Und das Wasser war tief. Da rief der Pater und sagte: Sehet, da unten schwimmt Frau Jutte, die Köchin, im Pelze, Und der Rocken ist hier! O helft, ihr Männer! Ich gebe Bier zwey Tonnen zum Lohn und grossen Ablass und Gnade. Alle liessen für todt den Bären liegen und eilten
Nach den Weibern ans Wasser, man zog aufs Trockne die Fünfe. Da indessen die Männer am Ufer beschäftiget waren,
Kroch der Bär ins Wasser vor grossem Elend und brummte Vor entsetzlichem Weh. Er wollte sich lieber ersäufen, Als die Schläge so schändlich erdulden. Er hatte zu schwimmen Nie versucht und hoffte sogleich das Leben zu enden. Wider Vermuthen fühlt' er sich schwimmen, und glücklich getragen Ward er vom Wasser hinab, es sahen ihn alle die Bauern, Riefen das wird uns gewiss zur ewigen Schande gereichen! Und sie waren verdriesslich, und schalten über die Weiber: Besser blieben sie doch zu Hause! da seht nun, er schwimmet Seiner Wege. Sie traten herzu, den Block zu besehen,
Und sie fanden darin noch Haut und Haare vom Kopfe
Und von den Füssen, und lachten darob und riefen: du kommst 20
Sicher wieder, behalten wir doch die Ohren zum Pfande!
So verhöhnten sie ihn noch über den Schaden, doch war er Froh, dass er nur dem Uebel entging. Er fluchte den Bauern, Die ihn geschlagen, und klagte den Schmerz der Ohren und Füsse;
Fluchte Reineken, der ihn verrieth. Mit solchen Gebeten, Schwamm er weiter, es trieb ihn der Strom, der reissend und gross
Binnen weniger Zeit fast eine Meile hinunter,
Und da kroch er ans Land am selbigen Ufer und keichte. Kein bedrängteres Thier hat je die Sonne gesehen! Und er dachte den Morgen nicht zu erleben, er glaubte Plötzlich zu sterben und rief: o Reineke, falscher Verräther! Loses Geschöpf! er dachte dabei der schlagenden Bauern, Und er dachte des Baums und fluchte Reinekens Listen.
AUS HERMANN UND DOROTHEA.
Lächelnd sagte der Pfarrer: Des Todes rührendes Bild steht Nicht als Schrecken dem Weisen, und nicht als Ende dem Frommen.
Jenen drängt es in's Leben zurück, und lehret ihn handeln ; Diesem stärkt es zu künftigem Heil im Trübsal die Hoffnung; Beiden wird zum Leben der Tod. Der Vater mit Unrecht Hat dem empfindlichen Knaben den Tod im Tode gewiesen. Zeige man doch dem Jüngling des edel reifenden Alters Werth, und dem Alter die Jugend, dass beide des ewigen Kreises Sich erfreuen und so sich Leben im Leben vollende!
Aber die Thür' ging auf. Es zeigte das herrliche Paar sich, 10 Und es erstaunten die Freunde, die liebenden Eltern erstaunten Ueber die Bildung der Braut, des Bräutigams Bildung vergleichbar ;
Ja, es schien die Thüre zu klein, die hohen Gestalten Einzulassen, die nun zusammen betraten die Schwelle. Hermann stellte den Eltern sie vor, mit fliegenden Worten. Hier ist, sagt er, ein Mädchen, so wie ihr im Hause sie wünschet. Lieber Vater, empfanget sie gut; sie verdient es. Und liebe Mutter, befragt sie sogleich nach dem ganzen Umfang der Wirth- schaft,
Dass ihr seht, wie sehr sie verdient, Euch näher zu werden. Eilig führt' er darauf den trefflichen Pfarrer bei Seite, Sagte: würdiger Herr, nun helft mir aus dieser Besorgniss Schnell, und löset den Knoten, vor dessen Entwicklung ich schaudre.
Denn ich habe das Mädchen als meine Braut nicht geworben, Sondern sie glaubt, als Magd in das Haus zu gehn, und ich fürchte, Dass unwillig sie flieht, sobald wir gedenken der Heirath. Aber entschieden sey es sogleich! Nicht länger im Irrthum Soll sie bleiben, wie ich nicht länger den Zweifel ertrage. Eilet, und zeiget auch hier die Weisheit, die wir verehren! Und es wendete sich der Geistliche gleich zur Gesellschaft.
Aber leider getrübt war durch die Rede des Vaters
Schon die Seele des Mädchens; er hatte die munteren Worte, Mit behaglicher Art, im guten Sinne gesprochen:
Ja, das gefällt mir, mein Kind! Mit Freuden erfahr' ich, der Sohn hat
Auch wie der Vater Geschmack, der seiner Zeit es gewiesen,
Immer die Schönste zum Tanze geführt, und endlich die Schönste In sein Haus, als Frau, sich geholt; das Mütterchen war es. Denn an der Braut, die der Mann sich erwählt, lässt gleich sich erkennen,
Welches Geistes er ist, und ob er sich eigenen Werth fühlt. Aber Ihr brauchtet wohl auch nur wenig Zeit zur Entschliessung? 10 Denn mich dünket fürwahr, ihm ist so schwer nicht zu folgen.
Hoch zu Flammen entbrannte die mächtige Lohe noch einmal, Strebend gegen den Himmel, und Ilios Mauern erschienen Roth, durch die finstere Nacht; der aufgeschichteten Waldung Ungeheures Gerüst, zusammenstürzend, erregte
Mächtige Gluth zuletzt. Da senkten sich Hektors Gebeine Nieder, und Asche lag der edelste Troer am Boden.
Nun erhob sich Achilleus vom Sitz vor seinem Gezelte, Wo er die Stunden durchwachte, die nächtlichen, schaute der Flammen
Fernes, schreckliches Spiel und des wechselnden Feuers Be- 20
Ohne die Augen zu wenden von Pergamos röthlicher Veste. Tief im Herzen empfand er den Hass noch gegen den Todten, Der ihm den Freund erschlug und der nun bestattet dahin sank.
Aber als nun die Wuth nachliess des fressenden Feuers Allgemach, und zugleich mit Rosenfingern die Göttin
Schmückete Land und Meer, dass der Flammen Schrecknisse
Wandte sich, tief bewegt und sanft, der grosse Pelide
Gegen Antilochos hin und sprach die gewichtigen Worte:
So wird kommen der Tag, da bald von Ilios Trümmern Rauch und Qualm sich erhebt, von thrakischen Lüften getrieben, Ida's langes Gebirg und Gargaros Höhe verdunkelt ; 、 Aber ich werde ihn nicht sehen! die Völkerweckerin Eos Fand mich Patroklos Gebein zusammenlesend, sie findet Hektors Brüder anjetzt in gleichem frommem Geschäfte, Und dich mag sie auch bald, mein trauter Antilochos, finden, Dass du den leichten Rest des Freundes jammernd bestattest. Soll diess also nun seyn, wie mir es die Götter entbieten ; Sey es! Gedenken wir nun des Nöthigen, was noch zu thun ist. ro Denn mich soll, vereint mit meinem Freunde Patroklos, Ehren ein herrlicher Hügel, am hohen Gestade des Meeres Aufgerichtet, den Völkern und künftigen Zeiten ein Denkmal. Fleissig haben mir schon die rüstigen Myrmidonen
Rings umgraben den Raum, die Erde warfen sie einwärts, Gleichsam schützenden Wall aufführend gegen des Feindes Andrang. Also umgränzten den weiten Raum sie geschäftig. Aber wachsen soll mir das Werk! Ich eile die Schaaren Aufzurufen, die mir noch Erde mit Erde zu häufen Willig sind, und so vielleicht befördr' ich die Hälfte; Euer sey die Vollendung, wenn bald mich die Urne gefasst hat.
Der Geselligkeit gewidmETE LIEDER. 1803.
Mich ergreift, ich weiss nicht wie,
Himmlisches Behagen.
Will mich's etwa gar hinauf
Zu den Sternen tragen?
Doch ich bleibe lieber hier,
Kann ich redlich sagen,
Beym Gesang und Glase Wein
Auf den Tisch zu schlagen.
Wundert euch, ihr Freunde, nicht Wie ich mich gebärde.
Wirklich ist es allerliebst
Auf der lieben Erde.
Darum schwör' ich feyerlich
Und ohn' alle Fährde
Dass ich mich nicht freventlich Wegbegeben werde.
Da wir aber allzumal
So beysammen weilen,
Dächt' ich, klänge der Pocal
Zu des Dichters Zeilen.
Gute Freunde ziehen fort
Wohl ein hundert Meilen,
Darum soll man hier am Ort Anzustossen eilen.
Lebe hoch, wer Leben schafft!
Das ist meine Lehre.
Unser König denn voran,
Ihm gebührt die Ehre.
Gegen inn und äussern Feind
Setzt er sich zur Wehre;
Ans Erhalten denkt er zwar, Mehr noch, wie er mehre.
Nun begrüss' ich sie sogleich
Jeder denke, ritterlich,
Sich dabey die Seine.
Merket auch ein schönes Kind,
Wen ich. eben meyne;
Nun so nicke sie mir zu:
Leb' auch so der Meyne.
Freunden gilt das dritte Glas;
Zweyen oder dreyen
Die mit uns, am guten Tag
Sich im Stillen freuen,
Und der Nebel trübe Nacht,
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