Jedem doch die Sünde angeboren: Die Sprache. Im Lippenrosenbett geboren Scheffel. Ward uns das freie Wort, ein Held; Wie lang, daß festen Tritt er lerne, Ist er an's Gängelband verdammt, Alciden gleich, der Schlangen Schwall, Gereift zum Manne tritt an Throne Da springt entzwei manch' eine Krone, Welch' ein Geheimniß liegt in diesen Wundertönen! Die Sprache bleibt ein reiner Himmelshauch, Empfunden nur von stillen Erdensöhnen; Fest liegt der Grund, bequem ist der Gebrauch. Göthe. Nicht dies' und jene Sprach entzückt, erfreuet mich; Was mich erfreut, entzückt, das ist die Sprach an sich : Daß eine Sprach es gibt, die was du fühlst und denkest, Dir deutlich macht, je mehr du dich in sie versenkest; Daß eine Sprach es gibt, kraft deren du verkündest Der Welt geheimen Sinn, so weit du sie ergründest. Die Red ist uns gegeben, Rückert. Cim. Da ch Des Gedankens Zwilling, das Wort scheint Hall nur, Die Vernunft ihm und das Herz ihm! Herz und Zunge sind vermählt, Zeugen Kinder immerfort; Klopstoc. Doch wenn ihnen Eintracht fehlt, Logan. Sieh, es gleicht der Mensch dem Baume, schlicht und schmucklos grünt er fort: Doch wie schön, wenn der Gedanke dran als bunte Und hervor das Wort, das frcie, reif als goldne Und es gleicht der Mensch dem Strome, unbelebt und Eine todte Wasserhaide dehnt er flach sich durch die Flur; Doch wie herrlich, wenn darüber frei und fröhlich, her und hin Die Gedanken, gleich wie Schifflein und wie Silberschwäne ziehn. Frei das Wort, frei der Gedanke! Wackre Schiffer sind es schier, Will nicht aus dem Meer die Sonne, segeln sie ent gegen ihr! Bis dann flammt die Morgenröthe, und es klingt in ihrem Schein Mehr als eine Memnonsfäule hell durch's Land und voll und rein! A. Grün. Selbst Seelenloses lebt in Lauten; Jm todten Reiche der Natur Vernimmt der Mensch die Sinnvertrauten Das, von den Zephyrn fortgetragen, M. Döring. Phantasie und Kunst göttliche Geschenke des Menschen. Welcher Unsterblichen Soll der höchste Preis sein? Mit Niemand streit ich, Der ewig beweglichen, Seltsamen Tochter Jovis, Der Phantasie. Denn ihr hat er Alle Launen, Die er sonst nur allein Sich vorbehält, Zugestanden, Und hat seine Freude An der Thörin. Sie mag rosenbekränzt Mit dem Lilienstängel Und leicht nährenden Thau Mit Bienenlippen Von Blüthen jaugen. Oder sie mag Mit fliegendem Haar Wie Morgen und Abend, Laßt uns alle Den Vater preisen ! Den alten, hohen, Der solch eine schöne Gesellen mögen! Denn uns allein Hat er sie verbunden Mit Himmelsband, Und ihr geboten, In Freud' und Elend, Nicht zu entweichen. Alle die andern Armen Geschlechter Wandeln und weiden |