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Der Mensch ist nicht zum Stehn, er ist zum Wandeln,
Zum Laufen, wenn es gilt, zum Unternehmen, Handeln
Und Wagen auf der Welt, und Gehn

Ist sein Beruf, troß allen großen, kleinen
Vieleckigen und runden Anstoßsteinen,
Die überall in seinem Wege stehn.

Wieland.

Das Blut und Herz des Menschen.
Blut ist ein ganz besonderer Saft.

Es braust in meines Herzens wildem Takt
Vergänglichkeit, dein lauter Katarakt !

Göthe.

Lenau.

Im Athemholen sind zweierlei Gnaden:
Die Luft einzieh'n und wieder entladen.
Jenes bedrängt, dieses erfrischt;
So wunderbar ist das Leben gemischt.
Du, danke Gott, wenn er dich preßt,
Und dank' ihm, wenn er dich wieder entläßt.

Göthe.

Des Geistes Athem soll wie der des Mundes sein:
Du sendest warm ihn aus und ziehest frisch ihn ein.

Im unermeß'nen Weltsysteme

Die schönste Perle der Natur,
An ihrem Sternendiademe

Der reichste Demant in der Schnur;

Das höchste Wunder unter allen

Das Meisterwerk in Raum und Zeit

Rückert.

Das ist das Herz in seinem Wallen,
Das Herz in seiner Trunkenheit.
Mein war es, mein, in schönen Tagen;
Mir war's, als sollt' ich Meer und Land
Auf meiner Fingerspite tragen,
Allmächtiger, als Gottes Hand.

O sprecht mir nicht von andern Wonnen!
Hoch steht das blaue Himmelszelt,
Da rollen hunderttausend Sonnen
Das Herz ist größer, als die Welt.
Die Sterne, die dort oben wimmeln
Sind Himmel, sagt man, sel'ger Lust;
Der seligste von allen Himmeln,
Das ist der Himmel in der Brust.
Und sprecht mir nichts von Leidensgluthen!
Ich spotte nur der Qual und Noth;
Aus allen Adern will ich bluten
Das Herz ist stärker als der Tod.

Und wenn die stille Macht der Stunde
Den schönen Sprudel niederschlägt,
Und in dem abgekühlten Grunde
Der Bach sich leiser fortbewegt;

Und wenn auf herbstliche Gefilde

Der Mond wie trauernd niederscheint
Und die Erinnerung sanft und milde
An kleinen blaffen Rosen weint;

Und wenn, als selbst der Herbst geschieden,
Der Engel schloß das Eden zu:
Was bleibt das Paradies hienieden?
Es ist das Herz in seiner Ruh.

Schmidt v. Lübeck.

Ueber das menschliche Herz find liebliche Saiten gezogen, Leicht von der Freude bewegt, oder von zärtlichem Gram ; Mächtig erschüttert sie alle zugleich nur heilige Liebe, Aber die zartesten sprengt oft auch ihr stürmendes Spiel.

Brinkmann.

Ein Mühlstein und ein Menschenherz
Wird stets herumgetrieben,

Wo beides nichts zu treiben hat,
Wird beides selbst zerrieben.

Logau.

Welch Herz noch etwas liebt, das ist noch nicht verlassen; Ein Fäserchen genügt, Wurzel in Gott zu fassen.

Rückert.

In deiner Brust sind deines Schichsats Sterne.

Freude und Schmerz.

Zwei Kammern hat das Herz;
Drin wohnen

Die Freude und der Schmerz.

Wacht Freude in der einen
So schlummert

Der Schmerz still in der seinen.
O Freude, habe Acht,

Sprich leise,

Daß nicht der Schmerz erwacht!

Im Hause des Sterblichen

Ist immer die Freude nur

Ein selten erscheinender

Flüchtiger Gast.

Schiller.

Neumann.

Ein bleiern verweilender,
Nur selten sich bergender
Genosse des Hauses ist
Aber der Schmerz.

Denn es nehet die spinnende Möre

Nicht mit Wasser den Faden des Lebens;
Nein mit Thränen der ältesten Mutter
Nezt den Faden die Spinnerin.

Darum windet auch weinend und wimmernd
Sich der Mensch aus dem Schooße der Mutter,
Darum steigt er stöhnend und klagend
Zu den Schatten des Orkus hinab.
So genieße der Mensch die Freude,
Stets bereit, sich von ihr zu trennen,
Wie den Gast, der nicht weilen kann;
Und mit ihr beim fröhlichen Mahle,
Sei er immer des Hausgenossen,
Immer des Schmerzes eingedenk!

Raupach.

Aus den Schmerzen quellen Freuden,

Aus der Freude quillt der Schmerz,
Wär' kein Wechsel von den beiden
Folgten nicht auf Freuden Leiden,
Würd' nicht warm ein Menschenherz.

Nach den Thränen stellt im Leben
Sich auch oft das Lachen ein;
Thränen haben auch die Reben;
Aber trok der Thränen geben
Sie den luft'gen goldnen Wein.

3. Kerner.

Der Thränen Gabe, sie versöhnt den grimmsten Schmerz; Sie fließen glücklich, wenn's im Innern heilend schmilzt.

Göthe

Die feinsten Perlen, deine Thränen find's
Kein Taucher fischt sie dir so rein empor.

Leidenschaft.

Platen.

Die alte Ruhe der Vernunft zu wärmen
Und zur Erhöhung unsrer Menschenkraft,
Nicht um im Kummer langsam uns zu härmen,
Warf Gott in uns den Funken Leidenschaft.
Und welches Unheil schafft dies Himmelsfeuer,
Das die Natur in unser Wesen goß?
Es macht aus Engelherzen Ungeheuer
Und bricht der Tugend lezte Schranke los.

Seume.

Aneins unter sich macht Menschen Leidenschaft

Und nur in der Vernunft ist ihrer Einheit Kraft.

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Hunger und Liebe als Triebfedern zu Erhaltung des Geschlechts.

Lin Doppelhunger ist's,

Ein Doppeltrieb, der Magen und die Liebe,

Dadurch der Menschheit Weltall gravitirt.

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Sieh in dem zarten Kind zwei liebliche Blumen vereinigt, Jungfrau und Jüngling, sie deckt beide die Knospe noch zu.

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