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Wird zum Fluge der Schritt, wenn oft das gewaltige Sehnen,

Die geheime Liebe zu dir sie ergreift,`sie hinaufzieht. Stolz verachtet den Boden das Roß, wie gebogener Stahl strebt

In die Höhe sein Hals, mit der Hufe berührt es den Sand kaum,

Wie zum Scherze berührt der Fuß der Hirsche den Grashalm,

Hüpft wie ein Zephyr über den Bach, der reißend hinabschäumt,

Hin und wieder schweift, kaum sichtbar durch die Gebüsche.

Aber des Aethers Lieblinge, sie, die glücklichen Vögel Wohnen und spielen vergnügt in der ewigen Halle des Vaters.

Raum's genug ist für Alle! der Pfad ist keinem bezeichnet Und es regen sich frei im Hause die großen und kleinen. Ueber dem Haupte frohlocken sie mir und es sehnt sich mein Herz auch

Wunderbar zu ihnen hinauf; wie die freundliche Heimath Winkt es von oben herab und auf die Gipfel der Alpen Möcht' ich wandern und rufen von da dem eilenden Adler,

Daß er, wie einst in die Arme des Zeus den seligen

Knaben,

Aus der Gefangenschaft in des Aethers Halle mich trage. Hölderlin.

Hoher Aether, hoher Aether,

Gestern sonnig, heut mit sanften
Schatten meine Schläfe kühlend,
O wie preis' ich deine Wunder!

Wie ein Vater, ruhig, heiter,
Trägst am Busen du den Erdkreis,
Und er lächelt dir und läßt dich
Seines Wesens Duft und Blüthe,
Seine ganze Schönheit saugen;
Denn die hohen Berge athmen
zu dir auf, die Wälder streun dir
Rauschend ihren besten Weihrauch.
Thal und Fluß und Quelle dampfen
Dir ihr täglich Morgenopfer,

gleich als zög es

Und die Menschen
Ewig sie zu deiner Stille

Senden dir zu jeder Stunde
Ihrer Brust lebend'gen Odem,
Ihre Lieder, ihre Seufzer.

Und du nimmst die reichen Gaben

Willig hin und sammelst alle;

Aber nicht für dich

--

in Wolken

Deine Stirn verhüllend, wandelst
Du den Schat in lautern Segen,
Und in lichten Feuerflammen
Und in Tropfen und in Güssen
Gibst du wonniglich befruchtend,
Ihn der durst'gen Erde wieder.
Hoher Aether, hoher Aether!
Wie der Geist des Dichters bist du,
Der auf Flügeln überm bunten
Farbenspiel des Lebens schwebend,
Seine Schönheit selig cinsaugt.

Und dann wogt's in ihm, dann wölkt sich's

Wunderbar, er kann die Fülle

Seiner Schäze nimmer halten,

Und wie du in Blih und Regen
Steigt er nieder in Gesang.

Geibel.

Der Athmosphäre blaue Lust
Wird höher oben ew’ge Nacht.
Durchdring der blauen Lüfte Pracht
Noch liegst du nicht an Gottes Brust.
K. Mayer.

Durchsichtig erscheint die Luft so rein
Und trägt im Busen Stahl und Stein.
Göthe.

Wie sich der Sonne Scheinbild in dem Dunstkreis
Malt, eh' sie kommt, so schreiten auch den großen
Geschicken ihre Geister schon voran

Und in dem Heute wandelt schon das Morgen.

Du kannst im leichten Element der Luft

Schiller.

Nach Willkühr ohne Hemmung dich bewegen;
Im Wasser aber krümmen Wellenschlag

Und Strömung auch des besten Schwimmers Bahn,
Und immer tiefer unten, als er will,

Wird er das Ufer, das er sucht, erreichen.

Gedank und Leben sind wie Luft und Wasser.

Alle Dinge, die auf Erden

Fließen und nicht stille stehn
Alle diese, alle werden
Immer sich im Zirkel drehn.

Wie wir es am Blut von Thieren

Raupach.

Und an unsrem Blute spüren,
Also dreht und zirkelt sich
Auch die Luftfluth stetiglich.

Zählt man die Zeit im Jahr,
Drin blau der Himmel blieb,
Sind's wenige Tage nur,
Die andern war er trüb.
Drum da der Himmel selbst
So oft in Thränen steht,
Klag nimmer, Menschenherz,
Daß dir's nicht besser geht.

Broces.

Kerner.

Yon Gott allein gehört, erathmet und enthaucht

Die Pflanze auch die Luft, die sie zum Leben braucht. Was Mensch und Thier enthaucht, das wird von ihr erfaßt,

Und Thier und Mensch erfrischt, was ihr zum Sein
nicht paßt.

So ist die goldne Wag in ewig gleichem Schwung,
Ein Liebestausch regiert die nie geirrte Zung.

Winde.

Von Norden dringt der scharfe Geisterzahn
Auf dich herbei mit pfeilgespigten Zungen;
Von Morgen ziehn vertrocknend sie heran,
Und nähren sich von deinen Lungen;

Wenn sie der Mittag aus der Wüste schickt,
Die Gluth um Gluth um deinen Scheitel häufen,
So bringt der West den Schwarm, der erst erquickt,
Um dich und Feld und Aue zu ersäufen.

Göthe.

In Schlummer ist der dunkle Wald gesunken,
Zu träge ist die Luft, ein Blatt zu neigen,
Den Blüthenduft zu tragen, und es schweigen
Jm Laub die Vögel und im Teich die Unken.
Leuchtkäfer nur, wie stille Traumesfunken,

Den Schlaf durchgaukelnd, schimmern in den Zweigen
Und süßer Träume ungestörtem Reigen
Ergibt sich meine Seele, schweigenstrunken.
Horch! überraschend saust es in den Bäumen
Und ruft mich ab von meinen lieben Träumen,
Ich höre plöglich ernste Stimme sprechen;
Die aufgeschreckte Seele lauscht dem Winde
Wie Worten ihres Vaters, der dem Kinde
Zuruft, vom Spiele heimwärts aufzubrechen.

Mein belebender Odem geht durch die Natur,
Besuche die grünen Wälder, die Gebüsche,
Die hohen Berge, die niedre Flur,
Mit mir geht Kraft und Lebensfrische.

Mit Wolken ist in Lüften mein Spielen,
Auf Erden find ich Gras und Laub.
Doch oft, wenn mir die Blüthen gefielen,
Sind sie auch meines Zornes Raub.

Lenau.

Doch bring ich den Regen zur Nahrung der Wiesen,
Ich jage die Nebel in's Saatfeld hinein,

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