Das Reich der Steine.
Nicht allein in Lüften,
Nein, auch in den Klüften Tönet Gottes Ruhm;
In der Erde Teufen,
Wo Metalle reifen, Ist Sein Heiligthum,
Und der Schall
Ruft überall:
Gott ist weise, groß und mächtig Und Sein Werk ist prächtig.
Linsam geht die Dreade
In des Berges feuchtem Schacht Auf geheimem Felsenpfade, Den der Gnomen Volk bewacht. Tief aus hohlen Klüften schimmern Bleiche Lichter; Erze flimmern, Wunderbar, in buntem Schein Aus dem zackichten Gestein. ,,Warum wölben meine Hallen"
Klagt der Berge blasses Kind
„Sich aus leuchtenden Krystallen ,,Reich, wie keine Kronen sind? „Soll ich, zwischen goldnen Mauern „Eingeschlossen, ewig trauern,
„Gab mir Schäße die Natur „Statt zur Lust, zur Plage nur? ,,Kalte todte Silberwellen
,,Starren wechsellos mich an; „Wäret ihr lebend’ge Quellen, „Spielend auf dem grünen Plan! „Dürft ich auf der Wälder Rauschen, „Als Dryade heimlich lauschen! „Ach es bleibt des Berges Schooß ,,Ewig blüth- und früchtelos. „Himmelslichter, goldne Sterne „Blickt in meine Nacht herein, „Für die goldnen Schäße gerne „Tauscht ich eure Freiheit ein! „Ach verschlossen ist die Pforte, ,,Niemand hört auf meine Worte; ,,Stets allein mit meiner Qual „Bin ich arm im reichsten Saal!“
Und es schweigt der Nymphe Klage, Fremden Klang vernimmt ihr Ohr. Horch! mit mächt’gem Hammerschlage Pocht es an ihr Felsenthor. Freudig ruft sie: „Seid willkommen! Großes habt ihr unternommen, Hämmert frisch und muthig drauf, Aus der Tiefe schallt's: Glück auf!“
Schau in die Klüfte des Berges hinein, Ruhig entwickelt sich Stein aus Gestein.
Lin jeder Stein uns stumme Grüße beut,
Alle Dinge sind nur der Geisterwelt ein Kleid.
Von Liebe sprach das Blatt am Baume Und lieblich war des Thieres Ruf; Der starre Stein, er sprach im Traume, Daß em'ge Lieb auch ihn erschuf.
In sich versunken ruht der Stein
Am Rand des Bachs im losen Sande, Da dringen Luft und Regen ein Und Licht in sein Krystallgebein Und lösen seiner Glieder Bande.
Er stirbt und nährt als Staub den Klee, Daß er zu Glanz und Duft verkläret Als Wiesenblume aufersteh',
Von der sich Schmetterling und Reh In Kraft und Lebensfreude nähret. Im Thierleib lebt der Stein der Au
Als Pflanzensaft sein Weltalls Leben, Er löst in Gas sich auf; doch schau! Zum Muskel-, Nerv- und Knochenbau Muß er die Bildungsstoffe geben.
Und wenn der Mensch vom Thier sich nährt, So steigern sich des Feldsteins Kräfte, Zu Geiste werden sie verklärt, Denn des Gehirns Gedankenheerd Ernähren Thier- und Pflanzensäfte.
Dwunderbarer Lebenskreis:
Der Stein wird Mensch, der Mensch zu Erden!
Die Lebensseele wandert leis Der Wandelungen stetes Gleis, Ein ewig umgestaltend Werden.
Der Berg mit seinen starren Grüßen, Der stille Fluß zu deinen Füßen, Der Fels, gefaßt von deiner Hand, Sie tragen deine besten Kräfte, Sie tragen deines Geistes Säfte, Sie sind dir tief und nah verwandt.
Noch Andres hält in seinen Bergen
Als Gold und Stahl – der Menschheit Schergen
Der Schöpfung ew'ger Geist bewacht;
Er hält in seinem klaren Flusse, In stark erzeugendem Ergusse, Verborgen große Werdemacht. Im Berg- und Felsenschooß begraben Der Erz' und Salze heil'ge Gaben, Der Menschen starke Lebenskraft, Die muß der Strom ihm abgewinnen, Er trägt sie durch das Land von hinnen Und stärkt damit der Pflanzen Saft. Und aus den Pflanzen in die Glieder Und in der Seele findst du wieder Geläutert was der Berg dir gab. Und Berg und Menschen, die zerfallen, Sie bauen neuen Geistes Hallen, Denn die Natur sie kennt kein Grab.
Ihr alle fühlt geheimes Wirken
Der ewig waltenden Natur
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