Ich sah, o sagt mir, sah ich, was jetzt geschieht ? Erblickt' ich Zukunft ? mit der britannischen Sah ich in Streitlauf Deutschlands Muse
Heiss zu den krönenden Zielen fliegen. Zwey Ziele gränzten, wo sich der Blick verlor, Dort an die Laufbahn. Dieses beschattete Des Haines Eiche, jenes weitre
Wehende Palmen im Abendschimmer. Gewohnt des Streitlaufs, trat die von Albion Stolz in die Schranken, so wie sie kam, da sie Einst mit der Mäonid', und jener
Vom Kapitol in den heissen Sand trat. Sie sah die junge bebende Streiterin ; Doch diese bebte männlich, und glühende Siegswerthe Röthen überströmten
Flammend die Wang', und ihr wehend Haar fog. Schon hielt sie mühsam in der empörten Brust Den engen Athem; hing schon hervorgebeugt Dem Ziele zu ; schon klang des Herold
Silberton ihr und ihr trunkner Blick schwamm. Stolz auf die Kühne, stolzer auf sich, bemass Die hohe Brittin, aber mit edlem Blick, Thuiskons Tochter : Ja bey Barden
Wuchs ich mit dir in dem Eichenhain auf ; Allein ich glaubte, dass du gestorben wärst ! Verzeih, o Muse, wenn du unsterblich bist, Verzeih, dass ichs erst jetzo lerne ;
Aber am Ziele nur will ichs lernen ! Dort steht es! Doch siehst du das weitere, Und seine Kron' auch ? diesen gehaltnen Muth, Diess stolze Schweigen, diesen Blick, der
Feurig zur Erde sich senkt die kenn' ich! VOL. II.
Doch eh der Herold dir zu gefahrvoll tönt, Sinn's nach noch Einmal, Bin es nicht ich, die schon Mit der an Thermopyl gestritten?
Und mit der hohen der sieben Hügel ? Sie sprachs. Der grosse, richtende Augenblick Kam mit dem Herold näher. Ich liebe dich ! Sprach schnell mit Flammenblick Teutona,
Brittin, ich liebe dich mit Bewundrung! Doch dich nicht heisser, als die Unsterblichkeit, Und jene Palmen ! rühre, dein Genius Gebeut ers, sie vor mir, doch fass' ich,
Wenn du sie fassest, dann gleich. die Kron' auch. Und o! wie beb' ich ! o ihr Unsterblichen! Vielleicht erreich' ich früher das hohe Ziel ! Dann mag, o dann an meine leichte
Fliegende Locke, dein Athem hauchen! Der Herold klang! Sie flogen mit Adlereil. Die weite Laufbahn stäubte, wie Wolken, auf. Ich sah : Vorbey der Eiche wehte
Dunkler der Staub, und mein Blick verlor sie !
Wenn einst ich todt bin, wenn mein Gebein zu Staub Ist eingesunken, wenn du, mein Auge, nun Lang' über meines Lebens Schicksal,
Brechend im Tode, nun ausgeweint hast, L'nd stillanbetend da, wo die Zukunft ist, Nicht mehr hinauf blickst, wenn mein ersungner Ruhm, Die Frucht von meiner Jünglingsthräne,
Und von der Liebe zu dir, Messias ! Nun auch verweht ist, oder von wenigen In jene Welt hinüber gerettet ward: Wenn du alsdann auch, meine Fanny,
Lange schon todt bist, und deines Auges
![[ocr errors]](https://books.google.com.cy/books/content?id=72NMAAAAMAAJ&output=html_text&pg=PA51&img=1&zoom=3&hl=en&q=%22Doppelt+mit+Erquickung+f%C3%BCllest,+Ach+!+ich+bin+des+Treibens+m%C3%BCde+!+Was+soll+all+der+Schmerz+und+Lust%3F+S%C3%BCsser%22&cds=1&sig=ACfU3U1Acjr9rKOGfdSguAz9sHcoWXg5tw&edge=0&edge=stretch&ci=842,485,28,17)
Stillheitres Lächeln, und sein beseelter Blick Auch ist verloschen, wenn du, vom Volke nicht Bemerket, deines ganzen Lebens
Edlere Thaten nunmehr gethan hast, Des Nachruhms werther, als ein unsterblich Lied, Ach wenn du dann auch einen beglückteren Als mich geliebt hast, lass den Stolz mir,
Einen Beglückteren, doch nicht edlern! Dann wird ein Tag seyn, den werd ich auferstehn! Dann wird ein Tag seyn, den wirst du auferstehn! Dann trennt kein Schicksal mehr die Seelen;
Die du einander, Natur, bestimmtest. Dann wägt, die Wagschaal in der gehobnen Hand Gott Glück und Tugend gegen einander gleich ; Was in der Dinge Lauf jetzt misklingt,
Tönet in ewigen Harmonieen! Wenn dann du dastehst, jugendlich auferweckt, Dann eil' ich zu dir ! säume nicht, bis mich erst Ein Seraph bey der Rechten fasse,
Und mich, Unsterbliche, zu dir führe. Dann soll dein Bruder, zärtlich von mir umarmt, Zu dir auch eilen ! dann will ich thränenvoll, Voll froher Thränen jenes Lebens,
Neben dir stehn, dich mit Namen nennen, Und dich umarmen! Dann, o Unsterblichkeit, Gehörst du ganz uns. Kommt, die das Lied nicht singt, Kommt, unaussprechlich süsse Freuden !
So unaussprechlich, als jetzt mein Schmerz ist. Rinn unterdess, o Leben. Sie kommt gewiss Die Stunde, die uns nach der Cypresse ruft ! Ihr andern, seyd der schwermuthsvollen
Liebe geweiht ! und umwölkt und dunkel !
Ha! dort kömmt er mit Schweiss, mit Römerblute, Mit dem Staube der Schlacht bedeckt! So schön war Hermann niemals! So hats ihm
Niemals vom Auge geflammt! Komm! ich bebe vor Lust! Reich' mir den Adler Und das triefende Schwert! Komm! athm', und ruhe, Aus in meiner Umarmung
Aus von der donnernd Schlacht !
Ruh hier, dass ich den Schweiss der Stirn abtrokne, Und der Wange das Blut! Wie glüht die Wange! Hermann! Hermann ! so hat dich
Niemals Thusnelda geliebt! Selbst nicht, da du zuerst im Eichenschatten Mit dem bräunlichen Arm mich wilder fasstest ! Fliehend blieb ich, und sah dir
Schon die Unsterblichkeit an,
Die nun dein ist! Erzählt's in allen Hainen, Dass Augustus nun bang mit seinen Göttern Nektar trinket! Dass Hermann
Hermann unsterblicher ist !
Warum lockst du mein Haar? Liegt nicht der stumme Todte Vater vor uns? O hätt' Augustus Seine Heere geführt, Er
Läge noch blutiger da ! Lass dein sinkendes Haar mich, Hermann, heben, Dass es über dem Kranz in Locken drohe! Siegmar ist bey den Göttern!
Folg du, und wein' ihm nicht nach !
6. DIE FRÜHEN GRÄBER.-(1764). Willkommen, o silberner Mond, Schöner, stiller Gefährt der Nacht! Du entfliehst? Eile nicht, bleib, Gedankenfreund !
Sehet, er bleibt, das Gewölk wallte nur hin. Des Mayes Erwachen ist nur Schöner noch, wie die Sommernacht, Wenn ihm Thau, hell wie Licht, aus der Locke träuft,
Und zu dem Hügel herauf röthlich er kömmt. Ihr Edleren, ach es bewächst Eure Maale schon ernstes Moos! O wie war glücklich ich, als ich noch mit euch
Sahe sich röthen den Tag, schimmern die Nacht.
7. KRIEGSLIED, ZUR NACHAHMUNG DES ALTEN LIEDES VON DER
CHEVY-CHASE-JAGD'.
Die Schlacht geht an ! der Feind ist da!
Wohlauf zum Sieg ins Feld ! Es führet uns der beste Mann
Im ganzen Vaterland. Es braust das königliche Ross,
Und trägt ihn hoch daher. Heil, Friedrich ! Heil dir, Held und Mann,
Im eisernen Gefild !
1 Dieses Lied wird den Lesern bereits aus dem Zuschauer bekannt seyn, der im siebenzigsten Stücke des ersten Theils die natürlichen Schönheiten desselben aus einander setzt. Sie wieder daran zu erinnern, wollen wir ein Paar Strophen hersetzen.
Die Zeitung kam nach Edenburg
Wo Schottlands König herrschte : Der tap Feldherr Douglas sey
Durch einen Pfeil gesunken. O harte Post! war Jacobs Wort;
Ganz Schottland sey mein Zeuge, Ich habe keinen Hauptmann mehr,
Der ihm an Ansehn gleichet.
« PreviousContinue » |