Gedankenvoll an einen Baum gelehnt,
Hinaus sah in die Ebene. Die Feuer
Des Lagers brannten düster durch den Nebel, Der Waffen dumpfes Rauschen unterbrach, Der Runden Ruf einförmig nur die Stille. Mein ganzes Leben ging, vergangenes Und künftiges, in diesem Augenblick
An meinem inneren Gesicht vorüber. Und an des nächsten Morgens Schicksal knüpfte Der ahnungsvolle Geist die fernste Zukunft.
Da sagt' ich also zu mir selbst: 'So vielen Gebietest du! Sie folgen deinen Sternen, Und setzen, wie auf eine grosse Nummer, Ihr Alles auf dein einzig Haupt, und sind In deines Glückes Schiff mit dir gestiegen. Doch kommen wird der Tag, wo diese alle Das Schicksal wieder auseinander streut, Nur wen'ge werden treu bey dir verharren. Den möcht' ich wissen, der der Treuste mir Von allen ist, die dieses Lager einschliesst.
Gieb mir ein Zeichen, Schicksal! Der soll's seyn, Der an dem nächsten Morgen mir zuerst Entgegen kommt mit einem Liebeszeichen.'
Und dieses bey mir denkend, schlief ich ein.
Und mitten in die Schlacht ward ich geführt Im Geist. Gross war der Drang. Mir tödtete Ein Schuss das Pferd, ich sank, und über mir Hinweg, gleichgültig, setzten Ross und Reiter, Und keuchend lag ich, wie ein Sterbender, Zertreten unter ihrer Hufe Schlag. Da fasste plötzlich hilfreich mich ein Arm, Es war Octavio's-und schnell erwach' ich, Tag war es, und-Octavio stand vor mir. 'Mein Bruder,' sprach er, 'Reite heute nicht Den Schecken, wie du pflegst. Besteige lieber Das sichre Thier, das ich dir ausgesucht.
Thu's mir zu lieb, es warnte mich ein Traum.' Und dieses Thieres Schnelligkeit entriss Mich Bannier's verfolgenden Dragonern. Mein Vetter ritt den Schecken an dem Tag, Und Ross und Reiter sah ich niemals wieder,
Die Vorigen. [Hanna Kennedy, Paulet und Drury, Melvil, Margaretha Kurl, Burgoyn, zwei Kammerfrauen der Maria.] Maria. Sie ist weiss 10 und festlich gekleidet, am Halse trägt sie an einer Kette von kleinen Kugeln ein Agnus Dei, ein Rosenkranz hängt am Gürtel herab, sie hat ein Cruzifix in der Hand, und ein Diadem in den Haaren, ihr grosser schwarzer Schleier ist zurückgeschlagen. Bei ihrem Eintritt weichen die Anwesenden zu beiden Seiten zurück, und drücken den heftigsten Schmerz aus. Melvil ist mit einer unwillkührlichen Bewegung auf die Kniee gesunken.
(mit ruhiger Hoheit im ganzen Kreise herumsehend)
Was klagt ihr? Warum weint ihr? Freuen solltet Ihr euch mit mir, dass meiner Leiden Ziel Nun endlich naht, dass meine Bande fallen, Mein Kerker aufgeht, und die frohe Seele sich Auf Engelsflügeln schwingt zur ew'gen Freiheit. Da, als ich in die Macht der stolzen Feindin Gegeben war, Unwürdiges erduldend, Was einer freien grossen Königin
Nicht ziemt, da war es Zeit, um mich zu weinen! -Wohlthätig, heilend nahet mir der Tod,
Der ernste Freund! Mit seinen schwarzen Flügeln
Bedeckt er meine Schmach-den Menschen adelt, Den tiefstgesunkenen, das letzte Schicksal.
Die Krone fühl ich wieder auf dem Haupt, Den würd'gen Stolz in meiner edeln Seele !
(Indem sie einige Schritte weiter vortritt.) Wie? Melvil hier?-Nicht also, edler Sir! Steht auf! Ihr seid zu eurer Königin
Triumph, zu ihrem Tode nicht gekommen. Mir wird ein Glück zu Theil, wie ich es nimmer Gehoffet, dass mein Nachruhm doch nicht ganz In meiner Feinde Händen ist, dass doch Ein Freund mir, ein Bekenner meines Glaubens Als Zeuge dasteht in der Todesstunde. -Sagt, edler Ritter! wie erging es euch, In diesem feindlichen, unholden Lande, Seitdem man euch von meiner Seite riss?
Die Sorg' um euch hat oft mein Herz bekümmert.
Mich drückte sonst kein Mangel, als der Schmerz Um dich, und meine Ohnmacht, dir zu dienen !
Wie stehts um Didier, meinen alten Kämmrer? Doch der getreue schläft wohl lange schon Den ew'gen Schlaf, denn er war hoch an Jahren.
Gott hat ihm diese Gnade nicht erzeigt, Er lebt, um deine Jugend zu begraben.
Dass mir vor meinem Tode noch das Glück Geworden wäre, ein geliebtes Haupt Der theuern Blutsverwandten zu umfassen ! Doch ich soll sterben unter Fremdlingen, Nur eure Thränen soll ich fliessen sehn ! -Melvil, die letzten Wünsche für die Meinen Leg' ich in eure treue Brust-Ich segne
Den allerchristlichsten König, meinen Schwager, Und Frankreichs ganzes königliches Haus- Ich segne meinen Oehm, den Kardinal, Und Heinrich Guise, meinen edlen Vetter. Ich segne auch den Papst, den heiligen Statthalter Christi, der mich wieder segnet, Und den katholschen König, der sich edelmüthig Zu meinem Retter, meinem Rächer anbot- Sie alle stehn in meinem Testament,
Sie werden die Geschenke meiner Liebe, Wie arm sie sind, darum gering nicht achten. (Sich zu ihren Dienern wendend.)
Euch hab' ich meinem königlichen Bruder Von Frankreich anempfohlen, er wird sorgen Für euch, ein neues Vaterland euch geben. Und ist euch meine letzte Bitte werth, Bleibt nicht in England, dass der Britte nicht Sein stolzes Herz an eurem Unglück weide, Nicht die im Staube seh', die mir gedient. Bei diesem Bildniss des Gekreuzigten Gelobet mir, diess unglückselge Land Alsbald, wenn ich dahin bin, zu verlassen!
Melvil (berührt das Cruzifix).
Ich schwöre dir's, im Namen dieser aller.
Was ich, die arme, die beraubte, noch besass, Worüber mir vergönnt ist frey zu schalten, Das hab' ich unter euch vertheilt, man wird, Ich hoff es, meinen letzten Willen ehren. Auch was ich auf dem Todeswege trage,
Gehöret euch-Vergönnet mir noch einmal
Der Erde Glanz auf meinem Weg zum Himmel !
(Zu den Fräulein.)
Dir, meine Alix, Gertrud, Rosamund,
Bestimm' ich meine Perlen, meine Kleider, Denn eure Jugend freut sich noch des Putzes. Du, Margaretha, hast das nächste Recht An meine Grossmuth, denn ich lasse dich Zurück als die Unglücklichste von allen. Dass ich des Gatten Schuld an dir nicht räche, Wird mein Vermächtniss offenbaren-Dich,
O meine treue Hanna, reizet nicht
Der Werth des Goldes, nicht der Steine Pracht, Dir ist das höchste Kleinod mein Gedächtniss. Nimm dieses Tuch! Ich habs mit eigner Hand Für dich gestickt in meines Kummers Stunden, Und meine heissen Thränen eingewoben.
Mit diesem Tuch wirst du die Augen mir verbinden, Wenn es so weit ist diesen letzten Dienst
Wünsch' ich von meiner Hanna zu empfangen.
O Melvil! Ich ertrag' es nicht!
Kommt und empfangt mein letztes Lebewohl!
(Sie reicht ihre Hände hin, eins nach dem andern fällt ihr zu Füssen und küsst die dargebotne Hand unter heftigem Weinen.)
Leb' wohl, Margretha-Alix, lebe wohl
Dank Burgoyn, für eure treuen Dienste
Dein Mund brennt heiss, Gertrude-Ich bin viel Gehasset worden, doch auch viel geliebt!
Ein edler Mann beglücke meine Gertrud,
Denn Liebe fodert dieses glühnde Herz- Bertha! du hast das bessre Theil erwählt,
Die keusche Braut des Himmels willst du werden! O eile, dein Gelübde zu vollziehn !
Betrüglich sind die Güter dieser Erden,
« PreviousContinue » |