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· ERNST MORITZ ARNDT.

[Scherer D. 650, E. II. 266.]

Geboren 1769 zu Schoritz auf Rügen, studierte 1791 Theologie und Philosophie in Greifswald, dann in Jena. 1794 auf Reisen; 1806 Professor der Geschichte in Greifswald; musste wegen seiner Schrift gegen Napoleon 'Der Geist der Zeit' 1807 vor den Franzosen fliehen. 1813 kam er wieder nach Deutschland zurück und begeisterte sein Volk durch Flugschriften und patriotische Lieder. Nach dem Kriege lebte er am Rhein und erhielt 1817 bei Errichtung der Universität Bonn die Professur für neuere Geschichte. 1819 wurde er wegen demagogischer Umtriebe angeklagt und, obwohl frei- 10 gesprochen, suspendiert. Doch setzte ihn Friedrich Wilhelm IV. wieder Er starb 1860, nachdem er kurz vorher eine vollständige Sammlung seiner Gedichte' besorgt hatte (Berlin 1860). Seine Briefe an eine Freundin' gab Langenberg heraus (Berlin 1878).

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Du hohes Land! du schönes Land!
Dir schwören wir auf's Neue:

Dem Buben und dem Knecht die Acht!
Der fütt're Kräh'n und Raben!

So zieh'n wir aus zur Hermannschlacht

Und wollen Rache haben.

Lasst brausen, was nur brausen kann,
In allen lichten Flammen!

Ihr Deutschen alle Mann für Mann
Für's Vaterland zusammen!

Und hebt die Herzen himmelan !

Und himmelan die Hände !

Und rufet alle Mann für Mann:

Die Knechtschaft hat ein Ende!

Lasst klingen, was nur klingen kann,
Die Trommeln und die Flöten!

Wir wollen heute Mann für Mann

Mit Blut das Eisen röthen,

Mit Henkerblut, Franzosenblut-
O süsser Tag der Rache!

Das klinget allen Deutschen gut,

Das ist die grosse Sache.

Lasst wehen, was nur wehen kann,
Standarten weh'n und Fahnen!

Wir wollen heut uns Mann für Mann

Zum Heldentode mahnen:

Auf! fliege, stolzes Siegspanier

Voran dem kühnen Reihen!

Wir siegen oder sterben hier

Den süssen Tod der Freien.

JUSTINUS KERNER.

[Scherer D. 652, E. II. 269.]

Geboren 1786 zu Ludwigsburg in Würtemberg, wurde nach dem Tode seines Vaters gegen seine Neigung zum Kaufmannsstand bestimmt, studierte

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dann Naturwissenschaften in Tübingen. Hier schloss er Freundschaft mit Uhland und G. Schwab, mit denen er die sogenannte schwäbische Dichterschule begründete. 1809 Doctor der Medizin, dann auf Reisen und seit 1819 Oberamtsarzt zu Weinsberg. Er starb 1862. Seine Gedichte zeichneten sich durch grosse Volkstümlichkeit aus. Ausserdem wurde er durch seinen Glauben an das Geister-und Dämonenreich und durch seine Schriften hierüber bekannt. Seine Dichtungen' erschienen in 3. Auflage, 2 Bde. (Stuttgart 1841); seine Ausgewählten poetischen Werke' in 2 Bänden (Stuttgart 1878 f.).

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Sie flogen von Fluren
Der Heimat hieher,

Da duften die Blumen
Vertraulich um ihn,

Sie trieben vom Lande

Die Lüfte dahin.

Die Vögel die kennen

Sein väterlich Haus.

Die Blumen einst pflanzt' er

Der Liebe zum Strauss,

Und Liebe die folgt ihm,

Sie geht ihm zur Hand:

So wird ihm zur Heimat

Das ferneste Land.

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TRÖSTUNG.

Was im weinenden Auge mir oft die Thränen zurückhält,
Ist ein spielendes Kind, oder ein Vogel im Flug.

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MILD WEHT die Luft.

Mild weht die Luft, klar strahlt des Himmels Licht,
Doch Licht und Luft, ihr heilet doch mich nicht!
Die Erde thuts-thuts nicht in ihrer Pracht-
Nein, nur in ihres Schoosses stummer Nacht.
Was wird da sein? ich hoff' und glaube Ruh'
Und schliess' getrost die müden Augen zu.

LUDWIG UHLAND.

[Scherer D. 653, E. II. 269.]

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Geboren 1787 zu Tübingen, studierte hier 1805 die Rechte, wurde Advocat in Stuttgart, 1829 nahm er eine Professur der deutschen Sprache und 30 Literatur an der Universität Tübingen an, legte dieselbe aber schon 1833 nieder, als ihm die Regierung den Urlaub zum Eintritt in die Ständever

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sammlung versagte. Seitdem nahm er nur 1848 und 1849 als Mitglied des deutschen Parlaments an dem öffentlichen Leben Theil und gab sich im übrigen hauptsächlich Studien der altdeutschen Poesie hin. Er starb 1862. Seine Gedichte' erschienen seit 1806, gesammelt zuerst 1815, die 'Vaterländischen Gedichte' 1816 und vermehrt 1817, die Tragödie Ernst Herzog von Schwaben' 1818, das Schauspiel Ludwig der Baier' 1819. Seine 'Gedichte und Dramen' wurden von Holland herausgegeben, 3 Bde. (Stuttgart 1876 und öfter). Seine Schriften zur Geschichte der Dichtung und Sage' erschienen in 8 Bänden (Stuttgart 1865-73).

I.

FRÜHLINGSLIED.

Die linden Lüfte sind erwacht,

Sie säuseln und weben Tag und Nacht,

Sie schaffen an allen Enden.

O frischer Duft, o neuer Klang!

Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muss sich alles, alles wenden.

Die Welt wird schöner mit jedem Tag,

Man weiss nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.

Es blüht das fernste, tiefste Thal!

Nun, armes Herz, vergiss der Qual!
Nun muss sich alles, alles wenden.

VOL. II.

2.

DAS SCHLOSS AM MEER.

Hast du das Schloss gesehen,
Das hohe Schloss am Meer?
Golden und rosig wehen
Die Wolken drüber her.

Es möchte sich niederneigen

In die spiegelklare Fluth,
Es möchte streben und steigen
In der Abendwolken Gluth.

'Wohl hab' ich es gesehen,
Das hohe Schloss am Meer,

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