2. AUS: FRAUEN LIEBE UND LEBEN. Seit ich ihn gesehen, Glaub' ich blind zu sein; Seh' ich ihn allein; Schwebt sein Bild mir vor, Heller nur empor. Sonst ist licht- und farblos Alles um mich her, Nach der Schwestern Spiele Nicht begehr ich mehr, Still im Kämmerlein; Seit ich ihn gesehen, Glaub' ich blind zu sein. 3. DIE ALTE WASCHFRAU. Du siehst geschäftig bei dem Linnen So hat sie stets mit sauerm Schweiss Ihr Brod in Ehr und Zucht gegessen, Und ausgefüllt mit treuem Fleiss Sie hat in ihren jungen Tagen Sie hat drei Kinder ihm geboren ; Und Glaub' und Hoffnung nicht verloren. Da galt's, die Kinder zu ernähren ; Sie hat gespart und hat gesonnen Die Scheere brauchte sie, die Nadel, Ihr Sterbehemde sonder Tadel. Ihr Hemd, ihr Sterbehemd, sie schätzt es, Ihr Kleinod, ihr ersparter Schatz. Sie legt es an, des Herren Wort Und ich, an meinem Abend, wollte, 10 20 Ich wollt' ich hätte so gewusst, Am Kelch des Lebens mich zu laben, 30 Und könnt' am Ende gleiche Lust An meinem Sterbehemde haben. JOSEPH VON EICHENDOrff. [Scherer D. 655, E. II. 271.] Geboren 1788 auf dem väterlichen Schlosse Lubowitz bei Ratibor, studierte in Halle und Heidelberg die Rechte, lebte dann auf Reisen, besonders in Paris und Wien, machte 1813-15 die Feldzüge zuerst als freiwilliger Jäger, dann als Offizier mit. Nach dem Kriege trat er in den Civildienst, war Regierungsrath zu Danzig und Königsberg, wurde 1831 nach Berlin ins Ministerium der geistlichen Angelegenheiten berufen. Er starb 1857. Die erste Sammlung seiner Gedichte erschien 1837. Ausser seinen Liedern verdienen namentliche Erwähnung sein Roman Ahnung und 10 Gegenwart' 1815, das dramatische Märchen Krieg den Philistern' 1824, und seine Novelle Aus dem Leben eines Taugenichts' 1826. Seine 'Sämmtlichen poetischen Werke' erschienen in 4 Bänden (Berlin 1842, 3. Aufl. Leipzig 1883), seine Vermischten Schriften' in 5 Bänden (Paderborn 1866). ་ 2. MONDNACHT. Es war, als hätt' der Himmel Dass sie im Blüthenschimmer Die Luft ging durch die Felder, Die Aehren wogten sacht, Es rauschten leis die Wälder, So sternklar war die Nacht. Und meine Seele spannte Flog durch die stillen Lande, 3. DAS ZERBROCHENE RINGLEIN. In einem kühlen Grunde Da geht ein Mühlenrad, Mein' Liebste ist verschwunden, Die dort gewohnet hat. Sie hat mir Treu versprochen, Ich möcht' als Spielmann reisen Weit in die Welt hinaus, Und singen meine Weisen, Und gehn von Haus zu Haus. Ich möcht' als Reiter fliegen Wohl in die blut'ge Schlacht, Um stille Feuer liegen Im Feld bei dunkler Nacht. ΙΟ 20 30 Hör' ich das Mühlrad gehen : 4. DER LETZTE Gruss. Ich kam vom Walde hernieder, Wie sonst zum Fenster hinaus. Sie hat einen Andern genommen, Ich war draussen in Schlacht und Sieg, Ich wollt, 's wär wieder erst Krieg. Am Wege dort spielte ihr Kindlein, Das glich ihr recht auf ein Haar, Ich küsst's auf sein rothes Mündlein: 'Gott segne dich immerdar!' Sie aber schaute erschrocken Noch lange Zeit nach mir hin, Und schüttelte sinnend die Locken Und wusste nicht, wer ich bin. Da droben hoch stand ich am Baume, Mein Waldhorn, das klang wie im Traume Und als die Vögelein sangen ΙΟ 20 30 |