Ich hielt ein Stückchen Kohle in der Hand, Und dachte an die längst entschwundne Zeit Als sie, ein Baum, im grünen Walde stand. Da dehnten sich die Wasser tief und weit, ` Sie schwollen wie des Mississippi Wogen In Majestät und stolzer Herrlichkeit. Und der Gewässer Ufer war umzogen
Von Calamiten und von Schachtelhalmen Die, Riesenstämme, sich im Winde bogen. Sie ragten stolz gen Himmel, gleich den Palmen, Doch sang kein Vogel auf den grünen Zweigen Der Lieb und Sehnsucht gotterhabne Psalmen. Die Wasser brüteten in tiefem Schweigen,
Die Krokodile sonnten sich im Sand, Und sahn der Fluth den Ichthyosaur entsteigen. Es war zur Zeit, als noch ein Flammenbrand Gen Himmel lohte aus der Berge Kuppen, Als sich in Schmerz die Erde kriechend wand. Formlos geballt lag sie in wilden Gruppen,
Im Fluthendrang und durch der Flamme Kraft, Sollt' sie, verklärt, ein Phönir sich entpuppen. Und was sie schuf und zeugt' war riesenhaft; Es war ein Spiegelbild des Wundervollen Und auf gen Himmel stieg die Farrenschaft; Und die Gewäffer, wenn sie überschwollen, Durchbrachen jach der Berge Riesendamm, Daß er erklang wie lauten Donners Rollen. Der Plesiosaurus auf den Fluthen schwamm, Er ragte mit dem Halse langgebogen Bis an der Sigillarien höchsten Stamm;
Und wie im Weltmeer donnerten die Wogen, Des Mondes und der Sonne Strahlenpracht War stets von Nebelschleiern dicht umzogen. Geschieden war der Tag nicht von der Nacht; Die von Gestirnen üppig reich durchwebte Entrollte nur das dunkle Banner sacht, Und Gottes Geist ob wilden Fluthen schwebte. Beije.
Her wandernd je in Berges Einsamkeit Auf hochgethürmtem Zadengrate stand Und in den Felsen dort ein Ammonshorn, Das Schaalgehäuse einer Muschel, fand; Er schaut die Zeichen, die da eingeprägt, Der Kluft erinnernd zwischen Einst und Jeßt; Es kehrt ihm wieder längst geschiedne Zeit, In neue Welten fühlt er sich versekt.
Er denkt der See und selber das Gebirg Mit seinen Kämmen wird zum weiten Meer, Erhebend wie den sturmgeworf'nen Schaum Die blizend weißen Gletscher um ihn her. Wo damals ihre Mauern wunderbar Korallenthiere bauten still und leis, Da schimmert nun der Alpenrose Roth, Der zarte Sammt des schlanken Edelweiß. Wo sich der Seestern wiegte, weidet jest Die scheue Gemse in der Kräuter Duft, Wo eb'ne Wasser ruhten, drängen sich Viel tausend Felsengipfel in die Luft.
Für ernste Wandrer ließ die Urwelt liegen In Berg und Thal versteinert ihre Träume.
Im Grund begraben wird hier, dort gefunden, Vergangner Pflanzen, steingewordne, Spur, Gestein von Thierart, die vorlängst entschwunden, Die abgelegten Kleider der Natur.
Und wollt ihr dann in staunenden Gedanken Die Gliedermassen euch zusammenfügen; Sind's Riesen, überragend alle Schranken; Ihr schaut Urwelt in großen Schreckenszügen. Der Riese wandelt — und es bebt der Grund; Er zürnt sein Sturmesodem glüht und qualmt, Von seinem Tritt wird jeder Feind zermalmt; Wie freut ihr euch, daß todt der große Fund!
Anser Wohnsit sind nun Meeresgründe Und was ehmals Sonnenlicht getrunken Ist zum Grund des Oceans versunken.
Wo früher es blühte, jest wirbelt der Sand, Es rauschen die Meere, wo früher das Land; Wo ruhen auf Erden die Todten?
And kein Blick, so tief die Erd' ergründet, Einen Menschenleib der Urwelt findet, Der sich grüßen und beweinen lasse.
Bildung der Erde, Uebergang zur jüngsten Formation mit dem Menschen.
Versunken waren weite Länderstrecken,
Die noch vor dem des Tages Lust geschaut, Und was des Meeres dunkler Grund gebaut, Das ragte hoch, wo jeht die Gemse geht, Seltsam verkehrt das Unten und das Oben Lag manch' Korallenriff, manch' Algenbeet, Zum Firste des Gebirgs emporgehoben. Dem grausen Fluge, der so bang verklungen Erlegen schien die Erde; Eines nur
Zum Trost gedieh im Trauern der Natur, Auf deren Trümmergrüfte ich nun sah: Lag doch kein Menschenherz darin begraben Und was in der Vernichtung auch geschah · Es sollte kein's dabei zu leiden haben. Das Wesen, dem geweiht des Geistes Güter, Es sollte kommen, wenn das Werk vollbracht, In schöner Zeit, der Blumen zugedacht Und füßer Vogelsang im Reich der Luft. Es sollte kommen, einen Garten schauend, Wo Blüthen hauchen den balsam'schen Duft, Der neuen Heimath freudig sich vertrauend. Doch mahnend an die Macht der Elemente, Wenn friedlich schwankt die Wage, die sie hält, So hallt aus jener Zeit wohl in die Welt Noch eines Echo's weit getrag'ner Ruf Und dann beginnt die Erde zu erbeben Und tilgt des Sturmes Roß mit seinem Huf Was drauf gedieh und athmete das Leben.
Und jene Stunde kam der bessern Zeit, Veredelter die Schöpfung zu entfalten, In neuen Keimen drängte es und trieb Und regte sich Erstehen und Gestalten. Ein Frühling kam, wie keiner je zuvor,
An Schmuck so reich und königlichem Prangen, Er kam zur Lust dem menschlichen Geschlecht, Mit seinen Festen sollt' er es empfangen. Er rief in seines Wehens mildem Hauch Der zarten Blumen edelste zu Tage; Da sproßte auf der erste Rosenstrauch, Damit der Liebe er die Blumen trage.
Da wuchs der Lilie silberhelles Blatt,
Die Veilchen kamen und der holde Flieder, Die Tulpen mit des Kelches Farbenspiel,
Die Nelke mit dem duftenden Gefieder.
Des gold'nen Kornes Samen weckte er,
Die Frucht im Gartenland und auf den Auen Und wußte zur Begeisterung dem Wein Die Lauben mit der Rebe Zier zu bauen.
Der Lerche lehrte er ihr reizend Lied, Der Nachtigall die wundervollen Klänge, Melodisch hallen sollte Wald und Flur Im Echo ihrer lieblichen Gesänge.
Es floß Juwelen gleich das bunte Gut,
Vom Himmel stammend seinem Hort verliehen, In Fülle sich ergießend um die Welt, Mit seinem Segen ist es ihr gediehen.
Und es begann der Menschen hohes Sein Und neue Mächte sendete mit ihnen
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