2. DIE BEYDEN MUSEN. Ich sah, o sagt mir, sah ich, was jetzt geschieht? Sah ich in Streitlauf Deutschlands Muse Heiss zu den krönenden Zielen fliegen. Zwey Ziele gränzten, wo sich der Blick verlor, Wehende Palmen im Abendschimmer. Gewohnt des Streitlaufs, trat die von Albion Vom Kapitol in den heissen Sand trat. Sie sah die junge bebende Streiterin ; Flammend die Wang', und ihr wehend Haar flog. Silberton ihr und ihr trunkner Blick schwamm. Stolz auf die Kühne, stolzer auf sich, bemass Wuchs ich mit dir in dem Eichenhain auf; Aber am Ziele nur will ichs lernen! Dort steht es! Doch siehst du das weitere, 10 20 30 Doch eh der Herold dir zu gefahrvoll tönt, Sinn's nach noch Einmal, Bin es nicht ich, die schon Und mit der hohen der sieben Hügel? Sie sprachs. Der grosse, richtende Augenblick Brittin, ich liebe dich mit Bewundrung! Doch dich nicht heisser, als die Unsterblichkeit, Wenn du sie fassest, dann gleich. die Kron' auch. Und o wie beb' ich! o ihr Unsterblichen ! Fliegende Locke, dein Athem hauchen! Der Herold klang! Sie flogen mit Adlereil. Dunkler der Staub, und mein Blick verlor sie! 10 20 2. AN FANNY. Wenn einst ich todt bin, wenn mein Gebein zu Staub Ist eingesunken, wenn du, mein Auge, nun Lang' über meines Lebens Schicksal, Brechend im Tode, nun ausgeweint hast, Und stillanbetend da, wo die Zukunft ist, Nicht mehr hinauf blickst, wenn mein ersungner Ruhm, Und von der Liebe zu dir, Messias! Nun auch verweht ist, oder von wenigen 30 Lange schon fodt bist, und deines Auges Stillheitres Lächeln, und sein beseelter Blick Edlere Thaten nunmehr gethan hast, Des Nachruhms werther, als ein unsterblich Lied, Dann wird ein Tag seyn, den werd ich auferstehn! Dann wägt, die Wagschaal in der gehobnen Hand Tönet in ewigen Harmonieen! Wenn dann du dastehst, jugendlich auferweckt, Und mich, Unsterbliche, zu dir führe. Dann soll dein Bruder, zärtlich von mir umarmt, Zu dir auch eilen! dann will ich thränenvoll, Neben dir stehn, dich mit Namen nennen, Und dich umarmen! Dann, o Unsterblichkeit, Gehörst du ganz uns. Kommt, die das Lied nicht singt, So unaussprechlich, als jetzt mein Schmerz ist. Rinn unterdess, o Leben. Sie kommt gewiss 10 20 30 5. HERMANN UND THUSNELda. Ha! dort kömmt er mit Schweiss, mit Römerblute, Niemals vom Auge geflammt! Komm ich bebe vor Lust! Reich' mir den Adler Aus von der donnernd Schlacht ! Ruh hier, dass ich den Schweiss der Stirn abtrokne, Niemals Thusnelda geliebt! Selbst nicht, da du zuerst im Eichenschatten Schon die Unsterblichkeit an, Die nun dein ist! Erzählt's in allen Hainen, Nektar trinket! Dass Hermann Hermann unsterblicher ist! Warum lockst du mein Haar? Liegt nicht der stumme Todte Vater vor uns? O hätt' Augustus Seine Heere geführt, Er Läge noch blutiger da! Lass dein sinkendes Haar mich, Hermann, heben, Dass es über dem Kranz in Locken drohe! Siegmar ist bey den Göttern! Folg du, und wein' ihm nicht nach! ΤΟ 20 6. DIE FRÜHEN GRÄBER.—(1764). Willkommen, o silberner Mond, Schöner, stiller Gefährt der Nacht! Du entfliehst? Eile nicht, bleib, Gedankenfreund! Des Mayes Erwachen ist nur Schöner noch, wie die Sommernacht, Wenn ihm Thau, hell wie Licht, aus der Locke träuft, Ihr Edleren, ach es bewächst Eure Maale schon ernstes Moos! O wie war glücklich ich, als ich noch mit euch 7. KRIEGSLIED, ZUR NACHAHMUNG DES ALTEN LIEDES VON DER CHEVY-CHASE-JAGD1. Die Schlacht geht an! der Feind ist da! Wohlauf zum Sieg ins Feld! Es führet uns der beste Mann Im ganzen Vaterland. Es braust das königliche Ross, Und trägt ihn hoch daher. Heil, Friedrich! Heil dir, Held und Mann, Im eisernen Gefild! 1 Dieses Lied wird den Lesern bereits aus dem Zuschauer bekannt seyn, der im siebenzigsten Stücke des ersten Theils die natürlichen Schönheiten desselben aus einander setzt. Sie wieder daran zu erinnern, wollen wir ein Paar Strophen hersetzen. Die Zeitung kam nach Edenburg Wo Schottlands König herrschte: Durch einen Pfeil gesunken. 10 20 |