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Bis verborgen ihr Gott ihr naht, herüber Schwimmend durch das wallende Meer der Träume.

Eine Flöte klang mir im Schlaf zuweilen,

Wie ein Gesang der Urwelt Sehnsucht weckend,
Daß ich süß erschüttert erwacht in Thränen,
Und noch lange hörte den Ruf der Heimath;
Bliebe davon ein Hauch in meinen Liedern!
Schlaf, melodischer Freund, woher die Flöte ?
Ist sie ein Ast des Waldes, durchhaucht vom Gotte,
Hört ich im Traum des heiligen Pan Syringe?

Der Schlaf

Lenau.

Ist es, der den verworrenen Knäul der Sorgen
Entwirrt, der jedes Tages Schmerz und Luft
Begräbt und wieder weckt zum neuen Morgen,
Das frische Bad der wundenvollen Brust,
Das linde Del für jede Herzensqual,
Die beste Speise an des Lebens Mahl'

Der Traum.

Schiller.

Wann deine Wimper neidisch fällt,
Dann muß in deiner innern Welt
Ein lichter Traum beginnen:

Dein Auge strahlt noch innen.

Ja, es ist der Traum

Uhland.

Nur des Lebens Schaum;

Doch der Schaum aus Tiefen schäumt,
Die nur inn' wird, wer da träumt.

K. Mayer.

Der Tod.

Alles entsteht und vergeht nach Gesetz; doch über des

Menschen

Leben, dem köstlichen Schaß, herrschet ein schwankendes

Loos.

Wenn die Blätter fallen
In des Jahres Kreise,
Wenn zum Grabe wallen
Entnervte Greise,

Da gehorcht die Natur

Ruhig nur

Ihrem alten Geseke,

Jhrem ewigen Brauch,

Göthe.

Da ist nichts, was den Menschen entsege;
Aber das Unverhoffte auch

Lerne erwarten im irdischen Leben;

Mit gewaltsamer Hand,

In sein stygisches Boot

Raffet der Tod

Auch der Jugend blühendes Leben.

Schiller.

Der schnellste Reiter ist der Tod
Er überreitet das Morgenroth,
Des Wetters rasches Blizen;
Sein Roß ist fahl und ungeschirrt,
Die Senne schwirrt, der Pfeil erklirrt

Und muß im Herzen sizen.

Durch Stadt und Dorf, über Berg und Thal
Jm Morgenroth, im Abendstrahl,

Gehts fort mit wildem Jagen,
Und wo er floh mit Ungestüm,
Da schallen die Glocken hinter ihm
Und Grabeslieder klagen.

Er tritt herein in den Prunkpalast,
Da wird so blaß der stolze Gast,
Und läßt von Wein und Buhle.
Er tritt zum lustigen Hochzeitsschmaus,
Ein Windstoß löscht die Kerzen aus,
Bleich lehnt die Braut im Stuhle.
Dem Schöffen blickt er in's Gesicht,
Der just das weiße Stäblein bricht,
Da sinkt's ihm aus den Händen;
Ein Mägdlein windet Blüth und Klee
Er tritt heran ihr wird so weh
Wer mag den Strauß vollenden?

Drum sei nicht stolz; o Menschenkind !

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Du bist dem Tod, wie Spreu im Wind,
Und magst du Kronen tragen.

Der Sand verrinnt, die Stunde schlägt,
Und eh' ein Hauch dies Blatt bewegt,
Kann auch die deine schlagen.

Löse die Ankerbande,

Stoße mein Schiff vom Strande,

Seliger Schiffer, Schlaf!

Nach deiner hohen See hinaus

Will ich die Segel stellen,

Geibel.

Ein Hauch der Sehnsucht füllt sie aus

Mit Athmen, mit Schwellen,

Die Woge, die entgegensträubt,

Muß weichen, tragen, treiben,

Die Brandung, die mich hier umtäubt,
Zurück im Nebel bleiben.

Löse die Ankerbande,

Stoße mein Schiff vom Strande,
Seliger Schiffer, Schlaf!

Die stille Nacht bricht schon herein,
Es winkt ein Stern im Westen,

Laß dies zur Fahrt das Zeichen sein,
Zur legten, zur besten,

Zur legten, besten Meeresfahrt,

Die sollst du ganz vollbringen,

Nicht mehr nach deiner halben Art,
Zurück an's Land mich bringen.
Löse die Ankerbande,

Stoße mein Schiff vom Strande,
Seliger Schiffer, Schlaf!
Unangehalten laß uns fort
Von Fluth zu Fluthen fliegen,
Biz wo am grauen Felsenport
Die Fluthen versiegen;

Da sißt der alte, stille Mann,
Der nie ein Wort gesprochen,
Und schaut mich wie ein Vater an,
Bis mir das Herz gebrochen.

Löse die Ankerbande,

Stoße mein Schiff vom Strande,
Seliger Schiffer, Schlaf!

Wohin des Menschen Fuß auf Erden tritt,

Da gehet auch der Todesengel mit;

Schöll.

Gemischt ist Tod in jede Erdenlust,

Wir trinken ihn schon aus der Mutterbrust,

Es baut und pflanzt mit uns der Tod auf Erden, Bis daß wir selbst zum Staub der Erde werden.

Ich geh, Natur, in deine Hand,
Wenn ausgelebt, zurück;

Wo du bist, ist das Mutterland,
Dort blüht mir ewig Glück.

Holbein.

Tod ist ja nur ein Menschenwort,

Denn Tod ist weder hier, noch dort.

Schmidt v. Lübeck.

Wißt, nur zum Sterben ward dies Leben uns gegeben Und was der Tod uns schenkt, das ist das wahre Leben.

Wieland.

So lerne denn, daß Tod und Sterben
Allein in grobe Körper dringt,
Und der Zerstörung Grundverderben
Ein geistig Wesen nie bezwingt.
Der Mischung Bau wird leicht zerstücket,
Dich aber hat ein Sein beglücket,
Das weder Stük' noch Theile kennt.
Vergeblich sucht der Raub der Zeiten
Dein einfach Wesen zu bestreiten:
Nichts, als Gefügtes, wird getrennt.

Drollinger.

Es spinnt der Seele goldner Faden
Sich in die Ewigkeit hinaus;
Im heißen Strom des Lebens baden
Sich alle ird'schen Schlacken aus;

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