O aller Menschen Seele sei Wir seh'n das an und denken noch Woher der Reif, und wie er doch Denn gestern Abend, Zweiglein rein, Kein Reifen in der That! Muß Einer da gewesen sein, Der ihn gestreuet hat. Ein Engel Gottes geht bei Nacht Streut Reifen hier und dort, Recht heimlich, denn wenn man erwacht, Ist er schon wieder fort. Luftspiegelung. seht, o Wunder, sehet, Aus offenbarem Meer Strahlt, wenig Meilen ferne, Auf hohem Inselrücken Hebt sie mit Thurm und Thor, Da theilt den Morgennebel Ein klarer Strahl des Lichts Claudius. Und eh' die Möv' aufflattert, Und wo die sel'ge Thule Noch eben vor mir schwamm, So wähnt das Herz auf Erden Ach, nur ihr blaffer Schatten Fällt in die Welt des Wahns, Sie selber lieget jenseit Des Erdenoceans! Meinhold. Regen. Thun die Himmel sich auf und regnen, so träufelt das Wasser Ueber Felsen und Graz, Mauern und Bäume zugleich, Kehret die Sonne zurück, so verdampfet vom Steine die Wohlthat; Nur das Lebendige hält Gaben der Göttlichen fest. Göthe. Wenn, in Wolken und Dünste verhüllt, die Sonne nur trübe Stunden sendet, wie still wandeln die Pfade wir fort! Dränget Regen den Wandrer, wie ist uns des ländlichen Daches Schirm willkommen! wie sanft ruht sich's in stürmischer Nacht! Aber die Göttin kehret zurück! Schnell scheuche die Nebel Von der Stirne hinweg! Gleiche der Mutter Natur! Göthe. Der Himmel weinet Freudenthränen Und tränkt das Land. Die Erde lacht Und sucht zu ihrer Frühlingspracht Viel tausend Wege sich zu bähnen. Bemerkt das liebliche Geräusch Von dem so lang ersehnten Regen! Der rauhe Nordwind schnaubt nicht mehr; Es schien bedeckt mit Glanz und Schein Fast aus den Wolken ausgegossen, Im Regen mit herabgeflossen, Und gleichsam selbst ein grünes Licht. Ich lausche in das mitternächt'ge Schweigen, Broces. Es rauscht der Regen in bewegten Zweigen Natur weint wieder, voll von süßen Schmerzen, Wie eine Jungfrau weint aus tiefem Herzen, Doch mit dem Morgen trocknet sie die Thränen, Und niemand ahnt und weiß dann um ihr Sehnen Frankl. Die Lüfte rasten auf der weiten Haide; Der Wandrer hört den Regen niederbrausen, Lenau. Droben im hohen Gebirg da regnet es, aber die Thäler Dursten und sehen mit Neid nur den geschwollenen Bach, Der vom Guffe getrübt, doch nicht sich selber ergießend, Mit mißgünstiger Eil' ihnen vorüber sich wälzt. Rückert. Es glänzt die Regenfluth, der finstern Nacht entsunken, Manchmal im Wetterschein wie diamant'ne Funken. So kann in banger Nacht ein Strom von heißen Zähren Im hellen Wetterschein des Unglücks sich verklären. Lenau. Gewitter. Und die Gewitterwinde! sie tragen den Donner! Seht ihr den neuen Zeichen des Nahen, den fliegenden Strahl? Hört ihr hoch in der Wolke den Donner des Herrn? Er ruft: Jehova! Jehova! Jehova! Und der geschmetterte Wald dampft! Dünste steigen auf und werden Klopstock. In den Wolken Bliß und Donner |