Wenn du vom Reiz der bunten Schale Mein Auge still zur Tiefe lenkst Und aus des heut'gen Tages Strahle In's Dämmerlicht der Urwelt lenkst.
Da offenbart im Schwung der Auen, In schwarzer Grotten Säulenschooß, Sich nur der Welle leises Bauen, Des Feuers jäher Zornesstoß; Da singt der Gurt geborstner Schichten Ein heilig Lied mir vom Entstehn Und läßt in wandelnden Gesichtern Die Schöpfung mir vorübergehn.
Und wieder schau ich's wie mit Toben, Vom unterird'schen Dampf gedrängt, Der flüss'ge Kern des Erdballs droben Die meergebornen Krusten sprengt; Wie er, ein Strom von zähen Gluthen Bis in die Wolken rauchend stürmt, Und über Thälern dann und Fluthen Zergipfelt zum Gebirg sich thürmt.
D Riesenkampf der Urgewalten,
Drin eine Welt sich gährend rührt, Der von Gestalten zu Gestalten Mich auf ein lezt Geheimniß führt: Denn wie ich rastlos rückwärts dringe Von Form zu Form erlischt die Spur; Ich steh am Abgrund, draus die Dinge Der erste Lebenspuls durchfuhr.
Da fällt in's zagende Gemüte
Ein Glanz aus tiefsten Tiefen mir:
„Im Anfang war die ew'ge Güte, Und tausend Engel dienen ihr!" Und wie sie licht in Flammen wallen, In Fluthen brausen allerorts, Empfind ich schauernd über allen Den Hauch des unerschaffnen Worts.
Es geht die Sage, daß dereinst die Erde Den Furien des Feuers unterthan; Sie breiteten ihr Gluthgepränge dran Und blendend zog dahin das Meteor; Sie wollten eine zweite Sonne zünden Und übermüth'ges Streben wuchs empor, Den Sternen ihre Allgewalt zu künden. Da hob sich an ein welterschütternd Ringen, Des Wassers Geister einte kühner Bund, Lang hatten sie umkreist das Flammen-Rund In Haß verbannt; doch nun begann der Kampf, Sie stürzten sich mit ihren Regen-Heeren In jene Lohe, daß des Gischtes Dampf
Hoch stäubend fuhr von den getroffnen Wehren. Unzählig drängten Schlangen gleich sich windend, Die Ströme Schaar an Schaar in's Herz der Gluth; Die Krone wankte auf der rothen Fluth
Und bald der Feinde Sieg rauscht um sie her. Da triebs zur Tiefe, die so hoch sich hoben; Es war dem Sonnenreich kein Hoffen mehr Und wie ein Traum das stolze Werk zerstoben.
In Felsenhallen und versunknen Schachten Gefangen weilt nun die gebroch'ne Macht
Von der die Schrecken alle angefacht. Wenn sich erschließet ihres Kerkers Thor, Dann schwingen zürnend wieder jene Brände Die Ueberwundenen im wilden Chor Und schlagen sie an die krystall'nen Wände. Und schmelzend fließen nieder die Granite, Porphyre und basaltenes Gestein,
Die Decken der Gewölbe sinken ein.
Und aufwärts dringt es, wo die Meere ruh'n, Den Grund dann spaltend zischt es durch die Minen Und donnerschleudernd kündet sich das Thun, Dem jene grauenvollen Wesen dienen.
Schwer lag des Meers gewalt'ge Last Und drückt den Grund den's unterjocht, Doch horch wer ist der fremde Gast, Der unter'm Grund des Meeres pocht? Sein Finger klopft, es ruft sein Mund: ,,Wie lang, o Meer, ist's daß ich schreie! ,,Thu' endlich auf mir deinen Grund,
„Ich bin ein Geist und will in's Freie!" „Ein Gott ist's, der mich werden hieß, ,,Es ist die Gluth, die mich gebar, „Doch hält, o Meer, dein tief Verließ ,,Mich eingekerkert Jahr um Jahr. ,,Satt hab ich, daß ich nur den Traum „Von Freiheit ewig wiederkäue; „Wohlan, so schaff ich selbst mir Raum, „Denn seh'n will ich des Himmels Bläue.“
Da donnert's tief und drückt' und hob Es borst das tiefe Felsgestein;
Auf kocht das stolze Meer und schnob Und wild fuhr's in den Spalt hinein. Doch fuhr's zurück als heißer Dampf, Ob's auch hinein goß Well' auf Welle, Der Feuergeist bestund den Kampf - Er steigt empor und sieht das Helle. Er steigt empor, die Flamme zieht Frei durch die Gasse, die er brach, Es zieht der flüssige Granit, Die rothe Lava zieht ihm nach,
Es thürmt sich Block auf Block und bricht Herab in krachendem Getümmel; Doch endlich ragt, umstrahlt von Licht, Des Felsgebirges Haupt zum Himmel.
Tief in unterird'scher Kammer Sprach grollend der alte Granit: Da oben den wässrigen Jammer, Den mach ich nun länger nicht mit: Langweilig wälzt das Gewäffer
Seine salz'ge Fluth über's Land, Statt stolzer, schöner und besser,
Wird Alles voll Schlamm und voll Sand.
Das gäb eine mitleidwerthe
Geologische Leimsiederei,
Wenn die ganze Kruste der Erde
Nur ein sedimentäres Gebräu;
Dann würde zur Fabel und Dichtung
Was ein Berg, was hoch und was tief, Zum Teufel die Flöhung und Schichtung! Hurrah, ich werd' eruptiv!
Er sprach's und zum Beistand berief er Die tapfern Porphyre herbei, Die krystallinischen Schiefer Riß höhnisch er mitten entzwei. Das lohte und zischte und wallte Als nahte das Ende der Welt; Grauwacke, die friedliche Alte,
Hätte fast auf den Kopf sich gestellt. Und Steinkohl und Zechstein und Trias Entwichen, inmitten gesprengt, Laut jammert im Jura der Lias
Daß die Gluth ihn von hinten versengt. Auch die Kalke und Mergel und Kreiden, Sprachen später mit wichtigem Ton: Was erstickte man denn nicht bei Zeiten, Den Keim dieser Revolution.
Doch mitten durch Schichten und Seen Drang siegreich der feurige Held, Bis daß er von sonnigen Höhen Tief unter sich schaute die Welt.
Da sprach er mit Jodeln und Singen: Hurrah, das wäre geglückt!
Auch unsereins kann's zu was bringen, Wenn er nur recht herzhaft drückt !
Und wird das Wasser sich entfalten, Sogleich wird sich's lebendig gestalten, Da wälzen sich Thiere, sie trocknen zum Flor Und Pflanzengezweige sie dringen hervor.
« PreviousContinue » |