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dern der Unterschied ist, indem ein quantitativer, zugleich ein qualitativer. Denn das Erkennen ist als selbstbewußte Thätigkeit des Geistes:

1) anschauendes, sofern es durch die unmitttels bare Gegenwart des Inhaltes bedingt wird;

2) vorstellendes, sofern es den zur Anschauung gemachten Inhalt als allgemeinen in die ideelle Eristenz feiner Innerlichkeit umseßt;

3) denkendes, sofern es seinen Inhalt nicht nur als einen allgemeinen, sondern auch nothwendigen erkennt. Der Inhalt des Erkennens muß ursprünglich in uns

als unmittelbare Eristenz, dasein.

fann selbst auf vielfache Weise

Diese Unmittelbarkeit vermittelt sein,

Die

Modalität dieser Vermittelung ist zunächst gleichgültig, aber wesentlich ist, daß der Inhalt, worin er auch be= stehen, und wie auch sein. Haben vermittelt sein möge, in uns als seiend gefeßt sei. Weil wir als Subjecte von uns selbst unterschieden sind, so vermögen wir uns sowohl von dem besondernInhalt, in uns, als diesen von anderem,, wirklichem oder möglichen in uns, zu unterschei= den. Wären wir nicht ursprünglich Subject, so wäre dieser Act unmöglich, denn durch ihn allein verwandeln wir das Sein in ein Haben. Indem wir aber den als Gefühl d. H. als unser unmittelbares Selbst in uns existirenden Inhalt erfassen, indem wir ihn von uns und uns von ihm durch sein Unterscheiden befreien, heben wir die Bedingtheit seiner Eristenz für uns durch seine unmittelbare Gegenwart auf und können ihn uns

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in uns nach Belieben vergegenwärtigen oder nicht; wir stellen ihn uns vor.

Das Anschauen ist ein Denken, aber noch gebunden durch das unmittelbare Gegebensein des Inhaltes, welches wir eben Fühlen nennen. Das Vorstellen ist daher, sofern es aus dem Anschauen hervorgeht, noch von der Zufälligkeit und Äußerlichkeit abhängig, mit welcher der Inhalt als ein unmittelbarer, einzelner in uns gesezt wird. Mit der Verinnerlichung desselben wird er sofort verallgemeint. Die Allgemeinheit der Vorstellung entsteht nicht allmälig durch ein successives Wiederholen der Anschauung, sondern die Vorstellung ist allgemein, weil, sich allgemein zu verhalten, das Wesen des Geistes ist. Das Wiederholen bewirkt nur ein weiteres Ausbilden der Bestimmtheit der Vorstellung, nicht aber deren Allgemeinheit, welche vielmehr im Ich als solchem liegt, dessen Element die Allgemeinheit ist, so daß, wenn das Ich, was ihm allerdings möglich, dieselbe verleugnet, sie als Nemesis gegen solche Negation zurückschlägt. Die Vorstellung ist daher auch bestimmt und unbestimmt zugleich; unbestimmt, wenn man ste nach der Seite der Anschauung hin analysirt; bestimmt, wenn man sie nach der Seite ihrer Einheit, ihres Umfangs betrachtet, denn in ihrer Allgemeinheit ist ste noch ohne Nothwendigkeit. Das Vorstellen sezt den Inhalt des Erkennens als einen an sich allgemeinen, allein nicht so, daß die Allgemeinheit abgeleitet, entwickelt würde und mithin der Nothwendigkeit entbehrt. Sie

ift, wie Kant in der Kritik der reinen Vernunft fie nannte, ein Schema, unter welches das Einzelne, auch als Bild, subsumirt wird. Haus z. B. ist ein Allgemeines, unter welches eben sowohl der Palast als die Hütte, der Tempel wie das Rathhaus, subsumirt wird. Allein zugleich ist das Schema nur ein Schemen, ein Schatten des mannigfaltigen concreten Inhaltes. In zerflossenen Zügen schwebt uns ein Bild vor, das bei näherer Ausführung sogleich in irgend eine concrete Individualisirung übergehen muß, die unendlich viele andere neben sich hat.

Dies schematisirende Verhalten der Intelligenz heißt im gewöhnlichen Leben schon Denken. Wir sagen: denke dir ein Haus von drei Stockwerken u. dgl. m. Eigent= lich müßten wir sagen: stelle dir vor!

An sich ist auch das Anschauen und das Vorstellen Denken, jenes aber noch bedingt durch die unmittelbare Gegenwart des Inhalts, dieses bedingt durch das von dem Act des Anschauens noch gesezte Zufällige der jeweiligen Form des Inhalts, welche für die Vorstellung ein sinnliches Beiwesen ausmacht, dem ihre Allgemeinheit entgegensteht. Das Denken hebt diese Sinnlichkeit, die im Schematismus der Einbildung ihr nothwendiges Spiel treibt, auf und wir nennen es in Bezug auf seine Sinnlichkeit einfach. Positiv ist es das Sezen der dem Inhalt als allgemeinem immanenten Nothwendigkeit. Der Nachweis, daß eine Bestimmung schlecht

hin so und nicht anders seine könne, ist die Achse, um welche alle Wissenschaft sich drehet.

Das Denken hat es daher nicht mehr mit einem von ihm verschiedenen Inhalt zu thun, wie das Anschauen und Vorstellen ihren Inhalt allerdings noch von. dem Erkennen als seiner Form unterscheiden, weil es bei ihnen erst auf die Richtigkeit, auf die Ueberein= stimmung des Erkennens mit dem zu Erkennenden, noch nicht, wie bei dem Denken, auf die unbedingte Wahrheit ankommt. Diese ideelle Einheit des Denkens mit dem Sein erkennt den Inhalt nach seiner Allgemeinheit und Nothwendigkeit und gegen diese empfangen nun alle einzelnen Eristenzen desselben die Bedeutung, nur Phänomene des Noumenons, Eremplare der Gattung, Abbilder des Urbildes, vergängliche Erscheinun= gen des ewigen Wesens, endliche Realisirungen der Idee, Beispiele des Begriffs zu sein. In dem Einen Gedanken, im Denken des wahrhaften Seins, denke ich implicite alle seine Erscheinungsmöglichkeiten.

Die alten Philosophen nahmen deshalb auch gar keinen Anstand, von der Idee des Schuhes, des Tisches, Bettes u. dgl. zu reden, wie der göttliche Platon so oft thut. Die Neuplatoniker protestirten jedoch schon dage= gen, von Menschen gemachte Dinge, Machwerke, als Ideen zu behandeln.

Von der gewöhnlichen Auffassung des Denkens nur als Bewußtsein, einem gegebenen Object gegenüber, oder nur als Vorstellen, ist die natürliche Folge, die Einheit

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des Denkens mit dem Sein als einen stillen Wahnfinn der Philosorhen zu betrachten, den man höchstens dem schönredenden Platon als einen poetischen Enthus fiasmus nachsieht. Die gewöhnlichen Darstellungen der Logik befinden sich, wie wir früher bemerkten, in Betreff der Sinnlichkeit in dem Widerspruch, sie einerseits als angebliche Quelle, als Denkstoff unendlich hoch zu stellen, anderseits aber sie auch übertief als bloßes Mittel herabzusehen. Aehnlich benehmen sie sich oft gegen die Phantasie, indem sie sich so ausdrücken, als ob sie auf dem Standpunct des reinen Denkens nicht blos im Denken, sondern auch in dem Denker ganz verschwunden wäre. Allerdings muß die genetische Darstellung des Denkens sich so ausdrücken, daß auf dem Standpunct des reinen Denkens die Phantasie kein Recht mehr habe, daß ste auf ihm überwunden sei, denn die Formen des Denfens sind einmal abstracte, bildlose Bestimmungen; allein nicht so ist dies zu verstehen, als dürfte das sogenannte reine Denken die Phantaste verachten; als wäre sie nicht eine nothwendige Stufe der Intelligenz, die auch dann noch fortdauert, wenn das concrete Subject in seinem Bildungswege bis zu der Fertigkeit des abstracten Den= kens gelangt ist. Das nur erst vorstellende Denken versteht freilich das begreifende noch nicht und mißtrauet ihm, wenn es sich von ihm nach seinen Beschreibungen eben eine Vorstellung macht, ob nicht mit dem Aufheben der sinnlichen Form auch der darin gesezte Inhalt werde aufgehoben werden. Es scheuet in der Kritik

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