigt, wie die entgegengeseßten Be= stimmungen, das Sein und das Nichtsein, das Eins und das Viele, die Ruhe und die Bewegung, das Begrenzte und das Unbegrenzte, durch sich selbst ineinander übergehen, wie also, nach seinem Ausdruck, Etwas zugleich in Eins und in Vieles gewachsen ist. Durch seine Lehre von der Anamnese nimmt er aber, inner= halb der Absolutheit seines Standpunctes, die Identität des Denkens und des Seins zu seßen, wesentlich eine theosophische Färbung an und die spätere Theosophie ist deshalb auch oft genug bis auf ihn zurückgegangen, namentlich in den christlichen Verschmelzungen der Kabbalistik mit der Platonik. Eine genauere Darstellung seiner Dialektik gab Platon im Sophistes, im Parmeindos und im Philebos, in welch' legterem_namentlich die Üeberleitung des ontologischen Elementes in das logische, des Maaßes in den Nus, meisterhaft ist. Eine gute Uebersicht aller Hauptpuncte der Platonischen Noëtik findet sich in Brandis: Handbuch der Geschichte der Griechisch-Römischen Philosophie Thl. II. Erfte Abtheilung. Berlin 1844, G. 192-322.

Bei Aristoteles tritt das Logische für sich reiner hervor, mit ihm aber auch das Metaphysische. Durch die Kategorien und die Hermeneutik reproducirt er den Standpunct der objectiven Logik, durch die vorderen Ana

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