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Fern verhallen schon die Donner,
Und die Vogelchöre singen;
Blumen heben sich und Bäume
Sind erfrischet vom Gewitter,
Wanderer, die sich geborgen,
Schreiten wieder rasch von hinnen :
Nur des Waldes höchste Eiche

Hebt nicht mehr die stolzen Wipfel.

Uhland.

Schön Erde ist dein Ruhn nach Wettern, schön und hehr,
Dein Zürnen wird zur Huld; dein Schelten wird zum
Segen,

Der Wolken Fülle rauscht; schon rieseln laue Regen.
Nun trinkt, was durstete; nun labt sich die Natur.
Nun jubeln Wald und Flur.

Die Dünfte fliehn. Die Luft verklärt sich. Groß und milde

Beglänzt die Abendsonn' die träufelnden Gefilde, Wie blist in ihrem Glanz, wie funkeln Bach und Au! Wie düster steht der Wald, das ferne Meer wie blau! Sie sinkt; der Westen glüht. Der müde Landmann feiert;

Die Heerden kehren heim; der braune Abend schleiert Das Feld, das stille Dorf, den feiervollen Hain

In seinen Mantel ein.

Rosegarten.

Und ich empfand es tief im Herzen,
Daß Zorn der Donner Gottes nicht;
Daß aus der Weste leichten Scherzen,
Wie aus Gewittern, Liebe spricht.

Lenau.

Regenbogen.

Schönes Kind der Sonne,
Bunter Regenbogen,
Ueber schwarzen Wolken
Mir ein Bild der Hoffnung.

Tausend muntre Farben

Bricht der Strahl der Sonne
In verhüllten Thränen
Ueber grauer Dämm'rung.

Und des weiten Bogens
Feste Säulen stehen
Auf des Horizontes
Sichrem Felsenboden.

Weh! der Boden schwindet!

Seine Farben blassen.
Von den festen Säulen
Glänzet noch ein Wölkchen.

Aber seht! der Himmel
Bläuet sich; die Sonne
Herrschet allgewaltig
Und die Auen duften.

Schwindet, holde Kinder

Schöner Jugendträume,
Schwindet, nur die Sonne
Steig hinauf und walte!
Hoffnungen sind Farben,

Sind gebrochner Strahlen
Und der Thränen Kinder;
Wahrheit ist die Sonne!

Herde

1

Und wenn der Regenbogen soll
Den Glanz entfalten, farbenvoll,
Muß hier die Wolke weinen
Und dort die Sonne scheinen:
O Himmelsschacht, der überquoll
Von Liebesedelsteinen!

Und wenn dein Herz, von Wonne voll,
In Wehmuth überfließen soll,
Muß hier die Sonne scheinen
Und dort die Wolke weinen;
Die Erde fordert ihren Zoll,

Der Himmel fordert seinen.

Rüdert.

Hier siehet man die Sonnenstrahlen

Die ihnen wesentliche Farben, so sonst nicht sichtbar, deutlich malen.

Hier zeiget sich dem menschlichen Gesicht

Das eigentliche Sonnenlicht.

Es legt sich Purpur, Violet und Roth und Gelb und

Grün und Blau

In dieser regelrechten Runde des halben Cirkels uns zur Schau:

Denn andre Farben hat es nicht.

Brockes.

Wenn Schmerz mit Lust des Sängers Brust durchglüht,

Entspringt aus ihr das farbenreichste Lied.

Wenn Regen in den Glanz der Sonne quillt,
Entsteht des Regenbogens buntes Bild

Just. Kerner.

Wie im hellen Sonnenblicke
Sich ein Farbenteppich webt,

Wie auf ihrer bunten Brücke
Iris durch den Himmel schwebt,
So ist jede schöne Gabe

Flüchtig, wie des Blizes Schein;
Schnell in ihrem düstern Grabe
Schließt die Nacht sie wieder ein.

Nordlicht.

Schiller.

Lodernde Flamme mit wallenden Blißen
Fliegende Düfte voll strahlender Spißen,
Cirkeln sich, wirbeln sich, schießen zusammen;
Leuchten und schrecken, verschwinden, entstehn,
Wallen und wittern, erscheinen, vergehn.

Schaut, ihr Sterblichen, dort das Nordlicht!

Brockes.

Schlummernd entglimmt's tief in der Fern' an dem Himmel, 4

Flieget herauf von dem Nordpol, wo mit Gold es Eiseilande bestrahlt, Schneefelfen lieblich mit Rosen bestreut.

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Seht wie die Gluth strömend umwallt den bestirnten Mantel der Nacht und ihn röthet wie mit Purpur! Blasser dämmert Arktur und zitternd

Schwimmt der Planet in dem Glanz.

Der den Planet, Sonnen der Welt und den Mond schuf, Winkte dem Licht, das dort herflammt. Aus dem Eismeer Stieg es feurig herauf, hochpreisend

Ihn, den kein Cherub erreicht.

Neubed.

Doch plöglich, wie ein gegenwärt'ger Gott,
Brennt hell des Nordscheins mitternächt'ge Sonne
Und schwingt ihr knisternd Todtenfackellicht
Hoch über diese starre Leichenwelt,

Die, reich umweht von goldner Schleierfluth,
In wilder Schönheit aus dem Nachtmeer ragt.
A. v. Seckendorf.

Hagel.

Jene gewaltigen Wetterbäche

Aus des Hagels unendlichen Schloßen,
Aus den Wolkenbrüchen zusammengeflossen,
Kommen finster gerauscht und geschoffen,
Reißen die Brücken und reißen die Dämme
Donnernd mit fort im Wogengeschwemme.
Nichts ist, das die Gewaltigen hemme;
Doch nur der Augenblick hat sie geboren;
Jhres Laufes furchtbare Spur

Geht verrinnend im Sande verloren,
Die Zerstörung verkündigt sie nur.

Lin riesengroßer Säemann

Schiller.

Durchschreitet das erschrockne Land,
Um seiner Schultern breite Kraft
Den dunkeln Mantel weitgespannt.

Hin wallt des Hauptes wirres Haar,

Die Augen funkeln jähe Gluth,

Sein Odem schnaubt weit durch das Thal,
Sein Fuß zertritt den Wald voll Wuth.

Tief in den Mantel greift er ein,

Der seine Schultern weit umschlingt

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