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Historische Nachrichten

und

politische Betrachtungen.

über die

französische Revolution

von

Christoph Girtanner

der Arzneiwissenschaft und Wundarzneikunft Doktor; Herzogl. Sachfens
Kob. geheimen Hofrathe; der Königl. medizinischen Societäten zu
Edinburgh und zu London, so wie auch der literar. und
philoj. Societät zu Manchester Ehrenmitgliede,
u. f. io.

Neunter Band.

Mit einem Kupfer.

Illa vetus Gallia, quae quondam opibus, imperio,
gloria floruit, hoc uno malo concidit, libertate immo-
derata et licentia concionum.

CICERO.

Berlin 1795.

Bei Johann Friedrich Unger.

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Vorrede.

Der gegenwärtige Band ist vielleicht, in Rück

sicht auf die Größe, die Wichtigkeit und die Mannigfaltigkeit der in demselben erzählten Be gebenheiten, der interessanteste on allen. Die Folgen dieser Begebenheiten erstrecken sich auf Jahrhunderte hinaus. Um so viel mehr muß es dem Geschichtschreiber unverbrüchliche Pflicht feyn, Begebenheiten von solcher Art treu, wahr, und ohne Partheilichkeit zu schildern. Privat: meinungen sowohl, als andere kleinlichen Rück fichten, müssen ganz verschwinden, und er muß fich unaufhörlich, während er schreibt, durch sei ne Einbildungskraft um ein Jahrhundert weiter hinaus versehen, und aus diesem entfernten Ges sichtspunkte die Begebenheiten betrachten, die vor unsern Augen vorgehen. Ich habe mich bemüht dieses zu thun, und hoffe daß mir mein Bestre: ben nicht ganz mißlungen seyn werde. Von den, über die Ereignisse des zehenten Augusts in Frankreich, England und Deutschland, in Mens ge erschienenen Schriften, hat mir bei meiner Ausarbeitung keine einzige gefehlt, und außerdem bin ich noch von einigen meiner Freunde zu Pas ris mit handschriftlichen Auffäßen über jene gro Ben Ereignisse versehen worden: so daß ich mich im Stande befand, eine ausführliche Ges schichte des genannten wichtigen Tages zu schreis ben, welche bisher noch gefehlt hat.

In Rücksicht auf die gedat.

Quellen, de ren ich mich bedient habe, sei es mir erlaubt, noch einige Bemerkungen zu machen. Das der

nier tableau de Paris von Peltier ist das umständlichste und wichtigste Werk. Der Ver: fasser hat sich die Mühe genommen, eine außer ordentliche große Anzahl von glaubwürdigen Augenzeugen, über das, was sie gesehen hatten, zu verhören, auch ihre Zeugnisse mit einander zu vergleichen, und durch einander zu berichtigen. Aber Peltier ist ein wüthender Royalist, und alle Zeugen, die er verhört hat, sind Royalisten. Hiedurch wird sein Buch höchst einseitig, indem nichts in demselben erzählt ist, was der republi: kanischen Parthei zum Vortheile gereichen könn te, hingegen alles angeführt ist,

zum

7 was derselben welche eile gereichen kann. Die Thatsachen,

welche Peltier erzählt, find übrigens alle wahr, und er hat sich nicht erlaubt zu verfälschen oder zu erdichten. Peltier bleibt daher auf alle Fäls le dem Geschichtschreiber, der ihn mit historischer Kritik benußt, ein wichtiger und schäßbarer Schrift steller, wie elend auch sein übertriebenes Royalis stisches Raisonnement in unsern Ohren klingen mag. Bigot de Ste. Croix histoire de la conspiration du 10 Août ist ebenfalls ein wichtiges Werk, weil der Verfasser der einzige ist, der uns erzählt, was im Pallaste der Thuillerien vorfiel, wo er, als Minister, fich damals aufhielt. Das vortrefflichste Buch unter allen ist das Werk des Engländers Moore. Dieser erzählt, mit größter Unpartheilichkeit und Ge nauigkeit, alles, was er damals zu Paris vor gehen sah, und glaubwürdigen Personen er zählen hörte. Andere, weniger wichtige, Quel len übergehe ich: mit den angeführten hielt ich es für nöthig den Leser bekannt zu machen.

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Göttingen aner

20. September 1794.
Christoph. Girtanner.

Inhalt.

Achtzehnte Abtheilung.

Sefchichte der Entthronung und Einterfes rung des Königs.

Beweis daß die Häupter der Jakobiner eine Verschwörung gegen den König gemacht hatten, aus ihren eigenen Schrift ten. Stellen von Pethion, Louver, Barbarour, Briffot, Panis und Earra. Nahmen der Verschwornen. Frechheit, mit der fie die Verschwörung im Voraus ankündigten. Ber fchimpfung des Königs. Entfernung aller Linientruppen aus Paris. Verfuch auch die Schweizer zu entfernen. Der Pås bel wird gegen den Hof aufgewiegelt. Ungegründete Ge richte. Vorgebliche Vergiftung der Freiwilligen im Lager zu su Soifons durch gestoßenes Blas. Botschaft des Königs an die Versammlung, wegen bes Manifeftes des Herzozs von Braunschweig. Bethions schändliche Rede. Demous lins fonderbarer Vorschlag. Der geheime Ausschuß der Verschwornen versammelt sich. Die Marseiller müssen wäh rend der Nacht ihr Quartier ändern. Schrecken darüber im Schloffe. Schilderung der bedenklichen Lage, in wels Im cher sich der König befand. Plan des Hrm. la Fayette den

a von Paris Fen und nach Compiegne ju

bringen. Vorschlag den König nach Routen zu bringen. Der König weigert sich, in diese plane einzuwilligen. Pros Flamation des Königs. Der König macht im Schlosse Vers theidigungsanstalten. Debatten in der Versammlung über la Fayette, und Bossprechung dieses Generals. Wuch der Jakobiner hierüber. Gerüchte, welche die Jakobiner gegen den König verbreiteten. Edles Betragen des Königs dabei. Schändliches Betragen des Hrn. Pethion. Mitglieder der Nationalversammlung welche fich über die von dem Pöbel erlittenen Mißhandlungen beklagen. Unruhige Sihung der Nationalversammlung. Anstalten zur Vertheidigung, wel the im Schloffe gemacht wurden. Anstalten der Jakobiner zum Aufruhr. Beschreibung der Gegend um das Schloß des

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