Es will sich geben Gott zum Lohn. Wer mäße seine Klage,
Wenn's hinter all' der großen Welt Nicht eine Gottheit fände,
Der es hingöße unentstellt,
Was es von Dank empfände!
Ja, Gott, mir sagt's mein volles Herz: Du mußt, Du mußt bestehen;
Mein Herz ja müßt' im tiefsten Schmerz So ohne Dank vergehen.
In Zeichen hüllte selbst
Die ew'ge Güte sich, und that uns so, Den engbeschränkten, ihrer Liebe Sinn Und ihrer hohen Weisheit Wunder kund; Und, was wir wissen und verstehn, ist Bild. Er nur der Em'ge, Unvergleichbare, Der aus dem Sichtbar'n, der Unsichtbare Aus dem Vergang, der Unvergängliche Aus Zeichen spricht, der Unbezeichnete Er nur ist Wesen, Wahrheit, Sein und Licht, Und wir die Funken seines Lichts und Töne Der heiligen, der großen Harmonie.
Sie*) ist die Laute seiner Hand, Die er zu unsrer Lust erfand, Er gab ihr Millionen Saiten; Und jede klingt und jeder Klang Tönt zum frohlockenden Gesang Der Lehre seiner Heimlichkeiten. *) Die Natur.
Und diese unermess'ne Welt, Die so viel Wesen in sich hält, Seit so viel tausend, tausend Jahren Und diese herrliche Natur
Ist gleichwohl Ein Gedanke nur
Nur Einer von dem Unsichtbaren.
Unendlichkeit und Unermeßlichkeit.
Die der schaffende Geist einst aus dem Chaos schlug Durch die schwebende Welt flieg ich des Windes Flug, Bis am Strande
Ihrer Wogen ich lande,
Anker werf, wo kein Hauch mehr weht Und der Markstein der Schöpfung steht.
Sterne sah ich bereits jugendlich auferstehn, Tausendjährigen Gangs durch's Firmament zu gehn, Sah sie spielen
Nach den lockenden Zielen;
Irrend suchte mein Blick umher,
Sah die Räume schon sternenleer.
Anzufeuern den Flug weiter zum Reich des Nichts Steur' ich muthiger fort, nehme den Flug des Lichts, Neblicht trüber
Himmel an mir vorüber,
Weltsysteme, Fluthen im Bach,
Strudeln dem Sonnenwanderer nach.
Sieh den einsamen Pfad wandelt ein Pilger mir
Halt an! Waller was suchst du hier?
„Segle hin, wo kein Hauch mehr weht, Und der Markstein der Schöpfung steht!"
„Steh! Du segelst umsonst — Pilger auch hinter mir!"
Adlergedank, dein Gefieder!
Kühne Seglerin, Phantasie, Wirf ein muthloses Anker hie!“
Eh vor des Denkers Geist der kühne Begriff des ew'gen Raumes stand, Wer sah hinauf zur Sternenbühne, Der ihn nicht ahnend schon empfand ?
kann sich je die Schöpfung schließen? Fort wirkt ewig die Natur. Neuen Daseins Keime sprießen Durch die Saat der Weltenflur! Lebenshauch erwärmt und wehet Immer schön're Frucht und Licht, Der die große Saat gesäet Ruht von seiner Arbeit nicht.
Nah' ist Ihm das weit Entfernte,
Sterben ist sein Lebenspfad!
Seine Saat ist Seine Ernte, Seine Ernte Seine Saat. Und so wandelt das Entstehen, Das Verschwinden durch Sein Haus: Nimmer kann Geburt vergehen, Nimmer stirbt das Sterben aus. Nah'n und Fliehen, Haß und Neigung Bildet Formen, löst sie auf; Jst Geheimniß der Erzeugung, Triebrad in des Daseins Lauf! Tropfen, die am Halme schweben Und der Sonne Riesenball Sind durch gleicher Kräfte Leben Hingestellt in's Weltenall.
Gleich ist Alles in dem Zuge
Der empor und abwärts treibt. Alles Daseyn eilt im Fluge, Aber Leben, Leben bleibt! Herden schwinden, schönre Herden Blüh'n empor nach fester Norm, Sterben ist verwandelt werden Und Geburt ist neue Form.
Weder Anfang hat die Welt, noch Ende Nicht im Raum, noch in der Zeit; Ueberall ist Mittelpunkt und Wende Und im Nu die Ewigkeit.
Wie du lebst von einem Nu zum andern, Ewig eines Lebest du;
Laß die Welt vorüber ruhlos wandern, Und sieh aus der Ruh ihr zu.
Nicht mit unzulänglichen Gedanken Machst du das Geheimniß klar,
Doch in schwanken Schranken, Wortes-Ranken, Stellt es dir sich bildlich dar.
Von Zeit und Raum ist viel zu hören und zu lesen, Als seien beide gleich und stets zugleich gewesen. Doch eher ist die Zeit gewesen, als der Raum, Wie Wachsthum eher war, als der gewachs'ne Baum. Entstanden war die Zeit, sobald als Geister dachten, Der Raum erst, als sich breit darinnen Körper machten. Und mit den Körpern wird der Raum zusammen fallen, Doch mit den Geistern erst die Zeit in Gott entw allen.
Dreifach ist des Raumes Maß,
Rastlos fort ohn' Unterlaß
Strebt die Länge fort in's Weite; Endlos gießet sich die Breite; Grundlos senkt die Tiefe sich. Dir ein Bild find sie gegeben, Rastlos vorwärts mußt du streben, Nie ermüdet stille stehn. Willst du die Vollendung sehn, Mußt in's Breite dich entfalten, Soll sich dir die Welt gestalten, In die Tiefe mußt du steigen, Soll sich dir das Wesen zeigen. Nur Beharrung führt zum Ziel; Nur die Fülle führt zur Klarheit Und im Abgrund wohnt die Wahrheit.
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