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Vorwort.

Der verfasser dieser schrift ruht im grabe. Nur sechsundzwanzig lebensjahre waren ihm vergönnt. In voller kraft fiel er während einer waffenübung, zu der er als reserveoffizier einberufen war, einer epidemie zum opfer.

Pomeznys studien sind vorwiegend auf die deutsche und die neueren sprachen gerichtet gewesen. 1895 ist er auf grund der nachstehenden untersuchung hier zum doktor promoviert worden. Er wollte sie nochmals durchgehen und das geläuterte werk dem druck übergeben. Die ablegung der lehramtsprüfung, seine anstellung an einer mittelschule, das heimführen der braut füllten zeit und kraft und sinn der nächsten jahre aus. Und dann, am 19. September 1897 ereilte ihn der tod.

Da das thema der dissertation unter meiner leitung gewählt und bearbeitet worden ist, fühle ich das recht und die pflicht, die blätter nicht mit dem verfasser vermodern zu lassen. Es scheint mir ihr wert gross genug, manche unbeholfenheit des anfängers aufzuwiegen. Der verfasser wollte den stil dieser studie allzustreng von dem entfernt halten, den er als feuilletonist gewandt schrieb; im bewusstsein, dass gerade der stoff dieser untersuchung nur zu leicht in schönseligem gerede sich verflüchtigen könnte, wollte er die sache recht nüchtern angreifen und die unterlage für seine urteile trocken vorlegen. Und die absicht, gründlich zu sein, verführte zu umständlicher breite.

Das thema darf beachtung in anspruch nehmen. Mich wenigstens dünkt, dass die entwickelung des Grazienbegriffes im Deutschland des 18. jahrhunderts ästhetisches und litterarhistorisches interesse bietet. In der aus- und umbildung der sinnlichen vorstellung von den mythischen Grazien zum dichterisch beseelten anmutsvollen wesen vollzieht sich ein für die poetik lehrreicher vorgang. Was erst stilistischer zierat war, wird dem dichter schliesslich ein ästhetisch

und ethisch inhaltvoller begriff. Die verbindung zwischen dichtung und theorie ist hier besonders enge; wort und bedeutung, gestalt und motiv, kritische und phantasievolle erörterung des begriffes fügen sich ineinander.

Ein völliges ausschöpfen des themas war bei seiner art selbstverständlich nicht zu erreichen; in- und ausländische litteratur und besonders die bildende kunst könnten noch manches zugeben. Indess dürften die stimmführer richtig gewählt sein und nebenerscheinungen sich in die geschlossene reihe leicht einordnen lassen. Und diese reihe schliesst vor Schiller und W. v. Humboldt.

Es war so wenig möglich, alle, nach den hiesigen dürftigen mitteln gegebenen citate auf die besten ausgaben umzuschreiben, als den stil der schrift durchaus zu glätten. Kollege Werner hat freundschaftliche mühe darauf gewendet, wie er denn überhaupt das verdienst hat, die drucklegung durch sein fürwort bei dem herrn verleger zu ermöglichen. Kollege Spitzer hat das theoretische kapitel überprüft und berichtigt. Ich habe einiges ergänzt, mehr gekürzt, so wie ich glaubte, dass der verfasser selbst gethan hätte, wenn er nicht von vorschnellem geschick erreicht worden wäre.

Möge das buch dem namen Pomeznys in der wissenschaft ein gutes andenken erwerben.

Graz.

Bernhard Seuffert.

Inhalt.

I. Einleitung. Die Grazien bei Anakreon, in der Anthologie, Seite in der Litteratur des 17. Jahrhunderts

Anakreon s. 2. Anthologie s. 4. Opitz s. 7. Weckherlin s. 9.
Fleming s. 10. Renaissancepoesie s. 14: Anmut s. 14; Zier s. 17;
Schöne Seele s. 20. Galante poesie s. 24: Reiz s. 25; Grazien s. 28.
II. Die Entwickelung des Anmutsbegriffes in der Theorie des
18. Jahrhunderts

Gottsched s. 34. Breitinger s. 39. Bodmer s. 41 (vgl. 138, 238).
Shaftesbury s. 42. Hutcheson s. 47.
sohn s. 52; 88. Voltaire s. 55 (vgl.

Hogarth s. 49. Mendels-
185). Watelet s. 56; 63

(vgl. 185). Winckelmann s. 57 (vgl. 185). André s. 67 (vgl. 185).
L. v. Hagedorn s. 68. Burke s. 73. Kant s. 77. Home s. 80.
Lessing s. 83 (vgl. 146). Riedel s. 84. Sulzer s. 90.

III. Die Grazien in der deutschen Anakreontik des 18. Jahr-
hunderts. Hagedorn, Pyra, Gleim, Uz, Götz

Hagedorn s. 95. Pyra s. 100. Gleim s. 105. Bildkunst, Klotz,
Lippert s. 110. Uz s. 120. Götz s. 132. Thomson-Bodmer
s. 138. Lessing s. 146. Weisse 146.

IV. Wielands Grazien

Klopstock s. 147. Milton s. 148. Wielands Antiovid s. 148.
Frühling s. 153. Erzählungen s. 154. Schreiben von der Würde
eines schönen Geistes s. 155. Briefe von Verstorbenen s. 156.
Oden s. 157. Erinnerungen an eine freundin s. 159. Timoclea
s. 162. Sympathien s. 164. Theages s. 165. Cyrus s. 168.
Araspes s. 169. Don Sylvio s. 170. Komische Erzählungen
s. 172. Agathon s. 174. Idris s. 177. Musarion s. 179. Die
Grazien s. 183. Les Graces, Sammlung von Meusnier de
Guerlon: Pindar, Massieu, de la Motte, Gerstenberg, Roy, Meta-
stasio, Saintfoi, de Méré, Voltaire, Watelet, Winckelmann,
Zanotti, André, Dorat u. aa. s. 185.

V. Salomon Gessners Anmut. Joh. Georg Jacobis sittliche Grazie.
Herders Charis. Schluss

Charmides und Theone

Gessner s. 213. J. G. Jacobi s. 217.
s. 230. Bodmer s. 238. Herder s. 241. Schluss s. 242.

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