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Deckt sie Schutt und Erde, Und hohes Gras wankt drüber hin.

Schätzest du so, Natur,

Deines Meisterstücks Meister

stück?

Unempfindlich zertrümmerst du

Dein Heiligthum?

Säest Disteln drein?

Frau.

Wie der Knabe schläft ! Willst du in der Hütte ruhn, 10 Fremdling? Willst du hier Lieber in dem Freien bleiben? Es ist kühl! nimm den Knaben, Dass ich Wasser schöpfen gehe. Schlafe, Lieber! schlaf!

Wandrer.

Süss ist deine Ruh !
Wie's, in himmlischer Gesund-

heit

Schwimmend, ruhig athmet!
Du, geboren über Resten
Heiliger Vergangenheit,
20 Ruh' ihr Geist auf dir!

Welchen der umschwebt,
Wird in Götterselbstgefühl
Jedes Tags geniessen.
Voller Keim blüh' auf,

Des glänzenden Frühlings
Herrlicher Schmuck,

Und leuchte vor deinen Gesellen!
Und welkt die Blüthenhülle weg,

Dann steig' aus deinem Busen

30 Die volle Frucht,

Und reife der Sonn' entgegen.

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Götz (vor der Thür unter der Linde). Wo meine Knechte bleiben! Auf und ab muss ich gehen, sonst übermannt mich der Schlaf. Fünf Tag' und Nächte schon auf der Lauer. Es wird einem sauer gemacht das Bisschen Leben und Freiheit. Dafür, wenn ich dich habe, Weislingen, will ich mir's wohl seyn lassen. (Schenkt ein.) Wieder leer! Georg! So lang's daran nicht mangelt und an

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frischem Muth lach' ich der Fürsten Herrschsucht und Ränke.Georg! Schickt ihr nur euern gefälligen Weislingen herum zu Vettern und Gevattern, lasst mich anschwärzen. Nur immer zu. Ich bin wach. Du warst mir entwischt, Bischof! So mag denn dein lieber Weislingen die Zeche bezahlen.-Georg! Hört der Junge nicht? Georg! Georg!

Der Bube (im Panzer eines Erwachsenen).

Gestrenger Herr! Götz. Wo stickst du? Hast du geschlafen? Was zum Henker treibst du für Mummerey? Komm her, du siehst gut aus.

Schäm'

dich nicht, Junge. Du bist brav! Ja, wenn du ihn ausfülltest! ES 10 ist Hannsens Kürass?

Georg. Er wollt' ein wenig schlafen und schnallt ihn aus.

Götz. Er ist bequemer als sein Herr.

Georg. Zürnt nicht. Ich nahm ihn leise weg und legt' ihn an, und holte meines Vaters altes Schwert von der Wand, lief auf die Wiese und zog's aus.

Götz. Und hiebst um dich herum? Da wird's den Hecken und Dornen gut gegangen seyn. Schläft Hanns?

Georg. Auf euer Rufen sprang er auf und schrie mir, dass ihr rieft. Ich wollt' den ausschnallen, da hört' ich euch zwey-, dreymal. 20 Götz. Geh'! bring' ihm seinen Panzer wieder und sag' ihm, er soll bereit seyn, soll nach den Pferden sehen.

Georg. Die hab' ich recht ausgefüttert und wieder aufgezäumt. Ihr könnt aufsitzen wann ihr wollt.

Götz. Bring' mir einen Krug Wein, gib Hannsen auch ein Glas, sag' ihm, er soll munter seyn, es gilt. Ich hoffe jeden Augenblick meine Kundschafter sollen zurück kommen.

Georg. Ach gestrenger Herr!

Götz. Was hast du?

Georg. Darf ich nicht mit ?

Götz. Ein andermal, Georg, wann wir Kaufleute fangen und

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Fuhren wegnehmen.

Georg. Ein andermal, das habt ihr schon oft gesagt. O diessmal! diessmal! Ich will nur hinten drein laufen, nur auf der Seite lauern. Ich will euch die verschossenen Bolzen wieder holen.

Götz. Das nächstemal, Georg. Du sollst erst ein Wamms haben, eine Blechhaube und einen Spiess.

Georg. Nehmt mich mit.

Wär' ich letzt dabei gewesen, ihr

hättet die Armbrust nicht verloren.

Götz. Weisst du das?

Georg. Ihr warft sie dem Feind an Kopf, und einer von den Fussknechten hob sie auf; weg war sie! Gelt ich weiss ?

Götz. Erzählen dir das meine Knechte?

Georg. Wohl. Dafür pfeif' ich ihnen auch, wann wir die Pferde striegeln, allerlei Weisen, und lerne sie allerlei lustige Lieder.

Götz. Du bist ein braver Junge.

Georg. Nehmt mich mit, dass ich's zeigen kann.

Götz. Das nächstemal, auf mein Wort. Unbewaffnet, wie du bist, sollst du nicht in Streit. Die künftigen Zeiten brauchen auch Männer. Ich sage dir, Knabe, es wird eine Zeit werden: Fürsten werden ihre Schätze bieten um einen Mann, den sie jetzt hassen. Geh, Georg, gib Hannsen seinen Kürass wieder, und bring' mir Wein. (Georg ab.) Wo meine Knechte bleiben! Es ist unbegreiflich. Ein Mönch! Wo kommt der noch her?

BRUDER MARTIN (kommt).

Götz. Ehrwürdiger Vater, guten Abend! woher so spät? Mann der heiligen Ruhe, ihr beschämt viel Ritter.

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Martin. Dank' euch, edler Herr! Und bin vor der Hand nur 20 demüthiger Bruder, wenn's ja Titel seyn soll. Augustin mit meinem Klosternamen, doch hör' ich am liebsten Martin, meinen Tauf

namen.

Götz. Ihr seyd müde, Bruder Martin, und ohne Zweifel durstig! (Der Bube kommt.) Da kommt der Wein eben recht.

Martin. Für mich einen Trunk Wasser.

trinken.

Götz. Ist das euer Gelübde?

Ich darf keinen Wein

Martin. Nein, gnädiger Herr, es ist nicht wider mein Gelübde, Wein zu trinken; weil aber der Wein wider mein Gelübde ist, so 30 trinke ich keinen Wein.

Götz. Wie versteht ihr das?

Martin. Wohl euch dass ihr's nicht versteht. Essen und Trinken, mein' ich, ist des Menschen Leben.

Götz. Wohl!

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