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D. v. Baur, D. Kern und D. Schmid,
ordentlichen Profefforen der Theologie.

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I.

Melanchthon und Tübingen. 1512-18..

Ein Beitrag zu der Gelehrten- und Reformations-Geschichte des sechszehenten Jahrhunderts

bon

L. F. Heyd, Stadtpfarrer zu Markgröningen, Mitglied des württembergischen Vereins für Baterlandskunde.

Eingang.

Die bedeutendste Epoche eines Individuum s sagt Gdthe, ist die seiner Entwicklung. Bei dem Menschen trifft sie gewöhnlich mit dem Jünglingsalter zusammen. Hier liegen die Ideale, jene Tråger aller edlen Thaten, und der aus überströmender Kraft entspringende Glaube an ihre Ausführbarkeit, hier liegt auch ein zum Kampfe herausfordernder Gegensatz mit der alternden Zeit, manchmal gesteigert durch eine Pedanterie der erziehenden Umgebung. Sind wir dann noch im Kreise von Jünglingen gleichen Alters, wie auf den Hochschulen, so giebt es immer welche, oder doch gewiß Einen, der unsere Ideale theilt, und uns zur Durchführung, oft der ge= wagtesten, ermuntert.

Göthe sprach wohl aus eigener Erfahrung. Die Geschichte der Genesis seiner Größe beweist uns, daß er in Straßburg schon der ganze Gdthe war. Das Gleiche läßt sich von Schiller sagen, als er die Academie verließ. Es würde aber noch bei vielen andern großen Månnern nachgewiesen werden können, wenn der Mensch in der Periode feiner Entwicklung auch nur recht im Stande wäre, sein Werden zu überschauen. Aber dieß I. Heft. Jahrg. 1839.

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geschieht gewöhnlich erst hintennach, oft sogar erst in dem Stadium der Abnahme. Die neben uns machen es nicht besser; weil sie noch nicht wissen, was einer wird, ist ihnen gleichgültig, wie er wird.

Fällt es aber schon schwer, einen solchen Mangel der Beobachtung wenige Jahre nach dem Tode eines croßen Mannes zu ergänzen, so vermehrt sich die Schwierigkeit, wenn Jahrhunderte dazwischen liegen, und die Vorzeit keine hinreichende Mittel zur Ergänzung anbietet. Doch der Mühe und des Dankes werth ist immer noch der Versuch, wenn er auch lückenhaft bleiben sollte, denn es giebt nichts Erhebenderes, als zu sehen, wie ein großer Mann wird.

Der Verfasser des gegenwärtigen Versuchs muß aber die Geduld seiner Leser sich voraus erbitten. Denn die Entwicklung Melanchthons ist mit so wenigen merkwürdigen und wechselnden äußeren und inneren Umständen verknüpft, daß der Reiz der Ueberraschung und der Genuß der Unterhaltung von selbst verschwindet. Es sind die Anfänge des Lebens eines Gelehrten, dessen wahre Größe nur vermittelst des Widerscheins der Gelehrsamkeit seiner Zeit und nächsten Umgebung recht begriffen, und nur in dem frühen, aber ebenso besonnenen, als kühnen Fortschritte des Wissens, so wie in einer höchst treuen, und dabei praktisch zweckmäßigen Anwendung desselben gefunden werden kann. Aber in der Entwicklungsperiode eines Mannes, der so frühe und so lange gelehrt und belehrt hat, wollen wir auch keinen andern Genuß suchen, als den der Belehrung ").

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Die benüßten Schriftsteller sind:

Corpus Reformatorum, edid. Bretschneider. Vol. I. 1834. II. 1835. III. 1856. 4o. Cont. Phil. Melanchtonis Epistolae, Praefat. cet. ab anno 1514-1540. (Aufgeführt mit C. R.)

Winshemii, Viti, Dr. Medic., Oratio in funere Mel. 21. Apr. 15560. Wittenbergae habita

Heerbrandi, Jac., Orat. in obitum M. 15. Mai 1560. Tubingae hab. - Vitteberg, Crato, 1560- 4%

1) Uebergang von Heidelberg nach Tübingen.

Die Universitätsstudien begann Melanchthon zu Heidelberg, dem väterlichen Heimat-Orte. Er inscribirte im Laufe des 1sten und erhielt das Baccalaureat im Laufe des 15ten Lebensjahrs (Jun. 1511), als er aber im 16ten die Magisterwürde nachsuchte, wurde er troß der inneren Tüchtigkeit als zu jungs auf Antrag einiger Stimmführer in der philosophischen Fakult tát abgewiesen 1). Da ihm dieß seine nächsten Plane durchkreuzte, auch der Aufenthalt in Heidelberg seiner Gesundheit

Beyde Reben finden sich abgedruckt in Orationes et Epitaphia et scripta, quae edita sunt de morte Philippi M. omnia cet. Vitebergae. MDLXI. 8o. Ohne Seitenzahlen.

Camerarii, Joachimi, de Vita Melanchthonis narratio, ed, Strobel. Halae. 1777.

Manlii, Joann., locorum communium collectanea, tum ex lectionibus D. Ph. Melanchthonis, tum ex aliorum virorum relationibus. Basil. Oporin. 1562. 8°. IIL Voll.

Ejusd. libellus medicus, ex plurimis Melanchth. et aliorum praelectionibus. Basil. 1563."

Schnurrer, Chr. Fr., Orationes, ed. Paulus. Tubing. Osiander. 1828. p. 45-58. De Philippi Melanchthonis rebus Tubingensibus,

1797.

Schott, Andr. Henr., memoriam Ph. Mel. meritorumque illius in artium liberalium et philosophiae studia recolit. 1817. 4o.

Melanchth. Declamat. werden nach der Ausg. von Nic. Gerbelius, Argentorati, MDLXIX. sqq. citirt.

1) Camerar. 13 - Die philosophische Facultät wollte späterhin den Fehler wieder gut machen. Denn als Melanchthon 1524 nach Heidelberg kam, schlug einer seiner früheren Commilitonen, nun Mitglied jener Facultät, der nachmalige Stadtpfarrer Brecht von Ulm vor, 'ihm einen silbernen Becher zu verehren, aus dem, protocollarisch aufgeführten, Grunde: ut, si fortassis per facultatem artium, cujus olim alumnus fuerat, in eo aliquid officii neglectus fuisset, id eo munusculo qualicunque resarciretur. Büttinghausen, Beitr. z. pfälz. Gesch). I, 40. Camerar. 92. k).

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