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Gott ist von keinem Raum, von keiner Zeit umzirkt,
Denn Gott ist da und dann, wo er und wann er wirkt.
Und Gott wirkt überall und Gott wirkt immerfort;
Immer ist seine Zeit und Ueberall sein Ort.
Er ist der Mittelpunkt, der Umkreis ist er auch,
Weltend' und Anfang ist sein Wechselauseinhauch.

Rückert.

Begreifen willst du Gott? laß deinen blöden Eifer!
Denn mehr muß sein als das Begriffne sein Begreifer.
Darum ja, wenn du ihn begriffest, wärst du mehr;
Dir, den er minder schuf, ist unbegreiflich Er.
Begreifest du dich selbst? und fühlest den Beruf,
Den zu begreifen, der dich dir ein Räthsel schuf.

Rückert.

Nur im Bewußtsein, wenn Dir Gott ist aufgegangen, Hast du ihn wirklich und gestillt ist dein Verlangen. Du hast ihn nicht gedacht, er ward dir nicht gegeben, Er lebt in dir und macht dich und die Welt dir leben.

Rüdert.

Der Zweifel, ob der Mensch das Höchste denken kann, Verschwindet, wenn du recht dein Denken siehest an. Wer denkt in deinem Geist? Der höchste Geist allein. Wer zweifelt, ob er selbst sich denkbar möchte sein? In den Gedanken mußt du die Gedanken senken: Nur weil Gott in dir denkt, vermagst du Gott zu denken.

Rickert.

Der nächste Weg zu Gott ist durch der Liebe Thür, Der Weg der Wissenschaft bringt dich gar langsam für. Aug. Silesi u s.

Geist der Liebe, Weltenseele, Vaterohr, das keine
Stimme überhöret der Dich lobenden Gemeine,
Eine Reihe Dankgebets, Lobgesangs ein Faden
Zieht sich hin vom Duft des Abends zu des Morgens
Scheine,

Eine Schnur, woran geordnet Dir zum Preise hangen
Aller Himmel Sterne sammt den Blüthen aller Haine,
Eine Schnur, woran das Meer die Perlen seiner Andacht
Und der Erdgrund reihet seiner Inbrunst Edelsteine.
Gib, daß in das Lobgeweb, das Deine Schöpfung täglich
Dir aus tausend Fäden wirkt, ich wirken dürf auch meine.

Rückert.

Allen gehört, was du denkst, dein eigen ist nur was du fühleft,

Soll er dein Eigenthum sein, fühle den Gott, den du

denkst.

Ob in der Erde Tiefen du gedrungen,

Schiller.

Ob du zum Quell des Aethers dich geschwungen und dich gewiegt in tausend Sonnenbahnen,

Du kannst nur ahnen.

Nur ahnen Ihn, den Zeit und Raum nicht binden,
Den du in dir und außer dir zu finden

Und zu belauschen wähnst, den Herrn und Meister,
Den Geist der Geister.

Wer wagt's und sagt: ich sah den Meister walten
Ich sah die Zügel ihn der Schöpfung halten;
Und doch, wer wagt's und sagt's, daß Er nicht fasse
Das Al' der Masse?

Er ist ein Geist und du aus Staub geboren,
Zu ahnen ihn, hat Er dich auserkoren,
Zu fühlen, wie in seines Athems Leben
Die Welten schweben.

Riemschneider.

Wir ahnen nur in ungemessnen Summen

Die Größe Gottes. Herz und Mund verstummen,
Der Seraph deckt sein Angesicht!

Es mindert sie, wer wähnt sie zu erkennen,
Wer sie zu messen wagt, sie zu benennen,

Erkannte ihre Spur noch nicht.

Arthur v. Nordstern.

Du, den ich zu nennen zage,
Du ew'ger Geist, deß reines Licht
Noch durch den Dunst der Göttersage
In tausend Farben spielend bricht;
Den sie in tausend Bildern ehren,
Und dem doch nie ein Bildniß glich,
Du, den ich nimmer kann entbehren,
Du, Einziger, wie faff' ich Dich!

Im Weltall such' ich ohn' Ermatten
Dich zu ergründen voll und ganz,
Doch Nachts verhüllst Du Dich in Schatten
Und birgst am Tage Dich im Glanz.
Uid wenn das Morgenroth mich weckte
Urd überglüht aus meinem Traum,
De Hand ich tastend darnach streckte:
Es war nur Deines Kleides Saum.

Wohl nuft der Donner Deinen Namen

Woil zeigt der Bliß uns Deine Spur:

Doch, ob sie Deine Boten kamen,
Sie bringen halbe Kunde nur.
O, was von Dir die Dinge stammeln
Mit dunkelm Deuten fort und fort
Wirst Du's, Erhabner, nie versammeln
In ein lebendig klares Wort?

Haselig lebt der Herr in Ewigkeit

In seines Geistes wundervollem Glanze
In seines Wesens Urvollkommenheit.

Geibel.

Er ist in steter Gegenwart das Ganze
Und Kraft, Gemüth und Geist verbinden sich
In Freiheit zu dem höchsten Einheitskranze.
Und Kraft, Gemüth und Geist empfinden sich
Und senden ihre Strahlen sich wie Sonnen
Und suchen sich in Lieb und finden sich.
Und ewig quilt in ihm des Lebens Bronnen
Und Alles hat er, weil er Alles ist

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Von allem Leben fühlt er alle Wonnen.

Doch wenn in Gott auch alle Freuden thauen —
Mit eignem Wollen und mit eignem Sein
Sind keine Wesen außer ihm zu schauen.

Und ob vollkommen selig auch allein,

Er will des Lebens Mitgenossen haben,
Sein Leben wiederstrahlend groß und ren.

Ausgießen will er alle seine Gaben

Und Leben spenden, Seligkeit und Licht
Und liebend sich an Gegenliebe laben.

Mel ch. Meyr.

Cirkel, den kein Mensch mit Worten
Und kein Geist mit Denken mißt,
Dessen Mittel aller Orten
Dessen Umkreis nirgends ist!
Geist, der Geistern Geist und Leben
Kraft und Herrlichkeit gegeben:
Durch die Größe wird Dein Stand
Kund zwar, doch auch unbekannt.
Du, als der Unwandelbare
Legest keine Zeit zurück.

Deine Stunden, Tag und Jahre
Sind ein steter Augenblick.
Gott, vor dem beständig stehet,
Was entsteht und was vergehet,
Quell der grauen Ewigkeit,
Ewig's Jezt, beständig's Heut.

Auch der klügsten Geister Schranken
Sind zu eng, zu kurz ihr Ziel,
Den geschärftesten Gedanken
Ist ein Nichts schon viel zu viel :
Wer will sich denn träumen lassen
Ein unendlichs All zu fassen,
Das, was Erd und Himmel hegt,
In sich selbst begreift und trägt.

Brockes.

Allschöpfer, warum warfst Du zwischen Erd' und Himmel'

mich,

Und webtest Dein Geheimniß unter mir und über mir, Und fülltest dieß Gemüth mit Sehnsucht nach Allwissenheit? Nur langsam soll ich fassen Dich, Dir folgen Schritt vor

Schritt,

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