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Kriterien der Wahrheit ausgedrückt worden, sind zu verfchiedenen Zeiten verschiedene gewesen:

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2) Principium indiscernibilium seu identitatis seu positionis. A = A. Ens est Ens. Idem sibimet ipsi est idem.

3) Principium exclusi tertii seu medii. Quod

libet ens est, vel non est.

dictoria non datur tertium.

Inter contra

4) Principium rationis sufficientis seu determinationis, sive conjunctionis sive convenientiae.

Nil fit sine causa

sive sine ratione suffi

ciente. Nil est sine ratione sufficiente, cur potius sit, quam non sit.

Durch Leibniz gelangten diese Bestimmungen zu großem Ansehen. Wolff arbeitete sie in seiner Lateinischen Logik und Metaphysik, in seinen Vernünftigen Gedanken von den Kräften des menschlichen Verstandes weitläufig aus und stellte sie auch in seinen: Vernünftigen Gedanken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, im zweiten Capitel, mit recht populären Beispielen voran. Aus diesen Büchern gingen fie in eine zahllose Masse anderer über. Die Beispiele fing man allmälig an fortzulassen, da ste zuweilen andere Gedanken erweckten als man haben sollte. Wie

artig hatte Wolff sich doch Alles ausgedacht! Für die Ähnlichkeit hatte er, um ein Beispiel anzuführen, folgendes Beispiel (Gedanken, Neue Auflage, Halle 1751, S. 11): „Wir wollen sehen, es wären zwei Häuser auferbauet worden, die einander in Allem ähnlich sind. Wir sehen ferner, daß einer mit verbundenen Augen in das eine Haus geführet wird, damit er die Gegend nicht sehen kann, wo es lieget, und hernach in dem Hause, wenn er sich umstehet, Alles mit dem höchsten Fleiß aufschreibet, was man darinnen wahrnehmen kann. Sezet endlich, daß er, nach verrichteter Arbeit, mit verbundenen Augen wieder Herausgeführet und in das an= dere gebracht wird, wo er mit gleicher Sorgfalt Alles aufschreibt, was er darinnen wahrnehmen kann. Wenn er nun beides gegen einander hält, was er in beiden Häusern aufgezeichnet; so wird es einerlei sein und er daher nicht wissen, ob es nur ein Haus, oder ob es zwei Häuser gewesen, darinnen er gewesen: ja, wer weiß, daß es zwei Häuser sind, wird doch aus demjenigen, was er aufgezeichnet, nicht sehen können, welches er in diesem Hause aufgezeichnet und welches in dem andern.“

Ist diese Intrigue mit den verbundenen Augen zum Beweise der Einerleiheit nicht köstlich?

Uebrigens bleiben in dieser Logik alle sonstigen Bestimmungen unverändert dieselben, wie in der formalen. S. Wolff: Philosophia rationalis sive Logica, methodo scientifica pertractata et ad usum scientiarum atque vitae aptata. Francof. et Lips.

1728. Die beste Auskunft über Wolff's Logik nicht nur, sondern auch über ihre Präcedenzen in Leibniz und Tzschirnhausen, so wie ihre Consequenzen in Baumgartens Gnoseologie und Crustus Weg zur Gewißheit, Leipzig 1747, findet man in der quellenmäßigen und ausführlichen Darstellung von Erdmann: Geschichte der neueren Philosophie. Bd. II. 2, S. 267, 1842.

III. Die methodologische Logik.

Die alethiologische Logik schließt als kritische mit dem Begriff des Kriteriums der Wahrheit in den Denkgesehen. Diese Geseze, als Säße neben einander hingestellt, entsprechen dem Begriff des Denkens nicht, welches wesentlich das Uebergehen einer Bestimmung in die andere zeigt, das sich selbst Aufheben des einen Begriffs zu seinem entgegengeseßten und die Selbstauflösung dieses Gegensages. In dieser Beziehung hat Hegel die ge= wöhnliche, undialektische Behandlung der sogenannten Denkgesege in dem Anfang des zweiten Theiles seiner Logik, beim Begriff der reinen Reflerionsbestimmungen, einer scharfen Kritik unterworfen und mit Fug nachgewiesen, daß nicht abzusehen sei, warum nicht jede Kategorie in der nämlichen Weise, in der Gestalt eines Sages, als ein Denkgeset, aufgeführt werde. Diese Polemik ist dann von der Hegel'schen Schule, besonders in den Berliner Jahrbüchern, mit entseglicher Monotonie und oft sehr armseliger Vornehmthuerei, bis zur Uebersättigung für das Publicum wiederholt.

Daß der Begriff der Möglichkeit allein noch keine genügende Bestimmung für die Gewißheit der Wirklichkeit gebe, sah Wolff sehr wohl ein und wollte in dieser Beziehung durch seine Lehre vom zureichenden Grunde, von dem Complementum possibilitatis Rath schaffen. Wenn er aber zulezt die Vermittelung der Gewißheit, das Beweisen der Eristenz eines zureichenden Grundes für etwas, durch die Demonstration d. h. die synthetische Methode, zu erreichen suchte, so begegnete ihm Hierin nur die allgemeine Nothwendigkeit dieses Standpunctes überhaupt, zur Methode übergehen zu müssen, um durch die Nothwendigkeit der allgemeinen Form des Erkennens sich theils vor dem Betrug des syl= logistischen Formalismus, theils vor den Irrthümern zu schüßen, welche in der Vermittelung der Wahrheit und Gewißheit dogmatisch, skeptisch, kritisch sich aufthun können.

Von der vielfachen Unterscheidung, welche der Begriff der Methode durch die pädagogische Accom= modation und die Verschiedenheit des Lehrstoffs erhalten kann, wollen wir hier absehen. Die sogenannte praktische Logik pflegte ehemals diese zulegt in's Endlose sich ausdehnenden Manieren des Vortrags durchzugehen. Für das wahrhafte Wissen kann es nicht unbestimmt viele Methoden, sondern nur solche geben, die aus der Natur des Begriffs resultiren. Und diese verschiedenen Methoden können an und für sich nur Eine sein; was als eine besondere Methode erscheint,

kann nur ein Moment der Einen wahrhaften Methode ausmachen.

Der Begriff ist an und für sich die Einheit des Allgemeinen, Besondern und Einzelnen. Folglich kann, dem abstracten Unterschiede nach, entweder vom Einzelnen zum Allgemeinen oder vom Allgemeinen zum Einzelnen übergegangen werden. An und für fich ist das Einzelne nicht ohne das Allgemeine, das Allgemeine nicht ohne das Einzelne zu denken; die Wahrheit aber der Entge= gensehung des Einzelnen und Allgemeinen ist ihre Einheit und das Besondere die stete Mitte ihrer Beziehung.

Das Uebergehen vom Einzelnen zu seiner Algemeinheit nennen wir die analytische, das vom Allgemeinen zu seiner Einzelheit die synthetische Methobe. Wenn man die erstere regressiv nennt, weil sie zu den lezten Gründen zurückgehe, die zweite prógreffiv, weil sie von den Gründen zu ihren Folge= rungen fortschreite, so zeigt sich bald, daß solche Ausdrücke nicht stichhaltig genug sind, da wegen des nothwendigen Zusammenhanges des Einzelnen und Allgemeinen im Rückwärts auch ein Vorwärts, im Vorwärts ein Rückwärts liegt. Aehnlich ist es mit den Bestimmungen, daß die analytische Methode vom Unbe kannten und Bedingten zum Bekannten und Unbedingten, die synthetische vom Bekannten und Unbedingten zum Unbekannten und Bedingten fortgehen solle. Denn timmer muß im Anfang ein relativ Bekanntes und Unbedingtes gesezt sein, für den Fortgang aber ein relativ noch Un

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