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muß als das eigene Segen der Unterschiede der Vernunft gedacht werden. Sie selbst verendlicht sich in den Bestimmun gen des Verstandes, allein, indem sie dem Unterschied den Unterschied entgegenseßt, hebt sie die Endlichkeit eben so sehr wieder auf. Die Transcendentallogik irrt darin, das Negative aus dem Begriff der Vernunft ganz ausscheiden zu wollen. Das blos Negative, ohne selbst wieder negirt zu werden, würde auch ein Mangel sein, allein die Unendlichkeit der Vernunft ist eben sowohl die Verendlichung, als die Negatioń derselben. Uebrigens hatte Kant 1763 in der geistreichen Abhandlung über die Einführung des Begriffs der negativen Größen in die Weltweisheit die Natur des Negativen, seiner Wahrheit nach selbst positiv zu sein, richtig erkannt; so wie er auch 1762 in dem Auffah: über die falsche Spitfindigkeit der vier syllogistischen Figuren die Einheit des Allgemeinen, Besondern und Einzelnen als das alleinwahre Princip des Schlusses und alle Figuren desselben auf die erste zurückgeführt aufgestellt hatte.

In der Einheit der Vernunft und des Verstandes sind die Kategorien nicht blos leere Formen, sondern haben, als die Form der Vernunft, sich selbst zum Inhalt. Die verrufene Leerheit der Kategorien ist ein leerer Wahn. Relativ kann man sie aussagen, sofern sie auf einen Inhalt bezogen werden, dem fie, als seine Form, immanent sein können. Sollte dagegen Leerheit so viel heißen, als Bestimmungslosigkeit, so müßten sie gar Nichts sein, denn nur das Nichts ist das absolut Bestimmungslose. Aber sie sind, was sie sind, ste für sich find nicht leerer, als es am Ende jeder Begriff ist, z. B. der

Begriff des Dreiecks als solcher entbehrt auch aller Anschaubarkeit und ist in sofern eine bloße Form, die aber in jedem wirklichen Dreieck zur bestimmten Existenz gelangt, ihr immanent ist. Das abstracte Denken ist daher in seinen Bestimmungen eben sowohl die Entwicklung des Begriffs des ab= ftracten Seins und ist in seiner Abgezogenheit von den Gestalten der Idee als Natur und Geist sein eigener Inhalt als die ideelle Form der Idee, welche selbst Idee ist. Das reine Selbstbewußtsein verhält sich mithin zum Gedanken des reinen Denkens, wie zu dem des reinen Seins auf gleiche Weise. Dieser Begriff ist der der metaphyfischen Modification der Logik, welche das ontologische, logische und dialektische Element organisch in sich vereinigt.

Drittes Capitel.

Die metaphysische Fogik.

Die theosophische Logik sezt das Denken seiner Wahrheit noch als das des Gottes, die transcendentale als das des Menschen. Aber das göttliche wie das menschliche Denken sind doch darin, Denken zu sein, einander gleich. Mag man nun sagen, daß das göttliche Denken ein productives, das menschliche ein das göttliche nur reproducirendes sei; mag man sagen, daß das erstere sofort in der perennirenden Schaffung der Welt sich that= sächlich manifestire und das zweite dies ihm vorgedachte Dasein nur nachdenken könne, so bleibt doch für beide

die Bestimmtheit des Denkens als solche die nämliche. Die Begriffe selber können, nach ihrer Bestimmtheit, nicht andere für Gott, nicht andere für den Menschen sein, denn sie sind, was sie sind. Das Subject, welches sie denkt, ob Gott oder der Mensch, wird gleichgültig für die Bestimmtheit; sie wird nicht anders durch das denkende Subject und ist durch ihre Absolutheit unabhängig sowohl von dem Subject, als dem Object. Daher sind die Kategorien selbst die unpersönliche absolute Copula von Natur und Geist, die logische, als Idee selbstständige Mitte zwischen dem göttlichen und menschlichen Selbstwußtsein. Denkt der Geist die Kategorien, so haben sie, als die ab= soluten Abstracta, ihre eigene Nothwendigkeit. Identität und Unterschied, Qualität und Quantität, Ursach und Wirkung, Zweck und Mittel, Allgemeines und Besonderes, können als reine Begriffe im Himmel nicht anders, als auf Erden, und, könnte man die Bildrede fortsehen, auch nicht in der Hölle sein.

Allein nicht so nur vollendet sich die Logik, sondern auch darin, daß die subjective und objective Modification ihrem Gehalt nach in der metaphysischen mitgesezt sind. Das Denken der absoluten Bestimmungen des Denkens schließt das Selbstbewußtsein gar nicht von sich aus. Actuelle Existenz als Abstractionen können vielmehr die Kategorien nur in einem denkenden Subject als deffen eigenes Thun haben, wenngleich sie in ihrer logischen Qualität an sich von dem Gedachtwerden durch ein Subject frei find. Die reine Vernunft selbst ist kein

concretes, nur ein abstractes Subject. Das Denken als Neutrum schließt mich so wenig aus, als es das schlechthin allgemeine, das absolute Selbstbewußtsein, Gott von fich ausschließt. Es ist also mit dem Geist als Subject, welches immer auch in concreto dies Subject sei, identisch. Anderseits aber schließt das Denken auch nicht die Objectivität von sich aus, denn diese, welches auch specifisch ihre Realität sei, kann gar nicht anders, als an sich gedanklich sein. Die Idealität der logischen Kategorien ist in der realen Fülle der Welt incarnirt vorhanden. Die theosophische Logik gibt dies zu, denn sie seht das göttliche Denken als ein productives, als ein zur Realität sich entäußerndes, folglich in ihr sich manifestirendes. Die transcendentale Logik gibt es aber auch zu, denn ohne die Kategorien, ohne die Anwendung der reinen apriorischen Verstandesbestimmungen, soll ja nach ihr kein Urtheil, keine begriffliche Erfassung des Gefühlten möglich sein. Die absolute Logik eristirt also eben so sehr in den Functionen des subjectiven Denkens, als in den Proceffen der objectiven Weltwirklichkeit. Für sich aber, in der Entwicklung ihrer Bestimmungen, ist sie sich selbst genug, denn den Kategorien als solchen ist das subjective Gedachtwerden so gleichgültig, als das objective Gedachtsein.

Eben deshalb ist die absolute Logik wesentlich me taphysisch, d. h. alle ihre Bestimmungen haben sowohl einen logischen als antologischen Werth. Die Definitionen des abstracten Seins sind identisch mit denen des

abstracten Denkens und umgekehrt. Das abstracte, d. H. von dem bestimmten Unterschied der Natur und des Geiftes abstrahirende, von ihnen sich unterscheidende Sein, ist nur logisch, ein bloßer Begriff, wie die Abstraction des Seins selber, des Werdens, des Wesens, der Substanz u. s. w. Umgekehrt aber sind die Bestimmungen des abstracten Denkens ontologisch, denn dem Denken kommt das Prädicat des Seins durch sich selbst zu. Es ist nicht blos eine Form der Auffassung des Seins, nicht blos ein formales Vehikel, sondern das Sein ist ihm zugleich als Sein, in dem Element der gleichen Abstraction, selber immanent. Es kann sich, daß es ist, nicht ableugnen, und nur aus dieser an sich seienden Identität des Denkens mit dem Sein ist das Denken auf das Sein objectiv beziehbar. Die Begriffe der Identität, des Widerspruchs, des Grundes, des Allgemeinen u. s. f. sind von den im engeren Sinn sogenannten ontologischen, ihrem qualitativen Element nach, im Nichts verschieden. Bei der abstracten Trennung der Ontologie von der Logik kam diese Gleichheit durch die Gemeinschaftlichkeit des Begriffs des Dinges in beiden ganz naiv zum Vorschein.

Das Denken an und für sich muß daher selbst als Idee erkannt und anerkannt werden. Die Transcenden= tallogik machte durch die Apriorität der Kategorien und den Begriff der reinen, für sich unbedingten Vernunft einen guten Ansaz dazu, hätte sie sich nicht durch die abstracte Entgegensehung des Verstandes gegen die Ver

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