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Mit hellem Grün umwand sie den schwarzen Fels
Zum Bild des Lebens, welches den Tod umarmt,
Ließ über seine Schauergrotten

Fluthen in spielenden Farben stürzen.

All das zu schauen und mit der vollen Kraft
Des trunknen Geistes die hohen Erscheinungen
In sich zu fassen und mit langem
Stummem Verweilen entzückt zu feiern,
Wer das vermag den weihte der Schaffende
Mit Segensblick zu höheren Freuden ein;

Ihm dämmern schon auf niederer Erde
Holde Gesichte aus schöneren Welten.
Mit seines Sinns beflügeltem Blicke späht
Er neue Reize der Schöpfung aus;

Wo tausend blind vorüberflattern,
Weilet voll Seele sein helles Auge.
Freund, dem für jede Schönheit die bildende
Natur ein warmes fühlendes Herz verlieh,
Glanz wird umher dein Leben strahlen,
Friede dir tönen der innere Richter.

Sie steiget hernieder in tausend Gebilden

Heydenreich.

Sie schwebet auf Wassern, sie schreitet auf Gefilden,
Nach heiligen Maßen erglänzt sie und schallt
Und einzig veredelt die Form den Gehalt,
Verleiht ihm, verleiht sich die höchste Gewalt.

Göthe.

Schönheit ist ewig nur Eine, doch mannigfach wechselt

das Schöne:

Daß es wechselt, das macht eben das Eine nur schön.

Schiller.

Die Schönheit, Gottes Licht, durchdringt die ganze Welt,
Die blöden Augen nur den Abglanz vorenthält.
Du fühle dich in Gott, und Alles gottvereint,
So ist dir alles schön, was andern anders scheint.

Rüdert.

Aber von Leben rauscht es und Lust, wo bildend die Schönheit

Herrschet, das ewige Eins wandelt sie tausendfach neu.

Mit innern Freuden steh ich hier,

Beschaue der Geschöpfe Zier
Und denk an den, der sie gemacht.
Mich deucht dabei, daß ihre Pracht,
Die meine Seel durch's Aug empfindet,
Sie nicht zum Danken nur entzündet;
Nein, daß sie gleichsam in der Lust
Zum Schöpfer eine Thüre findet,
Ja, daß sich Gott mit unsrer Brust
Durch dieses Mittel selbst verbindet.

Schiller.

Broces.

Warum bin ich vergänglich, o Zeus? so fragte die Schönheit. Macht' ich doch, sagte der Gott, nur das Vergängliche schön.

Und die Liebe, die Blumen, der Thau und die Jugend vernahmen's

Alle gingen sie weg, weinend von Jupiters Thron.

Göthe.

Natur, ist stiller Liebeshang

Für deine Bilder Müßigang?

K. Mayer.

Unveränderlichkeit der Typen.

Von deinen ew'gen Formen,
Den reinen Schönheitsnormen,
Laß lernen mich, Natur!
Du bauest fest und sicher
In unveränderlicher

Gestalt die gleichen immer nur.
Gewächs' in deinem Garten
Sind lauter Dichtungsarten,
Ein reicher Ueberschwang,
Die nie sich störend mischen;
Doch sind nicht zwei, dazwischen
Nicht wär' ein schöner Uebergang.

And keine Zeit und keine Form zerstückelt
Geprägte Form, die lebend sich entwickelt.

Rückert.

Göthe.

Was oben und unten in Fülle und Kraft
Die ewige Mutter erschuf und erschafft,
Sie hat es in Formen, in feste, gefüllt,
In starrende Normen das Leben gehüllt,
Und wie's in den Formen auch brauset und zischt,
So bleibt es doch immer mit Erde gemischt;
Nie kann sich's entreißen der dumpfen Gewalt.

Hebbel.

Was ist vergänglicher wohl, als in seiner Erscheinung

das Leben?

Was als das Leben ist ew'ger in seiner Idee?
Seit Jahrtausenden wechseln der Thier und Menschen
Gestalten,

Wechseln am Pflanzengebild Blüthen mit fallender

Frucht,

Gleichwohl stehen sie fest, die ewigen Typen der Schöpfung,

Wie sie Gott in den Kreis ewigen Wandels gestellt. Winterling.

Reichthum der Natur.

Mensch, es ist der Schöpfung Pracht

Nicht für dich allein gemacht;
Einen Theil hat sich zur Lust
Die Natur hervorgebracht.
Darum singt die Nachtigall
Wo du schlummerst in der Nacht,
Und die schönste Blume blüht,
Eh' des Tages Aug' erwacht;
Und der schönste Schmetterling
Fliegt, wo Niemand sein hat Acht.
Perle ruht im Meeresschooß
Und der Edelstein im Schacht.
Kind! da reichlich Aug' und Ohr
Dir mit Füllen ist bedacht,
Gönn' der Mutter etwas auch,
Das sie zum Geschmeid sich macht.

Was weiß der Vogel von dem Ton,
Den er so lustig singt?

So wenig die Rose weiß davon,
Wie reizend sie entspringt.

Sie singen und entspringen nur
Durch und für dich, Natur,

Rückert.

Und du in ihnen, o Natur,
Genießest selbst dich nur.
Mir einen Abfall gönnest du
Von deinem Festgenuß,
Daß ich dem Vogel höre zu
Und lausch' auf Rosengruß.

Des Mondes Strahl im Waldesteich
Verglänzt in Zaubern, ungesehn.
Natur, für sich so schön und reich,
Kann ohne unsre Lust bestehn.

Nücert.

K. Mayer.

Erde, wie bist du schön mit wechselnden Bergen und

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Mit sanft rieselnden Quellen geschmückt und ruhenden Seen,

Mit gethürmten Gebirgen, wo überhängenden Felsen Hohe Tannen entwachsen und Ströme reißend ent

stürzen,

Mit weithin sich dehnenden Ebnen, wo unter dem

Schatten

Freundlicher Buchen und ernster Eichen die hohe Begeisterung

Schwebet und webet im Säuseln und Brausen des heiligen Haines

Oder im Wogengeräusch des geisterhebenden Weltmeers. F. C. von Stolberg.

O Wunderquell des Seins! O reiches Weben
Der Schöpferkraft, im buntesten Gewühl!
Wie tausendfältig stuftest du das Leben

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